Selbsterhitzende und Langzeit-Nahrung im Test / Forestia

  • Sich selbst erhitzende Fertiggerichte wollte ich schon immer mal ausprobieren. Diese Woche hatte ich dann die Gelegenheit: "Veggie Meatballs with Pasta".


    Pro und Contra auf einen Blick:

    + kompakt und gut transportierbar

    + hohe Kaloriendichte relativ zum Gewicht

    + vollständige Mahlzeit

    + kein Kochen notwendig / sehr unauffällig in der Anwendung

    + kein Trinkwasser zur Zubereitung notwendig

    + selbsterhitzend


    - relativ teuer

    - begrenzte Lagerfähigkeit (MHD ca. 2 Jahre; keine eigene Erfahrung zur Überlagerung)


    01_Forestia_verpackt.jpg


    Das Fertiggericht kommt in einem klassischen Kunststoffbeutel und ist anders als Trekkingnahrung nicht gefriergetrocknet, sondern "Nassfutter". Separat dazu gibt es einen Beutel, in dem sich ein Heizkissen befindet, und in dem das Fertiggericht verschlossen warm gemacht wird. Alles, was es dazu bedarf, sind ca. 60 ml Wasser (auch "Nicht-Trinkwasser").


    02_Forestia_Wärmebeutel.jpg 03_Forestia_erhitzen.jpg 03_Forestia_Dampentwicklung.jpg 05_Forestia_Heizkissen.jpg


    Das Wasser löst in dem Heizkissen eine chemische Reaktion (Oxidation?) aus, die zur starken Erhitzung führt. Selbst Dampfbildung lässt sich beobachten. Jetzt gilt es ca. 12 Minuten abzuwarten, bis alles erwärmt ist.


    06_Forestia_Meatballs-Pasta.jpg


    Danach ist das Essen ausreichend warm, aber nicht kochend heiß. Die Menge ist ok, aber nicht übermäßig - durch die hohe Kaloriedichte reicht es als Hauptmahlzeit, wenn man nicht gerade schwer körperlich arbeitet oder einen ganzen Tag durchgewandert ist.


    Geschmacklich ist es ok, wenn auch keine Feinkost. Die Nudeln sind perfekt, die vegetarischen "Frikadellen" eher mild gewürzt.


    Fazit: Für den Notfallrucksack oder als eiserne Reserve im Auto halte ich solche selbsterhitzende Mahlzeiten für sinnvoll. Anwendungsszenario wäre für mich die Unterbringung in einer Notunterkunft ohne Zugang zu Nahrungsmitteln. In großem Stil ich würde ich sie nicht einlagern. Aber ein paar einzelne Pakete sind sicher nicht verkehrt. Durch die kurze Haltbarkeit müssen sie allerdings regelmäßig rotiert werden.

  • Danke, finde ich super solche Erfahrungsberichte. :thumbs_up:


    Habe ein paar Packungen von Forestia daheim, die noch auf eine Verkostung warten.

  • Ich bin bei solchen ready-to-eat Geschichten immer etwas skeptisch seit einigen Jahren. Der "Ur-Vater" dieser Art Unterwegsnahrung dürfte das MRE der US Armee sein. Aus Sicht eines Kontinentaleuropäers sind die meisten Geschmacksrichtungen, vorsichtig formuliert, gewöhnungsbedürftig.


    Bei rund 10€ für so eine Mahlzeit dürfte klar sein, dass man sich damit nicht für eine Trekkingtour für zwei Wochen eindecken kann oder will, wenn man nicht gerade im Lotto gewonnen hat. Von dem ganzen Verpackungsmüll, der dabei anfällt noch gar nicht gesprochen. Will ja auch alles wieder zurückgeführt werden und nicht in der Pampa landen. Und diese Salze, die für die exotherme Reaktion zum Einsatz kommen, die bedürfen im schlimmsten Fall auch einer besonderen Entsorgung. Und vom Nährwert wollen wir gar nicht reden. Rund 500 kcal je Mahlzeit, ein Fertiggericht von Buss kostet um die zwei Euro für rund 300 kcal. Und nach einem langen, anstrengenden, körperlich sehr fordernden Tag wird man eher 3000 bis 4000 kcal benötigen statt 1000 kcal...


    Hast du für diese Mahlzeiten eine einigermaßen günstige und zuverlässige Bezugsquelle? Denn auch wenn ich eben gerade vielleicht nicht unbedingt gut von solchen Fertiggerichten sprach, bin ich der Meinung, dass sie als Einzelmahlzeit als Notration unter den Notrationen sicherlich ihre Daseinsberechtigung haben. Und sicherlich schmackhafter sind als NRG-5.


    Hast du noch weitere Geschmacksrichtungen in petto, die du uns nach und nach vorstellen kannst?

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

    Einmal editiert, zuletzt von UrbanTrapper ()

  • Als Vegetarier ist die Auswahl nicht so groß. Daher hoffe ich, dass andere die fleischhaltigen Varianten ausprobieren und hier vorstellen. :winking_face:


    Und die Aussage auf den Kaloriengehalt bezog sich auf vergleichbare vegetarische Nahrung. Alle anderen genannten Punkte sehe ich ebenfalls als kritisch. Daher würde ich für mich das Anwendungsszenario tatsächlich in Fällen sehen, bei denen man aufgrund der äußeren Umstände unkompliziert etwas Warmes essen will. Konkrete Beispiele: im Winter vor dem Grenzübergang über Nacht im Auto übernachten müssen; wegen Unwetter gesperrte Fahrbahn; Notunterkunft, wo es nur nicht-vegetarische Versorgung gibt.


    Dafür braucht es dann auch keinen Monatsvorrat, sondern ein paar einzelne Packungen. Die Wärmepads sind übrigens ganz ähnlich zu den Wärmepflastern von ThermaCare. Als Basis für die chemische Reaktion dient hier Eisenpulver, Aktivkohle, Kochsalz sowie Wasser. Das ist dann kein "Sondermüll".


    Zum Wandern nehmen wir entweder heißes Wasser in einer Thermosflasche mit, sodass gefriergetrocknete Nahrung schnell zubereitet werden kann, oder weichen auf den "Thermos Cooker" bzw. den Solo Stove aus. Da gibt es natürlich Alternativen.


    Und wegen der Bezugsquelle: günstig ist diese Nahrung nicht. Bei einzelnen Stückzahlen alle zwei Jahre ist mir das aber ehrlich gesagt auch egal. Bestellt habe ich sie als Test mit anderen Dingen bei Conserva.

  • Trontir Entschuldige bitte, dass ist an mir vorbeigegangen, dass du dich vegetarisch ernährst. Da ist es natürlich um so verständlicher, dass du dich entsprechend vorbereitest.


    Wenn wir im Einsatz eine Notunterkunft betreiben, versuchen wir schon, auch irgendwie eine vegetarische Alternative anzubieten. Auch, weil wir selbst zahlreiche Vegetarier in unseren eigenen Reihen haben.


    Aber manchmal besteht die vegetarische "Alternative" zur Erbsensuppe (mit Speck und Würstchen) dann doch nur aus Obst und Müsliriegeln. 😒


    Selbsterhitzersets


    Das sind solche Selbsterhitzerdinger, die man bei bergfreunde.de kaufen kann. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann müsste man damit jede Art von verschlossenem Fertiggericht erhitzen können.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Ja, genau, das scheint ein ganz ähnliches System zu sein. Ich meine, Forestia bietet die über Conserva auch separat ohne ein Menü an. Im Grunde kann man die dann mit jeder Nassnahrung kombinieren, die man erhitzen will.


    UrbanTrapper - gibt keinen Grund sich zu entschuldigen. Alles gut. :) Den Thread hab ich auch gar nicht so spezifisch verstanden, dass es nur um vegetarische Fertignahrung geht. Die anderen Varianten werde ich in Normalzeiten nur nicht testen wollen.


    Ich fand die Idee der selbsterhitzenden Notnahrung halt spannend und wollte sie mal im Detail vorstellen. Die Einsatzszenarien sind (aus meiner Sicht) sehr begrenzt. Aber wenn jemand anders entscheidet und sich den Keller damit vollmacht oder sie auch ganz ablehnt, warum nicht. :face_without_mouth:


    Falls jemand weitere Varianten vorstellen mag, nur zu. Hab den Thread extra nicht auf Forestia (oder vegetarische Menüs) begrenzt.

  • Ich möchte dazu noch die Videos von Kai Sackmann (Sacki) empfehlen. Er hat mal mit Brennkalk experimentiert und die "Selbsterhitzer" nachgebaut. Funktioniert sehr gut und ist wesentlich günstiger (ich habe es selbst ausprobiert :winking_face:).


    Videolink bei YouTube

  • Serviervorschlag


    :grinning_face_with_smiling_eyes: So wie du es angerichtet hast, siehst es richtig lecker aus. Vor allem mit dem drapierten Grünzeugs wie aus der Katzenfutterwerbung.


    Ich habe mich mal umgesehen, welche Produkte es von Forestia gibt und wo sie preislich liegen.

    Von der Aufmachung her auch sehr fancy gestaltet.

    Preislich etwas über dem Bigpack von Travellunch. Was wiederum schwerer vergleichbar ist, da das eine Nassfutter mit FRH ist, das andere gefriergetrocknet ohne alles (Just add water).


    Gehen wir rüber zu den MRE des US Militär: Für das gleiche Geld gab es (bevor der Markt kaputt gepeeppt wurde) ein MRE. Das beinhaltet Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch, Getränkepulver und Beigaben. Damit wäre das MRE vom Preisleistungsverhältnis besser. Wenn man sie frisch auf einem legalen Weg bekommen könnte.


    In das Leistungsverhältnis geht aber nicht bloß die quantitative Menge ein.

    Mir nehme an, dass die Zutatenqualität der Forestiagerichte deutlich höher ist und die Rezepte ausgefeilter. Das ist auch logisch, da die Zielgruppe aus anspruchsvollen, kaufkräftigen Individualisten besteht. Die ihre Mahlzeiten als genussvollen Bestandteil ihrer freiwilligen Outdoor-Aktivät sehen und sie entsprechen bewusst und individuell zusammenstellen.


    Ein direkter Vergleich mit der Massenverpflegung für Militärangehörige einer 330 Millionen Nation ist abseits der technischen Betrachtung damit außenvor.

    Für den Trekker ist Soulfood unterwegs ein komplexes Gericht wie Chickenmadras zu genießen.

    Für den GI ist es Soulfood im Einsatz Gerichte zu verspachteln, die er aus der kollektiven Küche seiner Nation kennt.

    Daher sind in MREs eben so Gerichte vorgesehen wie Mac & Cheese, Chili Con Carne, verkochte Spaghetti mit Meatballs, u.ä.


    Ihr lest zwischen den Zeilen bestimmt raus, dass ich mit den MREs (Meal-Rejected-By-Enemie oder Everyone) durch bin.


    Danke Trontir fürs vorstellen der Alternativen.