Moin zusammen,
wie jedes Jahr haben wir uns auch 2021 von Corona, Lockdowns und Ähnlichen die Stimmung nicht vermiesen lassen und das Osterwochenende dazu genutzt die Outdoor Saison zu eröffnen. Wie jedes Jahr haben wir auch in diesem Zeitraum einfach mal die Sicherungen im Gebäude raus gemacht und unsere Ersatzsysteme, unseren möglichen Autarkie Grad und unser Können bzw Wissen auf die Probe gestellt.
Dieses Jahr, im Corona Jahr 2 ist allerdings doch einiges anders. So ist z.B. unser alternativ SO gesperrt und gute Freunde durften uns nicht besuchen.
Es galt also den Corona Blues zu überwinden und das Beste aus der Situation zu machen.
Wir ersannen also folgendes fiktive Szenario:
Am 31.03 kam es gegen 08:32 in der Norddeutschen Tiefebene zu einem Erdbeben der Stärke 8,4. Als Folge wurden u.a. vielfach Höchstspannungsleitungen und Infrastruktur zerstört. Als folge daraus kam es zu einem Europaweiten Blackout dessen Dauer nicht abzuschätzen ist.
Unser Gebäude wird mit ein paar zerdepperten, verschobenen Ziegeln und einem 2cm breiten Riss im Mauerwerk (Nahtstelle Scheune, Wohnhaus)
Ich bin zu diesem Zeitpunkt beruflich etwa 100km von Daheim entfernt.
Voraussetzungen:
Wasser- , Lebensmittelversorgung erledigt. Alternative Enegieversorgung, Notstrom, autarke Beleuchtung, Wasserentsorgung, Bugout- & GoingHome Fähigkeit.
Zielsetzung:
Verhalten bei Stress
Umsetzung unserer Krisenreaktionspläne
Outdoorfähigkeit der Kids mit Spaß ausbauen.
Test der im Nov2020 fertig gestellten, Batterie gestützten Wind/Solarkraft Anlage unter realen Bedingungen
Test der Bugoutfähigkeit meiner Familie nin meiner Abwesenheit.
Meine eigene GoingHome Fähigkeit
Funktionalität des Haushalts (kochen, waschen, Beleuchtung, Wärme, Unterhaltung) im längeren realistischen Szenario
Erreichen eines möglichst hohen Autarkie Grades
Ausdauer Test, wie lange halten wir es unter diesen Bedingungen durch?
Tag 1. 31.03.2021
Heizung und Photovoltaikanlage werden herunter gefahren alle Sicherung ausgelöst.
Meine Frau schnappt sich die Zwerge mit ihren BoBs, eine Zarges mit Campingausrüstung und Eine mit Lebensmitteln. Da laut Szenario Vorgaben die Schäden am Gebäude noch nicht absehbar sind und mit Nachbeben gerechnet werden muss richtet sie mit den Kindern im Garten ein Biwak, bestehend aus dem WoWa, 2x 3P Iglu und einem 4P Iglu Zelt ein. Der WoWa dient als Aufenthaltraum, Küche und WC. Die Zelte als Schlafräume. Der WoWa wird ab Abenddämmerung zunächst mit einem 1,2KW Aggregat versorgt und später mit an die Hybrid Anlage gehängt. Gekocht wird auf dem Gasherd imWoWa. Nach dem Aufbau des Biwaks spielen die Kinder den Rest des Tages zwanglos im Garten.
Ich bin zur Zeit des fiktiven Bebens etwa 100km entfernt und mache mich umgehend mit dem PKW auf den Heimweg. Etwa 30km vor dem Ziel ist die Straße derart blockiert das an ein weiterfahren nicht zu denken ist. Ich schnappe mir mein GHB Setup aus dem Kofferraum und mache mich zu Fuss auf den Weg.
Mit Einbruch der Dunkelheit errichte ich etwa 20km vor dem Ziel mein Biwak (kleines Blackthorn1 und ne Plane für den Rucksack) Ein kleines Mahl und einen warmen Tee. Kurzes Gespräch mit Frau und Kindern per Funk, dann ist der erste Tag geschafft. Hat doch ganz schön geschlaucht der Marsch mit dem GHB. Mehr als 20 - 30km pro Tag sollte man sich nicht vornehmen.
Tag 2. 01.04.2021
Die Kinder haben in ihren Zelten dick eingemummelt bis um 08:30 geschlafen. Das Frühstück hat das Flair von Camping. Alles Routine.
Ich werde gegen 08:00 wach mache mir erstmal in Ruhe ein Frühstück aus Dosenbrot, Marmelade, Wurst, Studentenfutter und viel Kaffee, wovon ich mir auch etwas in meinen Thermosbecher für den Weitermarsch fülle.
In Ruhe das Lager abgebaut und mit der Drohne im Umkreis von 3km nach einem passierbaren Weg für die Weiterreise gesucht.
Gegen 15:00 erreiche ich mein Ziel und bin Zuhause.
Eine stürmische Begrüßung und eine kurze Kaffeepause und dann untersuchen wir gemeinsam Haus und Scheune ausführlich nach Schäden.
Ab 17:00 beziehen wir das Haus. Die Innentemperatur ist mittlerweile auf 14 Grad gefallen und wir heizen mit dem Ofen im Erdgeschoss und und dem Katalyt im Obergeschoss erstmal ordentlich ein.
