Waldbrände im Mittelmeerraum 2021

Da ist einmal mehr jeder einzelne gefordert, sich entsprechend vorzubereiten und zu verhalten. Aber auch seitens der Einsatzorganisationen wird bei so einer Lage normalerweise schon präventiv einiges in die Wege geleitet:

https://www.roteskreuz.at/wien/cooling-center

Diese Cooling Center wurden schon vor einigen Jahren das erste Mal geöffnet und gönnen dem Kreislauf eine kleine Auszeit, wenn man sich selber keine Kühlung in den eigenen vier Wänden leisten kann.

Am Land ist es noch ein wenig einfacher: ein Waldspaziergang kann da oft Wunder wirken - gefühlte 10 Grad kälter sind da durchaus drinn.

Und Regel Nr. 1: Schatten, Trinken, keine schwere Arbeit in der größten Hitze.

Aus der Steiermark und NÖ sind seit gestern bereits Florianis nach Nordmazedonien unterwegs, um bei der Brandbekämpfung zu helfen.

https://steiermark.orf.at/stories/3115752/

Die Schweiz schickt auch 3 Armee-Helo's und Personal zur Unterstützung.

Es heisst, die Feuer in Griechenland seien ausser Kontrolle...

https://www.srf.ch/news/intern…lle-schweiz-schickt-hilfe

Soweit ich weiß, gibt es in Deutschland einige Wasserbehälter, die an verschiedenen Hubschraubern von Bundeswehr und Polizei angebracht werden können, und dort entsprechend auch Piloten, die damit umgehen können. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, können die größten dieser Behälter rund 2000 Liter aufnehmen. Löschflugzeuge oder spezialisierte Hubschrauber-Löschstaffeln gibt es nicht.

Zitat von Ben

Weiß jemand wie im DACH Raum die Waldbrand Ausstattung im Bezug auf Löschflugzeuge und Helikopter aussieht?

Soweit ich weiß gibt es in Österreich gar nichts davon. Nur Tankbehälter (500 Liter?), die an die Eurocopter des Innenministeriums und die Black Hawks angehängt werden können.

Sehr oft kommen die Aluette III vom Bundesheer zum Einsatz, deren Behälter dürfte um die 500 l haben. Für die Blackhawk gibt es eigene Behälter mit 3000 l Inhalt. Von eigenen Löschflugzeugen oder -hubschraubern hätte ich noch nichts mitbekommen, dazu dürfte es (derzeit noch?) zu wenige Waldbrände geben.

Beim letzten Waldbrand bei uns ganz in der Nähe war auch eine Aluette im Einsatz und einige Großtanklöschfahrzeuge aus der Umgebung, die im Pendelverkehr Löschwasser angeliefert haben.

Deutschland inkl. Angaben Kosten Flugstunde und Wassermenge:

https://www.dlfr.de

Hier Infos über die DLFR:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Löschflugzeug_Rettungsstaffel

Eine Geschichte von früher:

Ich war ... vermutlich so mitte der 80er, es hieß jedenfalls noch Jugoslawien, auf einer Insel im Mittelmeer dort im Urlaub.

Dann gabs die "Bora", gar heftige Fallwinde, die alles umgeweht haben, Wohnwagenschrott hat die Straßen gesäumt, und eben auch einen gigantischen Waldbrand. Von der Insel aus war der gesamte sichtbare Küstenverlauf eine Feuerwand. Als wir nach Hause gefahren sind, sind wir über die ganze Strecke durch Jugoslawien immer wieder an kilometerlangen verkohlten Bäumen vorbeigefahren. Kann mich nicht daran erinnern, dass man das damals im Fernsehen breitgetreten hat, außer dass meine Oma damals gefragt hat, als wir wieder nach hause kamen, ob wir auch von dem Feuer etwas mitbekommen hätten. Über die Bora habe ich noch lange danach erzählt, das war wirklich ein beeindruckendes Erlebnis für ein Kind, und keiner schien vor meiner Erzählung etwas darüber gewusst zu haben.

Jede Naturkatastrophe kriegt heute deutlich mehr Aufmerksamkeit. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht auch mehr davon gibt, aber es ist manchmal schwer auseinanderzuhalten, ob es wirklich schlimmer ist als früher, oder ob die Sensationsmedien nur gerade wieder eine neue Umweltsau durchs Dorf treiben.

Und dann noch der Spruch von Genscher: "Wenn die Feuerwehr immer besser wird, und jeden Waldbrand im Keim erstickt, wird sich immer mehr brennbares Material anhäufen. Irgendwann wird ein Funke übersehen, und der darauf folgende Waldbrand wird katastrophal sein." (Genscher, paraphrasiert)

Nick

Zitat von Ben

Weiß jemand wie im DACH Raum die Waldbrand Ausstattung im Bezug auf Löschflugzeuge und Helikopter aussieht?

…

Hallo, wir hatten hier einen länger andauernden Waldbrand im Gebirge, da waren 2 Superpuma und eine Bell UH1D im Einsatz, wie groß das Fassungsvermögen der 🪣 waren weiß ich nicht.

Gamechanger war, soweit ich mich erinnere die Reservoire für die Pistenbeschneiung.

Ein andermal war ein 🇩🇪 + 🇦🇹 Einsatz von Nöten…

https://www.feuerwehr-reutte.a…2-20200222-waldbrand-vils

Schönen Abend, Transalp

Löschflugzeuge machen im mitteleuropäischen Binnenland wenig Sinn. Es gibt zuwenig frei anfliegbare Gewässer, um Wasser im Flug aufzunehmen. Man müsste dann die Löschflugzeuge auf Flugplätzen mit Wasser betanken, Landung, Wasserfassen und Start kosten sehr viel Zeit, ausserdem muss der Luftraum zwischen Flugplatz und Einsatzgebiet frei sein. Helikopter sind da deutlich flexibler, die können nofalls auch Wasser aus einem Fischteich oder Freibad fassen.

Spezielle Flugzeugflotten oder Helis nur für Löscheinsätze vorzuhalten, dürfte extrem kostspielig sein. Evtl. wäre das auf EU-Ebene denkbar, dass man ein paar Staffeln verteilt über Europa vorhält.

Im Feuerwehrmagazin gibt es eine eigene Rubrik zum Thema Waldbrandbekämpfung.

In einem Report-Mainz-Beitrag des SWR wurde schon 2019 die unzureichende Ausrüstung unserer Feuerwehren gegen Waldbrände dokumentiert:

"Bei den meisten Feuerwehren fehle eine spezifische Ausstattung, nur wenige verfügten etwa über geländegängige Fahrzeuge und leichte Schutzkleidung, mit der Feuerwehrleute bei hohen Außentemperaturen über längere Zeit eingesetzt werden könnten. Außerdem seien die Feuerwehren in Deutschland nicht ausreichend für Wald- und Landschaftsbrände ausgebildet. Denn die Bekämpfung von Waldbränden werde an Feuerwehrschulen nur marginal behandelt. "Wir brauchen das taktische Training, wie ein Waldbrand sicher und effektiv bekämpft werden kann","

Ich versuche schon eine ganze Weile unsere freiwillige Feuerwehr von einem Fahrzeug zu überzeugen, das sich an den Fahrzeugen der Corpoforestale auf Sardinien orientiert: ein Pickup mit einem Wassertank auf der Ladefläche, einer Motorpumpe und einer Schlauchhaspel. Damit kann man schnell und auch abseits befestigter Wege auf Vegetationsbrände reagieren. Da braucht man nicht mal einen der korrupten Feuerwehrfahrzeugbauer für beauftragen, da reicht ein serienmäßiger Pickup, ein 600l IBC, Motorpumpe und Schlauch auf eine Platte geschraubt.

Unsere HLF und künftig MLF sind nur "straßengängig", da ist schon ein brennender Mähdrescher auf einem Getreidefeld eine harte Nuss, weil man mit den überladenen Löschfahrzeugen nicht auf den Acker kommt. Aber vermutlich wird es erst eine europaweite Normung brauchen, mehrjährige Ausschreibungen und dann wird am Reissbrett ein Hyper-Waldbrandbekämpfer entworfen, der das Maximum an Steuergeldern rausholt, aber nicht unbedingt den praktischen Einsatzanforderungen genügt...

Grüsse

Tom

Zitat von Baerti

Deutschland inkl. Angaben Kosten Flugstunde und Wassermenge:

https://www.dlfr.de

Hier Infos über die DLFR:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Löschflugzeug_Rettungsstaffel

Zitat von WDR

Deutschland habe zusätzlich angeboten, die Waldbrandbekämpfung mit der Anmietung von geeigneten Hubschraubern mit der erforderlichen Traglast zu unterstützen.

Mit der Info von Barti habe ich diese Meldung verstehen können.

