Rohstoffknappheit und Preiserhöhung von Baustoffen durch die Coronakrise

  • ...na... Ich schrieb schon extra Deflation, das war eher etwas provokant gemeint....

    Das "Futter" wird ja in zumindest D sehr derbe (Über) subventioniert....und ist zu großen Teilen im Warenkorb enthalten....

    Genauso alles womit man "Spiele" machen und betrachten kann....das wird immer billiger...

    Etwas offtopic: vor ein paar Tagen kam ein interessanter ARD-Beitrag im Magazin plusminus: "Schöngerechnete Inflationsrate, wie Statistiker Preissteigerungen schönrechnen".

    Beispiel Auto: ein VW Golf hat 1974 beid er Markteinführung als Basismodell umgerechnet 4.100€ gekostet. Heute kostet das billigste Golf-Modell über 20.000€, entspricht einer Preissteigerung von über 400%. Die Statistiker behaupten für diesen Zeitraum bei Autos jedoch eine Steigerung von nur 182%. Argumentiert wird, dass heutige Autos schon in der Grundausstattung Features besitzen, die es zu Zeiten des Golf I noch nicht mal gab. Und solche Mehrwerte dürfe man großzügig aus der tatsächlichen Steigerung rausrechnen.


    Bei den Holzpreisen dürfte allerdings auch noch ein Effekt wie bei den Milchpreisen dazukommen: die Einkäufer diktieren die Preise, zu denen sie das Holz ankaufen, die Waldbesitzer haben da wenig Druckmittel in der Hand, selbst Lagern und nur allmählich abverkaufen ist oft keine Option; denn irgendeiner verkauft sein Holz halt doch zu den Niedrigpreisen. Und Stammholz lagern ist teuer und macht das Holz nicht besser, d.h. die Güteklasse ist bei länger gelagertem Holz schlechter, als bei frischem.


    Grüsse

    Tom

  • ein VW Golf hat 1974 beid er Markteinführung als Basismodell umgerechnet 4.100€ gekostet. Heute kostet das billigste Golf-Modell über 20.000€, entspricht einer Preissteigerung von über 400%.

    Rechne noch die Inflation über knapp 50 Jahre hinzu, kommst du umgerechnet auf ca. 11.500€, das würdest du heute dafür zahlen. Der neue Golf 8 kostet in der Basis 19.070€. Entspricht bei meiner Rechnung einer Inflationsbereinigten Preissteigerung von 65%.

    Dafür hast du im neuen Golf 8 LED Scheinwerfer, Klimaautomatik, Assistenzssysteme,...

    Der Golf 1 hatte nicht mal Kopfstützen oder eine Servolenkung. Ich denke das darf man schon 'schönrechnen'.


    Zurück zum Holz:

    Der Preis für Bauholz war durch das Überangebot extrem im Keller, daher wurde vieles als minderwertiges Faserholz verkauft oder einfach nicht aufgearbeitet da es sich nicht rentierte. Der Borkenkäfer sorgte zusätzlich für ein Überangebot an Faserholz. Jetzt schlägt das Pendel zurück. Da man ja sowieso nichts dafür bekam hat auch keiner mehr im Wald gearbeitet. Durch die boomende Baubranche steigt die Nachfrage jetzt wieder, schneller als man die Arbeit wieder aufnehmen kann.


    Baumarktholz stammt meist sowieso aus dem entfernten Ausland. Ob man da noch vom 'ökologischen Baustoff' sprechen kann möchte ich doch stark anzweifeln. Und das obwohl wir hier in der waldreichsten Gegend mitteleuropas leben.


    Lg

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • Bin ja mal gespannt, wie sich die aktuelle Situation im Suezkanal auswirkt. Angeblich (selbst wenn die Blockade morgen auflöst) wirkt sich der Rückstau noch über Monate hinweg in den Häfen bemerkbar machen.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Da sehen wir mal wieder wie sich das Märchen von Selbstregulierung und Angebot und Nachfrage selbst entlarvt.

