Rohstoffknappheit und Preiserhöhung von Baustoffen durch die Coronakrise

  • Ich habe letztes Jahr neue Lkw bei MAN bestellt. Der eine hat den Liefertermin von Mitte Februar auf Mitte März und auf kürzlicher Nachfrage auf 17. Mai verschoben bekommen. Immer unter dem Deckmantel der Pandemie.

    Beim zweiten gab's überhaupt keinen Liefertermin.


    Zum kotzen. Von mir wird auch erwartet, pünktlich zu arbeiten und meine Steuern zu zahlen.


    Gruß offroader

  • Ganz interessant am Ende dieses Artikels der die augenblickliche Situation in Fulda bescHreibt:


    https://www.fuldaerzeitung.de/…er-guenther-90467059.html


    Herr Leinweber, gibt es bereits Lieferschwierigkeiten in der Region?


    Die Situation ist angespannt. Engpässe gibt es momentan vor allem bei Holz, Kunststoff und Stahl. Wir haben noch gewisse Lagerbestände, das meiste davon ist aber schon verkauft. Momentan greift ein Problem ins andere, solch eine Situation hatten wir noch nicht.

    Was genau ist das Problem?


    Zum einen ist die Nachfrage groß. Beim Holz kommt hinzu, dass sich die USA stark auf dem europäischen Markt bedienen, weil sie momentan keine Ware aus Kanada bekommen. Das führt dann dazu, dass teilweise auch andere Hersteller, die eigentlich nicht betroffen sind, nichts mehr liefern können, weil zum Beispiel keine Holzpaletten mehr da sind.

    ..........


    Rechnen Sie mit einer Entspannung in diesem Jahr?


    Beim Kunststoffmarkt rechnen wir mit einer Entspannung in der zweiten Jahreshälfte. Beim Holz sieht es schlechter aus. Da ist es aus unserer Sicht nicht absehbar, wann sie die Lage sich entspannt.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ich habe letztes Jahr neue Lkw bei MAN bestellt. Der eine hat den Liefertermin von Mitte Februar auf Mitte März und auf kürzlicher Nachfrage auf 17. Mai verschoben bekommen.



    Gruß offroader

    Bei MAN gibt’s mehr Themen den die Pandemie. Da geht’s dem VW Konzern um Werksschliessungen wegen angeblicher zu hoher Kosten und wenig Auslastung. Die Übernahme durch einen Investor wurde von der Belegschaft in Steyer abgelehnt.
    Als Folge hat VW also MAN mal alle Leiharbeiter freigestellt oder entlassen.


    https://ooe.orf.at/stories/3100238/


    Gruß

    Kcco

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Nun sind auch die Hersteller von Gussrohren betroffen. Als Grund für die (momentan noch) moderate Preissteigerung von 3% wird der Preisanstieg beim Altmetall respektive das nicht vorhanden Sein desselbigen angegeben. Inwiefern Corona das verschrotten von Metallbauteilen beeinflusst ist mir aber schleierhaft.

    Improvisation ist, wenn niemand die Vorbereitung bemerkt.

  • Ich frage mich, wie lange es dauert, bis es in den Baumärkten auch für den "Endverbraucher" sichtbar wird. In der Schweiz gibts den "Jumbo" ähnlich wie "Obi" als einer der grössten Baumärkte der Schweiz. In dem, den ich gestern besucht hatte, waren alle Regale mehr als gut gefüllt. Mit OSB Platten, Schallungsplatten, Brettern, Latten, alle Arten von Holz waren reichlich vorhanden, keine leeren Regale. Sogar Aktionen waren da für Massivholzplatten z.B.


    Mir ist klar, dass die Baumärkte wohl höhere Preise bezahlen im Einkauf, da sie es auch zu deutlich höheren Preisen weiterverkaufen können an den Endkunden (private Personen). Deshalb sieht es vermutlich für Baustellen, Möbelschreinereien usw. anders aus, da die deutlich geringere Preise bezahlen (Grossmengen)

  • Ich frage mich, wie lange es dauert, bis es in den Baumärkten auch für den "Endverbraucher" sichtbar wird.

    Bei uns in Österreich merkst du es schon. Vor allem durch höhere Preise, aber auch knappem Lagerstand bei Bauhölzern, Metallen, etc. Manche Produkte sind zwar "verfügbar", aber mit einer Lieferzeit von mehreren Wochen.

