Blackout: Wissenschaftliche Grundlagen

  • Ich hatte in meinem FH-Studium in der Fachrichtung Elektronik die Wahlfächer regenerative Energien (Wind, Strom, Wasser, Biogas, Geothermie), elektrische Antriebe (E-Motoren/Generatoren) und Wasseraufbereitung ("Wie gewinnt man Trinkwasser, wie behandelt man Abwasser" - wir hatten neben der Fakultät E-Technik eine Fakultät "Physikalische Technik" mit interessanten Themengebieten im Programm). Das war schon ein Blick über den Tellerrand und gibt einem Ingenieur das nötige Rüstzeug, die Plausibilität von Thesen zu hinterfragen. Natürlich fehlt mir der Gesamtüberblick, "wie" das Verbundstromnetz in Europa insgesamt funktioniert und wie hoch der Qualitätsstandard ist, also Erhaltung und Wartung der Technik sowie Ausbildungsstand, Erfahrung und Verfügbarkeit von Personal. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die verwendete Technik grundsolide und zuverlässig ist und dass das Bedienpersonal qualifiziert und mit Herzblut bei der Sache ist. Im Grunde ähnlich wie im Gesundheitswesen.


    Wo ich mir nicht sicher bin, ist, ob man so ein komplexes Thema wie einen Blackout im klassisch wissenschaftlichen Sinne überhaupt untersuchen kann.

    Warum? Ingenieure sind Techniker und keine Naturwissenschaftler. Techniker schreiben praktisch keine peer-reviewed Papers und gehen auch nicht auf wissenschaftliche Konferenzen. Umgekehrt sind Naturwissenschaftler keine Techniker. Sie liefern theoretische Grundlagen (Mechanik, Physik etc.) aber sie dimensionieren z.B. nicht die nötige Dicke eines Kupferleiters in einem Stromkabel oder den Durchmesser einer Schraube. Ich arbeite seit Jahrzehnten genau an der Nahtstelle zwischen Naturwissenschaft und Ingenieurwissenschaft, nennt sich neudeutsch "Innovationstransfer" und kann mir da glaube ich ein Urteil erlauben.


    Einem "Blackout-Propheten" mangelnde wissenschaftliche Publikationstätigkeit vorzuwerfen, wird der Sache nicht gerecht. Die Thesen von Technikern/Ingenieuren zu Stromausfällen befassen sich meist mit technischen Abläufen (Abschaltungskaskaden nach Störungen oder Überlastungen, stufenweise Wiederinbetriebnahme von Netzen). Herbert Saurugg befasst sich m.W. vor allem mit den Folgen und dem Umgang mit einem Blackout-Szenario und wie man sich auf lokaler Ebene vorbereiten kann und arrangiert.

    Die Studien vom Bundestagsbüro für Technikfolgen oder vom Bundesrechnungshof betrachten auch eher die Folgen, nicht im Detail die Ursachen und Auslöser, zudem auch vor allem aus volkswirtschaftlicher Sicht.

    Autoren wie Elsberg verpacken das Szenario dann eben in eine unterhaltsame Form des Katastrophenromans.


    Man kann natürlich Stromnetze in Simulationen allerhand Szenarien aussetzen und dabei auch Blackouts in der Simulation provozieren. Die Übertragbarkeit solcher Simulationen hängt von der Qualität der Modelle ab.

    Ein solches Tool ist der PowerWorld-Simulator. Hier ein wissenschaftliches Paper mit einer Blackout-Simulation für das Stromnetz von Nigeria mit Hilfe des PWS.


    Grüsse

    Tom

  • Nach welcher Definition? Und Fachmänner für welchen Bereich?

    Zuerst mal: Schön dass die Überspitzung funktioniert hat :winking_face:

    Zum anderen: Damals waren sich auch sämtliche "Wissenschaftler" einig dass die zwei Spinner seien und Krankheiten noch durch Miasmen übertragen werden, da gab es übelste Diffamierung von Seiten der "Wissenschaft" und natürlich auch der Presse.

