Unvorhersehbare Auswirkungen eines Blackouts

  • Niemand weiß so genau was bei einem mehrtägigen Blackout so alles passieren wird und was nach dem Ende der Notstromversorgung durch Aggregate (entweder durch Defekte oder Treibstoffmangel) sein wird.


    Deshalb würde ich gerne eine Art Brainstorming starten. Was meint ihr könnte so passieren, was man vorher nicht bedacht hatte? Diese Vorschläge sollen nicht bewertet werden, sondern nur in den Raum gestellt werden.


    Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass viele Menschen denken, dass alle Menschen mit PV Anlagen auf dem Dach weiterhin Strom haben und diese Häuser zu "gefährdeten Objekten" werden könnten, je länger der Blackout andauert.


    Aber selbst im besten Fall wird man wohl öfter aufgesucht mit der Bitte den Akku aufladen zu können.


    Auch Seuchen sind ein Thema, zum Beispiel Typhus.


    Wie lange dauert es ohne funktionierende Müllabfuhr, bis Ratten offen auf den Straßen rumlaufen und erste damit einhergehende Krankheiten ausbrechen?


    Wie lange können Gefangene in Gefängnissen bei Blackout versorgt werden und was passiert dann? Lässt man einfach alle frei? Transportiert man sie anderswo hin?

  • Was mir so einfällt:

    Fäkalienentsorgung wird ein Problem - gerade in Ballungsgebieten - damit Krankheiten

    Müll wird deutlich weniger weil nichts nach kommt - den Rest in der Pennertonne verbrennen

    Nachbarschaften erleben einen neuen Zusammenhalt... Schutz vor außen

    kleine Bäche sind schnell überbeansprucht wenn der ganze Ort dort Wasser holen will

    durch rechtsfreien Raum Recht des Stärkeren

    kein Wasser, Gas, Strom

    Entfernungen werden schnell ein Problem - früher ist man selten weiter als bis zum nächsten Dorf gekommen

    Kommunikation fällt weg - mit Fachwissen lassen sich lokal die Telefonleitungen neu verdrahten so dass man mit alten Telefonen und Batterie zumindest Außenposten verbinden könnte - im Prinzip reicht der Hörer mit Mikro und Lautsprecher

    Nutztiere gewinnen an Bedeutung

    Massentierhaltung funktioniert nicht... übervolle Euter, Ausfall der Lüftung im Hühnerstall... - evtl. frühzeitig dem armen Bauern ein paar Hühner/ Kuh abnehmen

    Erntehelfer nötig

    KFZ Benzinpumpe auf 12V ermöglicht abpumpen aus Erdtanks an Tankstellen

    Engstellen wie z.B. Brücken werden zu Zollstationen

    Feuerbekämpfung kaum möglich

    Ein Geldschein hat 2 mal die Seriennummer drauf. Auch wenn er nur den Papierwert hat kann man ihn wegen Fälschungssicherheit als Pfandbon nutzen. Der Bauer schreibt auf einen Teil "5kg Kartoffeln" und behält das passende Gegenstück. So kann bei Abholung durch wen auch immer die Echtheit sichergestellt werden. Geht auch für Nachrichtenverifizierung

    Einmal editiert, zuletzt von Milty ()

  • Definitiv interessante Idee.


    Ich seh nach 3 bis 4 Wochen, spätestens, die ersten Atomkraftwerke schmelzen...

    Weil einfach kein Nachschub an Treibstoff für die Notstromgeneratoren mehr kommt.


    Geschweige von div. Chemischen Anlagen, welche z.b. gekühlt werden müssten etc.


    Je nach Jahreszeit, werden recht schnell, gerade in den Städten aber natürlich auch aufm Land, große Bereiche brennen, weil die Leute Feuer machen, zum Kochen, heizen,...Langeweile..


    Von den Wirtschaftlichen Folgen, selbst bei einigen Tagen wollen wir am besten garnicht sprechen.


    Gruß vom Rand der Eifel

    DasRippchen

  • Schöner Beitrag. Bis jetzt ist das Szenario nämlich noch arg einhornlevelig.


    Kläranlagen funktionieren nicht mehr , gut man könnte meinen da es keine Wasserversorgung mehr gibt muss auch nix mehr gereinigt werden, oder? Da aus dem Wasserhahn nix mehr kommt ist die Kanalisation nicht mehr ausreichend gespült, ergo verstopft.... wartet mal auch den nächsten Wolkenbruch, neudeutsch auch Starkregen..

    Wer dann immer noch meint aus dem Fluss oder See trinken zu können, denkt daran dass dann jeder seien Dreck in genau dieses Gewässer kippen wird. Ausserdem muss man mit weiteren Verschmutzungen rechnen, selbst wenn man keinen brennenden Chemiepark im Oberlauf hat, so sollte man bedenken dass wir mittlerweile überall Biogasanlagen haben die auch ohne Blackout regelmäßig das Wasser verseuchen. https://www.pnp.de/nachrichten…er-in-Bayern-2092374.html

    Deshalb gibt es für mich nur Grundwasser.


    Müllabfuhr? Die kommt zwar eh nur wöchentlich, aber auch hier gibt es Habitate in denen die Bewohner gewohnt sind ihren Müll nur aus dem Fenster werfen und er wie von Zauberhand verschwindet.

    Wenn da nicht morgens um sieben die Mainzelmännchen in Orange kommen wird das grosse Probleme geben.


    Mal abgesehen von der Klientel die eh mal gen die Grenzen überschreitet sind schon am zweiten Tag vermutlich extremste Szenen vor Altenheimen und Krankenhäusern zu beobachten wenn hysterische Angehörige entweder um Versorgung ihrer Liebsten betteln oder sie abholen wollen. Und da muss noch nicht mal die Großfamilie kommen.

    In Berlin oder NRW ist spätestens am zweiten Tag in der Stadt Schluss mit Lustig.


    Es wird überall brennen, weil alle möglichen Leute versuchen in der Wohnung zu kochen, deshalb ist ein freistehendes Haus schlicht besser.


    Mastbetriebe ohne Strom . Milchkühe können nicht gemolken werden schon gar nicht von Hand.

    500 Kühe aufwärts ist da kein Seltenheit, treib da erst mal genug Munition (auch Bolzenschussgeräte brauchen Munition) auf um die alle zu erschießen und was macht du mit den Kadavern?

    Oder diese riesigen Hühnerfarmen , ohne Belüftung oder Frischwasser wird es da auch recht schnell eng. Es könnte sich sogar das kuriose Problem ergeben dass man nicht mehr weiss wohin mit all den Eiern, denn die legen ja weiter.


    Von Atomkraftwerken brauch ich ja gar nicht anfangen.

  • Ich sehe den Verkehr ziemlich schnell zusammenbrchen.

    Es wird an vielen Punkten durch Autos bei denen der Tank leergefahren ist zu blockierten Straßen kommen . Die Fahrzeuge wird man auch nicht zeitnah abschleppen können wenn kein Diesel für die Abschleppwagen aus der Zapfe fliesst.

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • - Wer kümmert sich (und wie) um die vielen Menschen, die den Blackout nervlich nicht ertragen und austicken?

    - Wie wird die Bestattung von Menschen geregelt?

    - Was passiert, wenn man trotz Ausgangssperre zuhause in eine Notwehrsituation gerät und den/die Angreifer umbringt?

    - Wie geht man damit um, wenn sich in einer Ortschaft mehrere Lager bilden und niemand mehr für die gemeinsame Sache einsteht?

    - Wenn die Polizei nicht mehr überall für Ordnung sorgen kann: Wer übernimmt die Sanktionierung von schweren Straftaten und wie?

  • Hallo,


    ich habe mal ein wenig geschaut, ich denke die Feuerwehr steht den Bürgern nicht wirklich zur Verfügung:


    Sämtliche Industrieanlagen Betreiber (besonders die Chemieparks) fordern im Blackoutfall sofort externe Feuerwehrkräfte zur Sicherung und Verstärkung der eigenen Kräfte an.


    Die Hochöfen in einem Stahlwerk vertragen auch keinen Stromausfall, die brennen durch - das dürfte im Ruhrgebiet eine nicht unerhebliche Anzahl sein.


    Ausgefallene Ampelanlagen dürften zu einem starken Anstieg von Verkehrsunfällen beitragen, welche die Rettungskräfte im allg. binden werden (entweder durch direkte Hilfeleistung und/oder durch blockieren der Anfahrtswege).


    Festsitzende Personen in Aufzügen, Gondeln...


    Darüber hinaus könnten wir es dann noch mit weiteren Kleinigkeiten zu tun bekommen:


    Grundwasser, im Ruhrgebiet wird an vielen Punkten das Grundwasser abgepumpt (Stichwort: Grubenwasser). Würden diese Pumpen länger ausfallen, käme es zu starken Überflutungen und/oder Tagebrüchen, besonders im nördlichen Ruhrgebiet.


