Rohstoffknappheit und Preiserhöhung von Baustoffen durch die Coronakrise

  • Guten Abend,


    hatte jetzt innerhalb von 2 Wochen Gespräche mit Architekten und Baufirmen.


    Fazit: Es gibt kein Bauholz mehr, geht alles nach USA.


    Ein Einkäufer einer „Holzmodulbaufirma“ meinte, er mache keinen Einkauf mehr, sondern Beschaffung.


    Also, wer MDF-Platten braucht, ab in den Baumarkt.


    Transalp

    Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum!

  • ...auch schon festgestellt....

    Die lokalen Zimmereibetriebe und Holzrahmenbauer sind bier auch am stöhnen....


    Ich frag mich immer wie die Deflation seit Jahren verkauft wird, obwohl alles "richtige" bis auf Lebensmittel jährlich teils uber 10% teurer wird...


    Gruß EZS

  • ...

    , obwohl alles "richtige" bis auf Lebensmittel jährlich teils uber 10% teurer wird...


    Gruß EZS

    Bei meinen Kostenschätzungen / -berechnungen (Elektrotechnik) schlage ich bei Stahl (Kabelrinnen) und Kupfer (Kabel und Leitungen) 15-20% auf. Ein HLS-Planerkollege meinte heute, es werden derzeit die Lagerbestände abverkauft, danach so seine Information, werden vom Großhandel nur noch Tagespreise, keine Projektpreise mehr abgegeben.

    Das kann noch lustig werden.


    Schönen Abend, Transalp

    Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum!

  • Nicht nur MDF, auch normale Spanplatten, 3-Schicht-Platten usw. hat mittlerweile Lieferzeiten jenseits von Gut und Böse.

  • Das ist uns diese Woche bei der Bestellung beim Baustoffhändler auch aufgefallen. Er witzelte am Telefon schon von Mangelwirtschaft.

    NUNQUAM NON PARATUS

  • Gestern ein plusminus-Beitrag in der ARD: Teures Holz - warum ein Überangebot nicht zu fallenden Preisen führt.


    In aller Kürze: Holzpreise für den Waldbesitzer seit 2019 um 40% gefallen, Preise für Bauholz im Handel um 20% gestiegen. Lieferzeiten für "dicke" Bretter und gute Holzqualität bisher Tage, nun Wochen.


    Das Käfer- und Dürreholz ist qualitativ schlechter, zumindest für die Verwendung als Konstruktions-Vollholz oder als Massivholz im Möbel-/Innenausbau.

    Bei Spanplatten und Holzpellets sollte die Stammqualität keine so große Rolle spielen.

    Insgesamt ist der Holzmarkt wohl ziemlich überhitzt, die Baubranche boomt unverändert seit einigen Jahren, Holz wurde als "klimaneutraler" Baustoff geradezu hochgejazzt (Beton ist wegen der freiwerdenden gigantischen CO2-Mengen bei der Zementherstellung unten durch, 8% der globalen CO2-Emissionen). Die weltweiten Lockdowns haben Millionen Menschen zu Heimwerkern werden lassen. Die nicht ausgeschöpften Urlaubs- und Event-Budgets der Bürger werden in die Baumärkte getragen. Das wirkt sich halt aus.


    Grüsse

    Tom

  • Ist es wirklich nur die gesteigerte Nachfrage? Dann wäre das ganze ja entspannt.

    Oder könnte sich hier ein globales Bau-Mangel-Problem anbahnen, da auch auf der Produktionsseite Probleme bestehen?

  • Lager der Plattenwerkstoffproduzenten sind leer, alles wird aktuell "noch warm" verladen und verbracht, Zwischenhändler haben auch leere Lager.
    Die Schere zwischen dem Runterfahren der Produktion und Lager bei den Produzenten und dem gestiegenen Konsumverhalten der Kunden (Einrichtung kaufen, Heimwerken, usw.) wird aktuell immer größer.

