Leben und Vorsorge am Existenzminimum

  • In diesem Thread soll es nicht um Hartz IV Bashing oder ähnliches gehen, sondern Menschen, die eine mehr oder weniger lange Weile von Hartz IV (oder vergleichbaren Sozialleistungen) leben (mussten) können in diesem Thread ihre Erfahrungen erörtern, wie sie es trotz widriger Umstände schafften, eine Vorratshaltung aufzubauen.


    Kurze Erläuterung zu meiner "Hartz IV Zeit":

    Während meiner Schulzeit, meiner Wehrdienstzeit und meines Studiums habe ich mich nie wirklich damit befasst, Rücklagen bilden oder Vorräte zu anzulegen. Es war zwar immer irgendwie genug da, aber nie wirklich im Überfluss.


    Nach meinem Studium verbrachte ich zwei Jahre meines Lebens mit einem Stipendium an der Uni. Heißt: wenig Einkommen, mehr Ausgaben und am Ende kein Arbeitslosengeld I, weil keine Ansprüche erworben.

    Da ich nach Ende des Stipendiums keinen unmittelbaren neuen Job fand, hatte ich nach einem gut 9-monatigem Intermezzo mit einer anderen Stelle zwar immer noch keine Ansprüche auf Arbeitslosengeld I erworben, dafür noch weniger Rücklagen und sogar noch ein paar Schulden und verschiedene gesundheitliche Probleme on top. (Das werde ich gerne in einem separaten Thread nochmal erläutern, weil es durchaus Prepper-relevant ist, meiner Meinung nach)


    In Summe war ich etwa 1,5 Jahre auf ALG II angewiesen. Einziger Ankerpunkt in diesen gut fünf Jahren (2 Jahre Stipendium, 1,5 Jahre ALG II, 9 Monate Intermezzo-Job mit Schmalspurgehalt) war die Wohnung, die ich nach dem Studium bezog. Wohnzimmer, kleines Schlafzimmer und eine größere Wohnküche. Da ich alleine lebte, hatte ich zumindest in der Küche viel Stauraum. Und sogar einen kleinen TK-Froster.


    Wann immer es ging, kaufte ich im Supermarkt Angebote ein. Egal, ob TK oder Trockenware. Frisches Obst und Gemüse gab es meistens zweimal im Monat, wenn ich mal wieder bei der Tafel war. Das war dann aber teilweise so viel, dass ich alleine das gar nicht vor seiner Verderbnis sinnvoll hätte essen können.

    Da traf es sich gut, dass ich mich mit meinen Nachbarn sehr gut verstand. Wenn also Tafel-Tag war, kam das frische Obst und Gemüse aus meinen Beständen. In den Zwischenwochen gab es dann frisches Obst und Gemüse aus den Beständen der Nachbarn.

    Okay, vielleicht ein bisschen cheaten, aber als Prepper muss man auch sein Netzwerk pflegen und nutzen. 😉


    Neben Reis, Nudeln und dergleichen experimentierte ich auch mit verschiedenen Notrationen, die man käuflich erwerben kann. MRE zum Beispiel. Für den kontinentaleuropäischen Geschmack... nun ja eher gewöhnungsbedürftig.


    Trotz allem hatte ich an verschiedenen Konserven und Trockenware über die Zeit trotzdem Vorräte für gut und gerne drei Wochen. Das wurde auch regelmäßig getestet, wenn es mal Monate gab, wo am Ende des Geldes dann noch drei oder mehr Wochen übrig waren bis zum nächsten Zahlungseingang von der ARGE...


    So, das soll fürs erste reichen. Wird sicher noch ausgebaut werden.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

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  • Das ist ein Thema das mir auch am Herzen liegt. Und zwar Prepping mit schmalem Budget. Taugliche Ausrüstungsgegenstände für wenig Geld. Z.B. wer hat kauft sich was wo "Fjällräven" drauf steht. Wer nicht, muß mit "Engelbert Strauss" auskommen, usw.

    Zu Zeiten meines Studiums war auch häufig Ebbe in der Kasse und ich mußte sehen, wie ich über die Runden komme. In den Semesterferien, zu meiner Zeit, war folgende Übung angesagt, die ich insgesamt 7x durchgezogen habe: Wie macht man Urlaub und verdient gleichzeitig etwas Geld damit? Durch privaten Autoexport nach Westafrika. Man erwirbt hier in D einen abgerockten Wagen, ohne TÜV, möglichst ein Modell was dort gefragt war. Beispielsweise einen Peugeot 404, oder 504, Vergaser. Quer durch die Sahara, ohne Allrad, und sieht zu, das man den Wagen in Mali oder in Niger verkauft kriegt. Komplette Ausrüstung, inkl. Kfz.-Werkzeug, max. 20 kg, wegen dem Rückflug. Da mußte ich auch sehr genau darauf achten was mit kommt und was wieder mit zürück genommen wird. Irgendwann war dann schlagartig Schluß damit, da die Japaner schiffsladungsweise Corollas "Edition Afrique" nach Abidjan geschickt haben.

  • Taugliche Ausrüstungsgegenstände für wenig Geld. Z.B. wer hat kauft sich was wo "Fjällräven" drauf steht. Wer nicht, muß mit "Engelbert Strauss" auskommen, usw.

    Das ist für mich nicht nur ein Thema von Notwendigtkeit, sondern auch von Effizienz: Muss man für vielleicht zehn Prozent mehr Leistungsfähigkeit unbedingt gleich das Doppelte zahlen? Insofern finde ich den Ansatz auch für diejenigen interessant, die nicht unbedingt zum Sparen gezwungen sind.

  • Auch bei mir hat es eine Zeit gegeben wo ich nur mit H4 leben musste und das ging nicht nur ein paar Monate, sondern über 12 Jahre. Aber es kommt immer darauf an was man daraus macht. Rumsitzen und Däumchen drehen kam für mich nicht Infrage. Die Tafel kannte ich nicht, weiß auch heute ob ich da je was geholt hätte. Wohl eher nicht. Soweit war ich noch nicht. Habe normal bei Aldi oder Lidel eingekauft, der Rest kam aus einem kleinen Stückchen Land das ich mir organiesiert hatte. Hier und da auch mal einem Nachbarn geholfen soweit es meine morschen Knochen erlaubten und schon war für die nächsten Tage das Essen da. Selbst auch mal ein paar Schuhe oder eine Hose waren drin. Man braucht nicht viel, aber damit kam ich zurecht.

    Dann 2010 ins Münsterland gezogen und den Jackpot geknackt. Zumindest kam es mir nach dieser Duststrecke so vor. Zwar immer noch auf H4 angewiesen aber das Leben war wieder lebenswert. Meine heutige Lebensgefährtin hat da einen großen Anteil. Ich konnte fast so wieder leben wie vor meiner Scheidung.

    Wenn man alles verliert, Mutter verstorben,Familie, Haus und Hof durch Scheidung verloren, und die Welt über einen zusammenbricht, dazu noch in die H4 Falle tappt, weil man zu krank ist um zu arbeiten, aber zu gesund für eine Frührente, dann will man schier Verzweifeln.

    Ich habe Leute kennengelernt die daran verzeifelten, sich dem Suff oder Drogen hingegeben haben oder einfach Schluss gemacht haben, weil das Leben ihnen nicht mehr lebenswert war. Das kam bei mir aber nicht in Betracht. Hobbys, bei mir war es das Mittelalter, hat mich vor dem tiefen Fall bewahrt.

    H4 ist ein Übel, aber man kommt zurecht. Klar es ist nicht leicht, aber schon damals habe ich immer einen kleinen Notvorrat von etwa 14 Tagen in meiner Wohnung. Nur von Preppern hatte zu dieser Zeit noch nichts gehört, zumindest das Wort. Erst als ich ins Münsterland zog kam mir ein Bericht unter die Finger und kurze Zeit später hatte ich mich im HSP Forum angemeldet. Nun hatte ich etwas was ich sehr gut mit dem Mittelalter verbinden konnte, und H4 verlor seinen Schrecken. Vorratsplanungen konnten so nun realisiert werden, auch wenn ich meine Lebenspartnerin noch ein gutes Stück anschieben musste. Eigentlich hatte sie immer schon einen Gewissen Vorrat liegen so das ich nicht auf taube Ohren stieß, aber das was ich kannte und wiederhaben wollte war in der ersten Zeit doch etwas zu viel für sie. Ich kannte es auch nicht ohne Vorräte zu leben. Schon von Kindesbeinen hatten wir eine große Vorratskammer die alles aus dem Garten und der kleinen Landwirtschaft beinhaltete.

