Nürnberg: Fernwärmeausfall nach Kraftwerk-Großbrand

  • Ich kenne deine Ansichten dazu, dass jeder der nicht selbst vorsorgt schauen soll wo er bleibt. Diese Ansicht teile ich nicht.

    Nein, das ist es nicht.

    Aber wenn eine AG (also eine Kapitalgesellschaft) ein Problem verursacht, dann hat auch die AG für die Lösung zu suchen. Und nicht die Behörden. Falls die Probleme so groß sind, dass man sie nicht aus eigener Kraft lösen kann, kann die AG ja immer noch die Behörden um Hilfe bitten (z.B. wenn behördliche Anordnungen notwendig sind, ...).

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Wir sind es halt schlicht und ergreifend nicht mehr gewohnt, eine Raumtemperatur von unter 20°C zu haben.

    Die Zeiten ändern sich, man kann nicht alles auf die harten robusten Vorfahren zurückführen. Einem schwerbehinderten Menschen in einer auskühlenden Wohnung nützt es gar nichts, wenn ich ihm zurufe, "Früher hat man sich mit Eiswasser gewaschen und morgens im Winter hatte man Rauhreif auf der Bettdecke, vom eigenen Atem, stell dich nicht so an!" Denn mit den Errungenschaften unserer Zeit können viele Menschen mit Einschränkungen überhaupt erst ein selbstbestimmtes Leben führen.

    Ähm. Nein! Im Gegenteil: Das wäre das Signal, dass sich "der Staat" eh um jedes Wehwehchen kümmert. Das wäre für die Krisenvorsoge sogar absolut kontraproduktiv!

    Jein! Dass die Stadt in der Pflicht ist, ergibt sich aus der kommunalen Daseinsvorsorge. Ich muss mich als Bürger darauf verlassen können, dass die für mein Dasein wichtigen Infrastrukturen verfügbar sind und dass die Kommune bzw. die von ihr vertraglich verpflichteten Dienstleister alles in ihrer Macht stehenden tun, Ausfallzeiten zu minimieren. Dafür bekommen Staat und Kommune Geld von mir Bürger in nicht unerheblichem Umfang.

    In Wohngebieten mit Fernwärmeversorgung habe ich meistens auch ein baurechtliches Verbot von Einzel-Heizanlagen, die Abgaskamine benötigen. D.h. ein Fernwärmekunde hat in der Regel keine Alternativheizung, anders als auf dem Land in Bestandsgebäuden oder auch in Neubau-EFHs, wo man mit Kaminöfen etc. über all noch eine Rückfallebene hat.

    Insofern sehe ich die Stadt hier durchaus in der Pflicht, in diesem Fall den"Fernwärmeopfern" zu helfen und sei es durch Vermittlung von Hotelzimmern oder Bereitstellung von städtischen Notunterkünften.


    N-Ergie ist eine Aktiengesellschaft. Wenn, dann wäre das die Aufgabe der N-Ergie.

    Die ist vertraglich an die Stadt gebunden, vermutlich ist die Stadt sogar Mehrheitsaktionär (ehemalige Stadtwerke würde ich vermuten). Aufgabe der N-Ergie ist es, Wärme und Strom zu liefern. Die Nothilfe im Sinn der Daseinsvorsorge muss die Stadt organisieren, wie z.B. die Unterbringung der Betroffenen in beheizte Unterkünfte, s.o. Zumal die Region den Katastrophenfall ausgerufen hat, was ja eine rechtliche Wirkung hat.

    Dass sich Stadt oder die Betroffenen später mit Regressforderungen an die N-Ergie wenden können, steht außer Frage, denn die N-Ergie kommt ihren vertraglichen Pflichten nicht nach. Nutzungsausfall der kalten Wohnungen und Mehrkosten durch Hotelunterbringungen würde ich von der N-Ergie einfordern. Sobald feststeht, was die Ursache für den Brand war und sich dabei ein Verursacher findet, wird die N-Ergie die Ansprüche gegen diesen weiterreichen. Wenn z.B. ein Servicetechniker einer Fremdfirma nachlässig gearbeitet hat, wäre die Haftpflicht dieser Firma dann dran.


    Grüsse

    Tom

  • Nein, das ist es nicht.

    Aber wenn eine AG (also eine Kapitalgesellschaft) ein Problem verursacht, dann hat auch die AG für die Lösung zu suchen. Und nicht die Behörden. Falls die Probleme so groß sind, dass man sie nicht aus eigener Kraft lösen kann, kann die AG ja immer noch die Behörden um Hilfe bitten (z.B. wenn behördliche Anordnungen notwendig sind, ...).

