canuck: nichts ist ohne Folgen. Schon gar nicht, wenn es was ist, was ganz viele Leute machen/haben/brauchen. Ist leider so. Die heilige Energielösung wird es wohl nie geben.
Meine Pellets kommen aus der Verarbeitung von Nadelholz und ohne Rindenanteil, sprich Sägemehl, das bei der Herstellung von Konstruktionsholz anfällt, was anderes darf in "DINplus" Pellets gar nicht rein. Und mein Lieferant holt die in einem Presswerk in der Region, das wiederum von regionalen Sägereien beliefert wird.
Der leider etwas polemische CNN-Artikel vermischt vieles und betreibt vor allem Effekthascherei. Dass USA und Kanada den Großteil ihrer Pelletproduktion an ein einziges Kohle-Kraftwerk (Drax) in England exportieren, bleibt unerwähnt. Ich hab den Artikel in einem anderen Forum kürzlich etwas auseinander genommen:
"Der CNN-Beitrag ist gut gemacht, dramaturgisch sehr schön aufgebaut. Die suggerierten Zusammenhänge, wie z.B. Schuld am Verlust an Lebensqualität des Protagonisten und dem ökologischen Raubbau sind allein die Europäer mit ihrem Pelletshunger ("Europe is not reducing emissions by burning American trees — it’s just outsourcing them to the United States ") sind genauso hanebüchen, wie die Rassismus-Keule: dass Enviva & Co. ihre Feinstaub erzeugenden Pelletwerke natürlich bevorzugt in(sic!) Siedlungen mit mehrheitlich schwarzer Bevölkerung platzieren.
Auch die sehr steile These: "Burning wood is less efficient than burning coal and releases far more carbon into the atmosphere, according to almost 800 scientists who wrote a 2018 letter to the European parliament," muss ja stimmen, schließlich haben "fast 800" Wissenschaftler das dem EU-Parlament so gesagt.
Es gibt sicher Fehlentwicklungen im Bereich Biomasse als Energieträger, da gehört z.B. das größte Kohlekraftwerk Großbritanniens, Drax, dazu, in dem zunächst Holzpellets der Kohle beigemengt wurden, um Ökosubventionen zu kassieren , weil das gut funktionierte, hat man bald den Betrieb komplett auf Holz als Brennstoff umgestellt und kann damit jährlich 550Mio. britische Pfund an Subventionen(!) einkassieren. Mit entsprechenden Folgen:
"Es verbrauchte im Jahr 2014 den Großteil des weltweiten Holzpellet-Exports der Vereinigten Staaten (60 %) und Kanadas (54 %). Ab 2016 sollten jährlich 12,5 TWh mit aus Kanada eingeführten Holzpellets produziert werden." (Quelle)
Das ist dem CNN-Artikel nur eine dürre Erwähnung wert: "Drax, a British company that operates the largest UK power plant, has acquired several wood pellet plants in the American South and is developing others."
Weil sich der CNN-Artikel aber so schön auf die EU eingeschossen hat, passt das mit dem (nicht-EU) Pelletmonster Drax das vorrangig von USA und Kanada beliefert wird, nicht so recht in die Story. Nebenbei: die USA stellen 4,3% der Weltbevölkerung, genehmigen sich aber 17% des weltweiten Primärenergieverbrauchs. Aber Hauptsache, man kann der EU vorwerfen, sie verhalte sich disrespectful gegen über der lokalen schwarzen Bevölkerung in Amerika. Da scheinen Thinktanks im Hintergrund ganz gute Framingarbeit zu leisten: kauft mehr US-Kohle (für die wir gerne auch ganze Bergkuppen wegsprengen) und auch nur das gute Fracking/Ölschiefer-Gas von uns, das wir auf ganz besonder liebevolle Weise gewinnen, in dem wir den tiefen Fels mit Millionen Kubikmetern Wasser-Sand-Seife-Chemikalien-Gemisch zertrümmern und auf das Schicksal der heimischen Bevölkerung in den Abbaugebieten sch...n.
Alles whataboutism, ich weiß.
CNN hat auch schon mal bessere Zeiten gehabt."
Grüsse
Tom