    Mein Fazit ist, das man sich auch mit H4 einen gewissen Vorrat an Lebensmittel anlegen kann. Was der einzelne draus macht ist jedem selber überlassen.

    Ein bisschen Kerativität gehört aber schon dazu.

  • Die Sonntagshose von heute ist die Arbeitshose von morgen.


    Mein Reiserasierapparat ist der alte, der zwar zupft, aber mit etwas Zähne zusammenbeißen noch funktioniert.


    Als Schwabe, und auch noch von dr Alb ra, steckt Sparsamkeit in den Genen, und ich meine, es auch erfolgreich an meine Nachkommen weitergegeben zu haben. Im Studium haben mir um die 200 Mark pro Monat gereicht, um davon alles außer Abendessen, Frühstück und Übernachtung zu zahlen. Zwei bis drei Monate Ferienarbeit waren ausreichend pro Jahr.


    Als das erste Gehalt kam, und die erste eigene Wohnung, habe ich die 1 1/2 Zimmer Wohnung unter anderem mit einem großen Regal ausgestattet, und da waren auch immer Sonderangebote drin.


    Ich habe/hatte gute Freunde aus der 68-er Bewegung, die den Tag hauptsächlich mit rumhängen, diskutieren, kiffen und Sex verbracht haben, ein paar Pamphlete gedruckt und mit dem Verkaufserlös von wenigen Mark über die Runden gekommen sind.


    Ich lebe jetzt zwar deutlich entfernt vom Existenzminimum, aber ich kann mich recht gut reinversetzen.


    Ich glaube, es gibt da ein paar Grundlegende Strategien, wie man mit wenig durch kommt.

    1. Klare Prioritäten setzen.

    Wer unbedingt jedes Jahr Urlaub auf Malle machen will, muss halt die billigste Salami vom Aldi futtern. Wer lieber mal Lindt statt Alpia isst, muss sich die Haare von seiner Frau/Freundin schneiden lassen... Man kann nicht alles haben, aber da geht es den Superreichen auch nicht anders.

    2. Alte Sachen nicht wegwerfen.

    Wie oben geschrieben: die guten Stiefel von heute sind die Arbeitsschuhe von morgen. Beim Kauf von Klamotten, auch wenn sie schön sind, gleich auf Qualität und Haltbarkeit achten. Wenn sie abgenutzt sind, sind sie immer noch tragbar.

    Meine "Schrottkisten" in der Werkstatt... da liegt echtes Geld drin, wenn ich mir vorstelle, dass ich wegen jedem Stück Holz oder jedem Blechstück zum Baumarkt Geld tragen müsste,...

    3. Gib getragene, aber noch brauchbare Kinderklamotten weiter, und sei nicht zu fein, welche anzunehmen, wenn sie angeboten werden!

    4. Auf jede Ehr gehört wieder eine Ehr! Sagte schon meine Oma.

    Wenn Dir jemand was schenkt, dann bedanke Dich und gib irgendwas zurück. Sei es etwas selbergebasteltes, einen Salat aus dem eigenen Garten kurz vorm Schießen, ein Gläschen Honig aus eigener Imkerei, ... ganz egal, nur nicht nichts!

    5. Flohmärkte oder heute die häufigen Kinderbazare nutzen!


    ... Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und ich glaube, das wichtigste ist die innere Einstellung. Aus der folgt alles andere.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Top...man sollte mal ruhig aus dem ganzen Überfluss in Richtung Einfachheit schauen....

    Selbst H4 ist nicht das Ende der Welt! Weit darunter leben wahrscheinlich die meißten Menschen dieser Welt...und sind oft nicht einmal unglücklich...