    Die Sterberate dürfte durch Unfälle, Kriminalität, medizinischer "unter" Versorgung deutlich ansteigen. Das bei gleichzeitigem Ausfall der Kühlsysteme in Leichenhallen.


    Im Übrigen müssen nicht nur AKW's gekühlte werden, Ihr würdet euch wundern, wie viele Labore (auch Kleinlabore) Stoffe besitzen die ohne ausreichende Kühlung ziemlich schnell unschädlich gemacht werden müssten. Hier wäre das Schadenereignis regional zwar sehr begrenzt, aber das interessiert den Nachbarn dann auch nicht.


    Wir haben (wenn auch aktuell gerade weniger) einiges an Flugzeugen in der Luft, die auf eine funktionierende, elektronische Infrastruktur am Boden angewiesen sind.


    Der ÖPNV (Schienenverkehr) würde still stehen, wobei die Bahn noch über einiges an Dieseloks verfügt. Allerdings müssten diese ersteinmal die Liegenbleiber einschleppen um die Strecken frei zu bekommen.


    GlückAuf

    Dr.S.

    Erlebnisorientierter Prepper - LH Ultras

  • Ich sehe noch was sehr viel gefährlicheres als Folge eines Blackouts:


    Die Menschen könnten merken, dass sie viele Dinge gar nicht wirklich brauchen.


    Wenn man mal gemerkt hat, dass es ganz gut "ohne" geht, dann ist es sehr schwer das "mit" wieder einzutrichtern.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Da sehe ich weniger ein Problem drin. Erstmal muss solch ein Ereigniss wie BA eine Zeit greifen um den Menschen diese Dinge zu nehmen.

    Ich denke du spielst eher auf ein Machtvakuum an, denn auf liebgewordene Dinge die das Leben erleichtern. Also auf Strukturen die man gerne übersieht weil man sie nicht mag.

  • Ein Blackout legt das gesamte europäische Stromnetz lahm. Es wird dauern bis schwarzstartfähige Kraftwerke kleine Strominseln aufgebaut haben, diese sich wieder auf einen gemeinsamen Takt von 50 Hertz verbinden lassen und die Stromversorgung wieder funktioniert. Noch länger wird es dauern bis der Rest wie Kommunikation, Internet, Produktionsstätten, Behörden, Versorgung und Verteilung von Gütern und Nahrungsmitteln, medizinische Versorgung, Polizei, Armee usw. störungsfrei funktionieren. Viele Anlagen und Geräte sind dann schlichtweg defekt und Ersatz wird sich kaum besorgen lassen.


    Kurz gesagt, ich rechne mit dem Ende unserer Zivilisation auf längere Zeit.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Buddelbär

    Richtig. Soweit ich weiß leitet die Kläranlage bei fehlenden Strom alles ungefiltert ab. Unsere Kläranlage läuft über den Beckengraben, zu einem nahegelegenen See. Hier sollte man seine Umgebung kennen. Was fließt wo rein? Denn die Beckengraben können auch in eine Fluss oder Bach münden der dann zu einem See oder ähnliches führt.


    Müll ein typisches Städteproblem. Für eine bestimmte Zeit lässt sich der Müll zu einem nahegelegenen Wertstoffhof fahren, oder auf einem Holzlagerplatz oder einer Wiese. Ich glaube gerade in NRW müsste es massig dieser Müllhügel geben über die im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen ist. Aus den Augen aus dem Sinn. Tut der Umwelt nicht gut aber es zieht kein Ungeziefer ins Haus ein.


    Das Problem mit Altenheimen dürfte wirklich dramatisch sein. Da wäre es mal interessant den Notfallplan zu kennen. Auf der Suche danach bin ich gerade auf das gestoßen. Habe es auch noch nicht gelesen. Ist leider nicht für Deutschland Krisenvorsorge/steiermark-erster-blackout-massnahmenplan-fuer-gemeinden


    Es wird nicht viel mehr brennen als zur Weihnachtszeit. Das Umschlagen auf andere Gebäude sehe ich aber ohne Löschmöglichkeit kritisch. Normalerweise sollte aber eine Brandschutzwand zusammenhängende Gebäude trennen und das übersteigen des Feuers verhindern. Die Frage ist nur gab es die Vorschrift schon in den 70ziger? Nicht jedes Mehrparteienhaus ist nach dem neuen Standard gebaut.


