Unwetterwarnungen

  • Bei uns hat sich in einem Ortsteil letzten Donnerstag allein durch Regen ein See gebildet - über einer Doline, die das Wasser nicht mehr schlucken konnte. Da sich dort auch die Pumpstation der Abwasserentsorgung befindet und diese knapp 1m geflutet wurde, war die Situation kritisch. In der Mitte des "Sees" war die Wassertiefe ca. 8m. Man befindet sich hier an der tiefsten Stelle der Ortschaft und man hatte das Problem: "Wohin mit dem Wasser?" Es ging dann nur mit Hilfe des THW, das mit zwei großen Schmutzwasserpumpen (5m³/min) eine ca. 1.000m lange Schlauchleitung über 80m Höhenunterschied betrieb, um das Wasser hinterm Ortsende ins freie Gelände zu pumpen. Geschätze Wassermenge "mehrere tausend Kubikmeter".


    Unser Ortsteil blieb weitgehend von Überflutungen verschont, hier wurden nach einem doppelten Starkregenereignis (innerhalb 2 Wochen jeweils 20 vollgelaufene Keller, teilweise bis zur Decke) aufwändige Hochwasserschutzmassnahmen entlang einer Bundesstrasse durchgeführt, die sich nun im Ernstfall bewährt haben.


    Das Thema "Starkregenschutz" ist momentan bei allen Kommunen bei uns ganz oben auf der Tagesordnung. Die Ereignisse kommen leider schneller, als sich das Bewusstsein für diese Bedrohung entwickelt. Wir werden in der Landschaft um Wohnbebauung herum vermutlich Entwässerungsgräben und definierte Überflutungsbereiche brauchen. Hausbesitzer sollten sich Gedanken machen, wie sie das Regenwasser von ihren Dachflächen und Hofeinfahrten in Zisternen puffern können. Wenn jedes bebaute 500m²-Grundstück mit einer 5m³-Zisterne ausgestattet wäre, nähme das, auf ein Wohngebiet oder eine Ortschaft bezogen, ganz erheblich Druck aus den Ableitungssystemen, bei 100 Häusern sind das schon mal 5.000 Kubikmeter Regenwasser, die erst mal zurückgehalten werden und erst zeitverzögert in die Kanalisation gelangen. In Australien plant man Wohngebiete schon mit verbindlich vorgeschriebenen Zisternen. Und mit Blick auf Dürresommer ist es auch kein Fehler, etwas Wasser auf jedem Grundstück in Reserve zu halten (Gartenvewässerung, Grauwassernutzung, Löschwasser).


    Grüsse

    Tom

  • Korrektur: 5m³ mal 100 Grundstücke sind 500m³ nicht, 5.000m³ - kann den Beitrag nicht mehr editieren (obwohl der Bearbeiten-Button noch aktiv ist).

  • Aktuell aus Hagen (Hohenlimburg), ca. 15 km von mir entfernt


    Regenfälle mit 120-210 l/qm

    Einige Ortsteile ohne Strom, da dieser vorsorglich abgestellt wurde um weitere Schäden zu verhindern (derzeit 30 Ortsnetzanlagen).

    Das sieht wirklich schlimm aus und gg. 15.00 soll es massiv weiterregnen.

    Habe vorhin mit Freunden telefoniert, die dort wohnen. Dem einen hat’s die halbe Auffahrt komplett weggespült.

    Fotos später.

  • Momentan ist es als Hausbesitzer sicher nicht verkehrt, einige Schalungsbretter und Sandsäcke (Sand kann man eh immer brauchen) zur Hand zu haben; und sei es nur um einen kleineren, überlaufenden Bach etwas umzulenken, oder Lichtschächte abzudichten.

    Ich bin mir natürlich bewusst, dass das nicht unbedingt sehr weit reicht, aber es entsteht auch Schaden wenn das Wasser nur knapp knietief daher kommt.

    Auf jeden Fall hat die eigene Sicherheit oberste Prio.

    Material kann man ersetzen, sein Leben nicht.

    Stay safe! WTG

    Die Party ist vorbei!

  • Einige Ortsteile ohne Strom, da dieser vorsorglich abgestellt wurde um weitere Schäden zu verhindern

    Das ist ein wichtiger Hinweis, da der Strom bei Überflutung zur Sicherheit der Einsatzkräfte öfter mal abgestellt werden muss: die eigene Tauchpumpe oder der flachsaugende Allessauger funktionieren dann nicht! Wer sich selbst helfen möchte, braucht dann eine Wasserpumpe mit Benzinmotor.

