EKG für Zuhause

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  • Hat zufällig jemand schon Erfahrungen mit oder Kaufempfehlungen für ein EKG, das man als Laie zu Hause nutzen kann und das z.B. Vorhofflimmern erkennen kann?

  • Vorhofflimmern äußert sich i.d.R. durch einen stark erhöhten Ruhepuls. Dazu braucht man kein EKG. Puls am Handgelenk 15s lang zählen und Wert mal vier nehmen. So misst man seit Generationen im Krankenhaus täglich den Puls. Wers technischer mag, nimmt ein Pulsoximeter, ein Blutdruckmessgerät oder eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband mit entsprechender Funktion. Die Apple Watch warnt einen sogar bei abnormem Puls und kann sogar einen Notruf absetzen.


    Ein EKG richtig messen und die Messwerte richtg interpretieren, setzt Erfahrung voraus.

  • Moin Thomas!


    Grundsätzlich bin ich ja ein grosser Feind von folgendem Mechanismus in Foren:


    - A: Was kostet das "Schnapürpfi"?

    -B: Warum kaufst Du keinen Gartenschlauch? Tut es genauso.

    - C: Gartenschläuche sind minderwertig. Ein halbwegs brauchbares Schnapürpfi kostet mindestens 54.000 €. Ich habe drei davon.

    -D: Glaub ich nicht.

    -E: Wie kann man so doof sein, drei Schnapürpfies zu kaufen.

    -F: Lass ihn doch, wenn er das will. Ich bin da tolerant.

    -G: Tolerant kommt von tolerieren und tolerieren wurde im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen tolerare („erdulden“, „ertragen“) entlehnt.

    -H: Ich ertrage Schapürpfies aber nicht.


    ...



    Aber manchmal, vor Allem hier bei medizinischen Dingen frage ich mich schon, was die Menschen antreibt.


    Zu deiner Frage:


    Erfahrung mit EKG Geräten habe ich etwa 30 Jahre.

    Als Kaufempfehlung würde ich zu einem 12 Kanal-EKG raten. Die gibt es so ab 1500€ aufwärts.

    Einkanal EKGs (Smartwatches etc.) sind als Alarmsignal durchaus tauglich, aber medizinisch gesehen diagnostisch praktisch wertlos, da sie immer einer anschliessenden sachgerechten Diagnostik bedürfen.


    Eigentlich ist ein Diagnosevorschlag heutzutage Standard. Das heisst, das Gerät misst verschiedene Parameter und druckt diese dann aus. Und schlägt eine Diagnose vor.

    Das ist schon relativ trefferlastig, oft stimmt das, was da auf dem Streifen steht.

    Und dennoch verlässt sich kein vernünftiger Arzt da drauf.

    Es ist ein Hinweis, mehr nicht.


    Um ein EKG halbwegs sinnvoll auszuwerten, braucht es eine Menge Erfahrung. Ich würde mal sagen, 500 normale EKG´s und 10 aus der Kategorie:

    - frischer Herzinfarkt

    -alter Herzinfarkt

    - Vorhofflimmern

    - jeweils jedes der drei häufigsten Blockbilder

    - Vorhofflimmern in langsam und in schnell

    - EKG von sterbenden Herzen

    - Sinustachycardie

    etc.

    Und dann solltest Du die häufigsten Fehlerbilder erkennen. Elektroden falsch verbappt, Muskelzittern, diiiiiiiicker Patient, Atembewegungen, Störfrequenzen, Elektrodenwackelkontakt etc.


    Diese Erfahrung wirst Du mit einem gekauften EKG als Laie nicht machen können.

    Also bleibt die nur die Diagnosevorschlagliste deines Geräts.

    Wieviel ist das Wert? Das kannst nur Du entscheiden.


    Als Doc frage ich mich aber immer bei jeder Maßnahme:

    Was passiert denn dann ? (also welche therapeutische oder diagnostische Konsequenz entsteht aus dem Ergebnis meiner Untersuchung oder meines Handelns)


    Du sprichst Vorhofflimmern an.

    Was machst Du mit dem Wissen, dass plötzlich ein Vorhofflimmern (VHF) vorliegt.

    (Abgesehen davon, dass Tomduly schon recht hat. ( Das Hauptsymptom des VHF ist unregelmäßiger und schneller Puls, was durch Pulsfühlen oder Abhören des Pulses mit einem Stethoskop zu diagnsotizieren ist).

    Erschwerend kommt hinzu, das Anfallsartiges auftreten des VHF eigentlich nur mit mehreren Langzeit-EKGs zufällig zu erwischen ist.


    Und nu?


    Eine sachgerechte Behandlung eines VHF ist eigentlich immer was für die Kavallerie.

    Vom Medikament bis hin zum Klappenersatz beim Herzchirurgen.

    Nix für den Laien.


    Fragt man sich, ob der monetäre Einsatz der Anschaffung eines zuverlässigen, wartungsarmen und robusten EKG lohnt.

    Das kannst Du Dir am besten selber beantworten.


    Ich kenne Prepper, die sich halbe bis dreiveirtelte OP Ausrüstungen zulegen.

    Meist ist die Grundidee dahinter folgende:


    Ich kann zwar nix damit anfangen, aber falls ein Sachkundiger zufällig zur Hand ist, kann ich diesem ein Arbeitsumfeld bieten, in dem er dann wirken kann.


    Das lässt ausser Acht, dass es in der Regel nicht reicht, wenn einer zufällig des Weges kommt.

    Medizin ist häufig ein Zusammenspiel mehrerer Spezialisten, vom Narkosegeber, zum Schneider der speziellen Region bis hin zu Pflegekräften mit jeweils verschiedenen Ausrichtungen, dann die Apotheker, die Physios und so weiter.

    Der Herzchirurg ist ne arme Sau ohne Sein ganzes Drumherum.


    Bevor die Diskussion zu weit wird:


    Ich würde Dich gerne vor sinnlosen Ausgaben bewahren, aber das ist nicht meine Aufgabe.

    Im Sinne deiner Fragestellung würde ich zu einem 12 Kanal-EKG raten und zu einer gründlichen Einarbeitung in das EKG Thema.

    Im Sinne der Sinnhaftigkeit würde ich Dich bitten, meine Einwände zu hören und kritisch zu hinterfragen, was Du erreichen willst.




    Liebe Grüße, gutes neues Jahr


    DocAlmi

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • Hat zufällig jemand schon Erfahrungen mit oder Kaufempfehlungen für ein EKG, das man als Laie zu Hause nutzen kann und das z.B. Vorhofflimmern erkennen kann?

    Vorhofflimmern als Laie erkennen

    Die zwei in dem Link beschriebenen Messmethoden (Pulsmessung bzw. Blutdruckmessgerät mit Arythmieerkennung) halte ich für medizinische Laien für die schnelle, effizientere und kostengünstigere Variante.


    Wenn man davon ausgeht, dass bei Vorliegen eines Vorhofflimmern der Puls bereits in Ruhe und ohne vorherige Anstrengung bei 100+ liegt, dann brauch ich selbst als Sani kein EKG mehr, um zu wissen, dass ich hier schnellstens einen Notarzt und einen RTW vor Ort haben möchte... Ein 4-Kanal-EKG klebe ich dir relativ flott, bei einem 12-Kanal-EKG muss ich schon etwas länger überlegen, wie der Bogen auf der linken Brust geklebt wird. Bin halt kein Rettungssanitäter oder höher.


    Und als Betroffener (auch als Angehöriger) klebt man in der konkreten Situation wahrscheinlich auch nicht "mal eben" schnell selbst ein EKG. 🤷


    Die Preise für ein entsprechendes blutdruckmessgerät liegen deutlich unter dem selbst eines billigen EKG-Gerätes. Der behandelnde Kardiologe oder das Sanitätshaus des Vertrauens kann da sicherlich beratend zur Seite stehen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Thomas35

    Ich bin auch eine "Flimmerin": 2014 zwei Mal kardiovertiert hatte ich im November wieder einen Flimmer-Rückfall, den ich mit meinem speziellen Pulsoximeter selbst entdeckt hatte. Ich habe dies ausführlich im Schwesterforum hier beschrieben.

    .... gibt das Leben dir eine Zitrone, mach' draus eine Limonade.

  • Danke für Eure Rückmeldungen. Was den Verwendungszweck angeht: ein enges Familienmitglied leidet seit einigen Monaten an Herzrasen etc. EKG, Belastungs-EKG und 24h-EKG beim Hausarzt waren unauffällig, kommenden Monat folgt noch ein Termin beim Kardiologen zum Ultraschall und ggf. weitere Untersuchungen. Aufgrund der bisher negativen Diagnostik beim Hausarzt steht im Raum, dass es sich ggf. "nur" um Panikattacken handelt. Da der Betroffene sich sicherer fühlen würde, wenn er in so einer Situation "mal eben so" selbst messen und etwas Schlimmeres ausschließen könnte, habe ich mich bereit erklärt, ein wenig zu recherchieren, da hier im Forum ja durchaus einige mit medizinischem Background unterwegs sind.


    Da der Betroffene in den Situationen sowieso einen stark erhöhten Puls weit jenseits der 100 hat, hilft dieses Symptom bei der Beurteilung leider nicht. Bliebe also, wenn es für den Laien unter Stress anwendbar sein soll, ein Blutdruckmessgerät mit Arythmieerkennung. zippygirl: Du beschreibst im verlinkten Beitrag das "Checkme O2" - kann man damit auch "akut" eine Diagnose bekommen? Ich selber habe das Pulox PO-250, ich habe mir das wegen Corona gekauft und konnte in den Unterlagen nichts bezüglich dieses Anwendungsfall finden (kostet aber auch nur 1/3 Deines Geräts).

  • Thomas35 die Grafiken des Zeitverlaufs von Sauerstoffsättigung und Puls während der Nacht hatten mir genau gezeigt, ab wann mein Puls eine starke Zickzack-Kurve (mit Maxima bei ca. 140) begann und war für mich "Diagnose" genug, um mich in Spitalsbehandlung zu begeben.

    Dieses teurere Gerät hat überdies eine beruhigende Wirkung auf mich, da ich seit 4 Jahren unter gefährlichen hohen Blutdrücken leide, die jedoch in der Regel in den frühen Morgenstunden auftreten. Durch die Ringmessung am Fingergrund besteht auch nicht die Gefahr, das Messgerät während der Nacht versehentlich abzustreifen.

    Zusammen mit einer revidierten Medikamenten-Einstellung bin ich bisher beschwerdefrei.

    .... gibt das Leben dir eine Zitrone, mach' draus eine Limonade.

  • Hallo Thomas35 , schau dir doch mal die ScanWatch von Withings an. Da ich seit über dreißig Jahren anfallartig an SVT (supraventrikuläre Tachykardie) mit einer Frequenz teils > 200 bpm leide, habe ich mir diese “Pulsuhr“ angeschafft. Die misst permanent die Herzfrequenz und warnt bei vermutetem Vorhofflimmern. Im Bedarfsfalle kannst du ein Ein-Kanal-EKG schreiben und auch die Blutsauerstoffkonzentration messen. Die Werte können in einer App oder am PC ausgewertet werden. Ich habe ein gutes Gefühl, seit ich diese Uhr trage.


    Zum Thema kannst du hier mal nachlesen. https://support.withings.com/h…eichen-von-Vorhofflimmern


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    P.S. Hier ist noch eine Anleitung zur Interpretation von EKG-Aufzeichnungen zu finden. https://www.lehmanns.de/conten…v86t9rv3cfpn623k604b16tih

    Einmal editiert, zuletzt von PreppiPeppi ()

  • ..... Ich habe ein gutes Gefühl, seit ich diese Uhr trage.


    .....

    Ich kann nur bestätigen, dass gerade auch das "beruhigende Gefühl", welches von der Verwendung eines derartigen Monitor-Gerätes bewirkt wird, ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung des persönlichen Wohlbefindens ist.

    Das Herz-Kreislauf-System wird ja auch maßgeblich von den eigenen Gedanken und Ängsten beeinflusst - bekanntes Beispiel: der "Weißkittel-Effekt", also der höhere Blutdruck in der Arztpraxis.

    Die Investition zahlt sich sicher aus !

    .... gibt das Leben dir eine Zitrone, mach' draus eine Limonade.

  • Falls es sich um eine SVT handelt, würde ich als Sofortmaßnahme bis zur ordentlichen Diagnose folgende Maßnahme versuchen:

    Nase zuhalten und mit Druck dagegen pusten.

    Oder…

    Ein paar Schluck kaltes Wasser trinken.


    Tsrohinas

  • Die Diagnose SVT ist mehrfach gesichert gestellt. Aufgrund der großen zeitlichen Abstände zwischen den Episoden wurde mir von einer Katheterablation abgeraten. Ich habe viele Methoden getestet, die SVT zu beenden. Bei mir hilft längeres Luftanhalten. Nach ca. 30 Sekunden wird die Kreiserregung unterbrochen und die (annähernde) Normfrequenz ist wieder hergestellt. Danke Tsrohinas . 😃

  • Danke für den Tipp @PreppiPeppi - die ScanWatch wurde wohlwollend aufgenommen (für mich wäre sie nichts, ich brauche da etwas, was "richtig" in die Richtung Smartwatch/Fitnesstracker geht, d.h. voll-digitales Display). Wurde bestellt, lässt sich ja 14 Tage gut testen.

  • Hallo Thomas,


    ich denke, dass die folgende Lösung das ist, was du suchst:


    https://www.cardiosecur.com/de/


    Ich nutze diese ebenfalls. Kostet allerdings einen 10er pro Monat und funktioniert dann auch nur für eine Person. Aktiviert wird das Ding, wenn der Hypochonder in mir aktiv wird. Es dürfte wohl das einzige Mehrkanal-EKG für Laien am Markt sein.


    Viele Grüße

    Micha

  • Danke für den Link Micha,

    Das kannte ich nicht. Ich finde es Interessant.

  • Das sieht sehr spannend aus! Wie funktioniert das mit den Elektroden? Was genau bedeutet „Bis zu 144 Klebeelektroden (für 36 Messungen) halbjährlich (Abruf durch den Kunden)“?

  • Die Elektroden kommen regelmäßig per Post. Das sind vereinfacht gesagt Aufkleber mit Kontaktgel. Man knipst diese an die Kabel an, zieht die Schutzfolie ab und klebt sie auf. Pro Messung braucht man 4 Elektroden. Ein Farbsystem schützt vor Verwechselung. Ich mache ein EKG recht unregelmäßig bei Symptomen, welche auf Herz hindeuten. Daher sammeln sich die Elektroden bei mir eher an. Der Abgleich erfolgt mit den gemachten Referenz-EKG. Ich bin familienmäßig mit Herz vorbelastet, daher auch in diesem Punkt sensibel. Einmal hat das Teil bislang gesagt „ab zum Arzt“. Da hatte ich 20kg Zuviel auf den Rippen, Blutdruck 200, Kurzatmigkeit und Puls hat gerast. Wurde dann wegen Verdacht auf Lungenembolie ins KH befördert und war aber zum Glück negativ. Das Blutbild hat stattdessen Magnesium- und Kaliummangel gezeigt. Die 20 kg hab ich dann weggekämpft und ich futtere jetzt ein paar Nahrungsergänzungsmittel. War trotz Fehlalarm ein Zeichen, dass das Ding funktioniert. Die Symptome haben gereicht, dass EKG hinreichen zu ändern. Es stellt halt keine Diagnosen, aber zumindest Veränderungen fest. Für mich ist das ausreichend, da keine Veränderung für mich heißt = alles ok. Ich empfinde das immer wieder beruhigend und allein deshalb das Geld wert. Ansonsten ersetzt es natürlich nicht den Arzt.