Mich würde interessieren, wie die Überlegungen aussehen, dass man wieder Strom bekommt. Wartet die Mehrheit einfach nur ab, dass die Stromversorgung wiederhergestellt wird, oder gibt es Möglichkeiten, sich selbst zu behelfen bzw. auf lokaler Ebene für "Strominseln" zu sorgen. Am besten mit dem was man ohnehin zur Verfügung hat, nicht mit vorab eingelagertem Spezial-Equipment wie Solarladereglern oder Inselwechselrichtern.
Dazu ein paar Anregungen.
Photovoltaik
In D z.B. sind aktuell rund 2 Millionen Solaranlagen registriert. Das sind weit überwiegend Einspeiseanlagen mit netzgeführtem Wechselrichter. D.h. fällt das Netz aus, speist so eine Anlage keinen Strom mehr ins Netz ein, selbst bei schönstem Sonnenschein. Das bedeutet aber nicht, dass die PV-Module auf dem Dach nutzlos sind, denn technisch können diese weiterhin Strom produzieren. Man muss sie nur richtig anzapfen. Im einfachsten Fall nimmt man abends bzw. bei Dunkelheit ein Modul aus der Stringverkabelung heraus und legt eine Leitung zu diesem Einzelmodul. An diese Leitung klemmt man bei Sonnenschein zwei in Reihe geschaltete Autobatterien (es stehen im Blackout über 40 Mio. Autos herum, in jedem ist eine relativ große 12V-Batterie drin) und kann so die Batterien provisorisch laden. Das ist natürlich nicht ideal, weil die Ladespannung etwas zu hoch ist (ca. 36V vom Modul, die Batterien wollen aber eigentlich nur 28,8V als Ladespannung), man muss dabei bleiben und die Ladung hin und wieder unterbrechen, wenn die Batterie zu stark gast oder warm wird. Aber man kann mit dieser "afrikanischen" Methode jederzeit bei Sonnenschein zwei Autobatterien wieder aufladen, ohne dass man einen Solarladeregler etc. braucht. D.h. man improvisiert mit Sachen, die man auch im Blackout ohnehin millionenfach zur Verfügung hat.
Die geladenen 12V-Batterien kommen dann entweder wieder in die Autos, um dort Radio, Beleuchtung oder USB-Ladeadapter zu versorgen, oder man betreibt 12V-fähige Geräte direkt an der Batterie. Auch hier kann man improvisieren: Autos enthalten jede Menge Lampen/Birnchen/Leuchtmittel, die man als provisorische Beleuchtung in der Wohnung an einer Autobatterie betreiben kann, evtl. ein Autoradio zur Information oder Unterhaltung (zum Abspielen von CDs).
Dazu kommen noch etliche nicht im Marktstammregister gemeldete "Bastelanlagen"; Kleinanlagen auf Gartenhäuschen oder Campingfahrzeugen. Selbst Deko-Solarlampen im Garten können beim Blackout hilfreich sein (in den meisten steckt ein 1,2V AA oder AAA-Akku in einer Wechselfassung).
Stromerzeuger
Viele planen für Notfälle ein Stromaggregat ein. Für einen langanhaltenden Blackout sind kleine Stromaggregate als Dauerversorgung aber denkbar ungeeignet. Die kleinen Motoren laufen mit hoher Drehzahl, meist 3.000-3.600 U/min. Das entspricht bei einem PKW fahren mit Vollgas bei Tempo 170, also quasi maximale Belastung. Beim Auto macht man das typischerweise nur für einige zehn Minuten, auf freier Autobahn bei Langstrecke vielleicht auch mal ein zwei Stunden. Der Stromerzeuger soll nun aber durchgehend laufen. Der Verschleiss ist dabei enorm. Schaut mal in die Bedienungsanleitungen von Stromerzeugern nach den Wartungsintervallen. Da steht dann meistens "Ölwechsel nach 50h oder 100h", "Zündkerzen erneuern nach 150 bis 200h", "Ventile einstellen nach 300h" usw. Das bedeutet: alle zwei Tage Ölwechwel und wöchentlich neue Zündkerzen - wenn man ein Aggregat im Dauerbetrieb nutzen möchte. Nutzt man einen Stromerzeuger im Alltag alle paar Wochen mal für ne Stunde im Schrebergarten, spielen die Wartungsintervalle keine Rolle, da hat man nach 20 Jahren immer noch die gleiche Zündkerze drin und das Ding läuft damit.
Ein weiterer Punkt ist der Kraftstoffvorrat. In privaten Garagen sind in D ohne weitere Sicherheitsvorkehrungen 200l Diesel und 20l Benzin erlaubt, "sofern sie in dicht verschlossenen und bruchsicheren Behältern aufbewart werden". Mit 20l Benzin läuft ein einfaches 3.000W-Aggregat 8-10h, ein kleines hochwertiges 1.000W-Inverter-Gerät etwa 15-20h lang. Beim Dieselaggregat liegt man aufgrund der größeren erlaubten Lagermenge und der meist besseren Effizienz bei der 10-12fachen Laufzeit, nach 100-200h sind die 200l Diesel aber auch verballert und dann ist Ruhe. D.h. per Stromaggregat erzeugter Notstrom ist sehr wertvoll, weil er eine endliche Ressource verbraucht. Etwas besser sieht es aus, wenn man zuhause eine Ölheizung hat und z.B. 3.000l Heizöl in den Tanks lagern, dann habe ich z.B. für ein Vierteljahr Dauerbetrieb eines kleinen Dieselaggregats genügend Sprit (in D sogar legal, wenn das damit versorgte Aggregat stationören Zwecken dient und nicht zu Antriebszwecken eines Fahrzeugs). Das wäre z.B. ein Ansatz, um eine kleine lokale Krankenstation mit Arztpraxis/Notfallambulanz zu betreiben. Allerdings sind Ölheizungen auf dem Rückzug und damit werden auch diese dezentralen Ölreserven immer weniger.
Biogasanlagen
Der Gasmotor in einer Biogasanlage, der den Stromgenerator antreibt, funktioniert prinzipiell auch ohne öffentliches Stromnetz. Ähnlich wie bei PV-Anlagen, schaltet sich die Biogasanlage bei Netzausfall von selbst vom Netz. Hat die Biogasanlage einen Asynchrongenerator, braucht dieser ein externes Netz zur Erregung. Hat sie einen Synchrongenerator, kann die Biogasanlage grundsätzlich als Insel auch ohne verfügbares externes Stromnetz betrieben werden. Ob das in der Praxis funktioniert, hängt u.a. davon ab, ob die gesamte Steuerungstechnik der Anlage netzversorgt werden muss oder ob sie vom selbst erzeugten Strom betrieben werden kann. Man wird zumindest zum Hochfahren einer stillstehenden Anlage Fremdstrom einspeisen müssen, schätze ich.
Thermogeneratoren
Mit sogenannten Thermoelementen, die den Seebeck-Effekt nutzen oder Peltier-Elementen, kann man aus Wärmefluss einen Stromfluss erzeugen. Umgekehrt kann man mit Stromfluss durch ein Peltier-Element Wärme transportieren, das macht man in den einfachen elektrischen Kühlboxen für 12V-Betrieb. Theoretisch müsste man das Peltier-Element aus so einer Kühlbox zur Stromerzeugung nutzen können, in dem man die normalerweise "kalte" Seite erhitzt und die warme Seite kühlt, dann provoziert man nämlich einen Wärmefluss durch das Element und erzeugt dadurch Strom. Thermoelektrische Generatoren (TEGs) kann man z.B. im Outdoorhandel kaufen, man müsste sie durch Fleddern einer Thermoelektrischen Kühlbox aber auch improvisieren können. Die Stromausbeute ist nicht besonders groß, aber es könnte eine elegante Möglichkeit sein, im Winter an einem heißen Ofenrohr oder der Außenseite eines Topfs auf dem Feuer Energie abzuzapfen, um z.B. eine USB-Powerbank nachzuladen.
Was gibt es noch für Möglichkeiten?
Grüsse
Tom