Apfelschäler Restauration

  • Ich hatte mir ja über die US-Bucht einen Apfelschäler besorgt, der nunmehr eingetroffen ist. So sah das Ding im Angebot aus:


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    Modell Bonanza von der Firma Godell, Baujahr irgendwas kurz nach 1900. was man schon gesehen hat war: Flugrost, fehlendes Messer zum Entkernen, Schälmesser schlecht, viel Flugrost, Zustand würde ich als 3- bezeichnen, gibt schlimmere Zustände.


    Schälgeschwindigkeit pro Apfel inkl. Aufstecken und automatischem Abwurf 2-3 Sekunden wenn man mit der Maschine schnell arbeitet. Gedacht zum Bewältigen der Apfelernte beim SO, das Ding musste also wieder Laufen.


    Da die Lacke (das grün war/ist original) damals eher Kacke waren von der Haltbarkeit her wollte ich das Ganze in einem Zug Entrosten und Entlacken. Ich nehme bei solch alten Cast Iron Geräten dazu meistens Konvektomatenreiniger (hört sich blöd an, funktioniert aber Prima bei solchen Gegebenheiten). Ich nehme dazu:


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    Einjauchen, mehrmals hintereinander, dann unter fließendem Wasser mit weicher Messingbürste Abschrubben.


    - geht gleich weiter -

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

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    Das Ergebnis war gut, die Farbe entfernt, der Flugrost weg.


    Parallel hatte ich aus den USA noch die beiden Messer als Repro aus Edelstahl bestellt, diese Schäler sind da beliebt und die Messer werden rostfrei nachgefertigt. Diese wurden montiert, alle Führungen und Zahnräder noch mal gereinigt. Dann ging es an die Remontage und das Finish. Um eine schöne Oberflächenfarbe zu bekommen habe ich den Schäler mit einem Akkuschrauber mit aufgesetzter weicher Messingbürste geschrubbt. Dadurch hat die Oberfläche einen leichten Messingabrieb-Auftrag bekommen. Dann Leinöl aufgetragen (dünn) und wieder mit dem Akkuschrauber gebürstet. Dann das Teil stehen lassen und mit abtrocknendem Leinöl und dem damit verschmadderten Messingabrieb bekommt man eine ganz dezent güldene Oberfläche. Was ich noch machen muss ist die Apfelgieb-Auswurfmechanik überarbeiten. Da hat man den Auswurf mittels einer Stange in einer Hohlwalze. Das sitzt noch fest, weil sich da über Jahrzehnte Apfelschmodder eingedrückt hat. Ich werde das Erhitzen und Freibrennen und dann die Auswurfachse rausschlagen mittels langem Dorn. Nach dem Ölen und Entgaten von einigen Elementen läuft die anfangs nur hakelig laufende Mechanik nun wieder Bombe.


    So sieht das Teil heute im 90%-fertig-zustand aus:


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    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Gestern neben meiner Espressomaschine noch den Griebschabwurf vom Schäler repariert. Die Drehachse in der eine Stange sitzt die dann den Griebsch vom Pieker runter drückt hat sich gewehrt bis zum geht nicht mehr. Sie muss auf voller Länge mit 100-jährigem Apfelschmodder gefüllt gewesen sein der dann eingetrocknet ist und in der Achse gefühlt versteinert ist.


    Zum Lösen habe ich dann folgende Methode gewählt:


    - Die Hohlachse mit der festsitzenden Auswurfstange 5 Stunden in kochendes Wasser gelegt, dann bewegte sich die Innen-Stange um ca. 3 cm hin und her


    - Auswurfstange in Akkuschrauber gespannt und unter fließendem Warmen Wasser langsam mittels der sich drehenden Aufwurfstange die Hohlachse frei "gefräst"


    - Hat 1h gedauert. Erfolg war am Ende die nunmehr freie Auswurfstange, Mißerfolg war genervte BEVA wegen Akkubohrergeräuschen währen ihrer Lieblingssendung im Fernsehen. Erfolg und Mißerfolg entwickelten sich gefühlt beide in parallel-exponenzieller Funktion was zu einer gewissen inneren Zerrissenheit bei mir sorgte mit der ich aber leben konnte da nun ja der Apfelgriebsch-Abwurf wieder läuft. Der Mist im Fernsehen wiederholt sich ja eh ständig.


    Heute wird dann alles wirklich festgezogen (Pieker, Achsbefestigungen etc.) und die Schältiefe etc. Eingestellt, damit kann ich an das Ding einen Haken machen.


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    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Respekt für die Arbeit und ein interessantes Teil - was für "Rezepte" schweben dir dann mit den ganzen geschälten Äpfeln vor?

    Kochst du die ein oder werden die gepresst?

  • Apfelmuss, frisst meine Mutter tonnenweise mit beinahe 80. sonst Apfelkuchen und Trockenäpfel. Wobei dieses Jahr die Ernte geringer zu sein scheint.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Hatte den Apfelschäler ja vor 2 Jahren soweit bearbeitet das er wieder funktionierte. Nun haben wir in der Firma einen Tag der offenen Tür für einen bestimmten Typ Wissenschaftler. Die suchten jetzt noch lustige Sachen zur "Unterhaltung" damit das interessanter wird. Auf das Buffet kommt dann auch der Apfelschäler damit ihn die Besucher nutzen können. Konnte den dafür aber nicht so in Note 3 lassen, der musste besser werden. Das Standbrett musste auch noch mal überarbeitet werden, war durch die Nutzung fleckig geworden. Hat mich jetzt seit Samstag Nachmittag beschäftigt, nun ist der Schäler Note 1-


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    Lackiert, Metallteile aufpoliert, morgen noch die Goldlinierung fertig stellen, mein Gold-Lackstift war irgendwann alle.