Szenario Blackout: Tag 6

  • Guten Morgen am 6. stromlosen Tag in Folge!


    Heute starten wir mit gemischten Gefühlen in den Tag.


    Bereits morgens vermeldet das Radio die erfreuliche Nachricht, dass bereits begonnen wird das europäische Stromnetz wieder aufzubauen und, dass bis Sonntag damit gerechnet werden kann zumindest einige Stunden pro Tag wieder Strom zu haben.


    Aber leider macht sich durch die mangelnde Hygiene und das Einleiten von Fäkalien in Bäche und Flüsse eine Choleraepidemie breit.


    Jemand aus eurem Haushalt ist betroffen und zeigt erste Symptome der Cholera.


    Seid ihr dazu in der Lage diese Person ohne ärztliche Hilfe zu pflegen und zu versorgen?


    Wie geht ihr vor?

  • Meine Frau erzählt mir, dass sich eine Choleraepedemie breit macht. Während ich kreidebleich mich über einem Eimer erleichter. "Erzähl mir was Neues...", bringe ich zwischen zwei Würgereizen hervor.

    Meine BEVA geht ins Ankleidezimmer und bereitet die Infusionsbeutel vor. Keine fünf Minuten später liegt der Zugang und ich muss, erstmal zumindest einen Infusionsbeutel hochhalten. Derweil geht meine Frau in den Keller und improvisiert aus Holzresten einen provisorischen Infusionsständer.

    Unsere Vorräte an Infusionen müssen wir nach diesem Vorfall definitiv wieder auffrischen, denn sie werden dann nicht mehr existent sein. Meine BEVA hofft, dass sie mich damit durchbringt und dass niemand aus der "guten" Nachbarschaft ebenfalls an der Cholera erkrankt... Sie wüsste nicht, ob sie sich dazu durchringen könnte, jeden von uns "ein bisschen" zu retten als nur mich und dafür den anderen womöglich sterben zu lassen.


    Sie macht sich damit Hoffnung, dass in den nächsten Tagen das Stromnetz wieder hochgefahren werden soll und man dann auch wieder in die Krankenhäuser könne.

    Den Zahn ziehe ich ihr aber sofort. Selbst wenn gleich wieder alles funktioniert, wird es noch bestimmt mindestens eine Woche dauern, ehe die Krankenhäuser mehr als nur lebensbedrohliche Notfälle aufnehmen können und selbst diese nur in viel zu geringer Zahl.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Tag 6 - der verlorene Sohn kehrt zurück


    Ich habe heute die Morgenwache übernommen, mein alter Herr ist mit den Nerven am Ende und mit seinen über achzig Lenzen nicht mehr wirklich belastbar. Gestern fing er mit allen Mitbewohnern Stunk an und weigerte sich auch, Wache zu schieben. Dann hat er sich in sein Schlafzimmer zurück gezogen und schmollt seit dem.


    Als es hell wird, sehe ich an der Wetterfahne der Kirche, dass der Wind auf Süd gedreht hat und damit keine Giftgase mehr von der Papierfabrik in unsere Richtung transportiert werden. Es riecht zwar draußen noch etwas stechend, aber nicht dramatisch. Die Nacht war soweit ruhig, keine Geräusche mehr von der nahen Autobahnraststätte. Ich bereite schon mal warmes Wasser im Eintopfofen und lege die Brötchen in den Omnia.


    Im Radio sendet der einzige verbliebene Sender immer noch nur Durchhalteparolen, aber den Menschen soll Hoffnung auf ein nahes Ende des Blackouts gemacht werden. Also Radio aus, schade um den Strom. Heute muss ich sowieso früh gleich die Yetis wieder an die Solarpaneele anschließen, da das CPAP Gerät meiner Mutter und die Kühlgeräte die Akkus bis zur Schmerzgrenze ausgelutscht haben. Einzig die stationäre Inselanlage ist noch gut geladen, daraus wird paradoxerweise die wenigste Leistung entnommen. Aber da es heute wieder sehr sonnig werden soll, ist ein guter Ertrag der PV-Anlagen zu erwarten.


    Heute habe ich mir vorgenommen, die Waschmaschine so zu modifizieren, dass sie mit meinem 2 kW-Agregat betrieben werden kann. Nicht dass wir sie jetzt schon brauchten, aber besser man hat, als man hätte…


    Mein Vater hat seit der Nacht schweren Durchfall und erbricht sich ständig. Das sieht sehr nach Cholera aus, zumal er gestern im Bach eine Verstopfung des Abflusses beseitigt hat. Wir geben ihm zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes eine selbst bereitete Elektrolytlösung aus 1l Wasser, 1 TL Kochsalz und 8 TL Zucker. Es ist zwar ein Päckchen Antibiotika vorhanden, das heben wir aber erst mal auf. Jetzt müssen wir noch mehr auf Hygiene achten, schließlich soll sich die Krankheit im Haus nicht weiter verbreiten. Und gut, dass die WCs funktionieren! Ansonsten wäre das Desaster fertig.


    Unsere Nachbarn haben gestern auf das Müllproblem reagiert und lagern diesen jetzt in ihrer Garage. Dafür steht jetzt das Auto in einer unserer Zufahrten, aber alles gut. Glücklicherweise ist in unserem Ort die Notdurft kein Problem, da jedes Haus mit einer Kleinkläranlage versehen ist und diese größtenteils in den Bach entwässern. Für das benötigte Spülwasser haben die Kameraden der Feuerwehr den Bach vor unserem Dorf angestaut, hier kann sich jeder mittels Gießkannen oder Eimern soviel Wasser holen, wie gebraucht wird. Wir haben auch viele alte Menschen im Ort, die sich selbst nicht mehr helfen können. Diesen fährt die Feuerwehr Brauchwasser mit einem IBC-Container hin. Die Zahl der versorgungsbedürftigen Bürger dürfte sich durch die beginnende Cholera - Epidemie weiter steigern.


