Rohstoffknappheit und Preiserhöhung von Baustoffen durch die Coronakrise

  • Grüß Gott zusammen,


    /OT (ein wenig)


    (@Admins: sollten wir nicht auch parallel eine "Fred" mit "Preiserhhöhung von Konsumgütern" machen? Wenn ja, dann bitte erstellen/verschieben wenn von euch gewünscht. Danke euch!!!)


    mir scheint, dass auch im Bereich Konsumwaren für den Endverbraucher ein Mangel entsteht = Preiserhöhung.


    Was ist mir aufgefallen:


    • Mediam__kt: Ich habe zur Information nach Waschmaschinen/Waschtrockner geschaut (über die Goog_e Suche reingegangen). Bei gefühlten 80% der Produkte stand "derzeit nicht verfügbar". Das war letzte Woche.
    • Heuer wollte ich mir ein neues Fernglas x50/x56 anschaffen - Preisklasse medium. Ich habe bei Frankonia (Apotheke) und ama_n (2.te Apotheke) geschaut. Es gibt noch ein "paar" unterschiedliche von verschiedenen herstellern. Aber bei weitem nicht mehr die Auswahl wie vor einem Jahr. Dann habe ich mir vorhin ein "Eschenbach sektor D 8x56" für ganz schmale 280,- € bestellt. Die Lieferung ist am Dienstag kommender Woche.
    • Gestern habe ich nach Matrizen (Jagd/Wiederlader) geschaut. Dann auch bei anderen Produkten wie: Entladehammer, ... Da ist mir der Preis nackend ins Gesicht gesprungen. Innerhalb von zwei Jahren ist das Zubehör gefühlte 50% teurer geworden. :loudly_crying_face:


    OT/


    Waidmannsheil + 73

    zero

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

  • Ein befreundeter Zimmermann meinte das er gar nicht nach den aktuellen Preisen beim Sägewerks nachfragt, er ist froh wenn er überhaupt noch Ware bekommt.


    Was krasses über zwei Ecken gehört:

    Bauherren im Nachbarort haben von ihrem Fertighaushersteller einen neuem Ausführungstermin bekommen :

    Erstellung von Juli 21 auf März 22. wegen Materialmangel verschoben. =O

  • Hab' diese Woche gehört, dass der m³ Leimholzbinder mittlerweile ~ 1.600€ kostet - somit mehr als eine Verdoppelung des normalen Preises.


    Bin ja gespannt, wo die Reise hin geht...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • ...naja... etwas ist das alles auch wieder eine selbsterfüllende Prophezeiung!


    wie beim LocusPapier.... alle wollen und müssen ganz ganz plötzlich was haben, und na klar geht da der Preis dann hoch...


    für Häuslebauer ist das natürlich doof gelaufen, aber der Regierung ist es sicher ganz recht, wenn die Kohle ins Rotieren kommt, und ausgegeben wird...

    Und so mancher macht sich die Taschen voll!


    Man sollte vielleicht die Sache einfach aussitzen und gut!


    gibt genug gebrauchten Konsumschrott auf Ibäh Kleinanzeigen und CO.


    das kann man der Umwelt zuliebe auch erst mal aufbrauchen!


    Gruß EZS

  • ..naja... etwas ist das alles auch wieder eine selbsterfüllende Prophezeiung!

    Genau so ist es. Gestern mit dem Bruder (Zimmerer) gesprochen, sein Chef hat sich vorsichtshalber mit dem 5fachen an Verbrauchsmaterial (Schrauben, Platten, Verbinder usw.) eingedeckt, als das, was man sonst vorrätig hat. Weil man bisher eher Just-in-Time das Zeug für den Tagesbedarf auf dem Weg zur Baustelle beim Baustoffhändler mitnehmen konnte. Jetzt hört man erst von Lieferengpässen, dann sieht man die leeren Regale beim Händler (in denen sonst Konstruktionsholz, KG-Rohre usw. lagern) und dann beginnt das hektische Hamstern. Wenn das nun alle machen, Handwerker und Privatleute, dann kauft man sich quasi selbst in die Mangelsituation, obwohl eigentlich genügend Ware da wäre.

    Klopapier lässt grüßen.


    Übrigens will die Reederei der Ever Given die 900Mio. US$-Rechnung der Ägypter auf die Absender der Ware in den Containern an Bord umlegen... D.h. die verknappte Ware wird zusätzlich nochmal teurer.

  • Übrigens will die Reederei der Ever Given die 900Mio. US$-Rechnung der Ägypter auf die Absender der Ware in den Containern an Bord umlegen...

    man kann gar nicht glauben, das hier kein Versicherungsschutz besteht.