Die Tiefkühltruhen und Kühlschränke sowie die Beleuchtung in der Scheune werden sauber von der Hybridanlage versorgt denke ich. (Dazu aber später mehr)
Gekocht wird heute auf unserer Propan Kochstelle in der Küche. Die Kinder spielen Malefix, Mensch ärgere Dich nicht und Schach. Erstaunlich, keiner fragt nach Handy, Playstation oder Tablet.
Für Beleuchtung sorgen unterschiedliche Lichtquellen wie Batterie und USB Powerbank versorgte LED Leuchtmittel, Feuerhand Sturmlaternen, eine HK 500, Kopf- und Taschenlampen. Gegen 21:00 Uhr schaufeln wir die Kinder in ihre Betten und gegen 22:00 Uhr ist auch für uns Schluß.
Tag 3. 02.04.2021
Erstaunlich schnell kommt eine gewisse Routine auf. Aufstehen mit Sonnenaufgang. Den runtergebrannten Ofen wieder anfachen. Der Katalyt wandert wieder als Ersatz in die Scheune. Der Ofen schafft auch im Obergeschoss noch 18Grad.
Hausarbeit, Kinder bespaßen, Alltag.
Die Wasserversorgung ist im unteren Badezimmer, Küche und HWR durch das Hauswasserwerk sogar mit fließend Wasser gewährleistet. Um nicht auf das abgefüllte Trinkwasser zurück greifen zu müssen kommt in der Küche unser stationärer Berkefeld Wasserfilter zum Einsatz. Allerdings stemmt die 1,1KW Hybridanlage das Wasserwerk nicht auch noch. Also wird der kleine Moppel angeschmissen. Für die Wasserversorgung der Toiletten haben wir Gießkannen bereit gestellt. Das Wasser müssen wir dafür allerdings aus einem Tank in der Scheune holen. Zum Glück verfügen wir über eine Kläranlage und sind hier nicht ans Abwasser Netz angeschlossen. Ich denke das sich in einen ernsten Szenario sonst nach ein paar Tagen aus dieser Richtung ernste Probleme auftun würden.
Tag 4. 03.04.2021
Das Leben funktioniert ohne größere Einschränkungen. Heute wollen wir waschen und meine Frau möchte einen Nudelauflauf im Elektro Backofen machen.
Es wird also am 4ten Tag mal Zeit den großen 8KW Agregat an zu machen. Er zickt natürlich. Aber einen kleinen Spitzer Bremsenreiniger in den Luftfilter und er läuft als wäre es sein Jungfernstart.
Das Wetter lässt zu wünschen übrig und drückt auf die Stimmung. Auch das der Reiz des Abenteuers, der Routine gewichen ist merkt man den Kindern an.
Heute haben wir die Hälfte der Zelte wieder abgebaut. Die Jungs möchten vielleicht noch einmal draussen schlafen und haben ihre beiden Iglus stehen lassen.
Tag 5. 04.04.2021
Oster Sonntag. Ich schleiche ab 06 Uhr durch die Kinderzimmer und über die Obstwiese und unterstütze den Osterhasen nach besten Gewissen.
Großes Eiersuchen, ausgiebiges Frühstück mit aufgebackenen Brötchen. Nachmittags Besuch von der Schwiegermutter zu Tee und Torte. Als ich die Torten aus der großen Truhe in der Scheune hole bemerke ich das das Display aus ist. Diese Information erreicht allerdings nicht mein Hirn. Es ist alles gefroren und die Innenbeleuchtung funktioniert.
Tag 6. 05.04,2021
Heute ist der Tag an dem wir unser Experiment abbrechen werden. Nicht weil wir es müssten. Es läuft fast alles Tadellos. und wir hätten das noch Monate lang durch ziehen können.
Aber morgen hat einer der Jungs Geburtstag und da wollen wir doch vorher zu dem üblichen Komfort zurück.
Nachdem die Kinder gegen 21:00 im Bett sind fahren wir das Gebäude wieder hoch.
Tag 7. 06.04.2021 und die Nachwirkungen
Gegen 04:30 "Papa Papa der Strom ist wieder da schallt es durchs Haus. Einer der Jungs musste zur Toilette und hatte im Halbschlaf den Lichschalter im Bad gedrückt.
Gabi möchte die gewünschte Schwarzwälder und die Erdbeertorte aus der großen Truhe holen. Pip, mein Handy geht. "Schatz das Display an der Truhe ist aus"
Erster Überblick sagt, Innentemperatur -10 Grad. Eigentlich sollten es -18 sein. Also keine Kühlleistung. Allerdings funktioniert die Innenbeleuchtung.
Wir machen den kleinen reseve Tiefkühlschrank an, disponieren das Abendessen um und entsorgen ein paar Dinge. Nun erstmal den Netzstecker der Truhe abziehen und später darum kümmern.
Nachmittags gibt es zu Ehren des Geburtstagskindes eine größere Teerunde im Kreis der Familie. Kindergeburtstagsfeier darf ja leider nicht.
Abends kommt als wäre nichts gewesen die opligatorische Frage der Kinder. "Können wir noch ne Stunde ans Tablet"
So das soll es erst einmal gewesen sein zu unseren kleinen ohne Strom Challenge.
Ein Fazit, unserer Lehren werde ich heute Abend mal zusammen schreiben.
Alles in Allem würde ich aber sagen eine gelungene Aktion die gezeigt hat das eigentlich, abgesehen von Kleinigkeiten, alles funktioniert.
Schönen Gruß
littlewulf