    Als mir die Feuerwehr meine Benzinpumpe wieder bringt, erhalte ich die Info, dass die Autobahnraststätte komplett geräumt und abgesperrt wurde, da es ohne Strom sowieso keinen Sprit gibt. Auch der Störfall in der Papierfabrik erwies sich als relativ harmlos, es wurden lediglich Chlorverbindungen zum Bleichen freigesetzt. Verletzt wurde niemand, nice!


    Plötzlich sind Klopfgeräusche an der schwer gesicherten Haustür zu hören - einmal, zweimal, immer wieder. Oh je, was wird jetzt passieren? Mit zwei Meinungsverstärkern gehen mein 13-jähriger Sohn und ich an verschiedene Fenster. Da steht ein Fahrrad. Ein Ruf aus dem Fenster und es zeigt sich - mein großer Sohn!


    Er ist aus der Kreisstadt zu uns geradelt und fragt nun, ob er und seine Freundin zu uns kommen können. Der Blutdruck fällt, der Puls normalisiert sich wieder. Wir sollen nun noch seine Freundin und einiges an persönlichen Dingen abholen. Ihr Vater preppt zwar auch und wohnt in der gleichen Stadt, jedoch ist in den Mietswohnungen doch nicht so viel Platz und dort funktioniert gar nichts mehr. Mit dem Rad kam mein Sohn über Schleichwege gefahren, hier wäre auch ein Durchkommen mit dem Auto möglich.


    Ich suche mir noch meinen Passierschein aus dem Corona - Lockdown her und drucke mir ein Firmenschild aus, welches ich ins Auto meiner Frau lege. Mein Karren steht ja noch vor der Garage. Auch nehme ich den Firmenausweis und den Schlüsselbund mit, um bei einer Kontrolle glaubhaft darlegen zu können, dass ich im Auftrag des Energieversorgers unterwegs bin.


    Wir holen die Freundin und den halben Hausrat ab und fahren unbehelligt von Straßensperren und Kontrollen wieder nach Hause. Hier haben die Frauen schon den Holzkohlegrill angeworfen und Steaks und Roster aufgetaut. Da der Wind aus Süden weht, ziehen die Essensdüfte in den nahegelegenen Wald ab. Die beiden Neuankömmlinge verfrachte ich nach dem Mittagessen vorerst in den Camping-Anhänger.


    Meine Nerven sind nun auch langsam am Ende. Ich schnappe mir den Kirchenschlüssel meiner Frau und gehe. Die Ruhe und Abgeschiedenheit des Gotteshauses gibt mir wieder etwas Kraft, sodass ich eine halbe Stunde später wieder zuhause bin.


    Eine Stunde etwa brauche ich, um dem großen Sohn und seiner Freundin alles zu erklären, z.B. wie die Dusche funktioniert, die Wärmebildkamera und was wir wie gesichert haben. Er bekommt auch ein Sportgerät samt passenden Verbrauchsmaterialien und muss sich mit an der Wache beteiligen. Und super - jetzt haben wir eine ausgebildete Krankenschwester im Haus!


    Zur Feier des Tages gibt es Vesper mit Kaffee und Schwarzwälder Kirschkuchen aus der Dose. Vater hat noch nichts weiter gegessen, aber da er brav seine Elektrolytlösung trinkt, sind wir guter Hoffnung auf eine baldige Genesung. Der Nachmittag vergeht mit Gesprächen, es gibt viel zu erzählen. In der Kreisstadt kam es zu mehreren Ausschreitungen, es wurden alle Supermärkte geplündert und einige Polizisten verletzt. Nur gut, dass wir auf dem Dorf leben.


    Abends wird mal wieder der Moppel angeworfen, wir schauen noch etwas Al Jazeera auf Englisch über den Hotbird, da vom Astra 19,2 keine Signale mehr kommen. Insgesamt sind wir mit unserer derzeitigen Situation zufrieden, wenn man bedenkt, was draußen so los ist. Unsere beiden Söhne schieben die erste Wache gemeinsam, der Rest verschwindet müde in den Betten.