    Ja die Mastbetirebe müssen Nottöten und -Schlachten. Was mit den Kadavern passiert müsste in deren Notfallplan geregelt sein. Ich gehe von verbuddeln aus. Denn trotz Blackout dürfen sie weder das Fleisch verkaufen noch verschenken obwohl die ganze Region zu verhungern droht.

  • Was mit dem ganzen Fleisch passiert? Habt ihr die Maul und Klauenseuche in GB vergessen?

    Unmengen Kühe die mit Baggern zu Häufen aufgetürmt, in Gruben geschoben und verzweifelt mit Benzin übergossen wurden?

    Oder letztes Jahr die Coronanerze? Nicht mal das hat man geschafft und das war ein Luxusszenario!


    Ich will ja nicht auf Pessimist machen, aber hier wird sehr viel schöngefärbt.

  • Danke für die Inspiration, die nehme ich gleich mit in unseren Krisenstab und werde mal schauen, was davon noch nicht bedacht wurde :)

  • Hui.. denken in größeren Maßstäben...


    Trinkwassergebiete. Es gibt bei uns in der Nähe ein sicher 30km * 15 km großes Gebiet, in dem Trinkwasser für den Großraum Stuttgart abgepumpt wird. Da wir so viel gepumpt, dass hunderte Quadratkilometer Sumpf von früher zu fruchtbarstem Ackerboden heute geworden sind. Wenn die Pumpen weg sind, läuft in ein paar Wochen oder Monaten alles voll. Selbst wenn man wieder abpumpt werden die Kartoffeln verfault sein...


    Gibts mehr solche Gebiete, die nur mit massivem Energieeinsatz bewohn- oder bewirtschaftbar gemacht und gehalten werden?


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Es wird in der kälteren Jahreszeit eine Menge CO-Opfer geben...

    Wenn der Lockdown zu erhöhtem Gewaltaufkommen in der Familie geführt hat, was ist dann erst los, wenn gefroren, gehungert, Durst gelitten wird und alle mit zusätzlichen Familienmitgliedern auf einander picken...

    In meinem Szenario scheppert es morgen ordentlich - Lagerkoller...

  • Wie sieht es denn mit dem Abpumpen von Wasser im Ruhrgebiet aus?


    Wie lange kann das aussetzen, bevor die Pegel zu stark steigen?


    Im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets wurde die Erdoberfläche bis zu 25 Meter[5] abgesenkt. Die Innenstadt Essens liegt beispielsweise 16 Meter tiefer. Ohne ständiges Pumpen des Grundwassers wären weite Teile des Ruhrgebiets eine Seenlandschaft. Fast ein Fünftel der Region (in den Grenzen des Regionalverbands Ruhr mit 4.435 km² Fläche) stünde unter Wasser.[7

  • Soweit ich weiß leitet die Kläranlage bei fehlenden Strom alles ungefiltert ab. Unsere Kläranlage läuft über den Beckengraben, zu einem nahegelegenen See. Hier sollte man seine Umgebung kennen. Was fließt wo rein?

    Es gibt sehr viele Gegenden, da läuft wegen der Topographie gar nix von selbst ab. Weils zu eben ist (z.B. Westerland/Sylt) oder bergauf geht. Da muß generell alles gepumpt werden, überwiegend elektrisch, und ohne Netzersatz. Das geht vom Einzelhaus, bis hin zu fabrikgroßen Pumpwerken, wo tausende von Leuten dran hängen. Auch werden heute gerne Einfamilien-Wohnhausgebiete, mit sog. Sparerschließung gebaut: Straße zu schmal (Individualverkehr wird abgeschafft), Kanäle nur 1,20 m unter der Straße (jedes 2. Haus kriegt eh nur eine Bodenplatte), usw. Kurzum, nach wenigen Tagen dürfte alles zugeschxxxen sein, weil Wasser zur Spülung gibts ja auch nicht. Auch wenn dann der Strom wieder da sein sollte, kann das ja nicht einfach wieder in Betrieb genommen werden, weils erst mal Stück für Stück gereinigt und gespült werden muß. Wie lang sowas dauert kann man berechnen. Soviele Spülfahrzeuge und Personal dazu, gibts ja auch wieder nicht. Und die Feuerwehr wird sich da auch nicht vordrängen wollen?

  • Wie sieht es denn mit dem Abpumpen von Wasser im Ruhrgebiet aus?


    Wie lange kann das aussetzen, bevor die Pegel zu stark steigen?

    Habe einen Freund in Dienstlacken, der sagte mir mal das Dienstlacken absaufen würde wenn die Pumpen ausgehen sollten. Ich werde ihn darauf aber noch mal ansprechen und dann berichten.