    Seit zwei Jahren lassen Waldbesitzer ihr Holz im Wald verrotten weil die Preise im Keller sind und nicht mal die Fuhrkosten decken und jetzt wo plötzlich der "grosse Mangel" da ist steigt der Preis ..... nicht! Man kauft lieber Zertifikate und Futures auf Holz an Stelle von echtem Holz und durch gezielte Medienberichte kann man das auch noch sehr gut steuern.

    Die USA kaufen deutsche Fichte? Ja klar, die haben ja nur riesige Wälder mit Holzqualitäten nach denen sich der deutsche Tischler die Finger leckt.

    Nicht die USA , sondern die Spekulanten wirbeln den Markt durcheinander.

  • Und das obwohl wir hier in der waldreichsten Gegend mitteleuropas leben.

    Noch. Es kommt auf die Zählweise an bzw., wie ich Wald definiere. Wenn ich einfach nur jeden Hektar zähle, auf dem halt eine Mindestanzahl Bäume steht, dann haben wir in Europa tatsächlich sehr viel Wald.


    Schaut man den Wald aber über einen längeren Zeitraum an, wird deutlich, dass er in den letzten Jahrzehnten deutlich lichter geworden ist, was darauf schließen lässt, dass die Biomasse im europäischen Wald rückläufig ist. Einerseits durch Einschlag, andererseits durch Trockenheit.


    Auf dieser Karte sieht man die Kronenverlichtung, die zwischen 1986 und 2016 entstanden ist. In der Zeit maßgeblich durch Holzeinschlag. Die Karte stammt aus dem Spektrum-Artikel "Europas Wälder werden lichter" vom 14.9.2020

    Seit einigen Jahren kommt nun noch die Kronenverlichtung durch Austrockung der Böden hinzu. D.h. die Bäume haben weniger Wasser zur Verfügung und bilden entsprechend weniger dichte Kronen aus. Im Waldzustandsbericht für Deutschland von 2020 wird angeführt, dass aufgrund der Trockenheit seit 2018, die Fichten mit "deutlicher Kronenverlichtung" zu 44% betroffen sind, die Buchen sogar zu 55%. Insgesamt sind nur noch 21% der Bäume ohne Kronenschaden. Betroffen sind vor allem ältere Waldbestände (Baumalter >60 Jahre).

  • Hier ist auch ein kurzer Bericht zum Thema vom Bayrischen Rundfunk:

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    Gruß David

  • Nicht nur Holz ist grad betroffen. Wir haben versucht Perimeterdämmung zu bekommen... Das grenzt derzeit an Beschaffung und nicht einkaufen. Bei Baumärkten war nichts mehr zu holen. Dann sind wir auf Handwerker ausgewichen, Die haben auch den Kopf geschüttelt und gesagt das es derzeit sehr schwierig ist an Dämmmaterial ranzukommen.

    Am Ende sind wir bei einem kleinen Baustoffhändler fündig geworden. Sind dann direkt hin und haben es abgeholt. Man hat derzeit im günstigsten Fall zwischen 3 und 4 Wochen lieferzeit. Voraussgesetzt die Ware kommt überhaupt.

  • Genau. Heute auf der Baustelle wurde darüber sinniert, welche Dämmung eingesetzt werden könnte.

    Die ausführende Firma: „Ich ruf jetzt beim Großhändler an, der sagt uns dann schon, welche wir einbauen“. 😊


    Habe heute mein neues MTB abgeholt, im November 2020 bestellt, Gabel ist immer noch im Suezkanal.

    Habe temporär eine andere eingebaut bekommen.

    Mein Dealer hat irgendein anderes Bike angefragt, Lieferzeit 500 Tage 🤣.


    Das wird alles noch ziemlich unlustig, und Räder sind da noch als minderschwerer Fall einzustufen.


    Transalp

    Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum!