    3 Mal editiert, zuletzt von PreppiPeppi ()

  • Welche Idoten. "Der Scheiss könnte langsam mal aufhören, wie kann man nur so eine Panik verbreiten". Ich mache das Radio aus. Gehe zu meinem Kind dem es gerade überall rausläuft. "Baby, was hast du wo die letzten Tage getrunken, oder dich gewaschen?" Er erzählt mir das als er mit dem Nachbarn unterwegs war. Und zum nahegelegenen See gingen. Sie aber wie versprochen nicht reingingen sondern nur bei einem Flüsschen sich abkühlten. Ich denke mir "Na, toll die Intelegenz hat er vom Vater" Flüsse an einem See entstehen ja aus dem nichts und wie aus Zauberhand. Bevor ich was unternehme gebe ich ihm eine ISO-Tablette mit gefilterten und anschließend abgekochten Wasser. Da ich dem Filter nicht ganz traue. Ich gehe zur Nachbarin sie öffnet schon die Tür. "Dein Enkel auch?" Sie nickt unter Tränen. Ich sage ihr das sie sich beruhigen muss. Das die Jungs in einem Fluss waren der wahrscheinlich mit dem See verbunden war. Sie solle mal bitte ihren Mann fragen ob er mit dem See verbunden ist oder die Nachbarortschaft es als Toilette benutzt. Und erkläre das die Jungs sich wahrscheinlich keine Cholera eingefangen haben, sondern eher E-Coli Bakterien. (Was keinen großen Unterschied in dem aktuell hygienischen Zustand macht, aber es klingt besser). Sie sagt sie gibt ihm schon Durchfalltabletten und lässt ihn viel abgekochtes Wasser aus ihren Brunnen trinken. Ich sage ihr ich komm später wieder vorbei. Ich überlege hin und her. Er behält einfach nicht in sich. Ist es das Risiko wert? Ich entscheide mich ja. Gehe an meinen Spezialschrank. Hole die Kochsalzlösung und das Injektionsbesteck und kontrolliere sicherheitshalber das Haltbarkeitsdatum. Da ich es erst letztens Jahr kaufte ist alles noch im grünen Bereich. Ich gehe jetzt zu meinem Sohn "Baby du hast mit deinem Freund eine böse Magen-Darm-grippe. Wir können nicht zum Arzt. Und ich glaube nicht das es ausreicht was ich da habe, an Trinklösungen da habe. Ich setzte ihn in seinen Gamingstuhl. Überziehe das Bett und versuche sie Betthälfte des Raumes möglichst steril zu bekommen. Na toll überall Tierhaare. Ich wische und wische und Sohn kotzt und scheisst und kotzt und scheisst, bis er leer ist. Ich packe neben das Bett noch einen Stapel Inkontinenzunterlagen. Dann desinfiziere ich erstmal wieder die Handschuhe. Blöder Tick und unnötig, die Bakterien sind ja auch auf dem Kind. Ich sage ihm das ich ihn jetzt wasche und helfe ihm beim ausziehen. Das T-Shirt ist schon voller Scheisse. Ich knülle es so zusammen das er es nicht sieht. Das Sachamgefühl braucht er jetzt nicht auch noch. Ich wasche ihn. Danach ziehe ich ihm ein frisches T-Shirt an lege ihn aufs Bett. Danach desinfiziere ich wieder die Handschuhe. Und hole den Infusionenständer ins Zimmer. Sohnemann sieht mich mit panischen Augen an. Ich frage ihn "Ja, oder nein? Du bist erwachsen ich tue es nicht wenn du nicht willst" er schaut mich an. "Ja" ich erkläre ihm Schritt für Schritt was ich tun werde und er aufpassen muss das ich nichts vergesse. Ich hänge die Kochsalzlösung hin. Desinfiziere mal wieder alles inkl. Hände und die Einstichstelle und beginne. Nach dem ersten Fehlveruch und dem austauschen der Nadel hast geklappt. Die Kochsalzlösung läuft. Ich habe noch genau 2 weitere Flaschen. Und die ISO-Tabletten wird er auch aufbrauchen. Für mehr Personen reicht es nicht weder für den Nachbarsjungen noch für die Großeltern noch für mich. Bleibt nur zu hoffen das ich mal wieder etwas zu fürsorglich war. Er bekommt noch eine Anleitung immer nur kleine Schlückchen zu trinken von der ISO-Lösung. Ich verlasse mit dem T-Shirt den Raum. Schmeiße das T-Shirt zumverbrennen in den Ofen, wische alle Griffe ab und wasche und wasche mich und überlege, ob ich mir ins Gesicht gefasst habe. Aber wahrscheinlich habe ich mich schon zuvor infiziert und es ist nur eine Frage der Zeit bis es bei mir ausbricht. Selbst wenn bis Sonntag der Strom an ist. Ein Krankenhaus wird mir wegen Überfüllung nicht helfen können. Und auch kein Labor wird mir sagen können welchen Krankheitsstamm ich habe zumal das passende Antibiotika gerade Mangelware ist.

  • Ich trete gerade meine Wache an und will die Gasmaske aufsetzen, als mein Kumpel kreidebleich zur Tür hereinkommt und gleich wieder verschwindet. Ich gehe ihm nach und sehe wie er das Blumenbett zweckentfremden.

    Mir geht es saudreckig meinte er und ich scheiße mir den Därme aus dem Leib,

    Was hast du den gegessen am Abend,

    Nichts das ist es ja.

    Hast du was anderes getrunken außer von dem Eingeweckten Wasser?

    Ja, im Garten stehen doch die Wassertanks da hab ich ein paar Schluck genommen weil ich solch einen Durst hatte.

    Welche Tonne hast du genommen. ist doch egal Wasser ist Wasser.

    Eben nicht Wasser ist nicht gleich Wasser, das müsstest du doch wissen.

    Ist vermutlich nur eine kurze Verstimmung sagte er, und beugte sich erneut über das Blumenbeet, aber es kam nichts mehr.

    Du Idiot, das Wasser ist uralt, teils schon ein paar Monate, und nur noch zum bewässern geeignet. Selbst die Schafe saufen das nicht mehr.

    Ich weckte meine BEVA und fragte sie was wir machen sollen. In das leere Zimmer mit ihm und weck Christine, die soll sich um ihren Freund kümmern, ich werde sie dabei unterstützen. Du geh und mach deinen Rundgang.

    Während ich meinen Rundgang machte bis zur Straßensperre, dort mich mit Josef etwas unterhielt und, dann weiter zwischen Maisfeld und Häuserfront zurück zu unserem Haus. Drinnen waren beide Frauen beschäftigt mit dem Erkrankten. An ihren Gesichtern sah ich das sie mehr als besorgt waren. ich klopfte gegen das Fenster, wurde aber schroff abgewiesen. So machte ich meine zweite Runde bis kurz vor Sieben.

    Langsam kündigte sich der Tag an und ich meldete mich bei der Straßensperre ab.

    Zuhause war das ganze Haus in heller Aufregung. Angeblich soll Andre sich Coli Bakterien eingefangen haben, es kann aber auch die Colera sein, so genau wissen das meine BEVA und die Freundin nicht, die Altenpflegerin ist. Zum Glück sind im Hause medizinische Bücher vorhanden, so das schnell geklärt wird um was es sich handeln könnte. Da beide nicht wissen was genau, ob nun Coli oder Colera entscheiden ich mich ins Dorf zu fahren um meine Hausärztin zu fragen.

    So komme ich zum ersten Mal seit drei Tagen wieder in den Ort.

    Ich wunderte mich schon das es seit Gestern kaum noch Flüchtlinge gab, nun habe ich den Beweis dafür. Die Brücke über die Umggehungsstrasse ist zerstört. Ein LKW mit einem Kranaufleger hat die Brücke gerammt und zum Einsturz gebracht. Ich fahre zurück und nehme einen kleinen Umweg über die Felder bis zur Genossenschaft. Dort ist ein Teil des Zaunes eingedrückt und ich sehe fremde Menschen die sich selbst bedienen. Von den Angestellten keine Spur. Ich fahre weiter über den kleinen Bahnhof mit dem Fahrradverleih. Auch hier alles aufgebrochen und der Container leer.

    Also weiter zur Ärztin. Die Tür steht offen und drin sieht es nicht besser aus.

    Ich rufe Hallo und bekomme auch eine Antwort.

    Ah, sie sind es, wo drückt der Schuh.

    Ich habe einen Freund zu Hause der braucht dringend ihren Rat.

    Was hat er den?.

    Ich erzählte und sie schaute mich mitleidig an. Das ist die Cholera, ihr Freund ist nicht der erste. Ich kann hier aber nicht weg, gebe ihnen aber zwei Beutel Kochsalzlösung und Antibiotika und er soll viel trinken. Schreibe das aber alles auf. Ihre Frau wird schon wissen was zu tun ist.

    Sie gab mir die zwei Beutel und alles was dazugehörte, dazu eine Anweisung und schickte mich nach Hause. Gerade als ich die Praxis verließ kam der Nächste und bat um Hilfe.

    Ich fuhr weiter über die Hauptstraße zurück in die Felder. Bei Edeka sah es schlimm aus. Dort hausten viele Menschen in Zelten und aus Planen schnell errichtete Unterkünfte. Das DRK gab die letzten Portionen aus. dann sah ich noch wie sie den Parkplatz verließen. Panik brach unter den Leuten aus, bettelten die Fahrer an sie mögen bleiben, aber sie hatten nichts mehr was sie ausgeben konnten. Ich beeilte mich hier wegzukommen, eh noch jemand auf den Gedanken kommen würde mir das Auto unterm Arsch zu klauen, denn ich und der Sprinter vom DRK waren die einzigen Fahrzeuge weit und breit.

    Vorbei an der Sparkasse, die keine Scheiben mehr hatte und dem Bäcker sowie dem kleinen Schreibwarengeschäft. Überall das gleiche Bild. Zerstörungen wo man hinsah. Vereinzeln schlichen Menschen zwischen den Trümmern. Ich machte das ich hier wegkam und erreichte nach 10 min. unsere Straßensperre.

    Zu Hause übergab ich das Päckchen von der Ärztin und ging zurück zur Straßensperre, wo sich einige Bewohner versammelt haben. Ich schilderte was ich gesehen habe. Mit besorgten Gesichtern verließen sie die Sperre. Bisher war aber kein weiter Fall in unserer Siedlung von Coli oder Cholera bekannt geworden.

    Die gestrige Giftwolke hat vermutlich uns doch nicht erreicht, Jedenfalls kam eine kurze Nachricht im Kiepenkerl, welcher unser Lokalsender ist. Komischerweise haben alle WDR Sender den Betrieb schon eingestellt, lediglich unser Lokalsender den wir nie so richtig mochten ist noch am laufen.

    Jedenfalls bestand die Wolke aus einer minder gefährlichen Chlorverbindung, welche zudem nur kleine mengen an die Umwelt abgegeben hatte.

    Wir waren erleichtert als wir die Nachricht erhielten. Eine Sorge weniger. Dazu wurde berichtet das für den Sonntag endlich der ersehnte Strom, wenn auch nur für ein paar Stunden wiederkommen soll.

    Da glaube ich noch nicht so richtig dran, aber schön wäre es ja dann könnten wir endlich mal wieder durchatmen.

    Bis in den Nachmittag bekam ich meine BEVA nicht zu Gesicht. Sie und die Freundin waren ständig mit unserem Kranken beschäftigt. Erst spät am Abend besserte sich leicht das Krankenbild. Zum Glück blieb es der einzige Kranke.

    Die die nicht unbedingt im Hause benötigt wurden machten sich im Garten nützlich. Die Planen wurden wieder abgeräumt und die Hühner und Schafe raus gelassen. Dann richteten wir die Module optimal aus so das sie soviel wie möglich Licht einfangen konnten.

    Trotz der positiven Nachrichten machten wir mit unseren Vorbereitungen weiter. Die Zäune bekamen einen zweireihige Verstärkung und Erhöhung.

    Einiges Gestrüpp das zu nah am Haus stand wurde entfernt und natürlich jede Menge Holz geschnitten. Dabei wurden die beiden Accukettensägen ganz schön ran genommen, aber sie packten das problemlos.

    Auf unseren Wunsch hin hatte der Bauer auch einen 20 Meter breiten Streifen zwischen und und dem Maisfeld abgeerntet. Nun konnten wir früh sehen wenn sich jemand an unsere Häuser heranschlichen wollte. Und man sah das es wirkte.

    Mittlerweile ist die ganze Siedlung ein eingespieltes Team, obwohl jeder sein Ding macht, wenn es brenzlich wird halten alle zusammen.

    Der Tag endet mit einem guten Essen und eignen guten Gesprächen und Spielen vor dem Kamin.

    Mit einem anderen Gefühl wie die vorherigen Tage gehen wir zu Bett. Bald wieder Strom, oder doch nur eine weitere Durchhalteparole.