    Gruß kcco

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Zwischen umlegen wollen und umlegen liegen aber noch kleine Unterschiede...


    Warum sollte ich denn für mein schon bezahltes Paket plötzlich mehr bezahlen, nur weil der Paketbote falsch abgebogen ist, und in den Hauptlagertank einer Ölraffinerie gefahren ist, die dann in Flammen aufgegangen ist....?!


    Ich würde den höchstens noch für die Nichtlieferung belangen.....


    Gruß EZS

  • [...]

    Warum sollte ich denn für mein schon bezahltes Paket plötzlich mehr bezahlen, [...]

    Wegen § 588 Handelsgesetzbuch (HGB)... Stichwort: "Große Haverei" [Wiki]
    Wobei strittig ist ob in diesem Fall eine "general average" überhaupt vorliegt.

    Das ganze Thema ist etwas komplex. Sehr verkürzt: Bei einer "Großen Haverei / general average" oder "Besondere Haverei / particular Average" können die Inhaber der Fracht zu ihren Teilen für den Aufwand verantwortlich gemacht werden. Sprich sie haften mit dem Warenwert.

    Je nach Versicherung wird die Haverei mit abgedeckt oder auch nicht. Ist wie mit jeder Versicherung. Wenn mir als Händler der Verlust von z.B. 50.000 EUR als sehr unwahrscheinlich erscheint und die Differenz in der Versicherung pro Sendung 2000 EUR beträgt lasse ich es eventuell sein.


    "Ich würde den höchstens noch für die Nichtlieferung belangen....."

    Verspätungsschäden werden in keiner Warentransportversicherung für Seefracht abgedeckt. Kann gut sein, dass es das gibt. Ist aber nicht Praxis.

  • Hier ein interessanter Bericht über die 'Bauholzverknappung'.


    In Kürze zusammengefasst: Nur vier Konzerne kontrollieren den US - Bauholzmarkt und treiben u.a. durch Hortung von immensen Holzbeständen die Preise und ihre Profite hoch. Zinsen für Lagerbestand sind ja quasi Null - und wenn der Wert der Lagerware auch noch steigt - warum soll man das Zeugs dann verkaufen ?

    Daher wird das lieferfertige Baumaterial auf einer Fäche von Quadratkilometern einfach gelagert.


    Es sieht also so aus als würde der Holzmarkt durch ein Kartell 'gecornert' *.


    https://www.zerohedge.com/comm…loads-lumber-just-stacked


    *gecornert bzw Corner, Cornering:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Cornering_(Wirtschaft)


    ---


    Global betrachtet betrifft das zur Zeit die meisten Rohstoffe:


    Kupfer, Stahl, Getreide etc. ... : das Material wird zum Teil einfach gekauft und gehortet. Oder es kommt einfach nicht mehr dorthin wo es hin soll weil die Frachtkapazitäten wegen Unrentabilität abgebaut wurden. Oder die Minen wurden zwischenzeitlich wegen Unrentabiltät geschlossen. Dito bei der Ölförderung: Zuerst ultraniedrige Preise --> keine weitere Exploration --> plötzliche Angebotsverknappung


    Siehe das Tief des Baltic dry Index (= Frachtraten) in 2020:


    https://tradingeconomics.com/commodity/baltic (bitte auf '5Y' - 5 Jahreszeitraum klicken)


    Kupferpreis Chart


    https://www.finanzen.net/rohstoffe/kupferpreis/chart



    Das ist halt die Folge der unheilvollen Verknüpfung von Nullzinsen (Lagerhaltung ist spottbillig, plus das Fehlen alternativer Anlagemöglichkeiten), eines Coronabedingten verknappten Angebots und unsinniger Politischer Stimulationsorgien die auf eine Steigerung des Konsums abzielen während gleichzeitig die Produktion nicht in die Puschen kommt.


    Die Regierungen reagieren also auf eine Angebotsverknappung mit einer Nachfrageerhöhungspolitik. Völlig Gaga.


    Zudem sind die Notenbanken garnicht in der Lage zur Inflationsbekämpfung die Zinsen zu erhöhen weil sonst die überschuldete Wirtschaft, Pleitestaaten und auch die Finanzblase unter der Zinslast zusammenbrechen.


    Schwierig wird es dann wenn wichtige Wirtschaftszweige - nehmen wir einfach mal die Landwirtschaft - mit Kostensteigerungen bzw. ggf. sogar staatlichen Preiskontrollen konfrontiert werden die die Produktion unrentabel macht. Dann sind venezuelanische Verhältnisse nicht mehr weit.


