Szenario Blackout: Tag 3

  • In Südafrika wurden meines Wissens nach erstmal Geschäfte geplündert.

    Also Flachfernseher und dergleichen, weil Alarmanlage nicht mehr ging, Angestellte keine mehr da waren und die Polizei überlastet war.


    Als Wohnungsbewohner in der (Groß)Stadt sollte man vielleicht nicht gerade einen knatternden Stromerzeuger auf dem Balkon laufen lassen und die Gegend mit Brathähnchenduft betören.

    Wenn es keinen besonderen Grund gibt ist deine geschlossene Wohnungtüre genauso attraktiv wie jede andere auch.

  • Tag 3, kurz nach Mitternacht.

    Da ich von der gestrigen Rettungsmission noch ziemlich Adrenalingeladen bin, kann ich nicht schlafen.

    Ich sitze vor dem CB und scanne die Kanäle, nichts.

    Auch im Radio, nur rauschen...offenbar wurde der Sendebetrieb nachts eingestellt.

    Um meine Gedanken auf die Reihe zu bringen, schreibe ich die Erlebnisse der letzten 2 Tage ins Logbuch; und wie ich gerade über einer Formulierung grüble höre ich von draussen panisches Geschrei.


    Den Verdunklungsvorhang zur Seite schiebend offenbart sich die Katastrophe. Die Nacht ist vom Feuerschein erleuchtet. Es ist das übernächste Haus, der Familie Gehring, welches im Vollbrand steht.

    Eine Feuer-und Rauchsäule steigt senkrecht in den windstillen Nachthimmel, Funken und Glut fallen zum Glück weg von uns, Richtung Strasse.

    Ich wecke alle im Haus und erkläre was passiert ist.

    Jetzt hören wir die Feuerwehrsirenen, also wurde oben bei der Kirche eine Feuerwacht eingerichtet, wie vorgeschlagen.

    Wir rennen nach draussen, 2 bleiben zurück und hüten das Haus.

    Die Familie Gehring steht Gott sei Dank komplett versammelt bei den Nachbarn, die sich um sie kümmern.


    Ich höre nur immer wie Marcel stammelt:

    "Es war der Hund....hat die Katze gejagt und dabei den Grill umgeworfen....wir hatten kalt...wollten uns drinnen aufwärmen..."


    Jetzt ist die Feuerwehr da. TLF, Material-und Mannschaftssprinter und der Pioniersprinter.

    Schnell wird klar, das Haus ist nicht zu retten, es bleibt nur das nächste Haus zu schützen. Mit Schnellangriff wird erstmal Fassade und Dach gekühlt, währenddessen wird der Hydroschild aufgebaut.

    Die Samariter sind jetzt auch eingetroffen und betreuen die untröstliche Familie.


    Da wir gerade nichts tun können, gehen wir wieder nach Hause. An Schlaf ist jetzt nicht zu denken, deshalb machen wir Tee und Sandwiches und reden über den Blackout.

    Gegen den Morgen hin verkrümeln sich unsere Leute und holen noch eine Mütze Schlaf nach.

    Auch ich habe auf dem Sofa etwas geschlafen.

    Am Vormittag hören wir Nachrichten. Europaweiter Blackout, ausser Island und die Färöer. Einige AKW's haben Probleme mit den Notkühlsystemen und aus grösseren Städten werden Unruhen und erste Plünderungen gemeldet.

    Die Bevölkerung wird aufgerufen zuhause zu bleiben und weiterhin zur vollen Stunde Radio zu hören.


    Wir entscheiden, dass die nächste Stufe der Blackout-Kaskade erreicht ist, womit wir einige Massnahmen und Aktionen in Gang setzen.

    Als erstes wird der Windgenerator im Garten aufgebaut und an die Solarkiste angehängt. Ein Expanderpack von 72Ah verdoppelt die Batteriekapazität und versorgt die Notbeleuchtung im Haus, Snomaster, Radio, CB, Laptops, Ladestationen für div. Akkus und Elektronik.

    Zweitens wird das Wacht-Dispositiv aufgezogen. Einteilung und Ablösung festgelegt, Alarmierung geübt (Presslufthorn). Alle (ausser Mama) werden nochmals im Umgang mit "Mossy" instruiert, welche erstmal mit nonlethalem Gummischrot aufmunitioniert ist.

    Nicht durchgeladen!

    Der Defender meiner Tochter und der Hilux werden so in der Auffahrt parkiert, dass nur noch ein schmaler Durchgang besteht, und die Wache alles sauber überblicken kann.

    Die Enduro meines Neffen wird innerhalb der "Wagenburg" angekettet.

    Die anderen 2 Fahrzeuge kommen direkt gegenüber auf die andere Strassenseite.


    Unsere Nachbarn gucken ganz verdutzt, Ihre Fahrzeuge stehen nutzlos in den Garagen, die sie mangels Strom und Nichtwissen, nicht aufkriegen.

    Nicht mein Problem; und schon gar keine Priorität.

    Dafür dürfen sie Ihre Handies, ipads und Powerbanks bei uns aufladen, eine Steckerleiste habe ich auf den Vorplatz verlegt. Ins Haus kommen nur unsere Leute.


    Mittlerweile ist es Abend und wir essen einen schmackhaften Eintopf aus den Sachen im Kühlschrank, den meine Mutter über den ganzen Tag zubereitet hat.

    Bei Einbruch der Dunkelheit verdunkeln wir die Fenster und im Schein der Notbeleuchtung bereiten wir uns auf die dritte Nacht vor.

    Ich geh direkt schlafen. Meine Wachschicht ist von 00:00-02:00

    Die Party ist vorbei!

  • In Südafrika wurden meines Wissens nach erstmal Geschäfte geplündert.

    Also Flachfernseher und dergleichen, weil Alarmanlage nicht mehr ging, Angestellte keine mehr da waren und die Polizei überlastet war.

    Ein leider schon verstorbener, sehr guter Freund, wohnte seit den 80ern bis vor ungefähr zehn Jahren in Südafrika.

    Zwei scharfe Dobermänner im Schlafzimmer, für jedes Familienmitglied ein geladenes Gewehr griffbereit war da normal UND nicht übertrieben!


    Da gings vielleicht schon erst um Geschäfte, aber danach wurde *alles* angegriffen, da bin ich mir ziemlich sicher.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Super eure Berichte. Das Lesen, aber auch das Nachdenken über unsere eigene Situation in einem solchen Szenario, hat mir schon einige Anregungen gegeben.


    WAY TO GO zwei kleine Korrekturen zu deinem letzten Beitrag:
    - ein europaweiter Blackout, also Zusammenbruch des europäischen Verbundnetzes, würde Irland plus UK nicht betreffen, und Skandinavien wäre ebenfalls außen vor.
    - Deine Nachbarn dürften sehr wohl aus der Garage kommen. Bei den üblichen Garagentoren lässt sich der Antrieb mit einem Handgriff aushängen, dazu muss man kein Handwerkergenie sein, und das Tor von Hand öffnen. Schwieriger wird es vielleicht bei größeren Tiefgaragen mit Rolltoren uä.

  • Jongleur

    Danke für deine Inputs.

    Zum Ausmass des Blackouts, habe ich das einfach so geschrieben, quasi für die Dramatik. Ich habe ehrlich gesagt keine grosse Ahnung wie die Vernetzung der Stromnetze in Europa aufgebaut ist .:slightly_smiling_face:

    Du kennst meine Nachbarn nicht! :grinning_squinting_face:

    Die Party ist vorbei!

  • In Südafrika wurden meines Wissens nach erstmal Geschäfte geplündert.

    Man muss hier meiner Meinung nach differenzieren.


    Länder mit "gefestigten" sozialen Strukturen und großem Wohlstand, wozu die meisten europäischen Staaten zählen, sind weit weniger anfällig für soziale Unruhen als Länder mit fragiler Struktur und großer Armut.

  • Ich kann nicht sagen wie es Stadtbewohner in solch einer Situation ergehen würde, aber ich denke bedeutend schlechter, weil andere Umstände zu beachten sind.

    Nun aber mein 3. Tag.

    Ich habe die letzte Nacht mit meinem nächsten Nachbar abwechselnd Wache gestanden. Da wir alle nicht mehr die jüngsten sind, hat uns das ungewohnte Wache stehen doch geschlaucht. Der Regen hatte schon in der Nacht nachgelassen und ein kühler Wild ließ uns Frösteln. Ich habe dann die Wache allein beendet und um 7 Uhr müde nach Hause gegangen.

    Langsam kam Leben in unsere kleine Siedlung, als ich im Ortsrand eine schwarz Rauchsäule aufsteigen sah. zwar war es es nur 400 Meter, aber ich war zu müde. Einige Nachbarn versuchten zu helfen, so wie sie mir später erzählt wurde. Es war die Zimmerei von XXXXXX. Das Feuer hatte glücklicherweise nur die Werkstaat betroffen, das Wohnhaus konnte dank vieler Helfer gerettet werden.

    Am Mittag stand ich noch etwas verschlafen mit anderen Nachbarn am Brandherd zusammen und berieten was wir für Maßnahmen treffen könnten, um selbiges zu verhindern. Einige waren dafür andere dagegen, da wir sicher bald wieder Strom hätten. So blieb es bei Absichtserklärungen.

    Um mir einen Überblick zu machen was im Ort so läuft, habe ich mein Fahrrad genommen und bin losgefahren. Als ich in den Ort fuhr war alles Menschenleer. Ich fuhr weiter zum Edeka. Hier hatte sich eine Menschenmenge versammelt und wartete vor einer Gulaschkanone. Eigentlich waren es zwei, die von einer Privatinitiative mit Edeka ins Leben gerufen wurde, um denen eine warme Mahlzeit zu geben die kaum noch was essbares zu Hause hatten. Dazu konnte man solange der Vorrat vorhanden war alle Lebensmittel in geringen Mengen gegen Bargeld erwerben.

    Ich denke das war eine gute Idee, so kommen die Menschen die nichts mehr zu hause haben auf dumme Ideen. geplünderte Läden ist das was wir wirklich nicht auch noch brauchen.

    Die allgemeine Stimmung ist auch so schon schlecht genug. Einige Nörgler,versuchen der Regierung und weiß nicht wen sonst die Schuld zuzuschreiben. Man merkt das die Stimmung umschlägt, aber es gibt noch immer genügend die anderen helfen. Noch steht Feuerwehr, THW und DRK bei Fuß, Allerdings habe ich das nur gehört. Selber habe ich nie mit denen zu tun gehabt. Ich verlasse mich lieber auf mich und meine Freunde. Also verlasse ich den Ort und fahre über Umwege nach Hause. Als ich bei der Genossenschaft vorbeifahre sehe ich wie der Chef und zwei Angestellte einen Mann verfolgen, der anscheinend was gestohlen hat. Es sind Kleinigkeiten, aber anscheinend glauben Leute das ihre Stunde gekommen ist. Ich fahre vorsichtig weiter. Am Eingang der Genossenschaft stehen zwei Leute und passen auf. Bauern mit ihren Traktoren holen weiter Material und Dünger oder Futter für ihre Tiere. Da die Genossenschaft ein eigenes Tanklager hat klappt das auch noch mit dem Ausfahren von Ware. Die Silos sind noch gut gefüllt und auch Sackware ist auch noch reichlich vorhanden. Ich beschließe schnell zurückzufahren und noch zwei drei Sack Hühnerfutter mit dem Auto zu holen. Zum Glück haben wir genug Barreserven.

    Ich bekomme bei der Genossenschaft noch zwei Säcke Hühnerfutter und etwas Hundefutter. Man sieht aber auch das die Regale lichter werden. Ich spreche mit dem Filialleiter und der meinte das heute Nachmittag noch ein LKW mit bestellter Ladung aus dem Hautlager kommt. das wäre dann aber auch der letzte LKW bis der Strom wieder kommt. Da hier auch einiges an Baumaterial liegt überlege ich das ich nochmal mit dem Hänger komme. Der Chef meint solange was zu verkaufen ist wird abgegeben.

    Zu hause angekommen lade ich mein ergattertes aus und esse etwas Kürbissuppe mit Bratwurst. Die Suppe hatte meine BEVA schon Sonntag gekocht und muss nun verbracht werden ebenso die zwei Packungen Bratwürstchen.

    Draußen höre ich die Hunde bellen und sehe das meine Freunde angekommen sind. Sie haben ihr komplettes Mittelalterequipment mitgebracht. Die Zelte bauen sie gleich auf. Sollte der BA länger dauern werden sie im Hause einige Zimmer belegen. Zwei Kinder meiner BEVA habe sich zu ihrem Bruder mit Haus in den Nachbarort verkrümelt. Ich denke aber das wir sie bald wiedersehen werden.

    Das Wetter ist schön und die Sonne bringt die beiden MISAs und die schnell zusammengeschusterte Solaranlage so richtig in Fahrt. Schon um Mittag waren alle Batterien voll und die Module übernahmen für die Wasserpumpe und Kühltruhe den Strom. Da ich erst vor ein paar Tagen einiges an Werkzeug auf Accu umgestellt habe, haben wir die Möglichkeit einige Dinge zu erledigen. Holz muss gemacht werden und auch Gitter für die Fenster werden aus alten Gittern angefertigt. Zumindest da wo wir keine oder nur schlechte Einsicht haben.

    Vorhin sind schon einige Leute am Maisfeld aufgetaucht und haben sich mit Maiskolben eingedeckt. Ich kam mit ihnen ins Gespräch. Sie waren diejenigen die von H4 leben mussten und da die Tafel diese Woche nicht aufgemacht hat und sie kein Geld mehr haben um sich was bei Edeka zu holen versuchten sie es auf diesem Weg. Einige Äpfel vom Weg hatten sie schon in ihrer Tasche. Ich erzählte ihnen das es dort auch eine Gulaschkanone gibt die kostenlos ein Mittagessen verteilt. Darauf machten sie sich gleich auf den Weg.

    Am Nachmittag sind wir dabei alles an Birnen und Äpfeln einzusammeln. Auch statteten wir mit vier Leuten noch der Straße einen Besuch ab um Äpfel zu pflücken. Wir kamen nicht zu früh. Schon waren einige tüchtig dabei. wir suchten uns einen guten Baum und ernteten ihn ab.

    Für den Rest des Tages haben wir genug zu tun um die Birnen und Äpfel zu verarbeiten. den Rest der Äpfel, etwas ein Zentner wollten wir die nächsten Tage zu Apfelsaft verarbeiten. Jetzt macht sich das Lager an Gläsern bezahlt.

    Die drei Solaranlagen laufen problemlos. Lediglich die Heizung funktioniert nicht, da ein Stecker benötigt wird um sie mit der Misa zu verbinden. Da muss ich nochmal zur Sanitärfirma die nur einen Kilometer von uns liegt. Aber ob da wer ist? Wir werden sehen.

    Da ich nicht annehme das in einer Woche der Spuk vorbei ist, und wir vor dem Winter stehen, werden wir mit meiner BEVA und den Freunden versuchen einen längeren Maßnahmenkatalog zu erstellen. Zudem nehmen wir unseren nächsten Nachbarn mit ins Boot. Er hat noch landwirtschaftliche Geräte die uns helfen können. Aber das ist für das Frühjahr vorgesehen falls der BA solange anhalten würde. Ach ja das hatte ich völlig vergessen. In der Genossenschaft gab es noch jede menge Sämereien, die zwar schon abgeräumt waren aber noch in einer Kiste lagen. ich fragte den Chef ob ich mir noch was aussuchen könnte. Er bejahrte und so nahm ich noch etliche Tüten mit.

    Wir stehen noch ganz am Anfang.

    Gegen Abend sprechen wir noch über die wichtigsten Dinge falls es morgen noch keinen Strom gibt. Die Frauen sind noch mit einer Bestandsaufnahme im Keller beschäftigt. Wir Männer teilen uns die Nachtwache. Ich habe die letzte Wache von 5-7 Uhr. So kann ich die letzte Nacht etwas nachholen.

    Nach dem Abendessen bin ich im Bett verschwunden, und schlafe auch gleich ein. Morgen wird ein harter Tag werden.



    So in etwa stelle ich mir den dritten Tag vor, ob er so sein wird wissen nur die Götter. Alles andere ob es sich um die Genossenschaft oder Edeka handelt könnt sein da ich etwa die Menschen kenne und sie so einschätze. ich glaube auch nicht das nun schon alle die eine Waffe haben damit auf den Straßen herumfuchteln. Wenn das nur ein paar Tage später wenn das Essen ausgeht und die Leute Hunger haben. Edeka, wenn es nicht schon ausverkauft ist wird einer der ersten sein der geplündert wird. Wir haben es ja schon gesehen, als es Klopapier kaum noch im Laden gab, oder Nudeln oder eben das alles das was wichtig war. Die Menschen haben sich drum geprügelt. Auch wenn es nur vereinzeln vorkam, einige Querulanten und Nörgler wird es immer geben die sich Gehör verschaffen wollen und die Menschen mitreißen. Vor allem wenn der Magen knurrt. Da brechen die Dämme schnell.

    Und viele Menschen werden den Nachrichten nicht glauben und Glück selber versuchen. Wenn dann noch die Polizei oder BW nicht präsent sind dann kann es zu Ausschreitungen kommen.

    Bei solch einer Lage ist der Hunger und der Durst das schlimmste was einem passieren kann, da läuft man gerne hinter selbsternannten Anführern her wenn die einem das gelobte Land versprechen.

  • Ben: Ich weiß nicht ob man das so einfach sagen kann.


    Würde da gerne aus meinem Beitrag vom Dezember 2017 aus unserem Schwesterforum zitieren. Und dabei ging es nur um einen lokal begrenzten Stromausfall von EINER Stunde in einem Stadtviertel:


    "Natürlich ist eine Stunde Stromausfall relativ unspektakulär. Das in meinen Augen erschreckende erzählte mir meine Freundin gerade als sie von der Arbeit kam:

    Innerhalb dieser nur einen stromlosen Stunde haben Leute beim Hausmeister der Firma meiner Freundin (seine Gerätegarage) eingebrochen, seine Schneefräse mit Benzin übergossen und dann mit Streusalz überzogen, genauso wie selbiges in den Tank gefüllt. Auch wurden im örtlichen Baumarkt elf Leute dabei erwischt wie sie Geräte aus dem Laden "schmuggeln" wollten weil die Sicherheitspieper natürlich ausgefallen waren. Und zu guter letzt wurde der Getränkehandel im EDEKA überfallen.

    Und das ist wirklich kein Witz. Ich frage mich gerade ob Gelegenheit wirklich Diebe macht und ob Leute nur durch Sicherheitsvorkehrungen davon abgehalten werden zu stehlen. Finde es bedenklich dass einige Leute schon innerhalb einer so kurzen Zeit ohne "existenzielle Not" anfangen zu stehlen oder einfach nur zu randalieren."


    Natürlich schweißt die Not die Menschen zusammen und es wird sicherlich viel mehr Hilfsbereitschaft geben, allerdings finden sich leider auch immer ein paar Idioten.


    Hoffe das war jetzt nicht zu Off-Topic.

  • Man muss hier meiner Meinung nach differenzieren.


    Länder mit "gefestigten" sozialen Strukturen und großem Wohlstand, wozu die meisten europäischen Staaten zählen, sind weit weniger anfällig für soziale Unruhen als Länder mit fragiler Struktur und großer Armut.

    Zu Südafrika muss man anmerken, dass es in Afrika noch das am meisten entwickelte Land ist und trotzdem die neue Polizei munter mitgeplündert hat!

    Diesen Fakt dürfen wir mal nicht ausser acht lassen.

    Und so geil ist es in manchen Teilen Europas auch nicht und da muss ich nicht mal in den Süden oder nach Paris oder Molenbeeck schauen, da gibt es in D und AT genug Städte in denen die zivilisierten Stadtviertel in der Minderheit sind.

    Lass da mal die Polizei fehlen und bedenke dass kein Strom für die meisten Bewohner auch bedeutet dass auch keine üppige Staatsknete mehr kommt!


    Denke es sollte jedem klar sein dass die Wahl des Wohnortes und somit auch der unmittelbaren und mittelbaren Nachbarschaft ein wichtiger Teil der Vorsorge ist.

  • Es gibt kein pauschales Ja oder Nein. Bei Katastrophen.


    Als alle Angst vor Quarantäne hatten und der Lockdown bevorstand.


    1. Die Stadt bei meinem Artbeitgeber.

    Der Parkplatz vom Einkaufszentrum war leer. Ich holte mir das Mittagessen vom Metzger. Es war wie eine Leichenstadt. Richtig unheimlich. Ich holte mir im Real noch ein Paket das ich packen musste. Als Scherz meinte ich zur Verkäuferin, hier muss man ja Angst haben das ein Zombie hinter dem Regal vorspringt. Sie fand das nicht lustig. Ich würde hier bei einem Blackout eher erwarten das alle Zuhause mit der Waffe in Richtung Tür sitzen um ihren Besitz zu verteidigen.


    2. Die letzte Stadt vor meiner Gemeinde. Das Einkaufszentrum war gerammelt voll. Ängstliche Gesichter und sehr viel Aggressivität war zu spüren. Mein Gefühl schrie innerlich weg hier. Ich gab mein Paket zum versenden ab. Der Postmensch meinte die sind alle verrückt geworden. Bei einem Blackout gehe ich hier eher von Eskalationen und Plünderungen aus.


    3. Froh zu Hause zu sein fiel mir auf. "Scheisse du hast nur noch eine Rolle Klopapier und zwei Dosen Huntefutter" also ab zum Gemeinde Edeka. Erst mal 10 Minuten vor dem Edeka mit Bekannten tratschen. Alles war sehr entspannt natürlich mit Abstand. Das Klopapier im Regal war leer. Ich sah die Verkäuferin an und meinte "ernsthaft jetzt?" Sie erzählte mir das Ortfremde nun vermehrt hier einkaufen. Ich hätte die letzte Packung verpasst. Käme aber morgen wieder was, oder ich nehme feuchtes Toilettenpapier. Ich meinte das ich morgen früh in der Arbeit bin und ich feuchtes nicht verwenden kann da es sich in der Grube nicht auflöst, aber ich welches von der Arbeit mitnehmen kann. Sie langte unter einer der Kassen und gab mir zwei Rollen (kostenlos) und meinte wenn ich wieder was bräuchte solle ich ihr Bescheid geben.



    Ich denke es kommt sehr darauf an in welcher Ecke der Stadt man sitzt. Mein Bauchgefühl sagt mir je reicher die Ecke umso stärker wird sich abgeschottet und verbarikatiert. Je ärmer die Ecke umso größeres Konliktpotenzial ist da. Und bei Gemeinden kommt es wohl darauf an was man bereits gemeinsam überstanden hat. Unsere Gemeinde war eine der ersten die verkündete das wenn jemand in Quarantäne muss er ein Kundenkonto beim Edeka eröffnen kann. Man bestellt einfach über die Nummer, es wird vor die Tür geliefert und über Rechnung bezahlt wenn man wieder gesund ist.

  • Da man keine entsprechend lange Kette bis zum nächsten Teich bilden konnte und der Kampf gegen die Flammen aussichtslos war, hat man das Gebäude kontrolliert herunter brennen lassen. Die Bewohner sind bei Ihrer Familie im Dorf untergekommen.


    Seit letzter Nacht ist die Verbindung über Starlink schlechter geworden, deutsche Webseiten sind fast garnicht mehr zu erreichen. Nur noch solche, die nicht auf dem europäischen Festland gehostet sind. Meine neu zugewiesene IP Adresse ist mittlerweile auch den USA zugeordnet, nicht mehr Deutschland. Andere Funkamateure aus dem europäischen Bereich bestätigen via HF-Email, dass auch sie betroffen sind. Vereinzelt kommen könträr zum Radioprogramm Nachrichten durch, dass der Blackout wohl längerfristig anhält, da zentrale Komponenten irreparabel beschädigt sind.

    Da die PV Ausbeute heute sehr hoch ist, laden wir alle vorhandenen Akkus einmal voll. Die Stromerzeuger haben wir bisher nicht benötigt.


    Mit einem Nachbarn haben wir fünf Säcke Futterweizen gegen eine Flasche Fusel, einen 12V Akku nebst zwei 12V Lampen und dem Versprechen, diesen nach Möglichkeit immer wieder aufzuladen getauscht.


    Da einige scheinbar die Gelegenheit der Ablenkung durch das Feuer der letzten Nacht genutzt haben, um den lokalen Supermarkt zu plündern, wird dieser nun abwechselnd von Mitgliedern des Stadtrats und des örtlichen Bauhofes bewacht. Bis zum Abend wird nichts heraus gegeben, dann tagt der Stadtrat und will über eine mögliche Verteilung der Lebensmittel entscheiden.

    NUNQUAM NON PARATUS

    Einmal editiert, zuletzt von basement ()

  • Tag 3:

    • Wir schlafen bei offenem Fenster. Mitten in der Nacht weckt uns Geschrei auf der Straße und kaum wach, riechen wir Brandgeruch. Mein erster Gedanke: bäckt jemand im Backhaus gegenüber? Aber dann hört man auch ein Knistern und sieht Feuerschein! Ein Brand ein paar Häuser weiter. Wir stehen auf, ziehen uns rasch an und gehen vors Haus. Der Brand scheint auf der anderen Seite ein Gebäude in der zweiten Reihe zu betreffen. Ich greife nach meiner neongelben Warn-Jacke und eile dort hin. Aus einem Haus schlagen Flammen, die Bewohner stehen verängstigt vor dem Haus. Sie scheinen vollzählig zu sein, sind aber völlig durch den Wind, der Hund fehlt. Dann hören wir auch schon Tatütata, die Feuerwehr kommt, die Anfahrt vom Gerätehaus beträgt nur 800m, jemand hat sie wohl mit dem Fahrrad informiert. Jetzt zahlt es sich aus, dass die Gerätehäuser rund um die Uhr mit einer einsatzbereiten Löschgruppe besetzt sind. MIt dem 1000l-Tank des Fahrzeugs wird ein erster Schnellangriff gestartet, während ein weiterer Trupp einen Hydranten anschließt und kurz darauf sind schon vier Trupps am löschen. Allerdings gibt es Probleme mit dem Leitungsdruck und es muss eine Schlauchleitung vom Dorfteich gelegt werden, dazu rollt man mit dem MTW einen Schlauchwagen ab und stellt eine Tragkraftspritze auf. Parallel wird per Funk versucht, die anderen Teilorts-Wehren zu erreichen, doch das gelingt erst später, als der MTW auf einen Hügel am Ortsrand gestellt wird. Das Haus kann nicht gerettet werden, aber immerhin ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude. Eine FW-Abteilung aus einem der anderen Teilorte übernimmt die Brandwache, unsere FWler rücken ab und füllen zuvor den Löschwassertank des Faghrzeugs am Dofteich auf. So lange die andere Wehr noch im Ort im Einsatz ist, bleibt unser MTW auf dem Hügel als Funkwache. Und tatsächlich wird aus dem Nachbarort auch ein Brand gemeldet, die Wehr muss abrücken. Die Brandwache übernehmen wir Nachbarn. Ich flitze nachhause und hole unsere Kübelspritze, die wir bisher nur für Kindergeburtstage im Sommer verwendet haben. Jetzt löschen wir damit Glutnester ab. Die Bewohner des abgebrannten Hauses kommen bei den Nachbarn unter, andere Nachbarn bringen Kleiderspenden und Essen vorbei.
    • Gegen Mittag werde ich von anderen Nachbarn bei der Brandwache abgelöst. Ich funke meinen Bruder an, der sich tatsächlich meldet, obwohl ich ausserhalb der vereinbarten Funkzeiten "anrufe". Er übernimmt den Kontrollbesuch bei unserer Mutter. Müde lege ich mich erst mal schlafen.
  • Da gleich nebenan die FF ihr Zeughaus hat und auch 2 Löschteiche in Reichweite, sowie Bach mit Entnahmestelle ziemlich Nahe ist, hoffe ich das sie es in den Griff bekommen bzw. gezielt abbrennen lassen. Wie üblich gäbs von meiner SEite Kaffee und belegte Brötchen mit den Rest Altbrot das ich noch habe, oder Suppe. Eben was halt gerade noch der Kühlschrank hergibt.

    Den restlichen Tag würde ich einkochen, sprich alles aus dem TK in meiner Außenküche einkochen.

    Abends dann versuchen zu meinem Bruder durch zu kommen. Über Nebenstraßen sind das nur 16 km. Fragen ob er was braucht bzw. mit ihm berraten wann er rüber kommen will. Er wohnt doch näher an der Stadt (sozusagen Speckgürtel). Schätze er wird sein WoMo schon vollgestopft haben und schaukelt damit zu uns aufs Grundstück.

    Ab diesen Abend Nachtwachen einteilen mit Meinungsverstärker.

    Entgegen vieler anderer Meinungen, denke ich das es spätestens jetzt los geht mit dem ungemütlich sein. Ich gehe einfach davon aus das 95% der Menscheit nicht vorbereitet ist und jetzt nichts mehr hat und vor allem mittlerweile Generation Egomane ist. Ein Miteinander gibts fast nicht mehr unter normalen Umständen, erst recht nicht wenn alles zusammen bricht.

    Auch auf Polizei und Co. hoffe ich am Tag 3 nicht wirklich. Erstens ist die nächste Polizeistation 16 km weit weg, zweitens wie soll ich die erreichen? Auch werden viele der Einsatzkräfte bereits zu Hause bleiben um die eigene Familie zu schützen. Was ich auch voll und ganz verstehe.

    Meinen Strahlungsdetektor werde ich spätestens jetzt auf der Fensterbank parken.

    Alles was irgendwie schon erntbar ist aus dem Garten ins Haus schaffen.

    Meinen Gartenzaunverstärker aktivieren.

  • Ab dem dritten Tag wird es sehr schwierig bis beinahe unmöglich, die Ereignisse in der Umgebung abzuschätzen.

    Aus diesem Grund beschränke ich mich grösstenteils nur noch auf Ben's Vorgaben.


    In der Nacht brennt es drei Häuser weiter entfernt.

    Ich wache ab dem Rauch und den ersten Schreien auf. Da wir immer ein Fenster zumindest gekippt haben, riecht man das gut.

    Schlaftrunken muss ich zuerst mal aus dem Fenster schauen, was da los ist. Schlagartig werde ich hellwach, als ich das Szenario erkenne.

    Während ich mir was überziehe bin ich extrem froh, dass es nicht uns getroffen hat. (Ja, das würden wir wohl alle denken...)

    Als erstes würde ich mal schauen, ob der eine Nachbar, der in der Feuerwehr ist, bereits für Verstärkung sorgt. Ansonsten würde ich jemanden losschicken.

    Zwei unserer direkten Nachbarn besitzen einen festen Pool, der auch im Winter teilweise befüllt bleibt. Von dort hin würde ich eine Eimerkette organisieren, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern.

    Natürlich nur, wenn niemand anders bereits auf die Idee gekommen ist.


    Der betroffenen Familie können wir leider kein leeres Zimmer anbieten. Aber ich weiss von zwei Nachbarn, deren ältere Kinder letztes Jahr ausgezogen sind. Die hätten Platz. Was ich beisteuern könnte, wären Ersatzkleidung, sofern sie passen.


    Tagsüber würde ich mehrmals mit dem Radio die aktuelle Lage checken.

    Trotz Ausgangssperre würde ich weiterhin bei den Eltern im selben Dorf vorbei schauen und auch sonst beim einen oder anderen helfen. Vorausgesetzt, ich bin nicht mit mir selbst und meiner Familie beschäftigt. Beim Bauern versuche ich, ob ich noch das eine oder andere an Lebensmittel kaufen/tauschen kann.


    Spätestens jetzt würde ich mir sorgen um das rund 15 km entfernte AKW machen. Wie lange kann das mit der Reserve kühlen? Ich habe es mal gegoogelt, weiss es aber nicht mehr. Und jetzt habe ich ja kein Internet mehr.

    Dann frage ich mich, wie viele AKWs in Europa wohl gerade mit den selben Problemen zu kämpfen haben.

    Mir wird etwas flau, denn mal so "kurz" abhauen geht jetzt definitiv nicht. Da müsste es schon ein anderer Kontinent sein.

    Meine Familie will ich aber nicht in Panik versetzen. Wozu auch? Jodtabletten lägen bereit. Aber ob die dann noch ausreichen..?


    Ballistische Sportgeräte sind am dritten Abend wohl definitiv schneller griffbereit als auch schon und auch die Inbetriebnahme wurde schon soweit als möglich abgeschlossen.

    Da meine Frau wegen ihrer Krankheit für eine Wachschicht nicht in betracht kommt und die Jungs dazu noch zu jung sind, würden wir definitiv meine Eltern inkl. allem brauchbaren Material zu uns holen. So könnte mein Vater mich zwischendurch mal ablösen und mich im Notfall aufwecken.


    Allgemein versuche ich der ganzen Familie eine möglichst geordnete Tagesstruktur zu geben, damit möglichst kein Lagerkoller entsteht.

    Ein Teil davon wird sicher sein, dass ich in den hellen Erkern und freien Ecken versuche, Gemüse in Topfkultur zu ziehen, das möglichst schnell wächst. Dazu Kresse für etwas Vitamine und die "grüne Abwechslung". Ob es sich zum jetzigen Zeitpunkt noch lohnt, draussen Gartenbeete anzulegen und zu bepflanzen, bezweifle ich. Ausserdem würde mir auch das nötige Saatgut für Wintergärtnerei fehlen.


    Ich gehe jetzt mal eine Runde schlafen, bevor ich meine nächste Wachschicht übernehme. Bin gespannt, was der morgige Tag mit sich bringt.


    EDIT: Unsere Schule hat den Notfallbetrieb mittlerweile eingestellt. Es können schlicht zu wenig Lehrpersonen den Weg ins Schulhaus zurücklegen. Der Schulleiter hat heute Morgen einen entsprechenden Infozettel von innen an die Glastüre geklebt.

    Ich schnappe mir noch einige Chemikalien aus dem Labor, welche sich evtl. noch als nützlich erweisen könnten und gehe wieder mit viel Freizeit nach Hause.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

    2 Mal editiert, zuletzt von Chuck Noland ()

  • Als Tagesbeschäftigung würde ich mal langsam anfangen, soweit es draußen noch ruhig ist , die Brauchwasservorräte mit den geleerten Gefäßen aus dem Weiher wieder aufzufüllen und gleichzeitig zu schauen , welche Gefäße man noch aktivieren könnte: Vorratstonnen, Wäschewannen, Eimer.


    Sicherheitstechnisch würde ich Türen und Fenster der Nebengebäude soweit möglich, von Innen verstärken und zuschrauben, nageln . Ebenso würde ich anfangen Haustüre und Fenster im Erdgeschoß von innen mit Holzplatten und verkeilten Balken zu verbarrikadieren. Zugang dann nur noch über eine Nebentür .

  • Sehr schöne Beiträge von Euch, echt eine coole Idee dass Ben den Szenariomeister spielt.


    Tja, es brennt in der Nachbarschaft, wir haben außer unserem freistehenden Haus nur Doppelhäuser oder die Reihenhäuser die ganze Straße entlang. Da fackelt viel ab... Ich kann nur rudimentär versuchen, dass es nicht zu uns übergreift.


    Einen Löschteich oder ähnliches gibt es hier nicht, hier ist Stadt. Ich tippe, wenn ein Reihenhaus brennt, brennen die anderen auch ab.


    Auf unserer erst mal autarken Stromversorgung mit PV-Insel mit Speicher und dem Aggregat mit viel Gas und Sprit backe ich mir erst mal ein Ei und grüble....

  • Ich tippe, wenn ein Reihenhaus brennt, brennen die anderen auch ab.

    Sollten sowas nicht die Brandschutzwände zwischen den Häusern verhindern?


    Früher sind ja ganze Städte abgebrannt, weil sie dicht bebaut waren und keinerlei Barriere fürs Feuer zwischen den Häusern hatten.

  • Das wäre wünschenswert, aber so dicht wie hier auch Autos nebeneinanderstehen und das Geraffel auf den Terrassen etc. würde ich das nicht als gesichert ansehen. Und jedes Haus hat unterschiedliche Höhe, spätestens da sehe ich Übergreifpotential.


    Vor einigen Jahren ist hier in der Nachbarschaft ein freistehendes Haus abgefackelt, vom Rauchgeruch bis zu den geschätzt 20m hohen Flammen vergingen wenige Minuten.


    Für mich stelle ich nun fest, so ein Feuerchen in der Straße wäre im Blackout mies. Es gibt auch nur eine Zufahrt, ist eine Sackgasse. Ansonsten ist es hier ruhig und gut einsehbar wenn Fremde kämen...

  • Wir waren heute alle übermüdet und erschöpft. In der Nacht hat es plötzlich großes Geschrei gegeben, 3 Häuser weiter ist ein Brand ausgebrochen. Glücklicherweise konnten die Bewohner sich und den Vogelkäfig rechtzeitig in Sicherheit bringen, das Haus brannte trotz aller Bemühungen völlig nieder.

    Die Nachbarn kamen bei Verwandten ein paar Gassen weiter unter.

    Noch hat in unserem Grätzel niemand ernsthafte Probleme, die Stimmung hat aber merklich umgeschlagen. Was gestern noch mit einem bisschen Humor als Abenteuer betrachtet wurde, wird spätestens seit heute Nacht als bedrohlich empfunden.

    Im Ortszentrum wurde eine Infostelle eingerichtet und im "Lebenshilfezentrum" werden die verderblichen Lebensmittel der beiden Supermärkte verkocht, Bedürftige können dort zu essen bekommen.

    Wir haben das schöne Wetter genutzt und gegrillt, die Nachbarn waren bei uns und haben die Glut mitgenutzt und ihr aufgetautes Grillgut aufgelegt.

    Für morgen Vormittag ist eine Informationsveranstaltung im Musikvereinssaal geplant, da soll dann auch Organisatorisches geplant werden.

    Jeder Haushalt soll zumindest eine Person schicken...

    Wir lenken uns am Abend mit ein paar Runden "Fuchs und Henne" ab und gehen zeitig schlafen. Hoffentlich heute ohne nächtliche Störung!

  • Heute nur ein kurzer Beitrag von mir. Wir sind immer noch geschockt von den letzten Stunden.


    Kurz vor 5 Uhr heute morgen wurden wir durch Lärm in der Nachbarschaft geweckt. Eines der Nachbarhäuser stand lichterloh in Flammen.

    Schnell aufgestanden, angezogen und raus um zu sehen ob ich helfen kann.

    Durch den Wind gab es starken Funkenflug in Richtung unserer Scheune. Daher wollte ich schauen ob alles in Ordnung ist. Mit der alten Kübelspritze von der Bundeswehr wollte ich ggf. Derste Brandnester löschen.

    Als ich das Scheunentor geöffnet habe gab es auf der Bühne schon dichten Rauch. Einen Angriff mit der Kübelspritze machte keinen Sinn mehr. Jetzt galt es zu Retten was geht.

    Den Camper hatte ich zum Glück zu Beginn des Blackouts schon in den Hof gestellt damit die Solarzellen Laden.

    Ich schaffe es gerade noch den Traktor und einen Anhänger raus zu fahren. Die Anbaugeräte muss ich aufgeben. Zu stark ist der Rauch mittlerweile in der Scheune.

    Aus dem alten Stall (Nebeneingang) kann ich noch die Kettensäge und ein wenig Werkzeug raus holen. Dann wird es auch hier zu gefährlich.

    Die Feuerwehr erscheint erst nach 30min. Da der Wasserdruck nicht mehr hoch genug ist sind die Löschversuche der sprichwörtliche "Tropfen auf den heißen Stein".

    Immerhin kann ein Übergreifen aufs Haus verhindert werden. Wir müssen mit anschauen wie unsere Scheune und 2 Nachbarhäuser bis auf die Grundmauern niederbrennen.

    Neben etlichen landwirtschaftlichen Geräten verliere ich auch fast mein ganzes "Bauwerkzeug" sowie jede Menge Baumaterial. Bitter trifft mich auch das mein Funkraum und die Antennenanlage mit abgebrannt sind. Die Schüssel für Satcom liegt zur Hälfte geschmolzen in den Trümmern.

    Im Camper habe ich noch eine mobile Funkanlage für den Urlaub. Diese ist aber natürlich mit der großen Anlage nicht zu vergleichen.

    Beim Strom werden wir auch haushalten müssen. Die Inselsolaranlage auf der Scheune ist Auch Geschichte. Wir haben nun noch das Panel auf dem Camper und das Stromaggregat.


    Glück im Unglück, keiner wurde verletzt. Es gab nur Sachschaden. Ob der Strom wieder kommt? Wird die Versicherung für den Schaden aufkommen? Den ganzen Tag über haben wir mit der Feuerwehr Brandwache gehalten. Die Hilfsbereitschaft der Nachbarschaft war toll. Unsere Kinder haben den Tag bei Freunden verbracht. Zum Essen waren wir über der Straße.


    Jetzt ist es Abend und noch immer hängt beißender Rauch über der Straße. Wir sind fix und alle, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Wir sind zu aufgewühlt. Unser Gedanken kreisen über die Zukunft. Was sie uns wohl bringen wird?