  • Nach dem Waschen, gehe ich wieder zu meinem Sohn. Ihm geht es unverändert. Aber alles noch im Rahmen. Ich achte ab jetzt extrem auf Hygiene. Mein Versand wird langsam klarer und ich denke an meine Tierärztin mit dem Dachschaden. Sie steht weder im Telefonbuch noch im Internet und ist umgezogen nach dem sie ihren esoterischen Knall bekam und sich zurück zog. Ich bin einer der wenigen die weiß wo sie wohnt und aus irgendeinem Grund haben ihre Wunderwasser den Viechern immer geholfen. Sie wollte mir aber nie die Rezepte geben. Ich weiß nur das darin alles ist was der Körper braucht ua. auch unterschiedliche Salze und der Körper sich herauszieht was er benötigt. Ich gehe zu den Nachbarn und frage wie es dem Jungen geht. Nicht gut aber das ist bei Magen-Darm ja immer so. Ich frage nach was sie noch alles vorrätig haben. Mindestens der Junge ist gut abgedeckt, auch wenn ohne eine Infusion. Ich frage ob ich mir ihr Auto ausleihen kann, mein Tank ist leer. Ich werde versuchen an Mixturen gegen Magen-Darm von meiner Tierärztin bekommen, denn es wird nicht lange dauern bis wir es auch haben, sie drückt mir den Schlüssel in die Hand. Mein Kopfkino geht los und ich denke jetzt bloß nicht mit der Hand ins Gesicht fassen. Ich bitte sie im 20 Minutentackt die Treppe hochzurufen. Sagt mein Sohn es ist alles Ok soll sie sich keine Sorgen machen und nach 20 Minuten wieder nach ihm rufen. Ich gehe ins Haus packe zwei Flaschen Flächendesinfektion, zwei Flaschen Handdesifektion, eine Flasche Hautdesinfektion, bis auf zwei Packungen alle Infusionsbestecke, bis auf ein paar Nadeln alle Butterflykanülen, die Hälfte der Tupfer und Kompressen sowie ein Teil der Nähsets und fast alle Einwegspritzen ein und meine zwei sterilen Tacker. Die Pakung Nitrilhandschuhe werde ich aber noch brauchen. Ich setze mich ins Auto und fahre zu ihr. Sie fängt mich am Gartenzaun ab und sagt sie hat keine Medikamente mehr, es waren schon einige vor mir da. Ich erkläre ihr das ich das verstehe, ich aber ihrere Zauberlösungen für ca. 5-7 Personen brauche. Ich biete den Karton zum Tausch. Gerade auf die Einwegspritzen wird sie abfahren. Sie zieht alles immer auf Spritzen auf obwohl ihre Lösungen nicht gespritzt werden, da dürfte mittlerweile ein riesen Mangel da sein und die zwei sterilen Tacker, da Tiere nähen ohne Narkose kein Spass ist kann sie das gut gebrauchen. Sie stimmt mir zögerlich zu zu helfen. Ich sage ihr das sie mir beim Mischen erklären muss was sie rein macht und in welchem Verhältnis. Denn ohne Internet bin ich ehrlich gesagt ratlos, es lässt sich ja nichts nachlesen. Danach bitte ich sie um Wurmkuren für Spul- und Bandwürmer für zwei Personen. Sie muss umrechnen und ist sich auch nicht ganz sicher. Sie erklärt noch das eine Überdosis zu inneren Verletzungen führen kann. Wow das ist wirklich viel, ich glaube ich rechne daheim nochmal nach. Kopfrechnen ist nicht meine Stärke. Nach Antibiotika frage ich gar nicht da es zwecklos ist. Ich frage sie ob ich alles Zuhause habe oder ihr einfällt was mir fehlen könnte und was sie noch da hat und abgeben könnte. Wir gehen meine ganzen Spezialschrank durch. Klar die Eratzbatterien fürs Pulsoximeter fehlen, da hat sie aber auch keine. Sie packt mir noch etwas von XXX ein was ich nicht habe und erklärt mir wie ich es im eintretenden Fall zu verabreichen habe. Ich bedanke mich und verspreche ihr sie bis alles vorbei ist nicht mehr zu belästigen und fahre heim, gebe den Autoschlüssel und das Voodoomittel den Nachbarn. Und weiße darauf hin viel viel zu trinken wenn es beginnt. Als wenn sie das nicht selbst wüssten. Dann gehe ich zu Sohnemann. Er war eine Stunde alleine. Immer noch unverändert. Die Durchlaufgeschwindigkeit des Tropfs waren ca. 500ml. Es sollte ja nur unterstützen und so durchlaufen das die Vene nicht trocken wurde, er ist auch noch ansprechbar und stabil und das Pulsoximeter hat noch saft. Ich kratze den Bauschaum wieder von der Tür und stelle die Lösungen in den kalten und dunklen Keller, der Rest in den Spezialschrank. Der ist ganz schön leer geworden, aber gut das ich es nicht schon vor dem Blackout alles an die Notafallsantäter als Übungsmaterial zur Ausbildung schickte. Wer hätte gedacht das ich den ganzen Mist nochmal in meinem Leben brauche. Ich gehe in die Küche und mache Sohnemann noch ein paar Flaschen mit der Mixtur zum Trinken fertig. Ich überlege hin und her was ich nun mache die Infusion schneller durchlaufen oder langsamer. Es ist keine Krankschwester in der Nähe und Telefon zu meinem Freundeskreis wo mir einige helfen könnten gibt es auch nicht. Mittlerweile sind mir selbst die Hygieneregeln egal. Ich will nur noch bei meinem Kind sein. Ich hole das Klappbett aus den Anbau und stelle es bei ihm auf. Sollte was sein hoffe ich wird das Pulsoximeter Alarm geben. Ich fixiere es noch da es gerne runter rutscht. Ich lege mich neben ihm und sage das es genug Aufregung für heute. Ich spreche mit ihm ab was er will. Es ist sein Körper und er ist erwachsen. Ich sage ihm das ich gerade nicht weiß was ihm gut tut. Er muss entscheiden wieviel er möchte. Hat er das Gefühl es geht ihm schlechter lasse ich es schneller durchlaufen und hänge nach. Hat er das Gefühl es geht ihm besser trennen wir es wenn alles durchgelaufen ist. Aber das es wenn es dann doch nochmal nötig ist, es ein gestochere auf der anderen Seite geben wird. Er selbst weiß noch nicht wie es ihm geht also entscheidet er sich es so erstmal unverändert zu lassen. Ich stelle den digitalen Küchenwecker auf 45 Minuten um dann nachzuhängen. Vielleicht dann doch langsamer durchlaufen lassen. Ich weiß es noch nicht.

  • Ich stelle den digitalen Küchenwecker auf 45 Minuten

    wir haben ja auch so ein Ding, aber seitdem der Strom weg ist geht das Teil im Herd nimmer.

    Du kannst die Zukunft verändern mit dem was du heute tust. :face_with_open_mouth:
    - aus Oberfranken in DE -

  • Tag 6...

    Ich mag eigentlich gar nicht schreiben.

    Die Lungenentzündung hat sich noch nicht gebessert und zwischendurch brennt es beim Atmen.

    Zusätzlich muss ich noch abwechselnd erbrechen und habe Durchfall. Da ich total entkräftet bin, schaffe ich es nicht immer rechtzeitig aufs Klo. Ich richte mir einen notdürftigen Schlafplatz neben der Toilette ein.


    Heute gab es einen grossen Zwist in der Nachbarschaft. Unser direkter Nachbar war schon vor dem Blackout ein fauler Sack. Arbeitslos und eher dem Hopfengebräu und jamaikanischen Räucherwaren als der Jobsuche zugetan.

    Auch jetzt bringt er sich nicht ein und will nur profitieren.

    Nach dem Disput ging er meine Frau an, weil sie ihn nicht verteidigt hat.

    Das hat sie so sehr getroffen, dass sie gedankenverloren aus Versehen Brauchwasser aus dem Bach für die Zubereitung meines Tees verwendet hat.


    Hätte nie gedacht, dass ich mal ein Krankenhaus derart vermissen werde.

    In den schlimmsten Stunden wünschte ich mir, dass es mit mir zu Ende geht, nur damit ich es hinter mir habe.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • wir haben ja auch so ein Ding, aber seitdem der Strom weg ist geht das Teil im Herd nimmer.

    Als ich mir Ende letzten Jahres einen neuen Herd kaufte achtete ich nicht auf die integrierte Küchenuhr. Als ich ihn anschloss und zum Kochen nutzte stelle ich fest, das ohne es etwas doof ist. Ich kaufte mir bei Amazon eine biliige für den Kühlschrank. Beim schreiben überlegte ich was ich als Wecker nutzen kann wenn mir die Augen zufallen. Es ist wichtig eine Vene nass zu halten und regelmäßig die Infusionsflaschen zu wechseln. Tut man das nicht wird sie trocken. Sieht zwar recht cool aus, da man dadurch richtig gut in die leere Vene schauen kann. Sowas ist aber zu vermeiden, da es sehr schmerzhaft für denjenigen ist. Jedenfalls fiel mir nur das als Wecker ein. Die Eieruhr habe ich leider nicht mehr. Das schreiben brachte mich aber auf die Idee vielleicht nach sowas mal zu schauen. Am besten was manuelles das bis zu 10 Stunden geht.


    Aber hier erstmal die Bilder des digitalen Küchenweckers.


    Hier am Kühlschrank 20211001_223216.jpg


    Und hier mit geöffnetem Batteriefach

    20211001_223412.jpg

  • Wenn ich so recht überlege klingt meine Schilderung auch etwas verrückt. Zumindest für jemanden der mein Zuhause und diverse Umstände nicht kennt. Allerdings schrieb ich es in der Arbeit. Ich habe nur 500ml Kochsalzlösungen noch da, dafür die doppelte Menge und die sind im Juli abgelaufen. Aufgrund dessen das sie aber im dunkeln und kühlen lagerten würde ich sie im Notfall noch verwenden. Allerdings sind 2-3 Monate für mein Bauchgefühl schon hart an der Grenze. Ich kenne aber Tests, da ist nach einem Jahr Überfälligkeit immer noch kein Keim nachweisbar. Pro Tag drüber steigt aber das Risiko der Verkeimung.


    Ich habe mal ein wenig (ein Bruchteil) rausgesucht was sich so Zuhause habe. Einfach nur weil ich neu bin und es tatsächlich etwas schräg klingt. Ich konnte ja nicht wissen wie viel nützliches ich für den Weltuntergang habe. Aber die Kochsalzlösung schütte ich jetzt brav weg und entsorge die leeren Flaschen im gelben Sack. 😉20211001_231054.jpg

    20211001_233127.jpg20211001_233025.jpg

  • Heute Morgen blieben wir etwas länger liegen, denn es stürmte und Blitze zuckten vom Himmel.

    Regen kam leider keiner, obwohl wir den dringend bräuchten.

    Wie abgesprochen meldeten wir uns gegen 10 Uhr bei der Straßensperre, um unseren Teil der Wache zu übernehmen.

    Einer von denen, die mit uns Wache hielten, hatte ein batteriebetriebenes Radio und wir hörten Nachrichten. Nur noch eine Emisora sendete und versorgte uns mit den neuesten Nachrichten.

    Um 11 Uhr verbreiteten sie zum ersten Mal die gute Nachricht, daß wir wohl bald wieder Strom haben würden. Sie rechneten damit, daß wir schon am Sonntag wieder welchen haben würden.

    Wir waren skeptisch und eigentlich glaubten wir nicht daran.

    Dann berichteten sie über weitere Plünderungen. Überfallen wurden jetzt die kleinen Lebensmittelläden, die sich keine Wachleute leisten konnten.

    Auch wurden Wohnungen gestürmt, in denen Vorräte vermutete wurden.

    Besondere Empörung löste ein Bericht aus, daß eine Horde Männer in ein Waisenhaus eingedrungen waren und die Lebensmittel stahlen.

    Um 12 Uhr dann wieder die Durchhalteparolen: Nur noch wenige Stunden, dann geht das Licht wieder an.

    Und die Warnung, daß es in der Hauptstadt und im Departamento Central zu Ausbrüchen von Cholera gekommen sei. Durch den Mangel an sauberem Wasser und den unhygienischen Zuständen - die Müllabfuhr arbeitete nicht, streunende Hunde rissen die Mülltüten auf und verteilten den Müll überall, Ratten liefen am hellichten Tag durch die Straßen, einige Menschen waren bereits von ihnen gebissen worden - verbreitete sich die Krankheit.

    Unser Angestellter stellte fest: Ein Glück, daß wir den Generator und frisches Wasser haben. Und daß wir unseren Müll verbrennen können. Das machten wir nämlich und es störte uns nicht, daß es verboten war.

    Ausserdem hat jeder von uns seine eigene Sickergrube, so daß keine Fäkalien offen herumlagen oder ins Trinkwasser gelangen konnten.


    Ein kleiner LKW näherte sich der Straßensperre. Der Fahrer hielt in respektvoller Entfernung an und rief uns zu, er wolle mit uns reden. Er bekam die Erlaubnis und kam näher.

    Er sagte, er hätte 50 Liter Diesel geladen und würde uns den geben, wenn wir ihm dafür die Wasserfässer für sein Barrio füllen würden.

    Die Straßensperre wurde beiseitegefahren und er durfte bis zum Wasserturm fahren. Der Generator wurde angeworfen. Als alle Fässer gefüllt waren, sagte der von der Junta, er könne auch die nächsten beiden Tage wiederkommen um mehr Wasser zu holen. Hocherfreut fuhr er wieder weg.

    Es schien sich herumzusprechen, denn im Laufe des Nachmittags kamen noch weitere Fahrzeuge, brachten Diesel mit und fuhren mit gefüllten Wasserfässern zurück.


    Wir waren unterdessen zum Mittagessen daheim gewesen, hatten den Generator laufen lassen und uns um die Hunde gekümmert.

    Obwohl wir keine Wache mehr hatten, waren wir zur Sperre zurückgekehrt, um die Neuigkeiten und Nachrichten nicht zu verpassen.

    Die hygienische Situation in den Städten wurde immer schlimmer. Obwohl die Leute aufgefordert wurden, keinen Müll mehr auf die Straße zu stellen, hielten sich viele nicht daran und es gab eine regelrechte Rattenplage.

    Der Nachrichtensprecher berichtet von 21 Choleratoten und mindestens 400 Erkrankten.

    Die umliegenden Gemeinden sperrten die Zufahrtstraßen ab und ließen niemanden mehr passieren, der aus der Hauptstadt oder Central kam.

    Bisher wurden außerhalb der betroffenen Gebiete keine Erkrankungen gemeldet.


    Abends saßen wir beim Nachbarn und grillten Schaffleisch. Das Fleisch der geschlachteten Tiere musste schnell verbraucht werden, da die Kühlgeräte von Luis nicht mehr funktionierten und wir keinen Platz in unseren hatten.

    Wir brachten Brot mit, der Onkel Bier. Das war zwar lauwarm, aber anscheinend schmeckte es doch. Mich schüttelte es beim Gedanken an lauwarmes Bier. Ich trinke ja noch nicht mal kaltes.

    Es gesellten sich noch andere Nachbarn zu uns und am Ende war das Fleisch verspeist.


    Als wir später im Bett lagen, sagte meine Standesamtliche Zuteilung: Es wäre echt schön, wenn wir Sonntag wieder Strom hätten. Bisher kommen wir ja gut zurecht, aber es ist einfach besser, wenn man welchen hat.

    Ich stimmte zu und hoffte, daß es stimmte und nicht nur Beschwichtigungsgedöns der Regierung.

    Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

  • Mossy am Tragriemen über der Schulter, starre ich in die pechschwarze Nacht und fröstle.

    Ich habe die Hundewache, von 04:00-06:00 Uhr. Es ist sehr still, so still das man sich Geräusche einbildet.

    "War das ein Rascheln, oder Schritte?"

    In der Ferne meine ich kurz das Wummern eines schweren Helos zu hören, aber das kann auch nur Einbildung sein...

    Jedenfalls wäre es schön zu wissen, dass sowas wie die Armee noch existiert und an der Lösung dieser Krise arbeitet.

    Später am Morgen beim Frühstück gibt es Streit, über zu viel Butter auf dem Brot und eine umgestossene Tasse Kaffee.

    "Lass auch noch was für andere übrig."

    "Trampel, pass doch auf, verdammt!"

    "Selber Trampel, du..."

    "He! Es reicht jetzt! Schalt lieber mal einer das Radio ein."


    "...und Swissgrid hat soeben bestätigt, dass die Behebung des massiven Stromausfalles Fortschritte macht. Der Sprecher von Swissgrid rechnet damit, spätenstens am Wochenende Teile der Schweiz wieder vorübergehend mit Strom versorgen zu können.

    Die Netzstablisierung sei aber äusserst komplex.


    In Basel, Zürich und St. Gallen kam es zu Plünderungen. Die verbliebenen Polizeikräfte machten von der Schusswaffe Gebrauch, über Tote und Verletzte ist nichts bekannt....."