  • Laut der Quelle hier spielt neben den Heimwerkern (und das international) auch der Boom von Holz-Fertighäusern eine Rolle: https://www.agrarheute.com/mar…esitzer-gehen-leer-575387


    Hier kann man leider nur kurze Anlauftexte frei zugänglich lesen: https://www.holzmarktinfo.de Aber das gibt einen Eindruck von der Gemengelage, beispielsweise mit Werksschließungen in China.


    Ressourcenknappheit wird beim Holz (und vermutlich auch beim Sand und anderen Baustoffen) in überschaubarer Zeit zum Thema werden oder ist es schon. Die Bauindustrie als wichtiger Verbraucher boomt in vielen Ländern, auch wegen mangelnder Anlage-Alternativen. Im wieder hochtourig laufenden Welthandel wird auch wieder mehr Palettenholz gebraucht, zumindest hierzulande liegt Heizen mit Holz weiter im Trend (insbesondere, wenn man in den kalten Moinaten im Homeoffice gehockt hat), der Onlinehandel verschickt weitgehend immer noch in Pappkartons. Der Raubbau an den Wäldern in Osteuropa, aus dem ein Großteil des hierzulande verbrauchten Holzes stammt, erreicht vermutlich auch irgendwann einen Höhepunkt bzw. wird hoffentlich irgendwann mal wirkungsvoll eingeschränkt.


    Zumindest in Europa hat die Nadelholzproduktion einen neuen Höhepunkt erreicht: https://ec.europa.eu/eurostat/…ts_-_production_and_trade Bei einem Naturprodukt, das Jahrzehnte zum wachsen braucht, lässt sich das nicht beliebig weiter skalieren. Irgendwann wird der Nachschub dann knapp.


    Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass kurzfristig auch Probleme in der Lieferkette, insbesondere im Zusammenhang mit Corona, eine Rolle spielen. Möglicherweise steckt das auch zum Teil hinter dem internationalen Heimwerkerboom. Wenn ich Wanderarbeiter in China oder Russland bin und plötzlich wegen Corona wieder in meinem Heimatdorf hocke, dann baue ich halt, sofern das Geld dafür noch reicht, die Bude aus, wenn ich sonst nichts zu tun habe.

  • Momentan wird alles teurer (auch Kunststoffe - hier ist sogar eine regelrechte Mangellage, weil angeblich beim Grundmaterial künstlich verknappt wird: Die Firmen haben die Produktion massiv gekürzt und kassieren gleichzeitig Covid-Förderungen. Und verdienen sich nebenbei eine goldene Nase, weil der Rest-Output gerade zu Mondpreisen verkauft wird).


    Stahl soll angeblich spätestens im 2. HJ wieder billiger werden.


    Holz hab ich nicht so am Schirm, kann aber natürlich gut sein. Hier kommt ja auch viel Ware aus Asien, bzw. kam früher.

    Derzeit ist der Transport sowohl was die Kapazität als auch die Preise anbelangt eine Katastrophe. Auch hier wird künstlich verknappt, um die Margen zu maximieren...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Die Stahlpreise sind seit November 2020 etwa im 35% angestiegen und es herrscht teilweise Stahlknappheit auf dem Weltmarkt. Bekomme ich in meinem Betrieb gut zu spüren.

    Mein Gefühl sagt mir, dass die Stahlpreise noch mehr steigen werden.

    Angeblich kauft China in grossen Mengen Stahl ein. Ich frage mich warum. Einen solchen Stahlpreisanstieg hat es zuletzt im 2. WK gegeben. (Nur "laut" nachgedacht)

    Gruss Chevron


    46738 Mal editiert, zuletzt von Chevron (morgen, 11:55)

  • Die Stahlpreise sind seit November 2020 etwa im 35% angestiegen und es herrscht teilweise Stahlknappheit auf dem Weltmarkt. Bekomme ich in meinem Betrieb gut zu spüren.