  • Die Karte stammt aus dem Spektrum-Artikel "Europas Wälder werden lichter" vom 14.9.2020

    Im Prinzip ging es dabei nur um 'Veränderung der Baumkrone'. Die verändert sich natürlich auch durch normale, nachhaltige Waldwirtschaft. Alte Bäume werden gefällt, damit neue Platz zum wachsen haben.

    Zitat

    »Wenn Bäume verschwinden, heißt das noch nicht, dass der Wald weg ist. In den allermeisten Fällen wachsen nach einem Verlust des Altbestands neue, junge Bäume heran«


    In Österreich wachsen jährlich 3,5 Mio. m³ mehr Holz zu als genutzt wird.

    Im Jahr 2018 wuchsen 29,7 Millionen Kubikmeter zu, davon wurden 26,2 Millionen Kubikmeter genutzt.

    Dabei geht es um Kubikmeter und nicht Fläche. Es steigt also tatsächlich die Biomasse im Wald an. Diese 'genutzten' 26,2 Mio m³ sind seit den 2000ern relativ Konstant.

    Klar muss man schauen das nicht zu viel genutzt wird, aber wenn Zuwachs und Nutzung passen spricht m.M. nach nichts gegen die Fortwirtschaft.


    Lg

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • Ich habe soeben erfahren, dass der Stahlpreis MEPS Index im April um 18,3% auf 341,4 gestiegen ist und somit auf einem Allzeithoch ist.
    Die Materialverfügbarkeit auf dem Markt ist aktuell stark eingeschränkt, da viele Stahlhersteller ihre Kapazitäten noch nicht auf 100% hochgefahren haben und die Nachfrage nach Stahl immer noch sehr hoch ist (weshalb - darüber kann man nur spekulieren).

    Gruss Chevron


    46738 Mal editiert, zuletzt von Chevron (morgen, 11:55)

  • Grüß Gott zusammen,


    ich hatte am Wochenende mit meinem Kumpel vom alten Arbeitgeber gesprochen. Die sind im Bereich Kabelkonfektion/Automotiv/Spritzerei unterwegs und haben so um die 500 Mitarbeiter.


    A-Einkaufsteile: Alle Arten von Kabel und Spritzmasse. Dazu kommen die üblichen Verdächtigen C-Artikel: Verkaufsverpackungen, Fette, Betriebsmittel, usw.


    Nach meinem ersten Satz unterbrach er mich und sagte: "Wir brauchen nicht weiter reden, du hast zu 100% Recht!". Alleine die Spritzmasse / das Granulat hätte sich in Einzelfällen um 100% verteuert - innerhalb weniger Wochen. Bei anderen Dingen 10% bis 50%.


    Der DEL-Zuschlag (Kupfer) bei den Kabeln wird natürlich 1:1 an den Kunden durchgereicht.


    Fazit: Keine verbindlichen Termine mehr; deutliche Preiserhöhungen und alle sind am stöhnen.


    Waidmannsheil

    zero

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

  • Zumindest beim Holz scheint das der typische Schweinezyklus zu sein. Ich habe gerade etwas von Hessenforst gelesen, wonach der Preis, den die für Fichtenstammholz erzielen, sich binnen Wochen auf bis zu knapp 100 nahezu vervierfacht hat. Da hat sich wohl die Produktknappheit inzwischen in Form von Preissteigerungen vertikal durch die Wertschöpfungskette fortgesetzt.

