.. wenn man fürs Bugout beliebige Transportkapazitäten hätte.

  • Ich finde so Gedankenspiele "Welche zwei Dinge auf eine einsame Insel", oder "Wenn Geld keine Rolle spielt" immer ganz unterhaltsam, aber auch sinnvoll, weil man kommt oft auf ganz neue Ideen.


    Eine meiner lästigsten Einschränkungen ist, dass ich für längere Zeit nicht mehr als 7 Kilo tragen will, und ab 15 Kilo schaff ich auch keine längeren Strecken mehr.


    Deshalb jetzt das Gedankenspiel: "Was würdet ihr mitnehmen, wenn unbeschränkte Transportkapazitäten vorhanden sind?" Also nicht Aliens, die mit einem Raumschiff Dein ganzes Haus an den SO teleportieren, sondern schon noch irgendwie realistisch, wie z.B. riesiges Wohnmobil, 20-Tonner Gelände, ausrangierter Pferdeanhänger,...


    Als kleine Einschränkung des Denkspiels: Transportkapazität soll beliebig gewählt werden können, ohne auf die Kosten zu achten, beim Material, dass transportiert werden soll, gilt die Einschränkung: Du musst es selber bezahlen, ohne Lottogewinn oder sonstigen Cheats. Es ist also nur der Transport unbeschränkt, nicht die Finanzen.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Ich hatte bis vor eineinhalb Jahren einen Magirus 170D11.

    Der THW Koffer war entkernt und ich hatte ständig 6x Zarges A20 Kisten mit Material verlastet, es war genügend Platz für weiteres Material.

    Ich hätte alles was ich an Nahrung/Material mitschleppen können, was ich für 6-8Monate benötigt hätte, Und das nicht spartanisch sondern, dass man auch leben kann.



    Die Kosten hielten sich in Grenzen:

    Anschaffungspreis ca. 4-5k €

    Jährliche Kosten ca. 600-700€ (Steuer/Versicherung/TÜV)

    Dieselverbrauch ca. 20-25l auf 100Km

  • Also ich bin in der glücklichen (?) Lage, dass mir zusätzlich zum Familien-Fuhrpark seit 20 Jahren ein Unimog mit 2t Ladekapazität auf 3x2m Pritsche zur Verfügung steht. Damit haben wir schon Umzüge im näheren Umkreis abgewickelt oder Baumaterial auf Palette transportiert.

    Aber für den Bug-out-Fall hätte ich ein Problem oder mehrere: was nimmt man mit bzw. welche Fahrzeuge nutzt man? Wer kann überhaupt fahren?

    So ein Unimog braucht 20l auf 100km ein PKW-Kombi 5l. Es ist also ein Abwägen zwischen Transportkapazität und Kraftstoffverbrauch. Mit dem Passat komme ich mit 80l Reservesprit und randvollem Tank (66l) fast 3.000km weit. Mit dem Laster bräuchte ich dafür 600l Diesel. Ich halte den Unimog eigentlich immer mit vollem Tank und 2x20l Reservesprit vor. Also 200l am Fahrzeug, macht 1.000km Reichweite. Das reicht einmal längs durch Deutschland oder von Süddeutschland über die Alpen und bis max. nach Mittelitalien.


    In Allrad-Laster-Kreisen gelten die KAT1-Fahrzeuge der Bundeswehr als ultima ratio, was die Verbindung von Geländetauglichkeit und Transportkapazität gilt. Aber der Verbrauch liegt schon bim 4x4-KAT mit luftgekühlten 256PS im Bereich von 40l/100km. Von den 6x6 und 8x8 Modellen reden wir lieber gar nicht.


    Ohne eigene Betriebstankstelle (um legal größere Mengen Diesel vorhalten zu können), scheiden verbrauchsstarke Fahrzeuge für einen Bugout meiner Meinung nach aus. Ausserdem konkurriert die mitzuführende Kraftstoffmenge mit der Transportkapazität des Fahrzeugs. Bei Wüstenrallyes haben die Service-LKW häufig einen oder zwei IBC-Palettentanks mit Diesel zusätzlich zum Fahrzeugtank dabei. Das sind schnell mal 1,5-2t Masse und 2 Palettenplätze, die man nur fürs eigene Vorankommen über 2.000km auf Piste oder im Gelände benötigt.


    Ein Kompromiss zwischen PKW und LKW könnte in Kastenwagen sein. Ein Sprinter oder Ducato mit 130PS lässt sich auf Langstrecke bei Tempo 120 mit 8-9l/100km bewegen.


    Ich würde versuchen, einen Konvoi zu bilden, um Redundanz bei Fahrzeugen und Fahrern zu haben. Das wiederum beinflusst meine "Frachtplanung". Denn wenn ein Fahrzeug aufgegeben werden muss, dann dürfte auch das meiste an Ladung auf diesem Fahrzeug stranden, wenn man sie nicht auf die anderen Fahrzeuge verteilen kann.


    Dann zur Gepäck-Planung:


    Ich würde für jeden Mitfahrer ein Stück Handgepäck (wie im Flieger) zulassen. Idealerweise einen mittelgroßen Rucksack. Dieser enthält die persönliche Bekleidung, Fleece-Decke, Mikrofaser-Handtuch, Sandalen/Flipflops, Dokumente, Waschzeug, Hygiene/Medikamente/Verbandszeug, Powerbank, Handy, eiserne Ration Verpflegung, Besteck, Taschenmesser, Becher, Teller, Wasserflasche, Stirnlampe. So eine Mischung aus BBK-Fluchtgepäck und Ausrüstung für eine mehrtägige Wanderung.

    Dann darf jeder noch einen Packsack mit Schlafsack, Isomatte und Zeltplane mitführen.


