Rohstoffknappheit und Preiserhöhung von Baustoffen durch die Coronakrise

  • Muss übrigens nicht nur Corona als Ursache haben und nicht nur Baustoffe betreffen. Man kann Verknappung auch durch reine Verwaltungsakte herbeiführen:


    https://www.welt.de/wirtschaft…-Melasse-in-Biosprit.html


    "Anhang IX der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union (EU) bereitet Deutschlands Hefeindustrie derzeit große Sorgen. Geregelt ist in dieser Vorschrift, welche Rohstoffe künftig für die Herstellung von Bioethanol der zweiten Generation infrage kommen. Und aktuell steht auch Melasse auf der Vorab-Liste der nutzbaren Materialien – und damit der wichtigste Grundstoff für die Hefeproduktion."


    Autos sind halt wichtiger als Brot. Frei nach dem Motto: dann lasst sie doch Kuchen (ohne Hefe) essen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Noch ein ganz interessanter Gedankengang von mh-ing den ich so nicht auf der Uhr hatte der aber einer Logik nicht entbehrt:


    Da für Flugtreibstoff viel Öl raffiniert wurde, gab es in Hülle und Fülle "Nebenprodukte", welche in den anderen Bereichen verwendet wurden. Z.B. als Klebstoffe im Vollwärmeschutz, als Vorprodukte der Petrochemie/Medizin oder auch als Schmierstoffe-Öle.

    Da aber nun das Kerosin nicht gebrauch wird, die Bunker voll sind, muss man die Produktion der Raffinarien drosseln. Damit werden aber auch die anderen Stoffe nicht mehr produziert. Folglich gibt es eine Verknappung, welche Stück für Stück immer weitere Kreise zieht. Ein großer Händler für Treibstoffe/Schmierstoffe/Öle sagte, dass die Bestellseiten bei einem großen Konzern zu seien. Man könne nichts mehr bestellen. Was da ist, wird noch geliefert und dann beginnt die Not. Wer nicht gebunkert hat, kann dann nichts mehr liefern und wo nichts mehr geliefert wird, bleiben die Maschinen dann irgendwann stehen.

    Folglich wird -wenn nichts gravierendes passiert - es bald zu einer Kaskade von Engpässen kommen. Die diversen Preissteigerungen deuten das schon an und es wird noch doller werden.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • noch mal Kunststoffe: Granulate in Russland für die russische Produktion quasi nicht mehr lieferbar. Auch "normale" Allerweltskunststoffe hier bei uns in Deutschland Lieferzeiten im Schnitt 26 Wochen. Teilweise schon Produktionsausfälle bei den OEMs bei Automotive weil die das Zeug nicht mehr bekommen können. Traurig.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Bodenplatten können derzeit oft nicht betoniert werden, weil die darin eingebetteten Abwasserrohre aus PVC nicht lieferbar sind. Auf irgendwelche andere Rohre auszuweichen, ist meist auch nicht möglich, weil es die genauso wenig zu kaufen gibt. Und keine Baufirma hat da große Lagerbestände, weil das normalerweise auftragsbezogen direkt an die Baustelle geliefert wird. Unsere Hersteller können auch nix herstellen, weil schon seit längerem kein PVC-Granulat lieferbar ist.


    Textauszug aus einer Lieferantenseite:

    Lieferengpässe für PVC, PP und PE-Rohstoffe
    Aufgrund aktueller „Force Majeure" Meldungen (höhere Gewalt) seitens der Rohstofflieferanten für die Bereiche PVC, PP und PE kommt es seit einiger Zeit zu Rohstoffverknappungen und damit verbunden zu erheblichen Lieferengpässen.
    Dies betrifft vor allem unsere Produktbereiche KG-Rohre und Formteile (PVC, orange) sowie das KG2000-System (PP, grün).
    Daher können wir momentan für diese Produktbereiche keine Bestellungen entgegennehmen.


    https://www.viacor.de/news/202…tion-lieferengp%C3%A4sse/

  • Da wir inzwischen inhaltlich von den Baustoffen weg sind: Gerade habe ich aus einem Spieleverlag gehört, dass es auch bei Papier und Pappe Lieferengpässe gibt. Die bekommen dann von der Druckerei gesagt, dass die erst in zwei Wochen wieder Pappe für die Spieleboxen bekommen.

  • es gibt auch Lieferengpässe bei Dämmstoffen im Bauwesen und kunstoffen in der Verpackungs- u. Getränkeindustrie.


    Bin gespannt, wann es zu einem Kaskaden Effekt kommt.

  • Die Firma, in der mein Schwager arbeitet, hat ebenfalls Mühe an Kunststoffe und sogar Glas zu kommen.
    Aber was für Kunststoffe und was für ein spezielles Glas das ist, weiss ich nicht mehr.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Die Firma, in der mein Schwager arbeitet, hat ebenfalls Mühe an Kunststoffe und sogar Glas zu kommen.
    Aber was für Kunststoffe und was für ein spezielles Glas das ist, weiss ich nicht mehr.

    Ich arbeite relativ viel mit Polystyrol - Platten bis 6mm Stärke. Derzeit bekomme ich die Mengen welche ich benötige noch problemlos. Allerdings ist mein Lieferant etwas "oldschool" und hat seine Lagerkapazität seit letztem Frühjahr sogar noch erhöht. Ich die meinen auch....