    Dem OC würde ich jetzt natürlich nicht für den Nobelpreis vorschlagen, aber gewissen Parallelen im Verhalten der Presse lassen sich da durchaus erkennen.

  • Nur nochmal zum Verständnis, bei der Fragestellung geht es um die Eintrittswahrscheinlichkeit und nicht um die sozio-ökonomischen Folgen eines länger andauernden (>10 Tage) Blackouts oder?


    Also auf researchgate.net trifft man auch immer auf Publikationen und Papers vom Saurugg zum Thema Blackout. Ob dadurch deren wissenschaftlicher Wert steigt, kann ich nicht beurteilen. Oft genug sind auch Co-Autoren mit dabei, sodass er also nicht allein "daherschwurbelt" - sofern er das denn tut.


    Ansonsten wäre da noch z.B.:

    https://www.researchgate.net/p…ewable_energy_An_overview

    https://www.researchgate.net/p…312_The_Unruly_Power_Grid

    https://www.researchgate.net/p…isk_Causes_and_Mitigation


    Wenn jemand ernsthaft die Zeit aufbringen möchte Das Thema mal wissenschaftlich aufzuarbeiten, dem kann ich gerne folgende Literaturliste empfehlen:

    https://www.grafiati.com/de/li…s/power-system-blackouts/


    Ich würde dann auch gerne das Ergebnis korrekturlesen. :grinning_face_with_smiling_eyes:


    LG

    Bo

  • Macht Sinn. Ich gehe aber davon aus, dass die Behörden einen anerkannten Statistiker beauftragt haben, der anhand von seriösen Datenquellen irgendeine Wahrscheinlichkeit berechnet hat und das am besten in Form einer Studie, die von anderen Wissenschaftlern peer-reviewed wurde. Denn andernfalls bereitet man sich vor, ohne einen konkreten Nachweis für eine Eintrittswahrscheinlichkeit zu haben.

    Das Problem mit der Statistik ist, abgesehen davon dass man keiner Statistik vertrauen soll die man nicht selbst gefälscht hat, dass sie versucht aus der Vergangenheit in die Zukunft zu extrapolieren. Die besten Statistiker der Welt können nur die Daten hernehmen, die wir in Europa bisher zu großflächigen Blackouts haben. Nimmt man das Szenario "ganz Europa im Blackout" her kommt man auf eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 0 %, weil es das noch nie gegeben hat (siehe Truthahn-Illusion). Das macht dann x Millionen € für die wissenschaftliche Ausarbeitung, danke, wiedersehen!


    Auch ist die Wissenschaft nicht mehr das was sie mal war, heutzutage gibt es einen enormen Druck Förderungen und Drittmittel einzuwerben und mehr zu publizieren als die "Konkurrenz". Wenn man sich manche wissenschaftliche Arbeiten, selbst Dissertationen, näher anschaut, die es in letzter Zeit in die Medien geschafft haben, dann sieht man dass die Qualität nicht immer das wichtigste Kriterium sein dürfte.


    In den etlichen Jahren, die ich an einer technischen Universität gearbeitet habe, habe ich mich viel zu oft gefragt wie manche Person an ihren DI, MSc oder Dr. gekommen ist. Hausverstand, logisches oder gar verknüpftes Denken hat da meistens völlig gefehlt.


    Geeignete Wissenschafter für eine belastbare Studie und sinnvolle Peer-Reviews zu finden könnte also schwierig sein. Besonders weil die meisten von Drittmitteln aus der Energiewirtschaft abhängen werden, die dank Privatisierung auf Gewinnmaximierung aus sein muss, oder von öffentlichen Förderungen wo die Entscheider kein Interesse daran haben als kurzsichtige Stümper dazustehen.


    Einig dürften wir uns zumindest sein, dass angesichts der aktuellen möglichen Herausforderungen für die Stabilität des Stromnetzes die Eintrittswahrscheinlichkeit größerer Ausfälle in den nächsten fünf Jahren jedenfalls größer 0 % ist. Hat man etwas Einblick in die Branche und/oder Kontakt zu Mitarbeitern von Energieversorgungsunternehmen, Übertragungsnetzbetreibern, etc., dann liegt der Schluss nahe, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit von "Insidern" deutlich größer als 0 % geschätzt wird.


    Über die schwere der zu erwartenden Auswirkungen eines Blackouts brauchen wir in diesem Rahmen wohl auch nicht diskutieren, die liegt bei 4/5 bis 5/5. Damit hat jeder, der dienstlich mit Risikoanalysen zu tun hat, die Pflicht entsprechende Maßnahmen zu treffen um das Risiko oder zumindest die Auswirkungen zu begrenzen. Selbst ohne eine wissenschaftliche Studie die die Eintrittswahrscheinlichkeit auf zwei Nachkommastellen genau festlegt.


    Das österreichische Bundesheer beschäftigt sich mit dem Thema übrigens tatsächlich schon jahrelang recht intensiv und sowohl Herbert Saurugg als auch Gottfried Pausch hatten in ihrer aktiven Zeit dienstlich damit zu tun. Da gibt es deutlich fragwürdigere Blackout-"Experten" die durch die Lande ziehen und gutes Geld verdienen.


    Vielleicht wird es nach dem ersten großen Blackout entsprechende wissenschaftliche Ausarbeitungen, vielleicht sogar einschlägige Studienrichtungen geben. Zumindest wachsen Studiengänge rund um Krisen- und Katastrophenmanagement derzeit scheinbar wie die Pilze aus dem Boden, dazu kann man sich denken was man möchte.

  • Vielleicht wird es nach dem ersten großen Blackout entsprechende wissenschaftliche Ausarbeitungen, vielleicht sogar einschlägige Studienrichtungen geben. Zumindest wachsen Studiengänge rund um Krisen- und Katastrophenmanagement derzeit scheinbar wie die Pilze aus dem Boden, dazu kann man sich denken was man möchte.

    Vor allem "Experten" sind in den letzten 1 1/2 Jahren beinahe minütlich aus dem Nirgendwo erschienen.....

  • Dafür braucht es möglichst unabhängige Untersuchungen von Wissenschaftlern.

    Risiko Analysen können von Wissenschaftlern gemacht werden, zwingend ist das meiner Meinung nach nicht.

    Gute Risikoanalysten können auch gut ausgebildete Menschen abgeben, was sie allerdings brauchen ist der Bilck der Meterebene noch besser find ich jene die 10 Meter schaffen.
    Die Kunst ist die Faktenbeschaffung und die richtigen komplexen Schlüsse zu ziehen.


    Den Behörden und freiwilligen Organisationen , außer dem ÖBH, ist vorzuwerfen, das vieles den Katastrophenschutz betreffende im stillen Kämmerlein besprechen und oder Gerätschaften und Material vorhalten ohne mitzuteilen, welcher Umfang damit abgedeckt werden kann.


    Als offtopic Beispiel: die Tronados in Tschechien 🇨🇿

    Super Rettungskette des Roten Kreuzes Niederösterreich. Da tauchen plötzlich Fahrzeuge im Einsatzbericht auf, von den ich noch nie gehört oder gelesen habe,

    Gleichzeitig muss die Feuerwehr planen in den Baumärkten Kauf um die beschädigten Häuser zu versorgen.


    Hier wäre halt wie immer mehr Transparenz um ein Vielfaches besser.


    Gruß

    Kcco

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Was man bei der Suche nach wissenschaftlicher Evidenz bezüglich eines eventuell gar nicht wahrscheinlichen Großschadenereignisses immer berücksichtigen sollte, sind die explodierenden Kosten für Mangelartikel in der Krise, wenn sie dann plötzlich eintritt

    .

    Das hat man in der Corona-Pandemie schmerzhaft gelernt und wir werden noch sehr lange die immensen Kosten refinanzieren dürfen.

