Getreidehändler sehen „historische Preisausschläge“

  • Getreideexperten beobachten „teilweise historische Preisausschläge“ bei Getreide, Mais und Ölsaaten wie Raps – möglicherweise mit Folgen für die Verbraucher. „Wenn sich die Preise noch eine Weile so halten für Pflanzenöle und für Getreide, dann wird sich das innerhalb einiger Monate sicherlich in den Lebensmittelpreisen auch im Supermarkt niederschlagen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse, Thorsten Tiedemann, der dpa.

    Zwar haben Rohstoffpreise bei Backwaren nur einen geringen Anteil am Verkaufspreis. „Aber die Fleischproduktion wird sicherlich teurer werden durch Futter“. Auch bei Produkten wie Mehl und Pflanzenöl dürfte der Weltmarkttrend nach Tiedemanns Einschätzung auf die Verbraucherpreise durchschlagen.

    Die Welternährungsorganisation FAO beobachtet seit geraumer Zeit steigende Preise bei praktisch allen Agrarrohstoffen. Unter dem Strich lag der FAO-Preisindex für Nahrungsmittel nach jüngsten Daten im April 31 Prozent über dem Vorjahreswert, nach elf monatlichen Anstiegen in Folge sei inzwischen der höchste Stand seit sieben Jahren erreicht.

    Eine Folge der Coronakrise?

  • Hier kann man verschiedene Indizes der FAO anschauen: http://www.fao.org/worldfoodsituation/foodpricesindex/en/


    Wenn diese Analyse aus dem Januar noch zutrifft: https://www.agrarheute.com/mar…epreise-2021-steil-576761 , dann ist der Preisanstieg beim Getreide im Wesentlichen durch die schlechten Ernten in Südamerika und die auch nicht berauschenden in Russland begründet, jeweils mit daraus folgenden Exportbeschränkungen. In Südamerika ist wohl das Wetterphänomen La Nina eine wichtige Ursache. Die FAO schreibt außerdem etwas von fortbestehenden Handelsstockungen, die zu einem guten Teil Corona-Folgen sein dürften.

  • ich denke wir sehen hier die überall aufkeimende Inflation. In den USA nach offiziellen Zahlen nun bei 4,2%:


    https://www.handelsblatt.com/f…6-v6eWTeKCTFUf7XIHveuH-ap


    Noch schlimmer sieht es beim Produce-Price-Index as, liegt bei über 6%:


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    Wir sind in einer Kack-Situation in die viele Gründe reinspielen:

    - Geldpolitik der Zentralbanken

    - Nachholkomsum wegen Corona

    - Lieferketten-Störungen durch Corona

    - bei Food auch Wetterprobleme


    etc.


    Daz noch ein Blick in die USA. Shadowstats berechnet die Inflationsraten ja noch nach den alten Regeln die auch realistischer sind:


    http://www.shadowstats.com/alternate_data/inflation-charts


    Da liegen wir bei über 8%:


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    Persönlich glaube ich wir sitzen gerade in der ersten Reihe und dürfen das Scheitern der Geldpolitik seit spätestens 2008 miterleben. Popcorn bereit gelegt?

    Das Problem ist, dass die Zentralbanken aus ihrer selbstgebauten Falle des "wertlosen, verschenkten Geldes" nit mehr raus kommen, ohne Staatspleiten verhindern zu können.

    Selbst wenn man im Foodbereich die Wetterphänomene rausnimmt ist auch hier der Kostenanstieg von Landmaschinen, Energie, CO2-Abgaben direkt und indirekt, Lohnforderungen gerade in den USA, Land und Gebäude usw. und so fort so hoch das hier eine stabile Infations-Grundbasis gelegt ist.


    Ein richtiges Problem wird das für die Schwellenländer und Entwicklungsländer werden. Hier kann es schnell knallen, wenn die Nahrungsbeschaffung zu teuer wird und diese Länder schon geschwächt durch Einbrüche in der Wirtschaft wegen Corona, Impfkosten etc. nicht mehr genug Kohle haben die Grundnahrungsmittel zu subventionieren. Ein schöner Nährboden für lokale Kriege, damit verbundene Stellvertreterkriege um Machtvakuum zu füllen, neue Flüchtlingsströme etc.


    Die Welt wird noch viel unruhiger werden als wir das jetzt gerade wahrhaben wollen.



    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ein richtiges Problem wird das für die Schwellenländer und Entwicklungsländer werden. Hier kann es schnell knallen, wenn die Nahrungsbeschaffung zu teuer wird und diese Länder schon geschwächt durch Einbrüche in der Wirtschaft wegen Corona, Impfkosten etc. nicht mehr genug Kohle haben die Grundnahrungsmittel zu subventionieren. Ein schöner Nährboden für lokale Kriege, damit verbundene Stellvertreterkriege um Machtvakuum zu füllen, neue Flüchtlingsströme etc.

    Missernten und damit einhergehende Einschränkungen bei der Nahrungsmittelversorgung waren schon immer der Nährboden für (revolutionäre) Umwälzungen, Unruhen und Kriege.


    Das Problem, das ich darin sehe, werden vor allem die ärmeren Länder auf diesem Planeten in erster Näherung "ausbaden" dürfen. Denn während selbst ein Hartz-IV-Empfänger in Deutschland über gestiegene Lebensmittelpreise wahrscheinlich sehr stöhnen wird, wirklich verhungern werden in Deutschland nicht sehr viele.

    Ganz anders sieht es hingegen in den meisten Staaten Südamerikas, Afrikas und auch in Teilen Südostasiens aus. Dort gibt es selten einen Wohlfahrtsstaat, der die schlimmsten Auswüchse ausufernder Lebensmittelpreise für die ärmsten der Armen kompensieren kann. Aber auch unsere Wohlstandsgesellschaften in Westeuropa werden kaum Gelegenheit haben, sich auf ihren Wohlfahrtstaat ausruhen zu können. Hier werden die wirtschaftlichen Folgen von Corona für viele Unternehmen und Privatpersonen in erster Näherung die Hauptursache für gesellschaftliche Verwerfungen sein. Der höhere Lebensstandard, den wirr bei uns gewohnt sind, wird hier für uns wahrscheinlich zum Fallstrick werden.


    Aus dem Beginn der französischen Revolution gibt es ein Ausspruch, der Marie Antoinette in den Mund gelegt wird: "Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!" So sehr ich die tatsächlich getätigte Aussage bezweifle, so steckt in diesem Satz doch viel Wahrheit, wie Höhergestellte/Reiche damals wie heute entweder tatsächlich in ihrer eigenen Welt leben oder eben die Realität gänzlich verkennen.


    Im asiatischen Raum ist Reis das Grundnahrungsmittel schlechthin. Den dortigen Menschen wird wenig damit geholfen sein, sollte man ihnen Mais oder anderes Getreide statt Reis anbieten. Sind ja letztlich eh alles nur Gräser, könnte man meinen... So einfach ist es dann aber leider nicht.


    Wenn die Menschen nicht die Ernährung für alle Menschen gewährleisten können, wir es knallen. Damals wie heute sehe ich weniger das Problem darin, dass wir nicht genug Nahrungsmittel für Menschen auf diesem Planeten haben, sondern darin, dass sie ungleich verteilt sind. Und die Menschen in Nordamerika und Europa gerne auch mal Nahrungsmittel wegwerfen, weil sie das aufgedruckte MHD gerade eben erreicht haben, aber sensorisch und ernährungsphysiologisch eigentlich noch absolut einwandfrei sind.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Und da ist es wieder, das böse "I-Wort". Inflation.

    Die Suchfunktion hat ergeben, dass die Inflationsängste mancher bis in das Jahr 2010 zurückreichen. Und wir leben immer noch.


    Ja, vielleicht wird alles schlechter - vielleicht aber auch nicht. Ich halte das Vorhersagen von Crash-Geschichten für, vorsichtig gesagt, kaffeesatzleserei. Ja, vielleicht stimmt es - oder auch nicht.


    Leider kommen die Propheten immer dann aus der Ecke, wenn sie einmal recht hatten - also eigentlich nie. Wenn sie aber immer 1 € dafür zahlen müssten, wenn sie nicht richtig lagen, dann würden sie entweder still sein oder alle anderen reicht.


    Aber zurück zur Ausgangsfrage: Die Preise steigen für vieles aufgrund der Pandemie. Es wird weniger Produziert und die Nachfrage hat sich verändert. Teils bekommen Handwerker mehr Aufträge als sie abarbeiten können, da es an Teilen fehlt.

    Mein Tischler bekommt keine Füße für Schränke. Mein Fahrradhändler baut gern mitgebrachte Ersatzteile ein, da er selber keine mehr bekommt. Und der Baustoffhändler winkt ab, wenn ich nach Klinker frage.


    Corona hat die Welt doch massiver geändert, als man denkt.

  • Ach wie schön dass man Corona für alles die Schuld geben kann, da gehen die Fehler der Vergangenheit glatt unter...

  • Unter nicht, sie werden nur verstärkt.


    Und trotz aller schlechten Meldungen, ich möchte nirgendswo lieber leben als hier. OK, vielleicht noch in Österreich :winking_face:

  • kaffeesatzleserei

    hoffentlich hat jeder genug Kaffee eingelagert, sonst wird das nix mit aus dem Satz lesen

    Du kannst die Zukunft verändern mit dem was du heute tust. :face_with_open_mouth:
    - aus Oberfranken in DE -

  • Trotz der "Ausschläge am Getreidemarkt" sind die Bierpreise noch immer konstant. Halleluja.

    Sorry konnte ich mir nicht verkneifen :winking_face:

  • hoffentlich hat jeder genug Kaffee eingelagert, sonst wird das nix mit aus dem Satz lesen

    Permanente 6 - 10kg reichen für die nächsten Tage..



    Trotz der "Ausschläge am Getreidemarkt" sind die Bierpreise noch immer konstant. Halleluja.

    Sorry konnte ich mir nicht verkneifen :winking_face:

    HALLELUJA!!!


    Wenigstens sind Grundnahrungsmittel noch erschwinglich und verfügbar

    :smiling_face_with_sunglasses::smiling_face_with_sunglasses:

  • Ein ganz amüsantes Beispiel für das Wirken freier Marktkräfte: In Argentinien will die Regierung wegen der steigenden Verbraucherpreise für Rindfleisch den Export ebenjenes vorübergehend verbieten. Die Fleischwirtschaft reagiert umgehend und kündigt einen Verkaufsstreik an, so dass die inländische Versorgung erst recht darunter leiden dürfte: https://www.spiegel.de/wirtsch…e4-470c-a323-8133c341ffca

  • Ein ganz amüsantes Beispiel für das Wirken freier Marktkräfte: In Argentinien will die Regierung ...

    Das hat doch Parallelen zur aktullen Bauholznot in Deutschland. Mich ärgern solche Meldungen, weil die gleichen Branchen keine Probleme haben, vom Staat Nothilfeprogramme einzuforden (Rettet die Arbeiotsplätze!) wenn ihren Kram keiner haben will. Solidarität sollte keine Einbahnstrasse sein.

    Eine Lösung wären vielleicht Exportquoten; im Ausland hochpreisig absetzbare Ware muss ja im Inland nicht zu Dumpingpreisen zu haben sein.

    Beim Fleisch wird sich das Problem sehr bald lösen, wenn man es nicht exportieren darf: sobald die Gefrierlager voll sind.


  • Nur mal eben wieder die älteren Threads durchgeflippert und auf diesen Beitrag gestoßen... Leider hatte der (wie viele andere auch) einen dicken Kern an Wahrheitsgehalt drinne....


    Ich sage einfach mal Danke Baerti für deine schonungslosen und nicht weichgespülten Kommentare... Ich hatte mich sehr gefreut, als du letztes Jahr wieder zurück gekommen bist und schätze deine Beiträge sehr.

  • Danke, ich weiss das ich häufig an-ecke, gerade in solchen Zeiten und das da "schlechte Nachrichten" immer negativ rüber kommen. Trotzdem finde ich das wichtig auch immer die negativen Folgen zu bedenken, denn jede Handlung hat nie nur positive oder nur negative Auswirkungen egal wie gut sie gemeint ist. Dessen sollte man sich immer bewusst sein. Und da in Krisenzeiten häufiger negative Elemente ausgeblendet werden was die eigene Position/Stärke anbelangt mach ich mich da gerne zum "Advocatus Diaboli" damit man über die immer existente Zweischneidigkeit nachdenkt.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd