Szenario Blackout: Tag 5

  • Die Katze unseres Nachbarn ist spurlos verschwunden.

    Einige Häuser weiter wird auch eine Katze vermisst

  • Jetzt wirds wirklich langsam hypothetisch. Ich weiss nicht, ob das, was ich jetzt schreibe auch in der Realität nur annähernd meinen Reaktionen entsprechen würde.


    1. Nerven in der Familie liegen blank. Zum Glück gibts bei uns die Eskalationsstufe "Basta." Wenn ich von anderen Familien höre, wo immer über jeden Mist ewig diskutiert wird, dann tun mir die in so einer Situation leid. Bei uns sind Mamma und Papa der Boss, und über denen kommt nur noch Jesus.

    2. Nerven in der Gemeinde liegen blank. Aber nicht jeder gegen jeden, sondern die Mitglieder der Gruppen, die auch mal unter Stress zusammenarbeiten müssen, bei denen funktioniert der Zusammenhalt gut. In der Nacht haben Fremde doch tatsächlich versucht, ein paar Gartenhäuschen zu plündern. Die Bürgerwehr hat gut funktioniert. Bei uns im Haus wurde auch gewerkelt. Bei einem Familienvater einzubrechen, bei dem die Kinder im Haus sind, und der angesichts der Umstände nicht völlig überrascht von einem Einbrecher ist... das ist schon Darwin-Award verdächtig. Ich habe, damit ich juristisch auf der sicheren Seite bin, gewartet, bis tatsächlich die Vordertüre eingetreten wurde.

    3. Giftige Dämpfe. Ausgangssperre und so eine Katastrophe gleichzeitig. Die Ausgangssperre ist erst mal zweitrangig. Ich würde versuchen herauszubekommen, was für eine Art Dampf. Standard wäre: alles abkleben, Lackierermasken und die eine "echte" Gasmaske die wir besitzen mit Aktivkohle bereitlegen. (Geistige Notiz: vielleicht sollte ich für beide Erwachsene eine Gasmaske haben?).

    4. Bürgerwehr: Wir haben festgestellt, dass in vielen Haushalten die Babyphones verkappte PMR-Funktgeräte sind, die alle miteinander kompatibel sind. Ein paar Mitglieder der Gemeinde laden Batterien für Stirnlampen und Funkgeräte. Die "Plünderer" sind noch nicht organisiert und größtenteils unbewaffnet. Die Bewaffnung der Bürgerwehr besteht (noch) aus Mistgabeln, Brechstangen etc. Wir haben aber schon darüber diskutiert, wie wir reagieren wollen, wenn auch Plünderer anfangen sich zu bewaffnen. Wir nehmen an, dass eine organisierte Bande so vorgehen würde: "Störer" werden ohne Rücksicht auf Verluste für Ablenkung sorgen. "Stürmer" werden alles überrennen und wertvolles auf die Straße werfen und "Arbeiter" werden die Beute abtransportieren. Meiner Meinung nach ist eine gute Aufklärung und präventiver Gewalteinsatz bei einer bewaffneten Bande absolut notwendig und gerechtfertigt. Wenn die mal im Dorf sich festgesetzt hat, ist das Dorf kaputt.


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Die (für mich wirklich sehr lehrreichen) Postings klingen wahrscheinlich für die TV-Branche nach idealen Skriptgrundlagen für Katastrophenfilme.

    Ich versuche das Szenario so human wie möglich zu halten. Eskalationsstufen gäbe es so einige.


    Besonders Brandgefahr, Krankheiten, Verletzungen und Gewalttaten sehe ich ab Tag 4 eines Blackouts als die größten Gefahren für Leib und Leben.

  • Besonders Brandgefahr, Krankheiten, Verletzungen und Gewalttaten sehe ich ab Tag 4 eines Blackouts als die größten Gefahren für Leib und Leben.


    Beten oder Plündern? Das ist hier die Frage!



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Beten oder Plündern?

    Einigeln.


    Beim Plündern setzt du dich zusätzlich einer Gefahr aus verletzt zu werden.


    Beten ist nicht so wirklich zielführend. Besser die Zeit nutzen um sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.


    Gerade ab Tag 4 sollte man sich meiner Meinung nach überhaupt nicht mehr rausbewegen und alle Zugänge so gut verbarrikadieren wie möglich. Gerade deshalb haben wir ja alle hier genug Vorräte, um nicht raus zu müssen.


    Draußen ist die Gefahr Opfer von Gewalttaten zu werden ungleich größer. Deshalb würde ich nie zu einer öffentlichen Wasserausgabe gehen. Wofür mein Leben, oder meine Freiheit, riskieren für etwas mehr Wasser?

  • Am Nachmittag folgt eine Warnmeldung durchs Radio für eure Region. In einer Chemiefabrik in einiger Entfernung gab es eine Explosion. Giftige Dämpfe werden in eure Richtung getragen und werden in 1h eure Region erreichen.


    Nachbarn informieren.


    Ölheizung ist ja ausgeschaltet, ohne Leitungsdruck kein warmes Wasser (schonst müßte ich sie jetzt auschalten).


    Alle Fenster und Türen zu, auch von Garage und Nebengebäude.

    Zuleitung ab, Deckel auf Regenwasser-IBC.


    Restliche Zeit reicht leider nicht, um noch schnell was zu ernten und Beete abzudecken.


    Kellertür zusätzlich abdichten, Ofenklappen schließen, vieleicht noch mit Klebeband abdichten.


    Fensten und Türen abkleben.


    Versuchen, Wetterinfos (Windrichtung, Niederschläge) zu bekommen.


    Raten, was da für Dämpfe unterwegs sein könnten. Für Chemiebetriebe gib es Haveriepläne, Produktionsprofile, Verfahren usw. (die muß man sich vor den Blackout besorgt haben), jetzt kann man nur noch schauen, ob die Wolke Gelb oder Grün ist.

    Danach kann ich hoffenlich abschätzen, ob ich den Garten für die nächsten 10 000 Jahre vergessen kann oder ob nach dem nächsten Regen kein Gefahr mehr besteht.

    Einmal editiert, zuletzt von Henning ()

  • Plündern ist sicher ein Nogo für Prepper: nur unnötiges Risiko.

    Aber wie würdet ihr euch bei der oben geschilderten Situation verhalten, wenn am zweiten Tag die Supermärkte öffnen und alles abgeben?
    Die Masse wird sich auf Klopapier, Nudeln, Gulaschsuppe und Wodka stürzen, aber was könnte man als Prepper noch mitnehmen?

    Ich würde vermutlich lang haltbare Basiskalorien nehmen: Speiseöl, Zucker, Speck. Dazu Nervennahrung wie Schokolade. Vielleicht auch angetautes TK-Gemüse wie Bohnen oder Brokkoli, das noch am selben Tag im großen Topf landen würde.
    Aber immer mit Zurückhaltung, keinen Streit anfangen.

    Einmal editiert, zuletzt von Jongleur () aus folgendem Grund: Typo

  • Tag 5 des Blackout. 30.09.2021


    Habe wie letzte Nacht die letzte Wache gehabt, und bin nachdem ich mit Paul noch ein Schwätzchen gehalten habe, durchgefroren nach Hause gegangen.

    In der Küche schmeiße ich den Campingkocher an und stelle Wasser für den Kaffee auf. Dann wird der Ofen angezündet und der Kamin. Das sind zur Zeit die einzigen Heizquellen, da die Heizung nicht läuft.

    Oben höre ich unsere neuen Untermieter (Freunde) wie sie sich für den Tag fertigmachen.

    Nach einer klaren und kalten Nacht bin ich froh das nichts weiter passiert ist, oder ist es die Ruhe vor dem Sturm.

    Ich bringe eine Tasse Kaffee meiner BEVA an das Bett, sie fühlt sich nicht, hat Kopfschmerzen und ist schlecht gelaunt. ich lasse sie in Ruhe und begrüße mit einem Hallo meine Freunde die einer nach dem anderen herunterkommen.

    Hole den Abfalleimern aus dem Schrank und bringe ihn zur Tonne. Dabei muss ich feststellen das sie umgekippt und deren Inhalt weit verstreut wurde.

    Mistviecher schimpfe ich und hole eine Harke um alles wieder zusammenzusammeln. Dabei viel mir ein das heute die Müllabfuhr die gelbe Tonne abholen sollte. Zwei Nachbarn hatten sogar ihre Tonne an die Straße gestellt.

    Wir müssen unbedingt über das Problem mit den Nachbarn reden. Der Müll muss weg, am besten verbrennen, auch wenn ich es nicht gut finde, aber der Müll zieht Ratten Waschbären und Füchse an. Noch eine Baustelle können wir uns nicht leisten.

    Da wir so viele Leute im Hause sind müssen wir auch was mit der Toilette machen, bis gestern haben wir ein Teil des Stroms für die Kläranlage verbraucht, das geht aber nicht so weiter. Wir beschließen das alte Plumpsklo zu reaktivieren. Ein Loch ist schnell im Garten geschaufelt, so das es auch schnell zu erreichen ist. Damit wäre auch ein Teil des Wasserschleppens geklärt. Geduscht wird auch wieder im Garten, die Freilichtdusche die ich schon das ganze Jahr genutzt habe bekommt nun einen besonderen Stellenwert. Wer will kann kalt duschen. Wer das nicht schafft muss sich einen Eimer Wasser warm machen und aus dem Eimer schöpfen.

    Unsere Batterien in den MISAS und der Notanlage sind alle fast auf 10 %. Gestern schien so gut wie keine Sonne, deshalb konnten wir die Kühltruhe auch nicht anschmeißen. Es wird knapp, und damit auch die Laune. Kaum noch ein witzeln oder lachen. Alle laufen mit einer Mine herrum die schlimmes Ahnen lässt. Deshalb entschließe ich mich etwas gutes zu kochen. Meine BEVA ist auch aufgestanden und sie hilft mir, wenn auch mürrisch. Sie hat es nun mal nicht gerne wenn jemand in ihrer Küche herumwerkelt. Ich gebe auf und ziehe mich zurück, und überlase meiner BEVA das Feld. Bin gespannt was sie zaubert. ich habe draußen auch genug zu tun.

    Mit den Nachbarn um die Mittagszeit zu einer Info zusammengetroffen, schlage ich vor den Müll zu verbrennen. Einige wollen das nicht und wollen ihn im Schuppen lagern. ich weise aber auf meine um geschmissene Mülltone hin und nach einiger Zeit sind alle bereit ihren Müll auf einem Platz etwas abseits zu verbrennen.

    An die Ausgangssperre denkt auch keiner mehr, wer sollte sich auch hierher verirren. Es kommen aber vermehrt Fremde die nach Essen fragen. Wir schicken sie weiter in den Ort, dort soll es seit gestern eine Verpflegungsstelle des DRK geben. Es kommen auch einige Verwandte von drei Nachbarn.

    Trotzdem wird es langsam ungemütlich, die Menschen haben Hunger und werden immer aggressiver an der Straßensperre. Wir verweisen alle auf das DRK.

    Die Nachrichten bringen nichts guten. In der nächstgelegenen Großstadt, also Münster sind größere Ausschreitungen gemeldet worden. Polizei und BW haben weite Teile abgeriegelt, um ein überspringen auf andere Standgebiete zu verhindern. Es hört sich nicht gut an. Als wir von der Straßensperre einen Telefon Anruf bekommen. Ein Mann sei vor der Sperre zusammengebrochen und brächte ärztlich Hilfe.

    Ich sage meiner BEVA Bescheid, die Krankenschwester ist, sie solle sich das mal anschauen. Nach eine Viertelstunde kam sie kopfschüttelnd zurück. Der ältere Mann ist vermutlich an einem Herzversagen verstorben, seine Medikamente hat er laut der Tochter seit zwei Tagen nicht mehr nehmen können, da er keine mehr aufzutreiben waren.

    Wir haben den Toten dann auf einen Karren gelegt und etwas abseits notdürftig begraben. Die Tochter durfte zu uns in die Siedlung und sich etwas zu erholen.

    Am Nachmittag gegen 16 Uhr vermeldete das Radio einen schwerwiegenden Chemieunfall in einer Aufarbeitungsanlage. Man wurde gewarnt die Türen uns Fenster zu verschließen.

    Ich schaute zum Himmel und musste feststellen das der Wind aus Osten kam.

    Verdammt nochmal reicht nicht schon der BA, muss auch diese Scheiße noch kommen.

    Es brach zum ersten mal seit dem BA so was wie Hektik bei uns aus. Als erstes Benachrichtigten wir per Feldtelefon die Nachbarn, falls die noch nichts mitbekommen haben. Danach suchten wir große Planen um das was noch im Garten stand abzudecken. Die Schafe und Hühner wurden in den Stall getrieben und mit Wasser und Futter versorgt. Holz wurde im Flur gestapelt und alles was draußen lag und kontaminiert werden konnte wurde in Sicherheit gebracht. Die Gartenwasserfässer verschlossen und das Wasser vom Dach floss nun auf den Weg und von da in einen Graben. so haben wir wenigstens unkontminiertes Wasser. Noch hatte der Wind sich nicht gedreht und wir hofften das der Spuk an uns vorbeigehen würde, doch nach einer halben Stunde sah ich mit Erschrecken wie der Wind sich drehte. Man konnte das sehr schön an den Windrädern feststellen.

    Nun hatten wir gerade alles für draußen gemacht damit man auf Toilette und man duschen konnte und nun das auch noch.

    Da viel mir das Notklo ein das ich von einem Forenmitglied erstanden hatte.

    Gut, Katzenwäsche musste erst mal wie bisher erledigt werden, und das Notklo wurde im Badezimmer aufgestellt nebst einiger Tüten.

    Am Abend sollte eine zweite Meldung kommen, aber es kam nichts. Mittlerweile hatte sich der Wind auf Nordwest gedreht so das wir nicht mehr im Einzugsgebiet der Wolke waren. Gab es überhaupt noch eine Wolke und wie verseucht war sie überhaupt. Wir wussten es nicht.

    Draußen wurde es langsam dunkel und wir konnten endlich Essen. Es gab Hühnchen mit Kroketten und Paprikagemüse nebst Schokoladenpudding mit Vanillesoße. Dazu ein selbstgemachter Quitten oder Johannisbeerwein je nachdem was man mochte. Danach saßen wir noch bis um 23 Uhr zusammen und diskutierten oder spielten Die Siedler von Catan. Draußen frischte der Wind auf und ein Regenschauer nach dem anderen kam hernieder.

    Um 23 Uhr hatte unser Haus die erste Wache diese Nacht. Mit Gasmaske und Schutzanzug verließ mein Kumpel das Haus. Ich machte wie jede Nacht die letzte Wache gegen 5 Uhr.

  • Krankheiten

    Ein Nachbar hat eine Zahnwurzelentzündung, der Schmerz haut ihn aus den Pantoffeln.

    Im Zahn sind Gase entstanden, die zu einem Überdruck im Zahn führen.

    Essen kann er seit 3 Tagen nicht mehr, nur Fanta und Suppe...


    Eine Nachbarin hat ein jugendliches Kind, schwer depressiv und suizidal.

    Der Vorrat an Psychopharmaka ist erschöpft, eigentlich wollte die Mutter vor drei Tagen bei der Apotheke ihr Lager auffüllen. Das Kind wird jetzt mit Kabelbindern gefesselt, damit nichts schlimmes passiert.


    Ein weiterer Nachbar hat Angst, pure Angst. Der hat nicht mehr alle Latten im Zaun und spinnt vor sich hin.


    Ein Anwohner ist vor drei Tagen mit ebike gestürzt, hat Verletzungen im Gesicht und Nase gebrochen. Zumindest wackelt die Nase deutlich. Eigentlich müsste da mal ein Arzt drüber schauen, ist aber gerade nicht möglich.


    Zwei weitere Anwohner haben Bauchprobleme, vermutlich ungewohnte Ernährung.

  • Warum abkleben, wenn ich Feuer mache kann kein Niederschlag in den Schornstein eindringen.

    Wenn du Feuer machst und draußen sind giftige Gase in der Luft, saugt dir der entstehende Unterdruck durch den Kamineffekt die kontaminierte Luft durch jeden Ritz ins Haus. Also in dieser Situation nicht den Ofen/Kamin heizen!

  • Warum abkleben, wenn ich Feuer mache kann kein Niederschlag in den Schornstein eindringen.

    Und die Abgase kommen nicht hinaus.

    I expect chocolate for breakfast. If you don’t feel sick by mid-morning you’re not doing it right.

  • Einigeln.


    Beim Plündern setzt du dich zusätzlich einer Gefahr aus verletzt zu werden.

    Da hab ich zu kurz formuliert. Für mich gilt auch in diesem Szenario die Devise: Raushalten, so lange es geht. Dafür dient ja die Vorbereitung.


    Das "Beten oder Plündern" hab ich als die beiden Alternativen für die große Masse der Bevölkerung gemeint.

    Wenn eine kritische Masse anfängt, das Gesetz zu missachten, dann machen alle mit, wenn sich alle friedlich verhalten, dann könnte es auch länger stabil bleiben.


    Der Scheideweg, obs eskaliert oder nicht, ich glaube die Entscheidung fällt irgendwann. Wenn es nicht gleich in den ersten paar Tagen gesetzlos wird, dann würde ich davon ausgehen, dass es auch auf längere Sicht geregelt bleibt.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Warum abkleben, wenn ich Feuer mache kann kein Niederschlag in den Schornstein eindringen.


    Du machst Feuer, wenn alle Fenstern und Türen abgedichtet sind?

    Woher soll der Zug kommen?


    Wenn der Ofen aus ist, könne je nach Druckverhältnisse durchaus Gase über den Schornstein ins Haus kommen.

  • Wenn ich das so überfliege, hoffe ich das der Strom nicht länger als zwei Tage komplett ausfällt... da wohl sonst alle durchdrehen :astonished_face:

    Gruß David

  • Du machst Feuer, wenn alle Fenstern und Türen abgedichtet sind?

    Woher soll der Zug kommen?


    Wenn der Ofen aus ist, könne je nach Druckverhältnisse durchaus Gase über den Schornstein ins Haus kommen.

    Ja, bei uns sind nie die Fenster offen. Aber ich nehme an das genug Luft von Außen eindringt sonst hätte ich vermutlich Schwierigkeiten.

    Es stimmt also das Luft von außen eindringt. An den Prozess habe ich nicht gedacht. Somit ist Feuermachen bei einer Giftwolke nicht so angenehm.


    Ich habe das Szenario nun mal so beschrieben wie ich es machen würde. Da aber in Wirklichkeit keine Chemiefabrik im Sinne des Worten bei uns vorhanden ist. Das nächstgelegene wäre Münster, sonst habe ich nichts gefunden, das gefährlich werden könnt, dazu die Entfernung von ca. 35 km..

    ich denke der belgische Atomreaktor macht mir da mehr Sorgen. Da wir fast zu 80% Westwind haben käme das eher in Betracht. So käme selbst Münster mit seinem Chemieunfall kaum infrage.

    Wenn es aber soweit käme das die Atomreaktoren um uns herum versagen dann ist Europa auch am Ende und bald nur noch eine Touristenattraktion wie Tschernobyl.

  • Tag 5...

    Mein Erkältungshusten wurde in den letzten beiden Tagen wieder schlimmer, nachdem ich schon dachte, er sei endlich vorbei.

    Heute Morgen bin ich mit Fieber und bellendem, trockenem Husten aufgewacht und fror erbärmlich.

    Der letzte Corona-Schnelltest wurde an mir durchgeführt - negativ. Meine Frau vermutet eine Lungenentzündung und gibt mir sicherheitshalber Antibiotika. Was wir haben reicht aber nur für vier Tage.

    Also falle ich aus und die restlichen Familienmitglieder müssen mich ersetzen.

    Das ist für die Stimmung alles andere als gut und der Tonfall wird zwischendurch gehässiger.

    Was ich nun schreibe, ist das, was mir meine Frau berichtet.


    Letzte Nacht kamen auswärtige "Besucher" und versuchten bei verschiedenen Bauern zu stehlen. Der letzte in der Reihe hat kurzen Prozess gemacht und einen der Einbrecher erschossen. Das ganze Dorf ist einerseits entsetzt über diese Tat, aber andererseits auch froh darum, dass die Bande vertrieben wurde.

    Auf den Feldern wurde wieder mehr Futtermais und sogar Zuckerrüben gestohlen. Die Bauern versuchen mit Hilfe der Bevölkerung so viel es geht zu ernten und in Sicherheit zu bringen. Es wird eine Art verwalteter Dorfspeicher eingerichtet. Nahrungsmittel müssen nun streng rationalisiert werden und einige Familien bleibt nichts mehr ausser diesen Rationen.

    Persönlich wankt man zwischen "Ich helfe den anderen" und "Ich will nicht, dass mir amSchluss alles abhanden kommt".

    Es müssen nur wenig Tiere geschlachtet werden, da die Betriebe bei uns hauptsächlich auf Ackerbau setzen und vielleicht 20 bis 30 Kühe halten. Man versucht, so viel wie möglich zu erhalten.


    Im Radio wird von Plünderungen und Krawallen in den Städten berichtet. Glücklicherweise ist die nächste wirkliche "Grossstadt" der Schweiz etwa 35 km entfernt. Da kaum noch private Autos fahrtauglich sind, gelangen diese Massen nicht so rasch zu uns. Dennoch wird die Dorfmiliz nun "offiziell" organisiert. Man traut den Nachbardörfern nicht mehr wie noch vor ein paar Tagen.

    Am späteren Nachmittag macht im Dorf die Neuigkeit die Runde, dass in einem Chemiewerk in Basel grössere Explosionen vernommen wurden und dass giftige Dämpfe ausgetreten sind.

    Obwohl das rund 40 km entfernt ist, wollen wir auf die Nacht keine Risiken eingehen. Alle Fenster/Türen werden geschlossen und abgedichtet.

    Wie wird das wohl mit dem Sauerstoff und dem Kohlendioxid aussehen? Eine Katze ist im Haus. Der Kater streift draussen rum und kann nun in der Nacht nicht ins Haus.


    Mal schauen, wie es mir morgen geht und ob ich in der Lage bin, was zu schreiben.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

    Einmal editiert, zuletzt von Chuck Noland ()

  • Wir sind gestern den ganzen Tag gefahren, haben es aber nur bis in die Nähe der Slowakisch-Ukrainischen Grenze und damit ein Drittel des Weges geschafft. Aus Sicherheitsgründen sind nicht nur den Autobahnen ausgewichen, sondern haben auch jegliche größere Stadt umfahren.

    Gottseidank habe ich am Navi eine Europakarte. In der Ukraine ist damit leider Schluss...


    Glücklicherweise scheinen weder in Tschechien noch noch der Slowakei die Streitkräfte mobilisiert worden zu sein. Zumindest nicht an der Grenze. Wir sind einmal in der Slowakei von Polizisten aufgehalten worden. Die Kombination aus: Wir sind viele, sie nur zwei; verhältnismäßig viele Ältere und Kinder sowie die Sprachbarriere haben wohl letztenendes dazu geführt, dass wir weiterfahren durften.


    Nach einer kurzen, kalten und unbequemen Nacht haben wir ein einfaches Frühstück (Kaffee, mit Milchpulver angerührte Cerealien) zu uns genommen und uns wegen der weiteren Vorgehensweise abgestimmt. Die Stimmung wird zunehmend gereizt: Das lange Sitzen, die Kälte und das Fehlen von geeigneten Schlafmöglichkeiten geht auf die Substanz. Dass wir nicht so schnell wie erhofft weiterkommen ebenso.

    Dass wir eigentlich nur eine Schlafmöglichkeit für zwei Personen haben macht die Sache nicht besser. Wir belegen sie zwar mittlerweile eh zu viert, aber das ist weder gemütlich noch echt erholsam. Das Schlafen im Autositz allerdings auch nicht...

    Wir betanken also die Autos wieder (mittlerweile sind fast alle der mitgebrachten Kanister leer - in spätestens 500km müssen wir schauen, wo wir Sprit hebekommen!) und fahren so gegen 7h weiter.


    Nur kurz nach dem Aufbruch dann die schlechte Nachricht: Im ukrainischen Radio wurde durchgegeben, dass in Kosice eine Chemiefabrik explodiert sei und die Giftwolke nun vom Westwind in unsere Richtung getragen wird. Glaubt der Sohn unserer Nachbarn zumindest verstanden zu haben (er lernt eigentlich Russisch, aber "Fabrik", "Chemie", Explosion" und "giftige Gase" konnte er heraushören.


    Also ist die Devise erstmal: Land gewinnen! Ein echter Schutz vor giftigen Gasen ist im Auto kaum möglich. Wir haben zwar zwei Gasmasken, aber die sind halt "ein bissi wenig" für so viele Leute. Daher ruht unsere ganze Hoffnung darauf, dass wir der Gaswolke davonfahren können. Oder, dass sie zumindest schon so weit wie möglich verdünnt ist, bevor sie uns erreicht.


    Nahe einer Stadt mit unaussprechlichem Namen zeigt die Tankuhr vom Bus auf Null. Wir tanken den letzten Rest (5 l) hinein und wissen: Jetzt müssen wir Nachschub organisieren!

    Wir entdecken beim Weiterfahren ein Speditionsgelände, welches allerdings von einem Wachmann bewacht wird. Da auch hier der Strom weg ist, ist das Gelände ansonsten verwaist.

    Gut eine Stunde später verlassen wir die Gegend wieder: Um zwei Goldmünzen und etlichen Proviant erleichtert, aber zumindest mit 250 l Diesel in den Tanks und Kanistern. Wasser konnten wir ebenfalls auffüllen.


    Da wir seit der Früh quasi durchgefahren sind (Fahrerwechsel und Klopausen ausgenommen) beschließen wir heute, etwas früher Rast zu machen. Alle haben den dringenden Bedarf, sich zu bewegen, Körperpflege zu machen und ein wenig aus dem "Fluchtmodus" auszubrechen. Also biegen wir um ca. 17h in ein kleines Wäldchen ein, suchen uns dort eine geeignete Stelle und schlagen ein kleines Lager (inkl. einem kleinen Lagerfeuer) auf.

    Zum Glück ist uns wenigstens das Wetter hold: Auch wenn die Abende herbstlich-kühl sind, so regnet es zumindest nicht.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.