    Allein das Beispiel Schutzmasken: medizinische OP-Masken waren vor Corona ein Cent-Artikel, 100-Stück-Packung für 9,99€. FFP2-Masken kosteten im 10er-Pack ähnlich. Als die Nachfrage exponentiell anstieg, bestimmten Aufkäufer mit dicker Brieftasche den Preis und plötzlich kostete eine lumpige MNS-Maske 3 Euro und eine FFP2, so sie überhaupt lieferbar war, gern mal 14,95 Euro das Stück. Laut Statista gaben allein die EU-Länder 2019 und 2020 fast 15 Mrd. Euro allein für Schutzmasken aus. Das ist ungefähr das Doppelte der jährlichen Verteidigungsausgaben von AT und CH zusammen - für Polyesterlappen mit Gummibändern.


    Hätte man z.B. je zwei FFP2-Masken in Auto-Verbandkästen zur Pflichtausstattung gemacht und hätten sich Arztpraxen, Kliniken und Hilfsorganisationen z.B. einen Zweijahresbedarf anstatt eines vielleicht 4 Wochen-Vorrats an Schutzausrüstung eingelagert, hätte man die Zeit bis zum Hochlauf der Corona-Maskenproduktion locker aussitzen können. Die 15 Mrd. € für staatliche Masken-Panikkäufe wären anderweitig sinnvoller angelegt gewesen.


    Genau dasselbe, aber vermutlich um einige Größenordnungen teurer wird uns bei einem flächendeckenden Stromausfall passieren: alle Produkte, die irgendwie dazu beitragen können, lokal Strom zu erzeugen oder das Leben sonstwie erträglicher zu machen, werden unglaublich rar und entsprechend extrem teuer werden: Kraftstoffe, Solarmodule, Stromerzeuger, haltbare Lebensmittel, Holzöfen, Gaskocher, Funkgeräte. Medikamente und alle Erzeugnisse, die aufgrund ausgefallener Produktions- und Lieferketten knapp oder nicht verfügbar sein werden.


    Dazu kommt noch ein militärischer Aspekt: angenommen, der Staatenbund X bekommt seine Infrastruktur eher wieder ans Laufen (oder sie ist gar nicht betroffen), als der Staatenbund Y - wäre es nicht die ideale Gelegenheit, geopolitische Fakten zu schaffen? Natürlich kommt man nur, um humanitäre Hilfe zu leisten. Das muss nicht gleich der Weltkrieg zwischen China und USA sein, aber ein blackout-gelähmter Westen müsste tatenlos zusehen, wie z.B. China in Asien und im Pazifikraum geopolitische Fakten schafft, die sich nicht mehr umkehren lassen. Oder staatliche russische Hacker legen das europäische Stromnetz nachhaltig lahm, wir Europäer sind ab dann bis auf weiteres mit uns beschäftigt und Russland kann ungestört die Landkarte seiner Anrainerstaaten neu sortieren. Das sind zwar nur Gedankenspiele, aber wenn man die immer weiter fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung von Infrastrukturen betrachtet und die gleichzeitige Zunahme von Cyber-Attacken, dann sollte man solche Optionen nicht völlig ausblenden. Auch wieder vor dem HIntergrund der Kostenbetrachtung: Vorsorge ist in der Regel immer günstiger als Schadensbehebung.


    Wir sollten also nicht allzulange nach dem absoluten Beweis für die Möglichkeit eines Blackouts suchen, bevor wir uns dran machen, ihn händeln zu können. Für die Corona-Pandemie hätte man nur den BT-Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012 ("Pandemie durch Virus Modi-SARS") und den BT-Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2013 (Virus "MERS-CoV") etwas ernster nehmen müssen und hätte entsprechend vorbereitet, erheblich weniger Kosten zu tragen gehabt, möglicherweise auch sehr viele Menschenleben retten können.