    Hier in D zumindest braucht niemand zu hungern, der es nicht will... (Die immer weiter aufgehende Schere mit sorge betrachtend)


    Mein Schlüssel zum "Erfolg" ist auf jeden Fall:

    -ländlich wohnen...also ab Kleinstadt in Richtung Wiese

    -gebraucht kaufen (unglaublich, was Leute alles an teurem Zeug für Peanuts weggeben)

    -sich auch mal die Finger dreckig machen!


    Seit 7 Jahren hat kein Handwerker unser Haus von innen gesehen, und

    keines unserer Autos eine Autowerkstatt von innen!


    Gruß EZS

  • Was ich mit ländlichem Vorteil meine.....


    Frag jemanden in deiner Nähe.... Er hat es....


    Macht mal einen Vergleich wie viele Leute du in der Großstadt nach

    - einem Überbrückungskabel

    - einer Motorsäge

    - 50eur

    - einem Autoanhänger

    - einer Sackkarre

    - Hilfe beim Anpacken fragen musst, und

    mach das mal in einer Kleinstadt oder einem Dorf...


    Ich wette im Dorf hast du nach dem 3ten Haus alles zusammen...


    In der Stadt......


    Gruß EZS

  • Endzeitstimmung

    Da kann ich in weiten Teilen zustimmen. In der Stadt wurde bei einer kaputten Sicherung im Auto der ADAC angerufen, gleiches galt für eine tot gestandene Batterie.

    Ich wette im Dorf hast du nach dem 3ten Haus alles zusammen...

    Da musste ich schmunzeln, das entspricht so sogar der Realität.

    NUNQUAM NON PARATUS

  • ....gleich kommt aber die Fraktion Proletariat, und wird behaupten

    Man kommt doch auch mit einem Streichel-Telefon, und selbst inzwischen ohne Girokarte bestens durch den Tag.....


    Die einzige Sorge ist eine freie USB Buchse zu finden...

    und ich muss gestehen...so unrecht hat auch diese Fraktion nicht...blendet halt völlig aus, dass irgendwer irgendwo dennoch Hand anlegen muss, damit all das funktioniert!


    Gruß EZS

  • Du vergisst dabei das viele in einer Zwickmühle stecken. Sie kennen nichts anderes als den Sozialstaat, und damit seine mehr oder weniger sozialen Geschenke. Viele können sich nicht mehr beschäftigen, wenn sie in H4 fallen. Dabei ist Arm bei uns nicht gleich Arm in Ländern der zweiten und dritten Welt zu vergleichen. Da fehlt die soziale Hängematte. Trotzdem reden wir hier von arm, weil der Lebensstandart eben höher ist als in den genannten Ländern, das dürfen wir hier nicht vergessen. Nicht umsonst ziehen Rentner die eine Rente haben der von H4, in Länder wo sie für ihr Geld noch vernünftig leben können und nicht wie hier auf Tafel und Sozialamt angewiesen sind. Ich glaube wenn der Staat nicht so massiv in Renten eingegriffen hätte, und endlich eine sozial verträgliche Rente für jedermann, wie in den Niederlanden einführen würde, würden die Menschen auch lieber in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und nicht die Notbremse ziehen und in einem Land leben wollen, wo sie die Sprache und das Umfeld nur bedingt verstehen. Sie müssen lernen ein völlig neues Leben zu leben. Einen alten Baum verpflanzt man nur ungern, meistens geht das schief und der Baum/Mensch stirbt.

    Ich habe das mit den Rentnern nur geschrieben weil ich zu denen gehöre die solch eine kleine Rente beziehen. Das liegt aber nicht daran das ich nicht genug einbezahlt habe sondern die Anpassungen über die Jahre sind immer geringer ausgefallen, oder es wurde ein Gesetz zur Anpassung verabschiedet, so das mir fast die Hälfte meiner Bezüge gestrichen wurde. Ohne dieser sogenannten Anpassungen würde ich heute bedeutend besser da stehen. Aber ich beklage mich nicht, man weiß sich ja zu helfen. Aber es gibt viele die das nicht können. Von wollen will ich hier nicht reden

  • Vieles ist auch eine Sache des "Willens" .

    Man muss schon seinen Arxxx hochkrigen wenn man was erreichen will.


    Rumjammern über Handwerkerrechnungen ect. macht den kaputten Krempel auch nicht heile,aber wenn man sich dann selbst beibringt und lernt kaputtes zu reparieren ist einem mehr geholfen als wenn man die schöne Zeit dazu nutzt um bei diversen Ämtern rumzubetteln doch eine neue Waschmaschine zu besorgen ect...


    Ich hab mir als ich jung war aus "der Not heraus" das Auto und Technik verstehen und reparieren selber beigebracht, seither habe ich keine grosse Hilfe mehr von dritten gebraucht.( Und sogar einen guten Job bei "den Gelben" an Land gezogen :)


    Es ist immer die Herangehensweise - wenn man es selbst versucht geht auch mal was schief,aber das ist ein Lerneffekt - im Umkehrschluss kommt ohne Versuche aber auch rein gar nichts raus :winking_face:


    Hilf Dir selbst - sonst hilft Dir keiner stimmt schon, ich würde das aber etwas einschränken - nach Wissen und Hilfe zu fragen ist keine Schande , da sind viele Leute auch eher bereit Hilfestellung zu geben als wenn man versucht die Kohle für die XY Reparatur zusammenzubetteln !


    Ich erinnere mich noch gut draran als ich in meinem Ausbildungsbetrieb den Meister gefragt habe ob ich bei meinem " Strich 8 Diesel" in der geheizten Halle den verreckten Motor umbauen darf (übers Wochenende)

    Der hat mir dann mit einem " Na,ob Du das auch hinkriegst" den Schlüssel gegeben,mir einen Werkzeugrolli hingestellt "dann mach Mal"

    Als dann am kommenden Montagmittag die Karre wieder lief,die Werkstatt nicht abgefackelt war und das Werkzeug geputzt und vollzählig zurückkam war der Respekt meiner Person gegenüber - als Abfallprodukt- auch ein Stück gewachsen ! Ab da wurde nie wieder über den "langhaarigen Bombenleger" gelästert...


    Für mich war es schon immer ein Thema dem allgegenwärtigen Konsum zu wiederstehen, es muss nicht immer das neueste,modernste,markenlastigste ect. sein.

    Vor jeder Anschaffung prüfe ich erstmal ob es nicht möglich ist etwas gebrauchtes / defektes zu erwerben und es dann nach eigenen Wünschen zu reparieren ect.

    Bzw. auch erstmal zu überlegen ob eine Anschaffung nötig ist / Sinn macht...


    ( Ich hadere seit Wochen mit mir selbst wegen einens 239.00€ teuren CAT-Outdoor-Handys, weil mein mittlerweile schon 5 Jahre altes Runbo X5 nicht mehr Updatefähig ist,das kommt einfach nicht mit den neuen Android Versionen klar - funktioniert aber ansonsten einwandfrei *grrr* )


    Wie macht man Urlaub und verdient gleichzeitig etwas Geld damit? Durch privaten Autoexport nach Westafrika. Man erwirbt hier in D einen abgerockten Wagen, ohne TÜV, möglichst ein Modell was dort gefragt war. Beispielsweise einen Peugeot 404, oder 504, Vergaser. Quer durch die Sahara, ohne Allrad, und sieht zu, das man den Wagen in Mali oder in Niger verkauft kriegt.

    Das ist ja lustig...Ich hab mir so immer meine Aufenthalte in Nordafrika ( Marokko) finanziert....

    2-3 alte abgeranzte Mercedes Diesel,Freunde die mitgefahren sind,Massenweise Werkzeug und Kleinteile,etwas Bakschisch für die Zollmöpse auf der Algeciras-Tanger Fähre und Fässerweise olles Frittenöl. Das war unser Rezept um im Er Rif-Gebrirge rauchbare Agrarprodukte für Pfennigbeträge zu geniessen und später dann irgendwo südlich von Agadir oder in El Aaiún in der Sonne zu liegen :)

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Die knappen Zeiten kenne ich auch!