    ----


    Was man jetzt bräuchte wäre ein kontrolliertes, langsamen Anfahren der Wirtschaft. Planungs und Investitionssicherheit für die gesamte Produktionskette: Vom Rohstoff über Verarbeitungsbetriebe, Transportwesen bis zum Konsumenten.


    Denn niemand eröffnet ein Bergwerk oder eine Chipfabrik nur für ein Jahr, kauft sich mirnichts dirnichts Frachtschiffe die er in zwei Jahren nicht mehr braucht und und und.


    Die Chance auf eine andauernde Wirtschafterholung macht man mit den gigantischen Stimulusprogrammen (speziell in USA) derzeit kaputt. Die Folge ist ein schneller, kurzer Boom und dann ein Mordsschepperer.

    Einmal editiert, zuletzt von MarkusZ ()

  • langsam…..sehr langsam dämmert es bei den EU-Stategen was Abhängigkeiten bei der Industrieproduktion im Ausland bedeuten. Sechs Industriezweige stehen im Fokus:


    https://www.wiwo.de/politik/au…t-von-china/27149398.html


    Will man hier halbwegs selbstständig werden würde das ob der hohen Arbeitskosten hier massig Subventionen erfordern, sonst wäre man auf dem Weltmarkt damit nicht konkurenzfähig. Mal schauen welcher EU-Topf dann dafür genommen wird. Und dann der Streit wer welchen Teil des Subventionstrogs bekommt um im eigenen Land die Firmen anzusiedeln.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zu langsam, wenn sie sich erstmal einigen müssen. Sagen wir in 10-15 Jahren wird dann der erste Grundstein gelegt.

  • Ich hatte mir vom Dachdecker noch im Dezember letzten Jahres ein Angebot für Neueindeckung eines Nebengebäudes machen lassen (3 Monate Angebotsbindung). Nun war ich etwas spät dran und habe erst letzte Woche mit Ihm verhandeln können (wenn man das noch so nennen kann).

    2 Effekte...

    a) Ausgebucht bis Ende der Saison 2021 aber zumindest die Zusage mich im September mit reinzudrücken.

    Handwerker (zudem gute) generell Mangelware und ich wohne auf dem Land / Pampa.

    Schon das Angebot hat außerhalb der Saison bei 2 Dachdeckern 5 Wochen gedauert. Die Leute (ich auch) wollen Ihr Geld in Werte wandeln.

    b) Er hat mir den Angebotspreis von Dez 2020 noch zugesagt unter der Bedingung das gesamte notwendige Bauholz bereits jetzt zu beschaffen und bei mir bis Projektbeginn zwischen zu lagern. Er sprach von Kostensteigerungen im Bauholz von 50% seit Februar 2021.

    Über einen Nachlass habe ich erst gar nicht diskutiert ;-).

  • Denkt dran: Wenn die Staaten (China / EU / USA / ...) nicht mehr so eng wirtschaftlich verflochten sind, wie vor Corona, steigt automatisch die Chance eines heissen Krieges, da man es sich "leisten" kann. Vor Corona wären vermutlich beide grossen Blöcke ins Elend gestürzt, wirtschaftlich gesehen, bei einem Krieg.

    Die wirtschaftliche Verflechtung ist eine Art Kriegsverhinderer (neben den Atomwaffen).

  • Die Kacke wird dann richtig dampfen wenn die Lebensmittelpreise (richtig) Inflationieren. Die Gefahr sehe ich für die Zukunft und dann werden fragile Länder ganz schnell zu Krisenherden und somit zum Spielball der Großmächte. Vom menschlichen Leid nicht zu sprechen…..


    Das kann (muss aber nicht) in noch viel weitergehende Wirtschafts-Bereiche rein-eskalieren. Beobachtet mal zur Zeit (noch kaum merkbar) einige Lücken in den Supermarktregalen von Nahrungsmitteln in Kunststoffverpackungen. Die gibt es schon in kleinem Ausmaß. Die Herstellung des Produktes ist nicht das Problem, es ist die Verpackung. Einige ganz grosse haben hier zur Zeit Beschaffungsprobleme bei den Granulaten. Können dann (hoffen wir nicht das es so kommt) z.B. Eishersteller nicht mehr das Eis abfüllen brauchen sie weniger Milch und Geschmacksstoffe/Früchte. Das trifft wieder die Bauern etc.