  • Hier im Südwesten Deutschlands schlägt es beim Bauholz (nicht der Baumarktware) schon durch. Ich habe bereits von befreundeten Handwerkern gehört, dass Häuslebauer ihr Dach nicht mit Holz aufschlagen sondern betonieren (!) lassen. Das benötigte Holz ist kaum zu bekommen und wenn, dann zu solch horrenden Preisen, dass das Betonieren viel günstiger ist. Die Häuslebauer verlieren dadurch auch eventuelle KfW Förderungen. Aber was will man machen, wenn man bspw. eine Deadline durch Wohnungsverkauf, Wohnungskündigung etc hat...?

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Folgendes stand heute in der Fachpublikation "Immobilien Zeitung" mit Bezug auf Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Vielleicht ganz interessant:


    Nach Recherche des VNW haben sich seit September 2020 die Preise für Dämmstoffe um 50% erhöht, die für Baustahl um 30% und Rigips ist sogar 170% teurer. Extrem sei die Preissteigerung bei Holz. „Unsere Unternehmen sprechen von Steigerungen von 200% und in Teilbereichen wie Dachlatten sogar noch deutlich darüber", erklärt Breitner.


    "Bei mehreren Gewerken konnten unsere Unternehmen zuletzt keine Festpreise mehr vereinbaren." Die zur Dämmung von Fassaden und Flachdächern verwendeten expandierten Polystyrole (EPS) und extrudierten Polystyrole (XPS) seien im Moment kaum erhältlich - "und wenn, dann zu deutlich höheren Preisen". Bei Holz werden nach VNW-Kenntnis teilweise Tagespreise berechnet.

    Um Transparenz zu schaffen, hatten einige Bauherren mit Bauunternehmen Vereinbarungen mit einer teilweisen Offenlegung der Kalkulation vereinbart. "Das heißt: Die Bauunternehmen legen ihre Einkaufspreise für Baustoffe, die Grundlage ihrer Kalkulation waren, offen. Hinterher wird die Differenz zu den während des Bauvorhabens tatsächlich gezahlten Preisen zusätzlich vergütet."

  • Das Ganze wird bis zum Herbst immer schlimmer werden in den nächsten Monaten und sich erst zum Winter/Frühjahr beruhigen. Was sich erst einmal für die Wirtschaft gut anhört sind die ausgelasteten Containerverschiffungen. Beispiel China nach USA (West als Beispiel, Ost hat andere Raten) ablesbar an den Containerraten:


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    Viele Container….Wirtschaft brummt und nimmt Fahrt auf. Das wird aber gerade zum Bottleneck. Viele Reedereien haben Schiffe wegen Corona stillgelegt, die fehlen jetzt. Dazu noch zu wenige Container weil teilweise geballt in Lagern wegen Corona und das dauert die wieder in Umlauf zu bringen und die quasi in die Logistikkette wieder reinrieseln zu lassen.


    Folge:


    Für "Eilfracht" die unter 21 Tage vor Verschiffung gebucht wird gibt es sogenannte „Premiums" also Aufschläge auf den "normalen" Preis nach Index. Der Spot-Preis nach Index ist FAK. Die Zuschläge die zur Zeit auf FAK gezahlt werden müssen pro Container liegen bei 2-3 tausend USD. Das wird natürlich auf die Kunden umgelegt (anteilig pro Wareneinheit im Container).


    Selbst die Leute in den Reedereien halten die jetzigen Preise für zu hoch, sie werden aber gezahlt und man nimmt es (von Reedereiseite) gerne mit (wer würde das nicht tun). In einigen Bereichen (hängt immer von der Schiffsroute ab) zeichnet sich jetzt ein Plateau ab. Trotzdem erwarten die meisten Marktteilnehmer noch bis 2022 quasi "überhöhte" Preise. Erst dann wird eine Entspannung bei der Seefracht erwartet. Bis dahin muss der Kunde indirekt die Preise zahlen. Halt Angebot und Nachfrage.


    Wird interessant zu sehen wie sich das auf die Inflation auswirkt, auch wenn die Transportkosten nur einen kleinen Teil des Kaufpreises bei uns ausmachen, aber es betrifft halt Massen an Waren.

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  • Noch mal ein Info etwas "out of the box" wenn man sehen will wo gerade die Fabriken anlaufen und wie damit verbunden Handelsströme (indirekt) vorbestimmt sind kann als Infoseite auf folgende Page gehen:


    https://fluid.nccs.nasa.gov/wxmaps/chem2d/?region=global


    Auf der linken Seite kann man die Gaskonzentration und Gasart wählen. Nimmt man nun (Achtung Startseite ist Staub und somit unwichtig) Verbrennungsgase wie CO oder SO2 so sieht man ganz gut wo die Wirtschaft brummt als Näherungswert. Zumindest in den USA, China, Russland und Balkan sowie Naher Osten als Indikator gut sichtbar. In Europa muss man ein Gefühl für die Darstellung entwickeln wegen der ganzen Filteranlagen in den Fabriken, da gelten quasi andere Farbschemata. Hat man das halbwegs raus sieht man gerade sehr schön: China Volldampf, Europa und USA eher mau, Naher Osten viel Ölförderung (Abbrandgase). Wir starten gezündet von China wieder durch.


    Aber wie gesagt das nur als Näherungsbetrachtung unter mehreren Faktoren nehmen um sich ein Gesamtbild zu verschaffen. Auch Auswirkungen wie Kohleheizung wenn in der jeweiligen Region gerade Winter ist haben natürlich Einflüsse und das nicht zu knapp. Wird auch spannend in den nächsten Tagen die Konzentration einiger Gase über Indien zu beobachten, ob die Feuerkremierungen die ja da auch heute noch über Holzfeuern üblich sind mit täglich steigenden Totenzahlen durch COVID Auswirkungen zeigen. Hatten wir in China an einigen Stellen als die totalen Lockdown hatten an Positionen von Großkrematorien was auf eine dort wesentlich höhere Sterbeziffer hingedeutet hat die China ja leugnet.


    Generell eine interessante Seite falls ihr die nicht schon kennt.

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  • So langsam wird die Kunststoffknappheit problematischer. Einige Hersteller im Food-Bereich kriegen Probleme, weil die zertifizierten Kunststoffe für Lebensmittelverpackungen zur Neige gehen. Lagerbestände sinken ständig, im Augenblick gibt es Herausforderungen noch vorhandene Ersatzkunststoffe zu finden welche gleichwertige Eigenschaften haben bei der Verpackungsherstellung.


    Wenn man sich mal vor Augen führt was alles wie in Plastik verpackt ist kann das dramatisch werden. Hier sind dann nicht die Lebensmittel selbst das Problem, sondern die zugelassenen Verpackungen mit den entsprechenden Zertifizierungen. Mal schauen wie sich das entwickelt.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Einige Hersteller im Food-Bereich kriegen Probleme, weil die zertifizierten Kunststoffe für Lebensmittelverpackungen zur Neige gehen.

    Ist doch nicht nur schlecht... Vielleicht kaufen die Leute die Ananas und die Banane dann wieder am Stück und nicht fertig geschnitten im Plastikbecher... Auch der Käse von der Frischtheke kann man anders einpacken ging ja früher auch. Das es bei einigen Sachen nicht geht ist mir bewusst aber vielleicht hilft es doch bei einigen Sache die Hersteller zum Umdenken zu bewegen. So gibt es vielleicht auf Grund der jetzigen Umstände in Zukunft wenigstens ein bisschen weniger Plastikmüll.

    Improvisation ist, wenn niemand die Vorbereitung bemerkt.

  • Wir haben heute im Baustoffhandel (gewerbl.) eine Vorbestellung abgeholt. Am Rande mitbekommen: Für Schweißbahnen und co. gibt es nur noch Tagespreise, und die sind teilweise ziemlich happig.

    NUNQUAM NON PARATUS

  • Eigentlich wollten wir im Mai/Juni unsere Heizung erweitern lassen. Mit der Firma sind wir seit vielen Jahren fast freundschaftlich verbunden.


    Wir mussten das Projekt auf unbestimmte Zeit verschieben, weil die Preise um ein gutes Drittel gestiegen sind- fast 2000€

    Geht los!!!

  • Ist doch nicht nur schlecht... Vielleicht kaufen die Leute die Ananas und die Banane dann wieder am Stück und nicht fertig geschnitten im Plastikbecher... Auch der Käse von der Frischtheke kann man anders einpacken ging ja früher auch. Das es bei einigen Sachen nicht geht ist mir bewusst aber vielleicht hilft es doch bei einigen Sache die Hersteller zum Umdenken zu bewegen. So gibt es vielleicht auf Grund der jetzigen Umstände in Zukunft wenigstens ein bisschen weniger Plastikmüll.

    Schön wäre es.

    Aber ich befürchte, dass man schon bald wieder zur "möglichst billig"-Mentalität zurückkehren würde. Schliesslich wollen Aktionäre zufriedengestellt und Chefsaläre erhöht werden. Und das geht nur, wenn man möglichst billig produziert.


    Aber auch die Verbraucher wurden ja so erzogen, dass sie auf nichts verzichten wollen/müssen/dürfen.

    Mit dem verfügbaren Einkommen soll gefälligst das neueste Smartphone und der Malleurlaub auch dieses Jahr drinliegen.

    Also muss man u.a. beim Essen einsparen und kauft den billigsten Frass in Plastik eingeschweisst.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-