Zitat von tomduly

Löschflugzeuge machen im mitteleuropäischen Binnenland wenig Sinn. Es gibt zuwenig frei anfliegbare Gewässer, um Wasser im Flug aufzunehmen. Man müsste dann die Löschflugzeuge auf Flugplätzen mit Wasser betanken, Landung, Wasserfassen und Start kosten sehr viel Zeit, ausserdem muss der Luftraum zwischen Flugplatz und Einsatzgebiet frei sein. Helikopter sind da deutlich flexibler, die können nofalls auch Wasser aus einem Fischteich oder Freibad fassen.

Zitat von welt.de

Grüne drängen Bund wegen Waldbrandgefahr zum Kauf von Löschflugzeugen

Letzteres haben die Grünen angesichts der diesjährigen Waldbrandsaison bekräftigt...

Zitat von Ben

Völlig unvorstellbar für mich. Stell dir vor du rufst die Feuerwehr, aber es kommt niemand.

Da fällt mir ein... Gestern wurde ich über Biwapp informiert, dass der Notruf 112 ausgefallen sei. Bedauerlicherweise wurde keine Alternative benannt. Wie z. B. "rufen Sie die 110 im Notfall an." Das würde in Klassenarbeiten dann wohl schon in den Bereich der Transferaufgaben fallen.

Nun dauerte der Ausfall der Erreichbarkeit der 112 in dem Landkreis nur etwa zwei Stunden. Aber es gibt auch Leute, die entweder diese App nicht installiert haben oder gar kein Smartphone besitzen. Bis die dann realisieren, dass der Notruf ausgefallen ist, vergehen mitunter wertvolle Minuten.

Aber die Triage bei Feuerwehreinsätzen hatten wir hier vor einigen Jahren in Hamburg auch schon mal. Da waren es allerdings Hilfseinsätze zum Auspumpen vollgelaufener Keller nach einem Starkregen. Zugegeben, jetzt nicht so die lebensbedrohliche Lage wie ein Waldbrand. Aber hilflos und verloren und alleingelassen werden sich diese Menschen auch gefühlt haben. 🤷‍♂️

Zitat von tomduly

"Bei den meisten Feuerwehren fehle eine spezifische Ausstattung, nur wenige verfügten etwa über geländegängige Fahrzeuge und leichte Schutzkleidung, mit der Feuerwehrleute bei hohen Außentemperaturen über längere Zeit eingesetzt werden könnten.

Zumindest hier in Norddeutschland scheint man da etwas weiter zu sein. Aber auch hier hat es erst etliche Waldbrände in der Lüneburger Heide erfordert, ehe man sich dazu durchgerungen hat, wenigestens auf der Ebene der Kreisfeuerwehrbereitschaf Löschfahrzeuge für derartige Einsätze vorzuhalten (geländegängig, Schwerpunkt auf Schlauchmeter und sowas). Der LF 20 KatS vom Bund ist so ein Beispiel. Auch wenn dieses Bundesfahrzeug in seiner Grundkonfiguration wohl so seine Schwächen hat.

Und zumindest im Heidekreis hat man wohl das Problem der sich zu leicht aufheizenden Schutzkleidung erkannt und wird auf sandfarbene Schutzkleidung umsteigen.

Auf YT wurde mir gerade das hier vorgeschlagen.

Stelle mir halt die Frage, ob der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen steht.

Oder ob hier der Olympische Gedanke durchdrückt.

Transalp

Andere Länder sind da schon weiter bzw. entwickeln sich nachhaltiger. In Kroatien zum Beispiel gibt es im Norden und auch auf einigen nördlichen Inseln ein recht gut ausgebautes Hydrantennetz zum Nachtanken der Löschfahrzeuge mit Grosswassertanks. Je weiter man nach Süden kommt um so dünner wird dieses Netz es wird aber kontinuierlich ausgebaut.

Wenn man drauf achtet sind in Nordkroatien auch recht viele Wachtürme zur Branderkennunung im Frühstadium vorhanden. Die meist jüngeren Leute sind sich der Gefahr bewusst und häufig auf freiwilliger Basis im Rotationsprinzip werden die Türme besetzt. Ist quasi eine Bürgerwehr in der Waldbrandsaison. Auch hier wieder gilt: in Südkroatien nimmt die Dichte der Türme rapide ab, die ziehen langsamer nach aber es passiert was.

Das finde ich insgesamt als ein sehr positives Beispiel, gerade wenn man vermutet das sich die Waldbrandgefahr eher noch erhöhen wird.

Ich durfte mir vor einigen Jahren mit meiner ältesten Freundin mal vor Ort anschauen, die kommt aus der Gegend von Split.

noch mal YT, aber dann geb ich Ruhe 😉

Inside View Canadair

Transalp