    Das kann ich vom anderen Ende der Handelskette bestätigen - die Schrottpreise incl. der Buntmetalle marschieren momentan auf ein 10-Jahres Hoch zu !

    Stahlschrott " Sorte 3" zu aktuell 290,00 € je Tonne

    Stahlschrott "Guss" 330,00 € je Tonne

    Kupfer "leicht" 6000,00 € je Tonne

    Kupfer "Milberry" 6900,00 € je Tonne


    Das nur so als Beispiele. Das sind Kurse wie zu Zeiten des Wieder-Aufbaus nach dem Krieg !

    Die Lager bei Peine-Salzgitter und bei Aurubis in Hamburg sind so leer wie noch nie....Die Industrie kauft denen die Lager leer - lt. Info eines " Wissenden" geht der Großteil in die USA.


    Wird langsam Zeit die Sieldeckel und Kupfer-Dachrinnen nachts zu bewachen :smiling_face_with_horns:


    Das momentan auf dem Bau der Teufel los ist merken wir auch an den Mengen der Container die wir rausgeben - weil andere "Freizeitbeschäftigungen" fehlen wird geheimwerkt bis der Arzt kommt.

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Als ich vor ca. 8 Jahren meinen Carport/Balkon Hybrid gebaut habe, war der Stahl angeblich extrem billig weil China den Markt geflutet hat.

    Das war mein Glück: Für die 7m Breite mussten es echt fette Träger sein.


    Die Rohstoffpreise scheinen wohl vom aktuellen 5Jahres Plan der Chinesen abzuhängen.


    Das mit den Holzpreisen macht mir persönlich aktuell mehr Sorgen weil demnächst das Gartenhaus ansteht...

  • Und wenn ich bei uns durch die Wälder gehe.....Berge von Holz das verrottet.... Holzstapel aus denen wohl nie Bretter geschnitten werden, keine Pellets gemacht und kein Sägemehl, Häcksel usw.

    Im Namen des Naturschutzes wohl und falscher Preispolitik sehen unsere Wälder zum Teil aus wie Sau. Aber das ist ja Ansichtssache.

    Unsere Waldbesitzer bekommen so schlechte Preise dass es sich nicht lohnt den Wald richtig zu pflegen. Und was unter den wie verrückt gedrückten Preisen den Besitzer wechselt wird für viel Geld in alle Welt verkauft. Das Problem ist nicht Amerika oder China sondern unsere eigenen Holzhändler.

    In Sibirien wird übrigens jedes Jahr mehr Holzfläche vernichtet als im ganzen Amazonas. Grossabnehmer Dito.


    Auch hier scheint das Ganze aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein im Namen der Rendite.

  • Das Problem mit dem Totholz im Wald haben vor allem die privaten (kleinen) Waldbesitzer. Die lassen normalerweise, wenn sie den Wald selber nicht bewirtschaften können, die Arbeit von staatlichen Förstern bzw. von den von diesem beauftragten Holzfällern machen (zumindest in BaWü), der Förster organisiert auch den Verkauf des Einschlags und bisher blieb nach Abzug der Bewirtschaftungskosten vom Erlös sogar noch etwas übrig. Jetzt hat sich das gedreht und die Bewirtschaftung von ein paar Hektar Wald kostet plötzlich zehntausende Euro im Jahr ohne dass dem nennenswerte Einnahmen gegenüberstehen. Das überfordert Privatwaldbesitzer regelmäßig. Bei uns gibts überall Parzellen, in denen dringend was gemacht werden muss. Aber die Besitzer knausern schon am Entrinden des (nach Windwurf/Schneebruch) liegenden Holzes und so hat der Borkenkäfer freie Fahrt.


    Wir werden die letzte Generation sein, die noch den Anbau von Stangenwäldern erlebt hat und unsere Enkel werden vermutlich schon keine stehenden Fichtenschonungen mehr kennenlernen. Die Förster sind schon mitten drin im "Waldumbau" - notgedrungen. Hier auf der Schwäbischen Alb herrscht Mischwald mit hohem Buchenanteil vor - die Fichte ist auf dem Rückzug, wird auch schon seit Jahren nicht mehr gepflanzt, auch die Douglasie hat sich als nur bedingt wärme- und trocken-resistent gezeigt. Retten soll es die Tanne, die tiefer wurzelt als die Fichte. Bei der Buche wird auch nicht mehr gezielt angepflanzt, sondern man überlässt die Buchenbestände der Naturverjüngung, was ganz gut funktioniert. Mittelfristig werden die Buchen aber auch ein Opfer zunehmender Klimaerwärmung und sollen durch Eichen ersetzt werden (a propos Eichen: die sollen in Miami nach und nach die Palmen ersetzen...).


    Grüsse

    Tom

  • Stahl unterliegt normalerweise dem sogenannten "Schweinezyklus". Dass allerdings alle Rohstoffpreise gleichzeitig so stark anziehen, hab' ich auch noch nie erlebt.

    Für mich ein deutliches Signal, dass da etwas nicht stimmt. Die chinesische Wirtschaft wächst zwar, aber nicht in einem Ausmaß, der die aktuelle Steigerung rechtfertigt.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Ich frag mich immer wie die Deflation seit Jahren verkauft wird, obwohl alles "richtige" bis auf Lebensmittel jährlich teils uber 10% teurer wird...

    Moin Moin


    du meinst sicherlich Inflation. Bei einer Deflation werden die Waren immer billiger.


    Der andere Punkt ist die "gefühlte Inflation": man denkt ja immer nur über das Produkt nach, dass man im Moment betrachtet und nicht über den ganzen "Warenkorb" den man über das Jahr kauft/nutzt. Viele Waren werden halt billiger, manche werden teuer, manche werden sehr viel teuer und dafür werden andere Waren viel billiger.


    Preise bei Rohstoffen: der weltweite Lebenstandard der Menschheit steigt seit Jahren/zehnten an und da die vorhandenen Rohstoffe nicht durch Wunder massiv steigen => Steigen die Preise. Die Stahlpreise sind schon vor Jahren massiv gestiegen... (betraf damals Baustahl)

    Wenn 7Mrd Menschen einen immer höheren Standard haben => wirds teuerer


    cu und bleibt Gesund!


    Riff

    /Milchstraße/Erde/D/Hamburg

  • Das sind halt die Rohstoffzyklen.


    2007 wurde auch schon mal "alles knapp" (peak everything), dann waren die Rohstoffmärkte 14 Jahre eingeschlafen, jetzt geht's halt wieder überall massiv hoch.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • ...na... Ich schrieb schon extra Deflation, das war eher etwas provokant gemeint....

    Das "Futter" wird ja in zumindest D sehr derbe (Über) subventioniert....und ist zu großen Teilen im Warenkorb enthalten....

    Genauso alles womit man "Spiele" machen und betrachten kann....das wird immer billiger...


    Vieles andere, von dem man abhängig ist wie Energie, Versicherungen, Rohstoffe ... wird halt richtig teuer.....und in einem Maße, das bekommt keiner an Lohnerhöhung!


    Gruß EZS

  • Zum Themenanfang vor den Tiefen wie die Preise zustande kommen: Ein Dachdeckermeister hat mir gestern etwas ähnliches erzählt mit dem Bauholz. Dabei kennt der diese Seite hier nicht. Scheint schon weiter verbreitet das manche Baustoffformen schlecht zu bekommen sind. Gruselig?

    Aber jetzt die Läden stürmen weil man es irgendwo gehört hat, ist auch verkehrt oder? (Ich hatte letztes Jahr um diese zeit genug Klopapier, habe aber keinen besonderen allgemeinen Vorrat.)

    Gruß David