    Hoffnung! Könnte es bald zu Ende sein?

    Die Stimmung am Tisch bessert sich wenigstens sofort. Alle reden durcheinander, aber mir soll's recht sein.

    Wir gehen mit neuem Mut unseren Aufgaben nach, ich decke gerade die Gartenbeete ab als vor dem Haus eine Autohupe losgeht.

    Wir gehen nachschauen was los ist; und sind verblüfft den völlig ramponierten Yaris meiner Schwägerin anzutreffen.

    Sie steigt völlig aufgelöst und schluchzend aus der verbeulten Kiste

    " Roland ist krank....er hat extremen Durchfall und muss seit 2 Tagen ständig erbrechen..schluchz.....i...ich weiss nicht was machen...bitte...wir haben es nur knapp aus Zürich rausgeschafft...wir mussten sogar eine Barrikade von Abfallcontainern durchbrechen...schluchz!"

    Roland geht es wirklich nicht gut. Aschfahl und teilnahmslos hängt er im Autositz, klebriger Schweiss glänzt auf seinem Gesicht, erbrochenes und Fäkalien stinken um die Wette...

    Ein erneuter Krampf schüttelt ihn durch, oben wie unten kommt es schwallartig heraus.

    Entsetzt weichen wir zurück...womit haben wir es hier zu tun?

    Es wird erstmal entschieden, dass wir den kranken Mann von den anderen getrennt pflegen müssen.

    Frau und Tochter stellen das alte Familienzelt im Garten auf. Mein Sohn setzt die Wasserkessel aufs Lagerfeuer.

    Ich hole ein Feldbett, Decken und Plastikplanen, der Neffe kümmert sich um die Schwägerin.

    Mit Mundschutz, Schutzbrillen und Einweghandschuhen bugsieren wir Roland aus dem Auto und ziehen ihm erstmal die völlig verdreckten Sachen aus. Die Schwägerin wäscht ihn mit warmem Wasser, dann packen wir ihn gemeinsam ins Zelt.

    Wir können ihm ein wenig Cola einflössen, ohne dass er es gleich wieder ausspeit.


    Mit ärztlicher Hilfe können wir nicht rechnen, deshalb müssen wir selber rausfinden was ihn so krank macht.

    Ich hole den Archiv-Laptop aus seiner EMP-geschützten Kiste und starte ihn auf.

    Im Ordner medizinisches, scrolle ich durch das Nachschlagewerk "Where there is no Doctor" bald stosse ich auf das Kapitel "waterborne Diseases" und finde die angetroffenen Symptome.

    Es könnte die Ruhr oder sogar Cholera sein. Unbehandelt können beide Krankheiten in kurzer Zeit zum Tod, durch akute Dehydration des Patienten, führen.

    Mein Gott...

    Fieberhaft suchen wir Anleitungen und behelfsmässige Behandlungsmethoden.

    Rehydrationslösung.pdf

    Die Schwägerin löffelt ihm alle paar Minuten etwas von der Lösung ein, einiges erbricht er wieder, aber nach ein paar Stunden scheint der Durchfall wenigstens

    nachzulassen.

    Abends kann er etwas wässerig gekochten Reis bei sich behalten, das schlimmste scheint überstanden zu sein.

    Völlig geschlaucht gehen alle früh schlafen, ich habe die Wache von 20:00-22:00 Uhr und schaue regelmässig nach Roland.

    Er schläft jetzt.

    Die Party ist vorbei!

  • Sorry, das ich erst jetzt meinen Beitrag schreibe.

    Aber gestern hatten wir alle Hände voll zu tun.


    Nachdem ich spät vom schlachten eines nicht mehr gehfähigen Ebers nach Hause gekommen bin. teilte mir meine Gattin mit, das Sohn Nr 2 starken Brechdurchfall hat.


    Es sind deutliche Zeichen einer Exsikkose erkennbar und der Junge scheint auch verwirrt.

    Ich lege im schnell zwei iV Zugänge und infundiere 3 ltr Ringer über die nächsten 3 Stunden. Langsam klart er auf und kann wieder selbst die mittlerweile hergestellte Salz/Zuckerlösung trinken und so mithelfen seinen Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen.


    2 ltr Ringer hab ich noch, hoffentlich braucht er sie nicht mehr….


    Alles zu reinigen und zu desinfizieren hat ordentlich Arbeit, Zeit und Wasser gekostet.


    Tsrohinas.

  • Als ich früh im Morgengrauen mit dem Hund trotz Ausgangssperre laufen war, bermerkte ich zwei Männer die etwas aus einem Mehrfamilienhaus trugen.

    Als ich sie ansprach waren sie ganz bedrückt und deuteten nur auf ihr in ein Bettlaken eingewickeltes etwas. Es stellte sich heraus, das sich in ihrem Haus ein "seltsamer Geruch" verbreitete. Irgendwie haben Sie herausgefunden das die alte nette Oma, die alleine in Ihrer wohnung lebte, verstorben war.

    Da ja kein Bestatter greifbar ist, keiner so genau wusste was zu tun ist haben sie beschlossen die Leiche vor dem Haus abzulegen.

    Das geht ja gar nicht - Müll & Tote auf der Strasse. Ich hab dann angeboten Werkzeug vorbeizubringen und zu helfen.

    Bei dem harten Boden eine Ewigkeitsaufgabe, so beschlossen wir daher den Sandkasten vom nahegelgenen Spielplatz zu benutzen - besser als die Strasse. Die Leute vom Haus haben dann später ein Kreuz aufgestellt und ein Schild am Spielplatzeingang aufgestellt "Friedhof - spielen verboten".

    Du kannst die Zukunft verändern mit dem was du heute tust. :face_with_open_mouth:
    - aus Oberfranken in DE -