Abschaltung Strom aus der Ferne durch zu hohe Last im Netz

  • Hi hi hi:


    https://www.focus.de/auto/elek…ds-laden_id_13433773.html


    Blöd, wenn die Grundlast nicht ausreichend vorhanden ist. Interessant der Artikelteil für Deutschland:


    "Auch in Deutschland warnen Netzbetreiber vor Problemen durch die Zunahme von E-Autos als Stromverbraucher. Das Wirtschaftsministerium bereitet Regelungen vor, mit denen E-Auto-Besitzern der Strom abgedreht werden kann - dazu dient eine Wallbox, die mit dem Netzbetreiber kommunizieren kann.

    Im Geheimen hatte die Bundesregierung dazu bereits ein Gesetz vorbereitet. "Nicht nur E-Fahrzeugen, auch Wärmepumpenund Nachtspeicherheizungen sollte ferngesteuert der Saft abgedreht werden. 'Spitzenglättung' sollte die Zwangspause im Paragraf 14a des geänderten Energiewirtschaftsgesetzes heißen", berichtete vor einigen Monaten die "Welt"."


    Das nennt man dann wohl fremdbestimmt………

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Na, wenn Focus das schreibt.


    Für die Mitstreiter*innen :winking_face: aus A und CH: Focus ist ein buntes Blättchen, das einmal dem größten Nachrichtenmagazin in D Konkurrenz machen sollte. Und sich dann an einen anderen Adressatenkreis gewendet hat.


    Was ist Quatsch? "Im Geheimen hatte die Bundesregierung dazu bereits ein Gesetz vorbereitet." Kein Gesetz wird im Geheimen vorbereitet, nicht in D. Davon wissen dann zu viele und die "Vorbereitung" ist weitestgehend transparent.


    Was fehlt in dem Post oben? Folgendes Zitat: "Das Bundeswirtschaftsministerium ruderte nach dem Bekanntwerden des Gesetzentwurfs zurück: „Es handelt sich um einen Entwurf der Arbeitsebene, der nicht die Billigung des Ministers gefunden hat“, zitiert die Zeitung eine Sprecherin des Ministeriums."


    Warum wurde diese Passage weggelassen? :thinking_face::thinking_face::thinking_face: Sie zeigt doch eindeutig, dass die Spitze des Ministeriums diesen Entwurf nicht gebilligt hat.



    Leider verstehen viele Entwürfe als "kurz vor Gesetz werdend." Was sind Entwürfe? Eben Entwürfe, nichts mehr.


    Wer ein Haus bauen will, der lässt sich ein paar Entwürfe von unterschiedlichen Architekten machen und entscheidet sich dann für einen Entwurf.


    Entwürfe in der Politik sind nichts weiter als Gedankenspiele. Dafür werden diese Menschen gut bezahlt, dass sie ein Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten.


    Das nennt man nicht fremdbestimmt sondern Arbeit an der Sache. Es werden mehrere Lösungsmöglichkeiten gesucht, miteinander verglichen, einige verworfen und dann sich für die hoffentlich beste Möglichkeit entschieden.


    Nun, für eine Bestätigung der eigenen Meinung passt dieser Artikel wohl nicht.

    Weder wurde ein Geheimnis aufgedeckt, noch wurde etwas neues preisgegeben.


    Und wenn die Wallbox tatsächlich ferngesteuert werden sollte, dann wird eben über die normale Steckdose getankt. Oder zu Zeiten, wo weniger Strom gezogen wird, auch dafür gibt es ein Lademanagement.


    Damit dies Thema nicht ausartet, wie leider auch andere Themen, belasse ich es einmal bei dieser kurzen Mitteilung.


    Ich finde es schade, dass wir wieder ein weiteres Thema gefunden haben, das hier nicht sachlich diskutiert werden kann.

  • Das ist auch nicht wirklich neu. Über die Spitzenglättung im 14a wurde spätestens um den vergangenen Jahreswechsel herum berichtet, und spätestens im Januar hat Wirtschaftsminister Altmaier schon verfügt, dass das in der Form nicht kommen wird. Als Konzept ist die Fernsteuerung beim Aufladen von E-Autos und Hausbatterien noch älter. Das wird schon seit Jahren diskutiert.

  • Naja, was die Autos und häuslichen Energiespeicher angeht kam es halt nicht per Gesetz sondern wie so oft und so vieles in den letzten Jahren in D durch die Privatwirtschaft.


    Wenn ich mich also für ein "tolles" Angebot eines Stromversorgers für einen Batteriespeicher im Keller entscheide kann es durchaus sein dass man für teures Geld schlicht und ergreifend einfach eine Stromlageraussenstelle des Strombetreibers im Keller hat, statt des "eigenen" Stromes.

    In der Theorie ist dieses System sogar sinnvoll um Schwankungen auszugleichen und in der Praxis wird man wohl nix davon merken aber so süffisant alle Bedenken abzubügeln ist auch nicht grad die feine Art.

    Ja, es kann durchaus sein dass dein Batteriespeicher fremdbestimmt wird !

  • Eigentlich ja nichts neues. Bei Nachtspeicherheizungen macht man das schon seit den 1950er Jahren (per Rundsteuertechnik entweder über auf die Netzspannung aufmodulkierte Tonsignale oder über Langwellensender). Demand-side management (DSM) nennt sich das.


    Bei Wärmepumpen ist das Lastmanagement mittels Smart Grid schon seit 20 Jahren ein Thema, ich weiss nicht wie der Focus darauf kommt, dass das über heimlich vorbereitete Gesetze nun plötzlich eingeführt werden soll.


    Bei ins Netz einspeisenden Solaranlagen ist EinsMan - Einspeisemanagement - auch schon seit 10 Jahren ab einer bestimmten Leistungsklasse verbindlich vorgeschrieben. Da kann der Netzbetreiber ebenfalls aus der Ferne die Einspeiseleistung der PV-Anlagen drosseln.


    Dass man Wallboxen ebenfalls mit einem steuerbaren Lastmanagement ausstattet, ist aus technischer Sicht vollkommen logisch. Wird aber auch schon seit eingier Zeit zumindest in Fachkreisen (da zähle ich die Focus-Redaktion nicht dazu) ausführlich diskutiert.

    Das kann man ja auch über Tarife steuern: wer zur Hoch-Last-Zeit unbedingt sein Auto per Schnell-Lader vollpumpen will, zahlt halt deutlich mehr, als jemand, der das Auto tagsüber oder über Nacht an der Wallbox hängen hat und dem es genügt, innerhalb der nächsten 10h 30kWh zu bekommen.


    Die US-Amerikaner hat das mit der Fernabschaltung bzw. Leistungsdrosselung ihrer Klimaanlagen letzte Woche wohl auch überrascht...


    Spannender finde ich die rollierenden Stromabschaltungen, wie sie in den USA offenbar weit verbreitet sind, um einen Zusammenbruch des gesamten Netzes zu verhindern.


    Grüsse

    Tom

  • Bei uns in AT gibt, und gab es schon ewig die Zu/ Abschaltung von Nachtspeicherheizungen, Wärmepumpen (Spitzensperre) über Rundsteuerung. Eine mittlerweile antiquitierte Form des Lastmanagements seitens EVU. Moderne Smartmeter können(könnten) sowas auch, aber ggf. viel effizenter.

    Seltsam nur dass gerade bei den ganzen Batterieauto Ladestation diese Funtkionen nicht genutzt werden, oder gar nicht möglich sind da (bewusst?) bei der Installation der Wallboxen darauf "vergessen" wurde die Spitzensperre Funktion zu verdrahten.

    Während das bei Wärmepumpen und sonstigen Wärmeerzeugern (ab einer bestimmten Leistung) Pflicht ist, und auch seitens EVU Techniker kontrolliert wird, wird bei den Batterieautos darauf verzichtet. Das obwohl die Lastprofile deutlich unktonrollierbarer sind. Feierabend- jeder kommt nach Hause, steckt sein Batterievehikel an... die Ladestation prügelt das dann (möglichst noch mit 22kW) voll so schnell als möglich. Passenderweise schneidet sich das dann grad noch mit erhöhtem Verbrauch durch "Kochtätigkeiten"

    Dabei wäre es sehr einfach möglich diesen Batterieautowahn mittels Lastmanagement im Zaum zu halten, und die Ladeströme zu drosseln...

    Das will man aber offenbar nicht- zumindest solange nicht, bis es kracht...

  • Was mich an der Diskussion der Fremdbestimmtheit irritiert, ist dass man so tut als sei man das als Stromkunde nicht schon durch die schlichte Tatsache, dass man nur Strom verbrauchen kann, der irgendwo her kommt. Der ist nicht einfach "da"! Das Gleiche gilt für Treibstoffe und überhaupt für fast alles was man im Alltag so braucht und verwendet. Das Internet, über welches ich das jetzt eben schreibe, ist davon nicht ausgenommen. Die meisten Verkehrsregeln braucht es nur wegen den anderen.


    Ich sehe keine Probleme darin, dass man die Verbraucher veranlasst, bei der Lastenregelung mitzuwirken. Das kann über lastabhängige Tarife oder eben über bessere Preise geschehen, wenn der Verbraucher eine Steuerung durch das E-Werk zulässt.

    Ich lasse mir so einen Rhythmus zur Optimierung des Eigenverbrauches auch durch die Sonne aufzwingen, indem ich meine Geschirrwaschmaschine dann laufen lasse, wenn die Sonne auf die PV-Panels scheint. Ob das Geschirr um 8 oder um 16 Uhr gewaschen wird, ist mir und dem Geschirr egal, dem E-Werk aber möglicherweise nicht. Weil das lächerlich wenig Energie braucht (aus Sicht des Werks), merkt das bei einer Geschirrwaschmaschine keiner, aber bei den E-Autos wirds kritisch, wenn alle um 17:30 nach Hause kommen und dann ihr Auto schnell laden wollen.

    Richtig einschenken tut das bei Grossanlagen, wo bereits jetzt individuell bessere Tarife ausgehandelt werden bei nicht zeitkritischen Verbrauchern.

    Andersrum wird auch ein Schuh draus: Warum soll ich durch Zwangsbeiträge zur Netzverbesserung zuviel mitzahlen, damit E-Werke immer genug Strom haben unabhängig vom Tagesgang der Erneuerbaren, nur weil einige zu blöd oder zu bequem sind, ihren Verbrauch zeitlich zu optimieren? Das ist doch so wie dass man nicht Samstags um 10 Uhr einkaufen geht, ausser man liebt es.

    Mit Ausspionierung hat das alles nicht viel zu tun. Wer paranoid genung ist, soll sich eine echte Inselanlage installieren, dann kann er die Illusion haben, das fremdbestimmte Elektrizitäts-Lastmanagement betreffe ihn nicht. Dann wird er aber viel mehr Lastmanagement betreiben müssen, wenn er nicht eine sehr überdimensionierte Anlage kauft.

    Da Stromversorgung nun mal eine kritische Infrastrukturleistung ist, kommt aber auch kein Saft mehr von der Tanke und kein Geld aus dem Automat, wenn sich die E-Werke nicht drum kümmern.


    Das E-Netz wird stabiler und robuster je mehr produzieren und verbrauchen. Das ist ähnlich wie bei Wasserversorgungen. Es bedeutet aber auch, dass man sich nicht allzu egoistisch verhalten kann.

  • Was dem Durchschnitts-Heinz aber meistens auch nicht bekannt ist, das Stromnetz ist ein recht fragiles Gebilde, wie eine Pyramide, die auf der Spitze steht nur, dass es nicht eine Pyramide ist sondern jedes angeschlossene Kraftwerk eine eigene Pyramide darstellt, deren Gleichgewicht vom Gleichgewicht aller anderen Pyramiden abhängt. Das ganze Konstrukt ist Regeltechnisch also einigermaßen Komplex. Strom, Spannung und Frequenz in einem labilen Gleichgewicht, müssen aber über alle Erzeuger synchron gehalten werden. Dafür sind permanente Regelvorgänge erforderlich.

    Beliebig zuschaltbare Großverbraucher, über die die EVUs keine Kontrolle haben, wie Autoladestationen, stellen hier eine extreme Herausforderung dar.

    Die Konsequenzen wären einigermaßen fatal.

  • Spannender finde ich die rollierenden Stromabschaltungen, wie sie in den USA offenbar weit verbreitet sind, um einen Zusammenbruch des gesamten Netzes zu verhindern.


    Die sind in jeden 3. Weltland mit unzureichender Stromversorgung tägliche Praxis und auch hier in den Einsatzplänen der Leitwarten als eins der letzten Mittel vorhanden.