    Wieviele Beweise brauchen wir, um eine blackout-feste Daseinsvorsorge zumindest in Ansätzen zu schaffen?


    Grüsse
    Tom

  • Um wieder ein wenig auf die wissenschaftlichen Unterlagen zu kommen: Die dena (deutsche Energieagentur) hat bereits 2016 eine "Studie Momentanreserve 2030" herausgegeben: https://www.dena.de/fileadmin/…_Momentanreserve_2030.pdf


    Damals ist noch mit mehr KohleKWs gerechnet worden als es jetzt tatsächlich sein werden (ca. 3 GW Differenz).

    Bereits damals war die am Netz befindliche Momentanreserve als zu niedrig bewertet wurden, und es wurden Handlungsempfehlungen gegeben (die - no na, möchte man fast sagen) von der Politik 1:1 ignoriert wurden.


    Momentanreserve spielt aber eine entscheidende Rolle wenn es darum geht, bei hohen Lastsprüngen (wie zB heuer im Jänner) da Netz stabil zu halten.


    Die gute Nachricht: Man kann hier gezielt Eingreifen, um solche stabilisierenden Maßnahmen zu setzen.


    Die schlechte Nachricht: Eigentlich ist es fast schon zu spät. Außer, wir haben im den kommenden paar Jahren Glück mit dem Wetter...

    Denn solche Anlagen zu bauen bzw. nachzurüsten kostet Zeit und Geld. Und viel Elektronik, welche sich gerade ein wenig rar macht...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Und wieder viele Berichte in den Medien, es scheint als möchte die Regierung uns bereits mental auf Strommangellagen vorbereiten.


    https://www.20min.ch/story/bun…aren-zwingen-574454424122


    https://www.20min.ch/video/fir…niger-fahren-671141265373


    https://nzzas.nzz.ch/schweiz/k…n-ld.1650727?reduced=true


    Alle Unternehmen mit einem Stromverbrauch von mehr als 100 000 kWh pro Jahr erhalten in den nächsten Tagen ein Schreiben vom Bund, welche Auswirkungen eine Strommangellage haben könnte und notwendige Gegenmassnahmen welche die Unternehmer treffen müssten.

  • Und wieder viele Berichte in den Medien, es scheint als möchte die Regierung uns bereits mental auf Strommangellagen vorbereiten.

    Das ist tatsächlich eine oft verbreitete Ansicht in den Kommentarspalten der aktuellen Blackoutartikel. :rolleyes:

  • Das ist tatsächlich eine oft verbreitete Ansicht in den Kommentarspalten der aktuellen Blackoutartikel. :rolleyes:

    Naja, dafür wird bei uns in DE bekanntermaßen genau in die Gegenrichtung (alles stabil, alles supi, kann nicht passieren) veröffentlicht:


    https://www.br.de/nachrichten/…e-ein-faktenfuchs,SbF5xjM

    https://www.br.de/nachrichten/…n-blackout-sorgen,SbFarZE

    https://www.rnd.de/medien/blac…J4EPQ.html?outputType=amp


    Solche Meldungen gehen dagen eher unter oder sind pauschal nur über die Suche zu finden:

    https://www.welt.de/regionales…unizieren-ohne-Strom.html

    https://www.br.de/nachrichten/…aet-die-feuerwehr,Sl3ANxg


    "There is no glory in prevention" :person_shrugging:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Im Wesentlichen kann es doch keiner sagen. Wir sind vom Stromnetz im Prinzip vom Stromnetz der Nachbarländer abhängig. Wir decken doch aktuell gar nicht zu 100% unseren eigenen Strombedarf. Die Franzosen auch nicht. Solange das zumindest teilweise so ist, erhöht das die Blackoutgefahr. Unterm Strich sind das Dinge, die nicht sein sollen, dürfen und damit auch nicht eintreten.