    Komplexität in den Lieferketten ist hier gleichzeitig die größte Gefahr wenn einige Allerweltsstoffe aus diversen Gründen (Transport, Hortung, Unterkapazität Herstellung etc.) knapp werden. Ist dann wie Krebs der sich immer weiter ins System frisst. Da hat man nur begrenzte Zeitfenster eine Eskallation zu vermeiden.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Lasse gerade ne Garage bauen...

    KG-Rohr war beim Betrieb noch da, Stahl kam auch noch, jetzt sind keine Ziegel mehr lieferbar. An den Dachstuhl will ich gar nicht denken...


    VG


    OM

  • Naja, weil irgendwo irgendwer in den USA Filmaufnahmen von ein paar Zugladungen Holz macht, die irgendwo rumliegen, würde ich da noch keine Rückschlüsse auf eine Marktmanipulation ziehen. Im Verhältnis zum gesamten Markt sind auch ein paar Zugladungen nicht wirklich viel.

  • Was nicht ausser acht zu lassen ist meiner bescheidenen Meinung nach:

    Der direkte Mangel an Werkstoffen ist das Eine. Was aber gerne vergessen wird ist die ganze "Nahrungskette" dahinter. Bekommen der Dachdecker und der Zimmermann das benötigte Material nicht um die Aufträge auszuführen gibt's auch keine Entlöhnung. Das kann, trotz vielen offenen Aufträgen, ein KMU in finanzielle Bedrängnis bringen. Also sind trotz vorhandener Arbeit auch Jobs in Gefahr. Wenn's in der Geldbörse enger wird werden Neuanschaffungen verschoben. Bei den als Beispiel erwähnten Handwerksbetrieben können das Werkzeughändler sein, der neue Transporter wird dann auch nicht verkauft was einen Umsatzeinbruch bei den Automobilen bedeuten kann. Welche - wenn man den nicht ganz unrealistischen Faden weiterspinnt - weitere Branchen betreffen wird.

    Da ist man schneller in einer Wirtschaftskrise als man denkt. Obwohl ja eigentlich bezahlte Arbeit vorhanden wäre....


    Gut, man kann jetzt auch sagen "ich baue nicht, betrifft mich nicht", oder "ich brauche kein neues KFZ". Stimmt. Noch nicht. Die Einstellung wird sich spätestens dann ändern wenn der eigene Job deswegen auf der Kippe steht. Unsere Wirtschaft ist sehr abhängig davon wie sich andere Branchen entwickeln, ein sensibles System. Und dann wird noch - zwecks etwas mehr Gewinnmaximierung - beinahe alles von Fernostanbietern wie China bezogen. Was besonders geil ist: Damit die Chinesen & Co. ja auch in der von uns gewohnten Qualität produzieren können hat man nebst den Aufträgen auch gleich das Know-How und die Maschinen geliefert...

    Für eine aufstrebende Wirtschaftsmacht der Lotto-Sechser, die "Konkurrenz" stellt alles hin und man braucht nur etwas an den Schräubchen zu drehen dass diese dann kollabiert. Immerhin hat es die Aktionäre zuvor erfreut und die Boni waren ja auch nicht ohne....


    Gestern mal mit meinem Nachbarn gesprochen, der macht auf gegossene Bodenbeläge und so. Nachdem er beinahe in Schwierigkeiten gelangte weil das Epoxy erst nach 5 Wochen statt einer geliefert werden konnte hat er kurzerhand einen Vorrat für die nächsten 6 Monate geordert....

  • Zu Autos:


    In den USA werden schon seit ein paar Wochen die Gebrauchtwagen merklich teuerer. Da hatte CNN vor ein paar Tagen folgenden Artikel:


    https://www.cnn.com/2021/04/21…h-short-supply/index.html


    Gründe:

    • Chip-Problematik lässt nicht genügend Neuwagen auf den Markt kommen
    • 3,4 Mio Autos weniger neu produziert in den USA als üblich in Q1
    • Problem: letztes Jahr haben die Autovermieter wegen Corona bis zu 1/3 ihrer Flotte vertickt, jetzt springt das Geschäft wieder an und hier müssen Massen an Autos nachgekauft werden

    Die Gebrauchtwagenhändler rennen mit einem dicken Grinsen durch die Gegend. Interessanter Artikel. Kann bei uns bei ungenügendem Nachschub an Neuwagen auch so kommen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Das mit der Verknappung der Gebrauchtwagen habe ich auch schon gehört. Da war allerdings die Begründung, dass die Leute eher keinen Neuwagen sondern lieber erst mal einen Gebrauchten kaufen, wenn sie wegen Corona unsicher über ihre berufliche Zukunft sind.