    Mutter hat uns eine HALBE Knackwurst einkaufen geschickt (ja, das war in den 70ern möglich), jeder bekam dann ein Radl Wurst in die Mitte seines Butterbrotes und hat es nicht als Mangel empfunden sondern genossen:winking_face:.

    Hab mich als Arbeiterkind eines Alleinverdieners ab der Matura, die ich den Eltern verdanke, alleine hochgewurstel, Samstage im Buchhandel das Geld für die kommende Studentenwoche verdient. In der Mensa oder Kaffeehäusern konnte man stundenlang bei 1/8 Sodawasser im Warmen lernen und die Zeit zwischen den Vorlesungen vertratschen.

    Man kann laaange von Erdäpfel mit Butter oder Reis mit Knoblauch leben, beides mag ich heute noch!

    Ich genieße es zwar sehr, heute nicht mehr so auf den Groschen schauen zu müssen, hab die früheren Einschränkungen aber nicht vergessen.

    Daher komme ich mit der Mentalität mancher, alles sofort und gleich über teils völlige Überschuldung haben zu müssen, schlecht klar. Hab das leider im familiären Umfeld.

    Wirkt toll: Teures Auto, hübsche Kleidung, neueste PC/Handy, tolle Urlaube..., aber nichts davon gehört der Person. Unzählige Kleinkredite, einer deckt den anderen ab, hochstrapaziertes, schon zweimal gesperrtes Konto...

    Wie man so über seine Verhältnisse leben kann, die Person ist völlig beratungsresistent...

  • Ich lese hier mit grossem Interessse mit, wegen der kommenden Wirtschaftskrise wird dieses Thema einige von uns mehr als nur tangieren...

  • Ich lese hier mit grossem Interessse mit, wegen der kommenden Wirtschaftskrise wird dieses Thema einige von uns mehr als nur tangieren...

    Hallo zusammen



    Sehr interessantes Thema, aber wo fängt das Existenzminimum den an??


    Das sehen vermutlich nicht alle gleich.


    In diesem Thread soll es nicht um Hartz IV Bashing oder ähnliches gehen, sondern Menschen, die eine mehr oder weniger lange Weile von Hartz IV (oder vergleichbaren Sozialleistungen) leben (mussten) können in diesem Thread ihre Erfahrungen erörtern, wie sie es trotz widriger Umstände schafften, eine Vorratshaltung aufzubauen.

    Aber zurück zum Kern:


    Eine Vorratshaltung mit wenig Geld aufzubauen.


    - nach der Kartoffelernte, den Bauern fragen ob du die Reste, die liegen bleiben, aufsammeln darfst.

    - einen Gemüsegarten anlegen

    - Früchte ernten, gibt immer Leute wo froh sind wenn sie Abnehmer finden.

    - Dörren

    - Einmachen

    - Nähen lernen um wenigsten defekte Sachen zu Flicken


    - Kleinanzeigen lesen, es gibt immer Leute die Sachen Verschenken oder günstig abgeben


    Gäbe sicher noch weitere Möglichkeiten, ist aber meistens mit Arbeit verbunden.


    Ohne Fleiß - kein Preis.

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“

  • Vieles hängt mit dem Mindset zusammen. Ich komme familientechnisch aus der normalen Mittelschicht, insofern hab ich noch nie "wirklichen" Mangel empfunden, deshalb kann ich das Thema nur aus einer gewissen Distanz beurteilen da mit hier Erfahrungen fehlen. Was aber immer hilft ist:


    Geduld und Hartnäckigkeit

    Zielsetzung im kurzen zeitlichen Rahmen für Erfolgserlebnisse

    Zielsetzung im langfristigen Rahmen an denen man festhält

    Flexibilität

    Ständige Lernbereitschaft

    soziale Kompetenz/Kommunikationsvermögen


    Ich hab seit ich 14 bin gearbeitet, neben der Schule, neben dem Studium und auch sonst. Entweder für mich selber oder aber gegen Knete für Andere. Nimmt man sich selber vor (auch mit den damit verbundenen Rückschlägen) das Meiste alleine machen zu wollen und so wenig Hilfe von Außen wie möglich anzunehmen lernt man schnell die technischen Grundlagen was Renovierungen, Reparaturen etc. anbelangt. Das spart einem späterhin viel Geld bezüglich "Dienstleistungen" und eröffnet im Laufe der Zeit erstaunliche Nebenjobperspektiven die einem dann wieder Geld einbringen. Hat man gute Kommunikationsfähigkeiten und kann sich selber auch mal zurücknehmen hilft einem das auch bei Nebenjobs weil man unkompliziert ist. Setzt man die eigene Schwelle bei den "sofortigen" Bedürfnisbefriedigungen hoch an, gibt man seltener Geld für unnötige Sachen aus. Hat man Zielsetzungen für die ferne Zukunft und hält dran fest dann ist man eher bereit dafür zu sparen und die Wunscherfüllung ist dann auch befriedigender. Kauft und repariert man gute gebrauchte Gegenstände spart das ungemein. Aber man muss Willen und Einsatz zeigen auch viel arbeiten zu wollen. Das kann gerade im jugendlichen Alter (war bei mir so) doof sein, wenn die anderen in die Disko gehen und man selber sitzt als Wachmann in einem Obdachlosenheim, muss die Alkis draußen halten und hat wenig Geld für extrem nervige Arbeit. Oder jobben auf dem Bau in Teilzeit. Ich hätte immer Kotzen können wenn ich Stützsteifen in die oberen Geschosse schleppen musste. Man fällt am frühen Abend wie tod ins Bett aber man lernt durch die Kollegen sehr schnell wie Betondecken verschalt und gegossen werden, dann darf man bei den Eisenflechtern mithelfen und sieht worauf es ankommt etc. In den nächsten Schulferien hat man dann schon den etwas besseren Job und ein "Neuling" muss die Schlepparbeiten machen.


    Ich denke man kann auch heute noch viel in diese "weicheren" Bereiche rein gehen, mit der damit verbundenen Wissensaneignung und den damit verbundenen Erfahrungen und Entbehrungen kann man sich sehr stark machen und erfolgreich sein. Dinge wie z.B. der Erwerb eines Schrebergartens zur Nahrungsversorgung etc. Kommen dann im Laufe der Zeit von alleine wenn man ganz konsequent darauf hin arbeitet.


    Worin man sich selber auch mit der Zeit "schulen" kann ist der An- und Verkauf von Dingen. Sucht man sich hier ein eigenes "Fachgebiet" kann man zumindest immer einen kleinen Taler nebenher machen der dann das Leben erleichtert. Hier gilt insbesondere: der Gewinn liegt im Einkaufspreis. Ich hab z.B. über bestimmt 2 Jahre einen Großteil meiner Kosten für die Wohnung im Studium damit verdient das ich für Oldtimer Becker Mexiko Radios aus den USA gekauft habe und hier verscheuert habe. Absolute Nische die man dann aber erfolgreich beackern kann.


    Das Alles setzt aber voraus das es einem gesundheitlich gut geht und man auch einigermaßen psychisch gefestigt ist. Was ich mir extrem blöd vorstelle ist ein Problem in diesem Bereich was dann wiederum zu beruflichen Nachteilen führt und das wiederum zu pekuniären Einbußen. Da habe ich schon Leute in einen Teufelskreis reinkommen sehen wo es sehr schwer ist von Außen zu helfen das sie da wieder raus kommen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Das funktioniert natürlich auch, aber solange wir - zum Nutzen dieser Diskussion - den ALG2-Satz als Untergrenze definieren, reicht zeitiges Einkaufen, ein bischen Eigenarbeit und die Nutzung von Angeboten eigentlich völlig aus um über die Runden zu kommen. Wenn man dann auch noch nicht völlig hilflos ist, sollte das eigentlich passen...

    Aber bei den Meisten ist mit "Essensplan" und "Vorkochen" ja schon unbekanntes Terrain erreicht... :frowning_face:

  • Man darf bei all dem aber auch nicht die psychische Komponente vergessen, die einen großen Einfluss darauf hat, wie man sein Leben gestaltet.