  • Ich arbeite beim Dachdecker. Auch wir haben aktuell massiv Probleme Baumaterial zu bekommen. Das hat angefangen mit Holz und zieht sich nach und nach durch das gesamte Sortiment (Aktuell z.B. Schweißbahnen oder Dämmung). Wir bekommen fast jeden Tag neue Meldungen vom Lieferanten, dass bestimmte Dinge nicht mehr lieferbar sind, sehr lange Lieferzeiten haben oder sich die Preise deutlich erhöhen (5%-20%). Bei bestimmten Materialien werden die Läger bei den Lieferanten nach und nach abverkauft oder sind teilweise schon leer. Das hat zum horten bei allen Betriebe geführt, was die Lage nochmal verschärft. Von der Innung haben wir auch schon die Mitteilung bekommen, dass andere Betriebe bedenken haben deshalb in Kurzarbeit gehen zu müssen und wie da zu verfahren ist. Für uns ist die Lage aktuell sehr besorgniserregend.

  • MWn gibt es derzeit Rohstoffknappheit bei zumindest folgenden Rohstoffen:

    - PP

    - PE

    - Alu

    - Holz

    - PU


    Andere Kunststoffe scheinen weniger betroffen zu sein bzw. (wie z.B. Kupfer und Stahl) teilweise massiv teurer geworden, aber noch ausreichend gut verfügbar.


    Zum einen sind da Hamsterkäufe (á la Klopapier vor einem Jahr), zum Teil aber auch strategische Zocker (die große Mengen an Material bunkern und dadurch eine künstliche Verknappung herbeiführen) als Ursache zu nennen. Und natürlich der bereits zum Jahreswechsel einsetzende Mangel an Transportkapazitäten, der sich durch die jüngste Episode am Suezkanal noch verschärft hat.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Nach dem, was ich so gelesen habe, sind viele Akteure in der gesamten Produktionskette im Rahmen der Corona-Verwerfungen vom Markt gegangen. Entweder haben die komplett aufgegeben, haben Maschinen teilweise stillgelegt, Personal abgebaut, keine neuen Lagerbestände aufgebaut., etc. Das Wiederanfahren scheint teilweise nicht so einfach zu sein, weil die Stilllegung auch auf den unteren Ebenen der Wertschöpfungskette passiert ist, die Weiterverarbeiter also erst mal warten müssen, bis die Zulieferer von Rohprodukten wieder ans Netz gehen. In einigen Ländern, wo Wanderarbeiter eine große Rolle spielen, hängen die wohl zum Teil noch auf den Dörfern und können wegen Corona-Reisebeschränkungen nicht so schnell wieder in die Fabriken.


    Dazu kommen die bekannten Geschichten wie Container, die da geballt sind, wo man sie nicht braucht, Transportkapazitäten, die erst mal von Branchen mit höheren Margen als im Rohstoff- oder Halbfertigproduktehandel weggekauft werden, mangelnde Nebenprodukte aus der Petrochemie, die Suezblockade, die Expansion der Lager, wenn man dann doch etwas bekommt, etc. Da kommen halt einige Faktoren zusammen.

  • Wir haben von verschiedenen Rohrlegern die Meldung bekommen, dass der Preis für PE Rohre um teiweise bis zu 40% gestiegen ist und sie diese ausserordentliche Teuerung an den Kunden weiterverrechnen werden. Auf Nachfrage bei einem befreundeten Rohrleger meinte dieser ebenfalls, dass dies mit dem verminderten Verbrauch / der verminderten Herstellung von Kerosin zusammenhängt. Es gibt momentan wohl einfach zu wenig Kunststofgranulat und das vorhanderte wird an den Meistbietenden verkauft. Also wohl effektiv eine Verknappung der Resource und keine Inflation.

    Improvisation ist, wenn niemand die Vorbereitung bemerkt.

  • Aufgrund dieses Threads habe ich eine Bestellung über unseren wichtigsten Kunststoff-Rohstoff ein halbes Jahr früher als notwendig rausgehauen...


    Heute kam nun endlich die Auftragsbestätigung, der Preis ist zwar identisch zu dem von der letzten Bestellung Ende Januar, allerdings ist der voraussichtliche Versandtermin erst in der ersten Juniwoche... normalerweise liegen zwischen Bestellung und Speditionsanlieferung bei denen nicht mehr als 10 Tage :astonished_face:


    Danke an alle :thumbs_up: das ist auch wieder einer der Punkte, wo man (wenigstens ein bischen) vor der Lage sein kann :winking_face:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Das mit dem wegbrechenden kerosinverbrauch kann ich aus eigener Anschauung bestätigen. Ich war in den letzten zwei Wochen zwei mal am Albrecht - Dürer - Airport in Nürnberg im Corona - Testzentrum, Und es herrschte absolute Ruhe im Luftverkehr. Alle Stühle hochgestellt, das einzige, was startet, ist der Privatjet unseres König Markus I. und der Rettungshubschrauber.Ansonsten Tote Hose:


    Nachdem ich neuerdings in der Bratwurstproduktion arbeite, ziehe ich folgenden Vergleich: Wenn ich eine Sau schlachte, kann ich (m. E. ) planen, heute mache ich Leberwurst und morgen Bierschinken. Bei Erdöl geht das aber nicht. Ein beängstigendes Gefühl.:confused_face:


    Gruß Peter

  • Ich habe gerade mit einem Ford-Autohändler gesprochen. Die haben aus der Zentrale in Köln die Vorhersage, dass wohl ab September der Zulauf von Neuwagen wieder normal laufen soll. Engpass sind da die Chips.

  • Man merkt die Knappheit auch schon in den Baumärkten

    Wegen der CoV-Pandemie sind immer mehr Waren schwieriger zu bekommen. Betroffen sind auch Baumärkte. Baustoffe wie Holz und Stahl sind schon teurer geworden und damit auch Gartenhäuser oder Saunen.