    Ins allgemeine Fahrzeuggepäck kommt dann eine Küchenkiste (Kocher, Kochgeschirr, Wasserfilter etc.) , Lagerkiste (Zelte/Planen, Leinen, Heringe etc.), Futterkisten, Wasserkanister, Kraftstoffkanister, Werkzeugsets, Bergeausrüstung (Schaufeln, Säge, Hacke, Bergegurte), Wolldecken, sowie Platz für Brennholz/Kohlebriketts. Jeder Fahrzeugführer hat noch einen Notfallrucksack "Kommunikation" (mit Funkgeräten, ggf. SAT-Handy, Akkus, Powerbänken usw.).


    Ist dann noch Platz, könnten noch Kisten mit Umzugsgut für einen Neuanfang an einem SO verladen werden. Z.B. IT-Ausrüstung, Spezialwerkzeug für Elektrik/Sanitär/Hausbau, evtl. auch provisorisches Baumaterial (stabile Baufolie oder Dachpappe um Dächer abzudichten, "Glasfolie" um Fenster provisorisch zu reparieren, Nägel, Bauklammern, Draht, eine Motorsäge mit einem Anschlag, um aus einem Stamm Bretter sägen zu können, Motorsägensprit.


    Wenn dann immer noch Platz da ist: Stromaggregat, Pumpe, Schweißgerät, Solarmodule, Elektrokabel, Laderegler, Elektroinstallationsmaterial, Wasserschläuche und Armaturen (Gardena), selbstaufstellende Wasserbehälter/Pools.


    Ziel der Gepäckplanung sollte sein, sich zur Not von Dingen trennen zu können, wenn man zusammenrücken muss. Das persönliche Gepäck aus Rucksack und Packsack sollte nach Möglichkeit immer mitgenommen werden können. Das "Baumaterial" für die Einrichtung/Wiederherstellung eines SOs ist dagegen etwas, was man am ehesten opfern kann. D.h. ich hätte eine Rangliste an Gepäckstücken, um schnell und ohne umpacken zu müssen, Sachen zurücklassen zu können. Beispiel Flughafen Kabul: man steht mit seinem Auto mit Sack und Pack am Zufahrtstor und wartet schon seit drei Tagen. Dann bekommst Du die Info, dass in 20min ein Flieger geht, der euch mitnehmen kann. Jeder aber nur ein kleines Gepäckstück mitnehmen darf. Wenn du jetzt anfangen musst, dein gesamtes Gepäck zu durchwühlen, dann ist die Gelegenheit für den Lift vielleicht schon von anderen genutzt worden. Manchmal muss man spontan "sprungbereit" sein.


    Grüsse
    Tom

  • Ist doch immer "nur" eine Frage des richtigen Packens... oder :winking_face_with_tongue:


    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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  • Wir haben einen Bus mit langem Radstand. Da bekommen wir alles rein, was nötig sein könnte und wir kommen überall damit hin, wo wir hin wollen würden.


    Gruß


    TID

  • In Allrad-Laster-Kreisen gelten die KAT1-Fahrzeuge der Bundeswehr als ultima ratio, was die Verbindung von Geländetauglichkeit und Transportkapazität gilt. Aber der Verbrauch liegt schon bim 4x4-KAT mit luftgekühlten 256PS im Bereich von 40l/100km. Von den 6x6 und 8x8 Modellen reden wir lieber gar nicht.

    Also, ich habe meinen 8x8 10t gl bei um und bei 30 Liter gefahren. Straße eher Richtung 25, in schwerem Gelände vollgeladen dann schon eher Richtung 35.

    Klar, im Vergleich zu heutigen LKW sind geradezu Spritfresser, aber sie sind absolut gutmütig im Gelände und das Wandlerschaltgetriebe ist gerade im Gelände echt hilfreich. Dafür hat man die Rote Karte gezogen, wenn das Getriebe hinüber ist. Ich vermute, dafür heute noch Ersatzteile bekommen, dürfte ein ziemlich haariges Unterfangen werden. Um nicht zu sagen: Wenn man nicht einen anderen KAT zum Ausschlachten findet, dann gute Nacht.


    So gerne ich den damals gefahren bin: benutzerfreundlich geht anders. Zwar kriegt man da mit etwas Quetschen drei, vielleicht sogar vier schmale Leute auf der Sitzbank im Fahrerraum unter, denn sie ist zugleich die Liegefläche der unteren Pritsche, während die Rückenlehne für eine zweite Liege hochgeklappt werden kann. Aber gerade bei der Autobahnfahrt merkt man dann doch, dass dieses Fahrzeug fürs Gelände und nicht für lange Autobahnfahrten gemacht ist. Der Motor dröhnt dann doch ziemlich. Denn wie beim Mercedes Wolf (G-Klasse) hielt es die Bundeswehr nicht für notwendig, der Fahrzeugkabine überhaupt auch nur ansatzweise sowas wie eine Dämmung zu verpassen.


    Aber wie gesagt: Gerade im Gelände macht man den KATs nichts vor. Wo die nicht durchkommen, kommt niemand durch. Ein Meter Wattiefe ist locker drin. (Tante Google flüstert mir gerade zu, dass es sogar 1,20 Meter sind)


    So gerne ich einen KAT 8x8 als "Spielzeug" hätte, um ihn mir als Expeditions-Camper auszubauen, so wäre er für mich als Bug-Out-Fahrzeug dann doch nicht die primäre Wahl. Da würde ich alleine mit meiner Frau schon ein Zwei-Fahrzeug-Konzept in Erwägung ziehen. Schon alleine deswegen, weil wir noch mindestens ein Pferd transportieren müssten.


    Ich hoffe, ich komme morgen dazu, dieses Gedankenspiel weiter auszuführen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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