    Und unsere durchaus stark gepamperte Allgemeinbevölkerung kann sich sowas nicht vorstellen und ist was das angeht auch nicht vorbereitet. Die erwischt es zu einem hohen Anteil auch auf dem falschen Fuß. Eiskalt würde ich sagen. Das ganze Thema ist nicht geeignet für besondere Artikel, die Klicks verursachen sollen, aktuell gibts auch keinen Markt, wo man Geld verdienen kann.


    Wenn man mit Batterien und Taschenlampen zb. Geld verdienen könnte und das auch noch eine intensivere Auswirkung auf die Blackout-Preparedness hätte, gäbs längst eine Taschenlampenpflegeverordnung (TaschLPflegV), wo jeder mit einem goldenen Bezugsschein seine Batterien und Taschenlampe aus dem Baumarkt beziehen könnte. Aber da ist aktuell nix zu holen. Das Problem Blackout ist zu groß, die Auswirkungen zu katastrophal. Das fasst daher keiner an.


    Der BBK hat ja das Buch "Kochen ohne Strom" herausgebracht. Das ist ganz nett, ich habs erstmal grob durchgeblättert. Aber, wer das nicht übt, der bekommt quasi am Ende auch nix gescheit damit hin. Das Buch gibts Tipps, aber es führt nicht dazu, dass der Leser, nachdem er es angeguckt hat, mehr kann. Und weil unterm Strich die meiste Bevölkerung so oder so hilflos ist und erstmal nach einigen Stunden nur am Schimpfen ist, falls jemand von der Presse da noch was notieren kann, bringt das alles nix und wird dann erstmal in der Schublade geparkt.


    Es gibt auch irgendwie zwei Lager. Die einen sagen, es ist unwahrscheinlich, die einen sagen ist es sehr wahrscheinlich (auf 5 Jahre gesehen). Wann das nun wirklich eintritt, kann auch keiner sagen, es sind alles Modelle, die letztendlich auch das aufzeigen, was der Betrachter gerne sieht oder der Auftraggeber ungefährlich so als wahrscheinlich ansieht und glaubt.


    Sobald ich aber in den Sicherheitskreisen, sei es Polizei, THW, BW mal hineinhöre, sind viele der Meinung, dass bei einem globalen Blackout des Staates oder gar eines oder zwei Bundesländer für mehr als 24 Stunden mehr oder weniger zapfenstreich ist. Durch die Bank sehen die Leute da schwarz und allsamt haben Sprit, Generatoren und alles mögliche daheim. Das ist quasi eine Konstante da.


    Schade ist, dass die Leute ganz allgemein draußen die Themen so gar nicht anpacken. Maximal höre ich, ich habe ja irgendwo noch ein paar Kerzen. Im LED Zeitalter.... Kerzen sind ja gut und schön, aber ich frage mich immer, wenn ich Kerzen und Blackout bei so manchem Menschen hören, wann dann dort die Bude abbrennt. Ich frage nämlich dann gerne nach Kerzenständern, was sie so verwenden und lasse mir ab und zu mal Exemplare zeigen. Mal so ganz doof getan. Da werden Kronenkerzen in Spitzkerzenhalter gesteckt, die logischerweise da so gar nicht halten. Da muss dann irgendwie mal etwas Wachs hinein, naja, wackel wackel, wird schon halten.... etc etc etc. Teelichter, auch der Klassiker ohne Ständer oder feuerfestes Glas, wie in den Gaststätten aufm Tisch.


    Die ganzen Artikel in der Presse, sei es die positiven, sprich passiert nix oder sei es die negativen, passiert bald was, bringen unterm Strich keine Bewegung in die Vorbereitung der Menschen. Passiert eh nix ist überall im Schnitt die Devise und so lebt man - bis das Licht länger ausgeht. Und dann wird sich beschwert und gepoltert und was auch immer. Und dann, wenn man wirklich mal 14 Stunden im Dunkel saß, weil zB. das Umspannwerk abgebrannt ist, dann vielleicht überlegt man mal, was man tun könnte. Immer das gleiche Spiel. Das muss vielleicht auch so sein.