    Wenn es so geht, wie vorletzte Woche in Reutlingen Bekannten von uns passiert, ist das die letzte Rettung. Die hatten kniehoch Wasser im Keller und riefen bei der Feuerwehr an. Der Disponent fragte nur: "Wie hoch steht das Wasser? Ah, kniehoch. Dann müssen Sie sich selber behelfen, jetzt sind erst mal die komplett vollgelaufenen Keller dran. Auf Wiederhören."


    Ich hab mir schon vor einigen Jahren eine China-Benzinmotorpumpe angeschafft, dazu ein paar Meter C-Schlauch und ein Strahlrohr. Passt mit allem Zubehör in eine Mörtelwanne bzw. einen Fahrradanhänger. Man sollte die Benutzung so einer Pumpe aber vor dem ersten echten Einsatz geübt haben, damit es keine Überraschungen gibt:

    - Der Durchsatz so einer Pumpe mit 6,5-PS-Motor ist ganz ordentlich, unsere schafft theoretisch 36m³/h ohne Höhenunterschied und max 3,2bar, also 32m Höhenunterschied. Den Auslaufschlauch einfach irgendwo hinlegen ist nicht. Der entwickelt ein ziemliches Eigenleben. Am besten hat man am Schlauchende noch ein kurzes Rohrstück, damit man den Schlauch bzw. das Rohr mit einer draufgelegten Betonplatte fixieren kann oder z.B. an einem Brückengeländer mit Draht/Kabelbinder festmachen kann.

    - Vor dem Start des Motors muss der Saugschlauch mit Filterkorb im Wasser hängen und man hat z.B. mit einer Gießkanne das Pumpengehäuse mit Wasser vorgefüllt (Schraubdeckel auf dem Pumpengehäuse). Dann startet man den Motor und sobald der läuft, kommt nach kurzer Zeit das Wasser, d.h. der Auslaufschlauch muss schon da liegen und festgemacht sein, wo man das Wasser haben will.

    - Der Benzinverbrauch bei Vollgas liegt bei 2,5l/h, das sollte man einplanen. Ich habe dafür zwei 5l-Kanister ASPEN4T-Benzin eingelagert, also 4h Volllastbetrieb bzw. ca. 120m³ Wasserförderung. Danach dürfte die Pumpe bzw. die Gleitdichtung zwischen Motorwelle und Pumpengehäuse vermutlich auch hinüber sein. Will man was dauerhaftes, muss man sich nach einer japanischen Koshin-Pumpe mit Honda-Motor umsehen, aber die kosten das Zehnfache der Chinapumpen.

    - Man sollte die Wassermengen abschätzen können, die man aus dem Haus pumpen will: hat man 50m² Kellerräume mit 50cm Wasserstand, sind das 25m³ Wasser. Bei 100m² Raumfläche und 1,5m Pegel hat man es schon mit 150m³ zu tun, da muss man sich überlegen, wo man das Wasser hinpumpt, um nicht an der Auslasstelle für Erosoionsschäden zu sorgen.


    Grüsse

    Tom


    Benzin-Motorpumpe.jpg

  • Scheiße!!! :face_screaming_in_fear: Wie preppt man für sowas? Eigentlich gibt's da doch bloß eins: wegziehen in eine Gegend, die geschützter ist vor Hochwasser. Oder?

    Fast gar nicht. Im Prinzip braucht es ein Unwettervorwarnung, damit man seine Fahrzeuge sicher woanders hinstellt. Die Frage geht das immer? Dann sind die Schäden am Haus und Hof riesig. Die Keller kann man entsprechend Fliesen und die Sachen in wassersichte Boxen verpacken. Die Fenster mit Gittern versehen, damit nicht allerlei großes Geröll hineingespült wird. Sonst ist man im Prinzip am Arsch.

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Auch ein Starkregenszenario sollte man zunächst im Kopf stattfinden lassen:

    Was passiert, wenn alles Dachrinnen, Gullies, ACO-Drain-Rinnen, usw. zur Deko werden, und überflossen werden, also versagen? Wo kann das Wasser hin, wenn das Haus zum Berg hin, wie ein Staudamm dasteht? Wo läufts mir bei Starkregen rein? Hab ich in diesem Bereich genug Gefälle, damit das Wasser außen herum fliessen kann, oder krieg ich es über Lichtschächte, Kellerausgänge, Türen, etc. ins Haus rein? Sind meine Rückstauverschlüsse im Kanalsystem 1. vorhanden, wo nötig, und 2. intakt? Wann war die letze Wartung? Sind bei motorgetriebenen Rückstaugeräten noch taugliche Batterien drin? Häufig leiden diese Geräte auch unter ihrer defektanfälligen Elektronik! Wasser und Platinen sind halt keine gute Kombination. Sowas hier: https://www.kessel.de/de/R%C3%…-100--freiliegend/p/84100

    Vorgeschriebene Wartung (Textauszug aus https://assets.kessel.de/man/orig/010-842e_924.pdf) :

    "Monatliche Inspektion durch Betreiber: Sichtprüfung des Rückstauverschlusses auf Dichtheit. Manuelle Prüfung auf Beweglichkeit des Notver-schlusshebels. Betätigen der Taste "Klappe". Wartung muss halbjährlich durch fachkundiges Personalerfolgen. Schaltgerät: Batteriewechsel etwa alle 24 Monate, bei Bedarf auch früher".

    Dann in gefährdeten Gebieten überlegen: Wo gibts die nächsten Hochpunkte in der Gegend. Kann ich da mein Auto rechtzeitig hin verschaffen, wenn nötig? Oder besser gleich dort abstellen? Es gibt z.B. im geoportal.bayern.de eine ganze Reihe von Karten zum Thema Hochwasser. Sicherheitshalber immer noch mindestens 1 m in der Höhe zugeben. Das Hochwasser kennt ja diese Karten nicht.

    Die Vielzahl der Punkte, die da alle zu bedenken sind, würden dem Umfang so eines Threads sprengen.

    Deshalb macht das jeder mal für sich:

    Einen Rundgang um seine Hütte - Was passiert bei 80 Liter/m2 in wenigen Minuten - Was zerdepperts mir bei Golfballhagel - Hab ich eine LKW-Plane groß genug für mein Dach, wenn alle Ziegel im Garten liegen?



  • Tsunami kann auch in absolut hochwassersicheren Gegenden vorkommen:

    Das geht so: Neubausiedlung mit Einfamilienhäusern in Hanglage. Nachbar kauft sich für lau, beim Praktiker, so einen Plastikpool mit 6 Meter Durchmesser.

    In der Beschreibung steht, das das Teil auf ebenem Grund aufgebaut werden soll. Das geht nicht so einfach, da Hanglage. Also bauts der Nachbar einfach auf die schräge Wiese. Beim Füllen gehts so bis etwa 3/4 voll, dann tuts einen Knall und das Wasser entlädt sich mit einem Schlag, weil die Seitenwand des Pools zusammengebrochen ist. Der unterhalb gelegene Nachbar kriegt seinen neu angelegten Steingarten komplett in die Garage, und die anliegenden Kellerräume reingeschwemmt. Zum Glück war kein Auto drin und das Tor war offen. Aber ca. 1 m Schlamm im Keller ist auch kein Spaß. Grundlage für ein gut nachbarschaftliches Verhältnis, beim gemeinsamen Rausschaufeln der Erde aus dem Keller.

  • Ich laufe seit ner Stunde auf Notstrom. Hier geht fast nix mehr. Ganze Teilgebiete werden mit und mit vom Strom genommen. Ganz schöne Schitte


    LG Jürgen

  • Ja wegen Hochwasser. Komplettes E- Werk ( mein ehem. Arbeitgener ) unteres Geschoss bis Tischkante unter Wasser.Umspannanlage sind einzelne Bereiche vom Netz genommen, weil die halbe Stadt volle Keller hat

  • So, unseren Ort hat es nun auch erwischt...


    Wir haben jetzt 3 Stunden mit 10 Leuten Wasser gescheppt um das Eindringen desselben in die EG Wohnung unserer Nachbarn (im Urlaub) zu verhindern. Erfolgreich!


    Kleine bautechnische Veränderungen an den Regenrohren am Haus inbegriffen 😁


    Dazu noch Keller entwässert und fleißig gewischt.


    Jetzt reichts....Bier auf...Feierabend.


    Morgen Baumarkt und einige Dinge ergänzen...Mann lernt nie aus.

  • Guten Abend,


    mir wurde von einem Hausbesitzer berichtet, der beim Pfingsthochwasser 20xx in den Keller marschiert ist, diesen mit Leitungswasser geflutet hat und sich währenddessen - soz. flankierend - mit Weizen / Weissbier selbst geflutet hat. Die wohnten am gleichen Fluss wie wir, nur halt 100 km flußabwärts. Bei uns ist ein Ortsteil abgesoffen, allerdings durch Grundwasseranstieg, da bedingt durch das Hochwasser der eigens für derartigen Szenarien (Schneeschmelze in den Bergen) gebaute Stausee übergelaufen ist.