    Klar wäre es ein feiner Zug (und gut fürs Marketing) wenn die Firma die Hotelzimmer zahlt. Aber es war ja ein Unfall, ganz unabhängig davon wer der Verursacher ist, gibt es ja nicht ohne Grund eine staatliche Krisenvorsorge, Katastrophenzüge, Behelfsunterkünfte, etc.


    Hier bräuchte man von alle dem kaum etwas. Man müsste nur niederschwellig Ersatzunterkünfte zur Verfügung stellen. Die meisten werden sie ohnehin nicht nutzen. Aber die aktuelle finanzielle Hürde führt dazu, dass Familien ohne Kohle in kalten Wohnungen sitzen, während andere die es sich leisten können ins warme Hotel ausweichen können. Das muss nicht sein.

  • Zitat

    In welches Hotel denn bitte? Ich denke in D ist derzeit coronamäßig, auf staatliche Anordnung hin, alles geschlossen? Und das wird wohl auch noch länger so bleiben? Von irgendwelchen notfallmäßigen Ausnahmen ist mir nix bekannt.

    In jeder größeren Stadt dürfte das eine oder andere Hotel für Business-Kunden geöffnet haben. Ich denke - nach allgemeiner Definition - dürfte Nürnberg dazugehören :)

    Die Stadt bietet ja offenbar entsprechende Infos an, aber ein Blick auf das eine oder andere Onlineportal dürfte auch entsprechende Ergebnisse bringen...

    Ein Doppelzimmer für 89 Euro fällt bei mir noch unter die allererste Stufe der "Notfallversorgung", also die EC-Karte bzw. die Bargeldreserve in der Winterjacke.

    Mein Tipp: Erstmal den Hintern warm halten und um's Geld wird dann später gestritten...

  • Zitat

    Klar wäre es ein feiner Zug (und gut fürs Marketing) wenn die Firma die Hotelzimmer zahlt.

    Ja, klar... So billige Werbung gibt's bei RTL oder dem Lokalradio nie wieder...

    Und jetzt erklär das mal dem Betriebswirt...

  • *** Das Wichtigste am 'Vorbereitet sein' kann man nicht in Taschen packen ***

    den Spruch finde ich gut.

    Gottes sind Wogen und Wind, Segel aber und Steuer, daß ihr den Hafen gewinnt, sind euer. (Gorch Fock)



  • Dass sich Stadt oder die Betroffenen später mit Regressforderungen an die N-Ergie wenden können, steht außer Frage, denn die N-Ergie kommt ihren vertraglichen Pflichten nicht nach. Nutzungsausfall der kalten Wohnungen und Mehrkosten durch Hotelunterbringungen würde ich von der N-Ergie einfordern. Sobald feststeht, was die Ursache für den Brand war und sich dabei ein Verursacher findet, wird die N-Ergie die Ansprüche gegen diesen weiterreichen.

    Die N-Ergie AG ist in nur Rohrnetzbetreiber an vorderster Front https://de.wikipedia.org/wiki/N-ERGIE und Inkassounternehmer bei den Endkunden. Die leiten das warme Heizungswasser vom Kraftwerk zu den Übergabezählstationen in den Häusern. Die Wärme wird erzeugt im https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Franken_I vom Eigentümer und Betreiber https://de.wikipedia.org/wiki/Uniper_Kraftwerke Das ist eine Ausgründung und Abspaltung von https://de.wikipedia.org/wiki/E.ON Diese wiederum wurde vor gut 20 Jahren aus dem Zusammenschluß von https://de.wikipedia.org/wiki/VIAG und https://de.wikipedia.org/wiki/VEBA gebildet. Auf Details jedweder Art zu diesem Firmenkonglomerat möchte ich nicht eingehen.

  • Ja, klar... So billige Werbung gibt's bei RTL oder dem Lokalradio nie wieder...

    Und jetzt erklär das mal dem Betriebswirt...

    Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Leute das irgendwie positiv sehen würden?


    Wer 14 Grad unerträglich findet, findet einen "erzwungenen" Hotelaufenthalt genauso unerträglich.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Die Zeiten ändern sich, man kann nicht alles auf die harten robusten Vorfahren zurückführen. Einem schwerbehinderten Menschen in einer auskühlenden Wohnung nützt es gar nichts, wenn ich ihm zurufe, "Früher hat man sich mit Eiswasser gewaschen und morgens im Winter hatte man Rauhreif auf der Bettdecke, vom eigenen Atem, stell dich nicht so an!" Denn mit den Errungenschaften unserer Zeit können viele Menschen mit Einschränkungen überhaupt erst ein selbstbestimmtes Leben führen.

    Wieviele Leute sind betroffen? 20.000?


    Wieviele davon sind so wie vor Dir beschreiben jetzt tatsächlich ernsthaft in Gefahr, wenn es bei denen daheim 5°C kühler wird? 100? (was machen diese Leute eigentlich im Hochsommer, wenn es mal 30 Grad hat? Hitze bringt hierzulande übrigens mehr Leute um als Kälte)


    Für die Härtefälle wird man sicher eine Lösung finden können. Ob für schwerbehinderte oder demente Leute das Einsperren in Hotelzimmer die beste Lösung ist überlasse ich anderen zu beurteilen. Den restlichen 19.900 sage ich sie sollen nicht rumheulen sondern sich halt mal 5 Tage lang dicke Socken und nen Pullover überziehen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • DIENSTAG, 09. FEBRUAR 2021

    Quelle: ntv


    An den Hilfsangeboten beteiligten sich demnach auch die Nürnberger Hotels. Bewohner der betroffenen Stadtteile können dort zu vergünstigten, darüber hinaus von der Stadt auch noch bezuschussten Preisen in Hotelzimmern unterkommen und damit für 40 Euro pro Nacht Zimmer bekommen. Es werde aber niemand gezwungen, seine Wohnung zu verlassen, sagte der Oberbürgermeister.

  • Ich würde den Senioren bzw. sonstig besonders Bedürftigen ein Heizkissen gratis überlassen, denn der Stromverbrauch dieser Teile ist erheblich geringer als der von Heizlüftern, und in Kombination mit einer Decke sollte das reichen.


    In meinem Schlafzimmer sind momentan +9°C, und wenn ich morgens in die Küche komme, etwa 16°C, das geht im Verlauf des Tages auf ca 18°C rauf.


    Daher halte ich 10-15°C für einige Tage für durchaus zumutbar.


    Je höher man das Level setzt, das man einfordern darf, um so unerfüllbarer wird die Sache. Wir haben nicht mehr Ressourcen dadurch. In dem Zusammenhang sollte auch mal erwähnt werden, dass die kräftigen jungen Männer mit Tagesfreizeit sich unterdurchschnittlich am Erbringen solcher Leistungen beteiligen, aber im Fordern weit vorne stehen.

  • Ich finde die Absenkung der Heiztemperatur auf 10-15 Grad in Horten und Schulen ein Unding. Da schickst Du bspw. Deine Kinder in die Notbetreuung, dass sie dann bei 10 Grad in der Bude bibbern - großes Kino. Würde mich interessieren, nach welchem Muster hier entschieden wird, wo die Absenkung i.O. ist und wo nicht. Warum senken wir nicht die Temperatur in Krankenhäusern auf 10 Grad? Das Coronavirus verbreitet sich nicht so schnell und es liegt eh jeder in einem Bett unter der Decke...


    Wer Ironie findet, kann sie behalten :)

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Wieviele davon sind so wie vor Dir beschreiben jetzt tatsächlich ernsthaft in Gefahr, wenn es bei denen daheim 5°C kühler wird?

    Nach den Angaben der Stadt Nürnberg kann die Fernwärmeversorgung die betroffenen Wohnungen nur noch auf 10-15 Grad temperieren. Mein persönliche Wohlfühltemperatur in Innenräumen liegt tagsüber (bei etwas körperllicher Aktivität) bei 19 Grad, Abends beim entspannt den tag ausklingen lassen, darf es dann schon 21 Grad sein. Im Schlafzimmer haben wir nachts immer ein Fenster gekippt, egal wie frostig es draußen ist. Entsprechend hat es dort auch mal einstellige Plusgrade, was wir als angenehm empfinden. Morgens im Bad will ich 20 Grad haben. Aber das ist meine persönliche Vorliebe.