    Ich habe das im engeren Familienkreis selbst erlebt:


    Ein Verwandter, von der Frau verlassen, kurze Zeit später den Job verloren, Zack Depression da. Kaum Energie für Jobsuche, dadurch nur Absagen bekommen. Er bekam immer mehr vermittelt er sei ein Versager. Vom Arbeitsamt, vom Freundeskreis der immer kleiner wurde und teilweise auch von der eigenen Verwandtschaft. Das klassische Unverständnis über psychische Krankheiten kam zutage, ihm wurde geraten sich einfach "zusammen zu reißen". Das ist für Menschen in so einer Situation aber nicht machbar.


    Hier resignieren dann viele Menschen und "existieren" nur noch.


    Und ihr denkt so jemand betreibt Vorsorge und zaubert sich ein gesundes Abendessen am Herd?


    Alleine in Österreich wird bei knapp 9 Mio Einwohnern von mehreren hundert tausend Menschen mit psychischen Erkrankungen in verschiedensten Ausprägungen ausgegangen. Depressionen gelten schon als Volkskrankheit und sind mit einem extremen Stigma behaftet. Geringverdiener sind davon überproportional betroffen, da sie auch keinen niederschwelligen Zugang zu einer Behandlung haben.


    Ein geregeltes Leben zu führen ist für Menschen mit psychischer Erkrankung extrem schwierig.

  • Aber bei den Meisten ist mit "Essensplan" und "Vorkochen" ja schon unbekanntes Terrain erreicht...

    Bei den Meisten ist schon Schluß, wenn sie ein Kochbuch aufschlagen und ein Rezept lesen.

    Weil sie außer Tüten aufreissen und Dosen öffnen nichts gelernt haben.

    Denen brennt sogar das sprichwörtliche Kaffeewasser an.


    Wir haben mal eine Zeitlang Kurse angeboten für Wirtschaften und Kochen mit geringem Budget.

    Da taten sich Abgründe auf.

    In meiner Naivität dachte ich, einige Tipps und Tricks würden genügen.

    Aber da mussten wir ganz unten bei den Basics anfangen, von denen wir dachten: Das kann und weiß doch Jeder.

    Das ging schon los, daß sie ein Rezept nicht umsetzen konnten, weil sie nicht wussten, was anschwitzen, blanchieren, angießen, usw. bedeutete.

    Es ging damit weiter, daß sie nicht wussten, daß man die Wäsche sortieren muss um Schäden zu vermeiden.

    Daß man nicht für jede Arbeit im Haushalt einen eigenen und teuren Reiniger braucht, man Lebensmittel, die das MHD erreicht hatten, nicht gleich wegwerfen muss, daß man nur einige gute Töpfe und Messer braucht um Kochen zu können und nicht tausend Küchenmaschinen..........

    All das wussten sie nicht.

    Eine junge Mutter kam total verzweifelt zum zweiten Abend. Ihre Mikrowelle hatte den Geist aufgegeben, für eine neue war kein Geld da und sie wusste nicht, wie sie ihrem Kleinkind das Gläschen warmmachen sollte.

    Fürs Kind selber kochen traute sie sich nicht zu, die Gläschen waren aber eigentlich viel zu teuer für sie.

    Naja, sie lernte es. Und auch, daß man Essen auch ohne Mikrowelle aufwärmen kann.

    Im Schnitt blieb die Hälfte der Teilnehmer bis zum Schluß bei der Stange, der Rest blieb irgendwann weg.


    Leider ist es wirklich so, daß ausgerechnet denjenigen, die am wenigsten Geld zur Verfügung haben, die Kenntnisse fehlen, um auf die teuren Fertiggerichte nicht angewiesen zu sein.

    Ein Teilnehmer meinte: Warum schicken uns die von der Fürsorge nicht zu so einem Kurs? Und geben uns das Geld dafür?

    ( Der Kurs war nicht kostenlos - denn was nichts kostet, ist nichts wert - aber er deckte nur unsere Kosten ab )

    Die Lebensmittel zum Kochenlernen bekamen wir gespendet und wir durften die Küche einer sozialen Einrichtung benutzen. Da lernten sie auch gleich, alles picobello zu putzen und aufzuräumen.

    Es hat uns großen Spaß gemacht, aber nach 2 Jahren war Schluß, weil es zu einem neuen Einsatzort ging.