    Die Unterlieger hatten also ein bis zwei Tage Vorlauf vor dem Volllauf.


    Stramme Nummer, die 🥚 muß man erstmal haben, kommt kein Wasser bist der Depp, kommt Wasser, ist dein Keller zwar auch nass, aber mit sauberem Wasser.


    Und eigentlich muss er ja immer nur ein paar cm über dem Hochwasser füllen.


    Schönen Abend, Transalp

    Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum!

    2 Mal editiert, zuletzt von transalp ()

  • Bei uns in der Umgebung sind die Feuerwehren im Dauereinsatz. Ein Stadtteil wurde gesperrt und wird evakuiert, da ein Bach und ein Fluss über die Ufer getreten sind. Gas und Strom wurde von den Stadtwerken abgestellt. Notunterkunft ist eine Turmhalle. In der ganzen Umgebung laufen Keller voll, und Bäume stürzen um. Mal gucken ob mein Arbeitgeber mich morgen Amtshilfe leisten schickt. Es wird auch überlegt Talsperren in der Umgebung ablaufen zu lassen, da diese sonst überlaufen. Was dann mit den Anwohnern an den betroffenen Bächen und Flüssen passiert, will ich mir garnicht ausmalen.

  • ier werdeen ganze Ortschaften evakuiert, da mehrere Talsperren überlaufen an den Staumauern


    Jürgen DK4BU

  • Wir werden in der Landschaft um Wohnbebauung herum vermutlich Entwässerungsgräben und definierte Überflutungsbereiche brauchen.

    Für mich aus Norddeutscher Sicht liegt da die Idee nahe das man zukünftig bei Neubauten die Häuser auf Warften stellen sollte. Das hat sich seit Jahrhunderten im Küstenbereich und auf den Halligen bewährt.

    So wie sich die Wetterextreme ausbilden werden sind wohl Keller und Tiefgaragen ect. keine gute Lösung mehr.

    Selbst wenn man beim Hausbau durch eine Warft nur 1.5 - 2m rausholt ist man der Umgebung schon einiges vorraus !

    Und von den Kosten her sicherlich günstiger als ein Keller zu erstellen.

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Man wird sicher baulich viel verändern müssen, wobei mich Warften als Konzepte fürs Binnenland nicht ganz überzeugen. Auf dem Feld passiert auch schon sehr viel. Neue Baugebiete weisen heute deutlich größer dimensionierte Regenrückhaltebecken als früher auf. Dazu kommen viele andere Konzepte, die mit ganz unterschiedlichen Lösungen zur Regenrückhaltung arbeiten. Da habe ich Entwürfe gesehen, die von etwas architektonisch-versponnenen Sachen (Spiel- und Sportplätzen in Wohngebieten, die bei Bedarf zu Seenlandschaften werden) bis ingenieurig-handfest (Regenrückhaltekonzept für den geplanten DB-Cargohub bei Kaiserslautern) reichen. Das Problem ist halt der Jahrzehnte alte Bestand, bei dem man sich weder in den einzelnen Häusern noch quartiersweise Gedanken in die Richtung gemacht hat. Den bekommt man nachträglich erst mit einer Perspektive von 50 bis 100 Jahren umgestellt. (Naja, schneller, wenn es die Gebäude erst mal weggespült hat.)


    Was man nicht vergessen sollte: Gerade in den Mittelgebirgslandschaften sind solche Geschichten wie jetzt in der Eifel und im Sauerland eigentlich altbekannt. Da wurden zwischen seit dem späten 19. Jahrhundert sehr viele Strukturen geschaffen, um die Probleme mit Überflutungen auch an kleineren Flüssen und Bächen zu beheben. Beispiele sind einige Talsperren im Harz, die dort nicht unbedingt der Wasserversorgung größerer Städte dienen, kleinere Wehre an Bächen im Westerwald und Taunus oder auch Dörfer, in denen der Ortskern um 1880 rum großzügig höher gelegt wurde. Sowas war zum damaligen Stand vielleicht auf das Jahrhundertereignis ausgelegt. Wenn das dann einmal im Jahrhundert überschritten wird und dann ein sehr heftiger Schaden auftritt, fällt der Wiederaufbau ökonomisch nicht so sehr ins Gewicht. Wenn das Ereignis durch stärkere Wetterextreme nun häufiger auftritt, reichen die über Jahrzehnte wirksamen Maßnahmen nicht mehr aus.