    Ich kenne ältere Menschen, die frieren definitv bei 19 Grad in einer Wohnung. Das sind meistens sehr schlanke Personen, mit wenig "Reserven", niedrigem Blutdruck und geringer körperlicher Aktivität. Für diese Leute sind 10 Grad in der Wohnung tatsächlich gefährlich, friert man stark, wird man unkoordinierter, macht Fehler (Haushaltsunfälle, Verletzungsgefahr), erkältet sich usw. Meine 95jährige Nachbarin ist vor ein paar Jahren morgens in der kalten Wohnung (Holzöfen) beim Feuermachen gestürzt: Schenkelhalsfraktur. Klinikaufenthalt, Kurzzeitpflege, 7 Wochen nach dem Sturz verstarb sie im Pflegeheim. Eine nicht leider allzu seltene Karriere am Lebensende: Sturz in häuslicher Umgebung, Krankenhaus, Pflegfall, Tod innerhalb weniger Wochen.


    Mein Vater hat seine letzten Lebensjahre in seinem sehr warm temperiertem Haus verbracht. 23 Grad waren seine minimale Wohlfühltemperatur, eher 25 Grad (ich krieg jetzt noch bei der Vorstellung Schweißausbrüche) - die Gasrechnung entsprechend hoch. Alle Versuche, ihn auf 20 Grad zu bringen, waren vergebens.


    Man darf nicht nur von körperlich aktiven "Fitness-Preppern" ausgehen, die da in den Nürnberger Wohnungen sitzen, sondern von sehr vielen Älteren, deren eingeschränkter Grundumsatz eben zuwenig eigene "Hitze" produziert und die nun schlicht und ergreifend vor dem Problem einer Unterkühlung stehen. Und bei denen wird es eben nicht "5° kühler", sondern von z.B. 22 Grad auf 10 Grad richtiggehend kalt.

  • Ja, und meine Oma ist seinerzeit im Sommer beim Feuerholz machen gestürzt und hat ein ähnliches Schicksal erlitten ( drei Wochen Krankenhaus, Lungenentzündung, ebenfalls daran gestorben).

    Damals war sie 68. Mein Vater ist Inzwischen 71, immer noch am Leben, macht vermutlich genau in dieser Minute ebenfalls Feuerholz (weil gerade ein Baum im Garten herum liegt, der aufgearbeitet werden muss) und schläft diese Nacht wie auch jede andere bei gekipptem Fenster.


    Was lernen wir daraus? Nix. Weil Anekdoten halt nur bedingte Aussagekraft haben.


    Tatsache ist, dass die Situation weit weg davon ist, als dramatisch bezeichnet zu werden.

    Durch Wegschalten von Bürogebäuden in der Nacht und der Tatsache, dass ab heute mobile Heizaggregate im MW-Bereich installiert werden, ist ja die Situation weitgehend unter Kontrolle.


    Wer 15°C in der Wohnung unerträglich findet, muss halt die 40€/Nacht in die Hand nehmen und in ein Hotel ziehen. Oder für ein paar Tage zu Verwandten. Oder tagsüber ins Büro ( da wird kaum ein Arbeitgeber nein sagen).


    Ist die Situation für die Betroffenen angenehm? Nein.

    Ist das auch nur ansatzweise eine echte Krise oder sind Leib und Leben in Gefahr? Auch nein.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Maresi: Du hast vollkommen recht, eine katastrophale Situation ist das vorerst noch nicht, für die meisten eher ein Komfortproblem. Aber halt nicht für alle. Und ich tu mich schwer damit, lässig über solche "Einzelschicksale" hinwegzugehen, das ist wie einem Depressiven aufmunternd auf die Schulter zu klopfen und ihm zu sagen: "Das wird schon wieder, stell dich nicht so an."

    Und eine Kommune hat nunmal Verantwortung für ihre Bürger, speziell für die Schwächeren.


    Welche Lehre kann man daraus ziehen?

    Ich würde mir bei Fernwärmeversorgung meiner Wohnung einen Ölradiator in die Besenkammer stellen. Damit bekomme ich ein Zimmer problemlos temperiert. Dann hat man eine "Wärmestube" und einen Stromverbrauch von 2kW pro Wohnung sollten die Stromnetze verkraften.


    Grüsse

    Tom

  • Hat die bereitgestellte Temperatur der Fernwärme in der Realität überhaupt etwas mit der tatsächlichen Temperatur im Wohnraum zu tun? Stichwort Wärmedämmung und Co.

  • Ben: da müsste man die Wärmeflüsse bilanzieren: wieviel Energie verliert die Wohnung über ihre Hülle und wieviel Energie liefert die Heizung. Wenn der Verlust pro Zeiteinheit höher ist als die Zufuhr, dann wird es trotz Heizung kälter in der Bude. Deswegen ja auch der Hinweis der Stadt, möglichst wenig zu lüften, um die Wärmeverluste gering zu halten.


    Nach dieser Seite kann man von folgendem Bedarf an Heizleistung pro Quadratmeter Raumfläche ausgehen, um bei -10 Grad Außentemperatur innen 20 Grad zu erreichen:

    Altbau ungedämmt: 150W/m²

    Neubau gedämmt: 100W/m²


    Die Leistungsabgabe eines Heizkörpers wird durch die Vorlauftemperatur bestimmt. Nach EN442 gibt man die Leistung eines Heizkörpers bei 75 Grad Vorlauf- und 65 Grad Rücklauftemperatur an. Hat man niedrigereTemperaturen, ergibt sich bei identischem Volumenstrom eine entsprechend geringere Leistungsabgabe.

    Beispiel: ein Heizkörper hat (bei 75/65 Grad) eine Leistung von 900W. Dann hat er bei 70/55 Grad noch 725W und bei 55/45 Grad noch 464W


    In Nürnberg hat man nun sehr wahrscheinlich die Vorlauftemperatur gedrosselt (oder den Volumenstrom, d.h. die Geschwindigkeit des Heizungswassers in den Rohren) und die Heizkörper in den Wohnungen geben daher entsprechend weniger Leistung ab. Wie warm man nun die Räume in einer Wohnung bekommt, hängt nun davon ab, wie großzügig die Heizkörper dimensioniert sind und wie die Wärmeverluste sind: ein Eckzimmer mit zwei Außenwänden hat höhere Wärmeverluste, als ein Zimmer mit nur einem schmalen Anteil Außenwand oder als ein fensterloses Bad "mitten im Gebäude" ohne Aussenwände.

  • Ich habe nur auf die Schnelle nach einer Grenze gesucht, ab wann eine Wohnung nicht mehr als bewohnbar gilt.


    Dementsprechend schon eine Zumutung Menschen in (rechtlich gesehen) unbewohnbaren Wohnungen zu belassen, anstatt ihnen kostenlose Ersatzunterkünfte zur Verfügung zu stellen.


    Lt. Stadt Nürnberg wurden 1.100 Hotelzimmer "akquiriert". Scheinen also offen zu sein.

    Vielleicht gelten in D auch beim Ausrufen der "Katastrophe" andere Gesetze..
    möglicherweise wäre es bei uns in AUT auch so.. entscheidet einmal wer für ein Gebiet die Katastrophe auszurufen wird die Einsatzleitung der Behörde übertragen - greifen hier Regelwerke die über die CoVID-Maßnahmen "drüberbügeln"? :grinning_face_with_smiling_eyes:

  • Ich finde es faszinierend, wie selbst hier im Forum ein und die selbe Lage einmal als "Katastrophe" und einmal als "Sei kein so ein Baby!" einsortiert wird...


    Dazu eine Geschichte aus einem Museum in Bergün:

    Pass und Bahnhof waren irgendwann in den 60ern so verschneit, dass es mehrere Tage nicht möglich war, Autos auf den Zug zu verladen.

    Ein ganz verzweifelter Deutscher meint zum Bahnhofsmeister "Wenn ich nicht spätestens morgen über den Pass komme, dann ist das eine Katastrophe".

    Die Antwort des Schweizers: "Das ist keine Katastrophe. Eine Katastrophe ist es, wenn wir nichts mehr zu essen haben. Aber zur Zeit haben wir noch genug."



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • tomduly: Danke!


    Ergänzen sollte man noch, dass die Wärmestrahlung mit der dritten Potenz zur Temperaturdifferenz zunimmt (Absoluttemperatur in K, nicht in °C).


    Damit muss man nämlich die Durchschnittswerte vom Energieausweis relativieren: Ein gut gedämmtes Haus hat an der Außenseite nur eine unwesentlich höhere Temperatur als die Außentemperatur.

    Bei schlecht gedämmten Wänden (für Fenster gilt natürlich das genau so) hingegen ist die Außenseite vergleichsweise warm.

    Sinkt jetzt die Außentemperatur in der Nacht stark ab, verliert das schlecht gedämmte Haus wesentlich mehr Wärme.


    Umgekehrt: Je kühler die Raumtemperatur, desto mehr Wärme wird vom Radiator abgegeben. Dennoch wird es in einem gut gedämmten Haus wärmer sein als in einem schlecht oder gar nicht gedämmten.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.