    Ich habe bisher noch keine wissenschaftliche Studie gesehen, die wirklich auch das Zusammenspiel Bevölkerung, Vorbereitung und Resilenz in der Sache mit einbezogen hat. Das vermisse ich etwas. Dazu glaube ich, dass die ständigen Pseudokatstrophenmeldungen "Der Sprit ist teuer - was SIE jetzt wissen müssen" z.B. als Überschrift sorgt für Klicks, die Info im Artikel: Hey, Sprit ist teuer, weißt du, teuer, kostet mehr Geld. Das stumpft alle so derartig ab, für die ganzen Katastrophen interessiert sich eigentlich niemand mehr. Alle im Hamsterrad und alle 20:15 vorm TV. Heile Welt. Tatort. Die komischen Spielshows, die noch in der Presse beworben werden, dass ja auch jeder sich diesen Schund reinzieht. Alles in Reihe und Glied auf der gepolsterten breiten Stange, am Besten mit Popcorn und Schokolade. Dazu noch 2L Cola, dass man nach 25 jahren auch noch was im Gesundheitswesen verdient. Fehlt nur der Fitness-Trainer noch im Schlafzimmer mit Staub drauf. Fertig ist ein Alltagsszenario der deutschen Standardbevölkerung.


    Naja. Das macht mich ratlos. Also auch gerade die Kommentarspalten der Artikel, egal welche. Da führen "Staat versucht uns nur zu beinflussen und was auch immer"-Kommentare bei mir für Kopfschütteln. Das hatten wir auch bei den Impfartikeln. Da hat die Presse schlauerweise gleich die Kommentarfunktion gesperrt.


    Viele Grüße

    SBB

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Sobald ich aber in den Sicherheitskreisen, sei es Polizei, THW, BW mal hineinhöre, sind viele der Meinung, dass bei einem globalen Blackout des Staates oder gar eines oder zwei Bundesländer für mehr als 24 Stunden mehr oder weniger zapfenstreich ist. Durch die Bank sehen die Leute da schwarz und allsamt haben Sprit, Generatoren und alles mögliche daheim. Das ist quasi eine Konstante da.

    Kann ich bestätigen

  • Das mit den Leuten bzw. Infos aus Sicherheitskreisen ist halt auch so ne Sache. Meine Erfahrung ist, dass es da sehr viele hoch spezialisierte Fachleute gibt, die auf ihrem jeweiligen Gebiet 200% fit sind, aber von dem, was links und rechts läuft praktisch null Ahnung haben. Und sich auch nicht dafür interessieren.

    Da gibt es sehr wenige, die wirklich einen Überblick haben, also auch strategisch was vom Thema verstehen und nicht nur ihre jeweilige Einsatztaktik beherrschen.

    Und Elektrotechniker, Energietechniker oder Kraftwerksplaner sind da vergleichsweise wenige auf Planungs- und Stabsebene in den Sicherheitskreisen unterwegs. Da wird vorwiegend in abstrakten Bedarfen, Anforderungen und Deckung der Bedarfe gedacht. Aber nicht in Systemzusammenhängen.

  • es scheint als möchte die Regierung uns bereits mental auf Strommangellagen vorbereiten.

    Darüber sollte man sich ja als krisenvorsorgender Mitbürger doch freuen, oder ist das auch wieder falsch vom Staat? Dass ein Blackout die wahrscheinlichste "Groß-Technik-Katastrophe" unserer Zeit ist, ist doch mittlerweile eine Binsenweisheit und wird auch so von offiziellen Stellen (z.B. BBK) so gesehen. Und dann ist es doch nur folgerichtig, dass man dieses Szenario auch ernsthaft thematisiert.

    Einmal editiert, zuletzt von tomduly ()

  • tomduly Ich finde das sehr gut vom Staat, es sollte nicht kritisch rüberkommen. Meiner Meinung nach ist eine proaktive Vorgehensweise besser als das Kleinreden von Problemen wie es in Deutschland in Mode ist. :)