  • Mittlerweile betrifft die Knappheit und die damit verbundene Preiserhöhung sehr viele Baustoffe


    Wer derzeit Baumaterial braucht muss tief in die Geldtasche greifen, sagt der Baugewerbe-Innungsmeister in der Wirtschaftskammer, Alexander Pongratz: „Das bewegt sich in einem Rahmen von 30 bis 50 Prozent. Und es führt natürlich letztendlich auch zu steigenden Baukosten.“

  • Das Weib arbeitet in der Kunststoffindustrie (eigene Produktion von Granulaten und als Distributeur für andere Hersteller):


    Nachfrage übersteigt Angebotbei weitem, Rohstoffe sind extrem schwer zu bekommen für die Herstellungswerke, betrifft die ganze Branche. Häufig wird in die Lieferverträgen Force Majeur geltend gemacht, da diese nicht zu erfüllen sind auf Grund fehlender Rohstoffe und Vorprodukten. Hat sie so noch nie erlebt. Auch Schiffstransporte dauern viel länger wegen der Knappheit an Transportkapazitäten. Gerade bei Spezialkunststoffen wird es immer schlimmer.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Bei uns im Automotive-Bereich (Schrauben) schießen die Preise für den notwendigen Draht durch die Decke. Teilweise haben wir Produktionsausfälle, weil nichts mehr geliefert werden kann.


    Gleichzeitig arbeiten wir mit knapp 130%, um den immensen Auftragseingängen nachkommen zu können.

    Geht los!!!

  • Das Weib arbeitet in der Kunststoffindustrie (eigene Produktion von Granulaten und als Distributeur für andere Hersteller):


    Nachfrage übersteigt Angebotbei weitem, Rohstoffe sind extrem schwer zu bekommen für die Herstellungswerke, betrifft die ganze Branche. Häufig wird in die Lieferverträgen Force Majeur geltend gemacht, da diese nicht zu erfüllen sind auf Grund fehlender Rohstoffe und Vorprodukten. Hat sie so noch nie erlebt. Auch Schiffstransporte dauern viel länger wegen der Knappheit an Transportkapazitäten. Gerade bei Spezialkunststoffen wird es immer schlimmer.

    Ja, diese Aussage hab' ich auch schon gehört: Preissteigerungen bei Kunstststoffgranulaten in diesem Ausmaß hat's schon hie und da mal gegeben. (z.B. 2008).

    Aber noch nie in Kombination mit solchen Verknappungen.

    Bei einem Lieferanten war die 3-Monats-Plangenge (inkl. COVID-Angszuschlag²) innerhalb von zwei Wochen verkauft.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Sind dies Anzeichen einer sich im "Alltag" ausbreitenden Inflation?

    Was denkt ihr, wird es sich wieder einpendeln zwischen Angebot und Nachfrage in den nächsten Wochen / Monaten?

    Oder wird es sich noch zuspitzen und man sollte eher jetzt noch schauen, was man bekommen kann und braucht sich das holen?

  • Anomen


    Da ich es letztes Frühjahr und dann wieder im Herbst / Winter erlebt habe dass Material - Nachschub teils nur erschwert zu bekommen ist habe ich meinen Materialvorrat aufgestockt um Lieferengpässe ausgleichen zu können. So halte ich auch mit Verbrauchs- und Wunschmaterial im Preppingbereich.


    Eine versteckte Inflation durch eine reale oder künstlich erzeugte Materialknappheit würde ich nicht ausschliessen wollen. Mit Corönchen lässt sich vieles rechtfertigen, aber das Virus wird auch gerne mal als Ausrede herangeholt.

  • Die Inflation wird anfangen immer schneller zu laufen. Schau dir mal bei den "Big 4" die Ratio zwischen Loans und Deposits an:


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    Seit 2008 ist der Bruch da. Seit dem Zeitpunkt quasi kein Load-Growth mehr. Das Überschussgeld in den Deposits ist seit 2008 der Keimling der Inflation der noch eine stattliche Pflanze werden wird. Bisher nur in Teilbereichen wie dem Immomarkt ersichtlich für die Normalos. In den USA (aber auch bei uns über die EZB) schön genährt durch das schwachsinnige Gelddrucken der FED.


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    Die 2,5 Billionen USD werden sich ihren Weg suchen.


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    Die Beträge sind schwindelerregend. Die MMT wird man sich in die Haare schmieren können.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd