Hochwasserkatastrophe in Deutschland Juli 2021

  • Zu der schwachen Warnung muss man auch sagen:

    Dass es Starkregen gibt kann man leichter vorhersagen. Die Folgen (eingestürzte Häuser usw.) dagegen deutlich schlechter.

    Wahrscheinlich wollte deswegen auch niemand vorschnell eine Evakuierungsempfehlung geben, aus Angst die Folgen könnten vielleicht doch eher harmlos ausfallen.

    Manchmal wäre es gescheiter etwas vorschnell zu reagieren und sich im nachherein darüber zu freuen dass man die ganzen Vorsichtsmassnahmen doch nicht gebraucht hat.

    Auch wenn wir am Vierwaldstättersee bisher glimpflich davongekommen sind haben Zivilschutz und Feuerwehr frühzeitig Stege gebaut, Sandsäcke, Wasser- und Ölsperren bereitgestellt oder gar platziert. Viele Private haben die Tiefgaragen geräumt, Flut- bzw. Schwallwände angebracht oder wie im Freundeskreis sich ein Motorradmobile an die Garagendecke gehängt. So wie es ausschaut war die Arbeit vergebens und dürfte uns nächste Woche etwas beschäftigen alles wieder in Normalzustand zu versetzen. Aber das machen wir sehr gerne, wäre das Wasser gekommen wären die Schäden höher gewesen und die Aufräumarbeiten würden noch länger dauern.


    Was ich bei solchen Naturkatastrophen öfters sehe:

    Wird zu früh und stark reagiert finden sich Dutzende welche reklamieren und einen Schuldigen suchen weil sie den Minutenplan ihres Tagesablaufes ändern müssen.

    Wird zu zögerlich reagiert und danach steht alles unter Wasser wird auch wieder (gerne noch von den selben Personen) lamentiert und nach Schuldigen gesucht.

    So oder so - wie die zuständigen Stellen des Zivilschutzes oder der Feuerwehr entscheiden ist es immer falsch für gewisse Kreise. Leider hat sich unsere Zivilisation dahingehend in eine sehr egoistische ich-bezogene Gesellschaft verändert.


    Noch ein kleiner Nachtrag:

    Nach dem verheerenden und auch sehr teuren Hochwasser 2005 wurde sher viel zur Prävention unternommen. In unserem Kanton ging das sogar soweit dass die kantonale Sachversicherung (Zuständig für sowas) Hochwasserschutzmassnahmen massiv gesponsert hat, auch für Private. Bauvorschriften wurden geändert (Neue Gebäude stehen höher, wie die Warften in Norddeutschland, Tiefgaragen gehen gerne ebenerdig) und entlang der Bäche und Flüsse wurden entweder Platz zum Überfluten geschaffen oder Dämme erhöht. Trotzdem - das hat dieses Jahr wieder gezeigt - kann noch immer etwas passieren.

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  • Manchmal wäre es gescheiter etwas vorschnell zu reagieren und sich im nachherein darüber zu freuen dass man die ganzen Vorsichtsmassnahmen doch nicht gebraucht hat.

    Absolut, aber wie heißt es so schön? "There is no glory in prevention".

  • Ein bisschen Off Topic, da in der Schweiz:

    Gerade von einer kleinen Runde zurück, seh ich unten am hochgehenden Rhein, zig Leute im Wasser rumplantschen/schwimmen.....:face_with_symbols_on_mouth:

    Dabei wurde ausdrücklich vor solchem Verhalten gewarnt. Der Gemeindeführungsstab hat zahlreiche Warnplakate entlang unserer Uferseite angebracht!

    Es macht mich einfach wütend, wie strunzdumm und frech manche Leute sind.

    Die Party ist vorbei!

  • Und das sind genau die, welche dann noch motzen, falls man sie rausfischen müsste.

    "Also ehrlich, die hätten schon alle 5m Warnplakate aufstellen sollen. Wer kann sich schon ausmalen, dass der Fluss heute so stark zieht?"

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Manchmal wünscht man sich echt, die Darwinsche Auslese wäre schneller und würde nicht unschuldige mit in Gefahr bringen :confounded_face:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Kurze Zusammenfassung für mich:

    Viel zu viele Menschen mussten ihr Leben lassen weil sie ihr Hab und Gut nicht alleine lassen wollten. Verloren haben sie dabei das wichtigste. Ihr Leben.

    Viel zu viele Menschen mussten ihr Leben lassen weil die Warnungen der Hydrologen nicht ernst genommen wurden von staatlichen Stellen, Krisenstäben usw.

    Viel zu viele Menschen mussten ihr Leben lassen weil verantwortliche Stellen aus Angst vor Gesichtsverlust keine Evakuationen angeordnet haben.

    Viel zu viele Menschen mussten ihr Leben lassen weil öffentlicher Rundfunkstellen lieber Musik gespielt haben anstatt die vorhandenen Warnungen an die Bevölkerung weiterzugeben.


    Hier ist zu viel falsch gelaufen. Oft aus Angst vor Gesichtsverlust, Gleichgültigkeit, mangelnder Kommunikation zwischen den Stäben, fehlender bzw. mangelhafter Kommunikation mit der Bevölkerung. Und es ist ja nicht so dass das zum ersten mal passiert. Nur weil es sonst in einer anderen Region oder im Nachbardorf war das letzte mal, entbindet es weder Gemeinden noch öffentliche Medien sich mal vertieft mit dem Problem zu beschäftigen.


    Nach der Flut ist vor der Flut!


    Allen Betroffenen mein Beileid und viel Kraft für die Zukunft. Mögen diesmal die Gelder wirklich fliessen wie von der Politik versprochen. Die vom letzten Oderhochwasser 2010 warten bis Heute darauf. (Und die früheren auch...)

  • ...

    Dabei wurde ausdrücklich vor solchem Verhalten gewarnt.

    ...

    Du hast zwar vollkommen recht, aber ich möchte auf noch einen anderen Aspekt bei solchem Verhalten hinweisen:


    Es gibt in letzter Zeit eine gefühlte Warnungsinflation. Jeder ist "Experte" und warnt vor "Katastrophen", die von den Medien mit Horrorszenarien immer breiter getreten werden, so dass wirklich keiner mehr irgendwelche Warnungen, schon gar nicht Warnungen von Regierungsstellen, ernst nimmt.


    Ich muss selber zugeben, dass ich bei einer wieder neuen Warnung vor einem neuen Weltuntergang immer länger brauche, um die Warnung überhaupt erst mal zur Kenntnis zu nehmen.


    Diese Abstumpfung kostet Menschenleben, aber ich würde nicht die Abgestumpften dafür verantwortlich machen, dass sie Abgestumpft sind. Jedenfalls nicht nur.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Nach der Flut ist vor der Flut!

    In wie weit wirst du deine persönliche Krisenvorsorge (egal ob vom Hochwasser betroffen oder nicht) verändern ?

  • Radio Wuppertal hat für Wuppertal die Aufgabe des öffentlichen Warnradios. Der Sender hat die ganze Nacht gesendet, am Ende nur noch über UKW (bis der Tank des Notstroms alle war).


    https://www.rnd.de/medien/hoch…WQOREEZG5GFJQFYOBHVQ.html


    Gerade in solchen Situationen zeigt sich das UKW weiterhin nicht zu unterschätzen ist. Hoffentlich sieht das die Politik auch so.


    Tschüss Heiko

  • Auch wenn ich nie betroffen sein kann beim wohnen selbst, mache ich mir mal Gedanken über:

    Manuelle Werkzeug wie Äxte, Brecheisen, Schaufeln, Sägen, Hacken, Grosshammer (Schlägel), Schubkarre usw. alles Stromlos. (alles vorhanden) Vor allem für das Ganze "Danach".

    Ausarbeiten von alternativen Umgehungsrouten um Gewässer und mögliche Flächen die unter Wasser sind zu umgehen falls die Wohngegend verlassen werden muss. Arzt, Hospitalisierung, Rettung, Notfall usw.

    Es gibt immer was zu verbessern.


    Einkaufliste: Blecheimer

  • In wie weit wirst du deine persönliche Krisenvorsorge (egal ob vom Hochwasser betroffen oder nicht) verändern ?

    Ich werde unsere persönliche Risiko-Analyse aktualisieren. Bisher waren dort die üblichen Naturereignisse und technische Katastrophen abgedeckt, aber Starkregen durch ein tagelang festhängendes Tiefdruckgebiet hatte ich bislang nicht auf dem Radar. D.h. bis 2016, da hatten wir - im Mittelgebirge auf 800m - innerhalb 14 Tage zweimal über ein dutzend vollgelaufene Keller im Ort. Fließgewässer gibts bei uns nicht, das war alles Niederschlagswasser, das sich über die Wiesen, Felder und Straßen seinen Weg suchte. Wer am unteren Ende einer Straße wohnte, hatte verloren. Eine weitere Erkenntnis war damals: strombetriebene Pumpen brauchen Strom. Wenn der aber aus Sicherheitsgründen im Wohnviertel abgestellt wird, damit die FW die Keller auspumpen kann, nützt mir die schönste Tauchpumpe nichts. Also Benzinmotor-Pumpe beschafft und lange haltbares Alkylatbenzin eingelagert (ASPEN4T, 5 Jahre lagerbar).


    Neu für mich ist der nun zu beobachtende tagelange Ausfall von sämtlicher Versorgungsinfrastruktur im Schadensgebiet und dass es auch längere Zeit dauern wird, bis zur Wiederherstellung.


    Das Thema Ausweichquartier gewinnt neue, andere Bedeutung. Wohin, wenn das eigene Haus unbewohnbar geworden ist? Unser theoretischer SO sind die Schwiegereltern in 600km Entfernung. Das ist aber unpraktisch, wenn man sein geflutetes und verschlammtes Haus saubermachen muss. Dann brauche ich möglicherweise für Wochen oder Monate ein Ausweichquartier möglichst nahe dran. Ein Wohnmobil auf einem Stellplatz oder ein Wohnwagen auf einem Campingplatz könnte da eine Lösung sein.


    Bzw. könnte ich andere Leute/Freunde/Verwandte für einige Wochen bei mir einquartieren, denen das passiert ist? Gottseidank sieht man momentan sehr viel Solidarität in den Katastrophengebieten. Wenn ich das Glück haben sollte, nicht direkt betroffen zu sein, aber zwei Straßen weiter ist Land unter, würde ich Leute bei uns unterbringen. Kann ich aus dem Stand zusätzlich 4-5 Leute mit dem Nötigsten ausstatten? Auch unter den Randbedingungen "kein Strom", "kein fließend Wasser"?


    Weitere Erkenntnis in der "Stunde Null": Technik muss einfach sein und ohne Spezialkenntnisse bedienbar. Im Ahrtal sind derzeit Pumpen, Schaufeln und Eimer die effektivsten Hilfsmittel, wenn es darum geht, erst das Wasser und dann den Schlamm aus den Häusern zu bringen. Danach braucht man viel klares Wasser zur Säuberung, also einen Zugang zu einem Bach oder einer Wasserleitung und evtl. eine druckstarke Pumpe. Viele Meter Gartenschlauch.

    Schon ein Hochdruckreiniger setzt weitere komplizierte Technik voraus: Stromerzeuger, sedimentfreies klares Wasser.


    Unterspülte Fundamente müssen stabilisiert werden, freiliegende Fundamentmauern verfüllt werden, damit sie nicht wegrutschen. HIer bin ich auf technische Hilfe anderer angewiesen (Bagger/LKW, Sand/Schotter), einen Traktor mit Frontlader werde ich extra dafür nicht vorhalten (können/wollen).


    Durch unser Unimog-Wohnmobil, das für Wüsten-Touren ausgelegt ist, haben wir das Glück, ein für jederzeit 1-2 Wochen autarkes Fahrzeug zur Hand zu haben. Mehr als ärgerlich ist derzeit aber, dass ich die Wohnkabine nicht ohne weiteres abnehmen kann. Ich tüftle gerade an einer Lösung, die Kabine auch feldmäßig sicher ab- und aufsetzen zu können. Dann hätte ich ein Fahrzeug mit dem ich zur Hilfeleistung fahren kann und am Einsatzort die Kabine absetze, als Behausung nutzen kann und dann mit Pritsche und Plane ein geländegängiges Hilfs-/Transportfahrzeug zur Hand habe.


    Ansonsten habe ich festgestellt, dass meine Stromerzeuger (1x 650W 2-Takter, Ex-NVA, 1x 1,9kW SEA mit Hatz-Diesel Ex-BW) zu schwach bzw. zu schwer sind. Werde mich wohl nach einem Honda EG3600 umsehen. Halb so schwer wie das BW-Aggregat, dafür doppelt so stark. Der Hatz-Diesel darf dann zuhause als stationäres Aggregat sein Dasein fristen, zumal es als reiner 24V-DC-Stromerzeuger ohnehin ein Exot ist (dadurch aber vielleicht vor Beschlagnahmung sicher).


    D.h. ich habe aktuell drei Baustellen:

    - Risiko-Analyse aktualisieren (Hinzufügen Starkregen-Ereignisse, tagelanger regionaler Infrastrukurausfall, Not-Unterkunfts-Thematik)

    - Wohnkabine einfach abnehmbar umrüsten

    - leichteres potentes Stromaggregat beschaffen (v.a. zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe bei abgestelltem Stromnetz)


    Ist allerdings auch eine Frage des Budgets. Vielleicht kann ich einen Teil des coronabedingt nicht ausgeschöpften Urlaubsbudgets umwidmen.


    Grüsse

    Tom

  • In wie weit wirst du deine persönliche Krisenvorsorge (egal ob vom Hochwasser betroffen oder nicht) verändern ?

    Mir hat eindeutig ein Sturmhaken mit einem langen Stiel gefehlt. Damit hätte ich die angeschwemmten Äste, die die Rohre des direkt an unserem Haus vorbeifließenden Baches verstopft haben, entfernen können. Deshalb steht so ein Sturmhaken jetzt ganz oben auf der Liste.


    Ich habe mich mit einer langen Brechstange unter Lebensgefahr hingestellt, um wenigstens einen Teil der Verstopfung zu beseitigen.


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  • Vier abklappbare, manuell auf Höhe kurbelbare Stützen sollten doch praktikabel sein, so wie bei Sattelaufliegern.

  • Das Problem ist beim Unimog die weiche Federung mit Schraubenfedern, ich brauche über 40cm Hub, weil mir beim Anheben des Shelters die Pritsche "nachfolgt" und ich zusätzlich zwischen kalten und warmen Reifen nochmal +/-5cm Höhenunterschied habe. Wenn mir dann die abgestellte Kabine z.B. auf einer Wiese etwas einsinkt oder nicht perfekt waagerecht steht und ich schräg drunterfahren muss, ist das ein ziemlicher Krampf. D.h. die Kurbelstützen brauchen einiges an Hubreserve.

    Der nächste Punkt ist, dass ich dann die Kabine mit gut 1t Lebendgewicht in 130cm Höhe herumstehen habe. Damit da nichts passiert, müssen die Stützen absolut einknicksicher sein. Am Shelter gibt es nur ISO-Container-Ecken, keine Aufnahmen für Vierkantrohre, wie z.B. bei abnehmbaren Salzstreuern für Räumfahrzeuge. D.h. die Verdrehsicherung muss anderweitig gelöst werden, z.B. über eine Verstrebung der Stützen einer Seite untereinander oder über eine zweite Befestigung der Stützen an den oberen ISO-Ecken. Ich möchte die Kabine nach dem Abheben ausserdem auf den Boden stellen können. Derzeit tendiere ich zu einem "Steinmetzkran", die sind relativ leicht, zerlegbar und preislich am Ende günstiger als vier vom Schlosser auf meine Anforderungen konstruierte Kurbelstützen. Die Absetzvorrichtung der Bundeswehr ist mir zu massiv, auch wenn sie sehr durchdacht ist, der Rüstsatz wiegt allerdings mit 480kg fünfmal mehr und wird gebraucht für 3.000€ gehandelt.

  • Aus Erfahrung als LKW - Fahrer von Wechselbrücken kann ich Euch folgendes sagen:


    Das mit den Kurbelstützen wie bei einem Sattel funzt bei einer Solo - Maschine nicht, da die Stutzen bei einem Sattel einen kleineren Abstand haben, als das Zugfahrzeug breit ist.


    Für ein Solo - Fahrzeug brauchst Du zunächst eines: Eine steuerbare Luftfederung (Heben, Senken, Stopp)


    Als Zweites brauchst Du an der Wechselpritsche 4 waagrechte Stützbeine, die sich in der Breite ausfahren, senkrecht stellen und arretieren lassen.


    Und ausserdem brauchst Du am Fahrzeug 4 Verschraubungen, welche zu dem Aufbau passen.


    Mein Tipp: Geht mal zu einer Spedition, und fragt, ob Ihr mal beim "Umbrücken" zuschauen dürft.


    Für weitere Rückfragen: Keine Angst:exclamation_mark::grinning_face_with_smiling_eyes:


    Gruß Peter

  • tomduly

    Bei den Pickup-Absetzkabinen-Fahrern sind die Rieco Titan Stützen fast schon Standard. Die haben auch einen Hub von ca 95cm. Si d aber nicht billig...

    Ob diese deinen Vorgaben/Anforderungen entsprechen müsstest du googlen.

    Gehen, wenn ich mich recht entsinne von 110-200cm oder sowas.

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse