Kalkputze und Kalkfarben gegen Schimmel an der Wand

  • Ich würde hier mal gerne einen Thread starten für Erfahrungen, Verarbeitungstechniken und verschiedene handwerkliche Ausführungen für Kalkputze und Kalkfarben. Ich stell hier in den nächsten Tagen mal mehrere Infos ein, packt bitte eure Kenntnisse dazu.


    Grundsätzliches


    Sumpfkalk - Das Ausgangsmaterial für den Sumpfkalk ist gebrannter Kalk, auch Branntkalk genannt, der aus Kalkstein (Calciumcarbonat / CaCO3) gewonnen wird. Das Wort “Branntkalk” resultiert aus dem Herstellungsprozess, bei dem kalkhaltiges Gestein im Kalkofen bei einer Temperatur von 1.000 – 1.100°C über Tage gebrannt wird.


    Je nach Reinheitsgrad beträgt der Anteil an Calciumcarbonat (CaCO3) im Kalkstein bis zu 98 Prozent. Beim Erhitzen verliert der Kalkstein sein Kohlendioxid (CO2), so dass bei dem Prozess Calciumoxid (CaO) entsteht. Ein sehr helles, leicht zerbrechliches Material das zum Löschen traditionell in einer Sumpfkalkgrube mit Wasser in Verbindung gebracht wird. Der Löschvorgang ist eine exotherme Reaktion, bei der enorme Hitze frei wird. Das Calziumoxid CaO reagiert mit dem Wasser (H2O) zum Löschkalk (Calciumhydroxid / Ca(OH)2).


    Die Verwendung von Kalk greift beim Bauen von Häusern als Kalkmörtel, Kalkputz und Kalkfarbe eine lange Geschichte zurück. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts haben viele Maler Ihre eigene Sumpfkalkgrube unterhalten. Diese bildetet die Grundlage ihres Handelns.Die Kalkgrube war und ist ein geschützter Ort, denn das darin befindliche Material, der Löschkalk ist mit einem pH-Wert von 12 – 13 sehr alkalisch. Direkter Haut- und Augenkontakt sind mit Löschkalk zu vermeiden, weil das Material stark ätzend wirkt!

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Je länger der Löschkalk in der Sumpfkalkgrube verbleibt, desto besser wird seine Qualität. Das hängt zum Einem damit zusammen, weil ungelöschte Partikel und Verunreinigungen in der Regel schwerer sind und nach unten absacken. Zum Anderen findet ein Kristallisationsvorgang statt, der seine Zeit erfordert.


    Die Kalkgrube weist eine Schichtung auf. Oben auf, über dem Sumpfkalk ist das Kalksinterwasser, was man zum Verfestigen von mineralischen Untergründen verwenden kann. Im Innenbereich können mit Kalksinterwasser auch alte, kreidende Kalkanstriche vorgestrichen werden. Bei stark saugenden, mineralischen Untergründen kann man zum Beispiel mit Kalksinterwasser die Sumpfkalkfarbe etwas verdünnen.Die Schicht unterhalb des Sinterwassers ist ein feiner, weißer, puddingartiger Teig, der zur Herstellung von Kalkfarbe und von Kalkfeinputz dient. Die untersten Schichten einer Kalkgrube werden zum Herstellen von Mauermörtel und Unterputzen verwendet. Sie weisen die gute Eigenschaft von Kalkbaustoffen aus, bei den die optische Qualität durch Verunreinigungen zweitrangig ist.


    Kalkfarbe aus Sumpfkalk ist ein mineralischer Anstrich für innen und außen. Durch die hohe Alkalität und die feuchtigkeitsregulierende Wirkung eignen sich reine Kalkfarben auch auf mineralischem Putz in Feuchträumen.


    Mit dem Sumpfkalk ist die Kalkfarbe bei der Herstellung schon fast fertig. Der eingesumpfte Kalk ist Bindemittel und Pigment zu gleich. Mit Wasser verdünnt, benötigt die Farbe zum Abbinden (Carbonatisieren) auf einem mineralischen Putz nur noch Kohlendioxid (CO2) aus der Luft, um wieder zum Kalkstein (Calciumcarbonat) zu werden.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Man kann beim 2ten oder 3ten Anstrich mit Kalkfarbe Leinöl beimischen. 2 bis 3 Esslöffel auf ca. 10 Liter sind ein gutes Verhältnis, langsames Einrühren Tropfen für Tropfen unter ständiger Verwendung eines Quirls liefern eine gute Mischung. Nervig, aber nur so kriegt man gute Ergebnisse hin.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Wenn du nichts dagegen hast möchte ich das Thema etwas ausweiten. Ich habe in meinen Mittelaltersammlung einiges was sicher auch für Euch interessant wäre.

    Bis jetzt habe ich nie wirklich daran gedacht das sich von euch welche damit beschäftigen, aber ich bin erfreut, wenn so ist.

    Es geht hauptsächlich um Mörtel, Putz, Farben, Klebstoffe, Tinte, usw. Also alles das wa der Mittelaltermensch herstellen konnte.


    Gleich mal eine Adresse wo ich meinen Sumpfkalk herbekomme. Für Leute die es mal ausprobieren wollen und nicht Monate oder Jahre warten wollen auf das Produkt.

    https://www.kalk-laden.de/Sumpfkalk-und-Farben

  • Ich lade hier ein pdf hoch welches ich vor einigen Jahren mal gespeichert habe und an dem ich mich orientiert habe. Finde ich sehr gute Grundlagen.

    Die Quelle ist auf Seite 8 angegeben.

    Die Webseite dazu gibt es leider nicht mehr.


    Meinen Kalkputz bestelle ich hier:

    https://www.lehm-laden.de/

    Der Hessler HG 9 G Grundputz grob hat sich dabei für meine alten Mauern bestens bewehrt.

    Oft habe ich nur frisch mit dem Putz verfugt und darauf wenn es passte gleich nass in nass den Sumpfkalk in 2 bis 3 Schichten.


    Wenn es richtig fein werden sollte habe ich Hessler HP 9 F (fein) benutzt.


    Meinen Sumpfkalk stelle ich selbst her.

    Habe immer eine ordentliche Menge mehrere Jahre alten Sumpfkalk im Keller.


    Generell sollte man auf die Verarbeitungstemperatur achten. Kein Frost, gut belüften (CO2 wird benötigt) und den frischen Putz oder Anstrich vor starker Austrockung und Sonneneinstrahlung schützen bzw. nachfeuchten.

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  • Ich kann Kalkfarbe auch nur empfehlen. Ich habe unseren Keller damit gestrichen. Ich mache mir meine immer selbst mit Weißkalkhydrat CL90.


    Gibt's beim Baustoffhändler sehr günstig. Ein Sack der damals ca. 5 EUR gekostet hat reicht mir seit 10 Jahren. Auch für den Hühnerstall wird das verwendet, einmal im Jahr wird der Stall komplett neu gekalkt. Wobei ich da auch gerne richtigen Branntkalk verwende. Da muss man aber wirklich vorsichtig mit dem Wasser sein. Plastikeimer darf man auch nicht verwenden, die könnten schmelzen. Beim Streichen immer Schutzbrille verwenden, da die Farbe flüssig wie Wasser ist und spritzt. Und alle paar Minuten umrühren, da sich das alles schnell im Eimer absetzt.


    Als Anfänger nimmt man oft zu viel Kalk und zu wenig Wasser, dann kreidet es an der Wand. Beim streichen denkt man es wird nicht weiß, das täuscht, die Farbe deckt erst wenn sie trocken ist - was wenn möglich nicht zu schnell passieren sollte.


    Gruß Bilbo3000

  • Vielleicht ist das was für den einen oder anderen von euch was.
    Einen Mittelalterlichen Klebstoff, ein Kalk-Kasein- Leim.

    Es ist ein wasserfester Holzleim der durchaus mit modernen Leimen vergleichbar ist.

    Man nehme ein Leinentuch in dem ich Magerquark entwässer. Dann gibt man Kalk, besser Sumpfkalk dazu im Verhältniss 5:1

    Der Quark fängt sofort an zu fließen wenn Kalk dazugegeben wird. Den Leim kann man sofort verwenden.

    Beim Verleimen immer drauf achten das er mind. 2 Stunden fest verbunden bleibt. Nach 6 Stunden ist er soweit ausgehärtet, dass das Werkstück verwendet werden kann.

    Ich habe meine Kampfschilder damit geleimt, bisher ist noch keines an der Leimnaht aufgegangen. Es lässt sich auch gut Holz mit Stoff, Leder verleimen. Auch meine Schilde haben einen verleimten Leinenüberzug. Selbst Axt und Schertschläge machen nicht mehr Schaden wie Schilde die mit Ponal oder anderem Holsleim verleimt wurden. Auch kann man wunderschön drauf malen. Ich verwende Leinölfirnis mit Erdpigmenten. Das Ergebniss ist Wasser und abriebfest. Darauf aber achten das kein eines Leinöl verwendet wird, da man sehr lange warten muss bis reines Leinöl trocknet. Leinölfirnis ist auch reines Leinöl, wurde aber zwei manchmal dreimal gekocht.


    Es gibt da noch eine andere Variante die bis vor 100 jahren noch gebrächlich war.

    Kaseinpulver lässt man in Wasser quellen, und verrührt es mit Marmorkalkhydrat. mit Wasserglas erhält der Leim eine Tropfzeit von ca. 11-12 Stunden. Der Leim muss jeden Tag neu angerührt werden.

    Oder als Baukleber.

    In Magerquark wird Kaseinpulver, Marmorkalkhydrat und Porzelanerde vermischt. Durch das Kaseinpulver wird das Verhältniss Wasser zu Kasein verbessert. Kalkhydrat bewirkt den Kaseinaufschluss und die Porzelanerde bringt Steifigkeit in den Kleber. Soll der Kleber etwas elastischer sein gibt man etwas Öl dazu.