D: Militär mit Sicherheitsproblem durch alte Raketen

  • Die Munition wird ja in Bunkern gelagert. Ein Raketenstart aus dem Bunker heraus ist zum Glück äußerst unwahrscheinlich.

    Das beruhigt nur mäßig, denn in Russland hat sich diese Form der Lagerung auch schon öfter als ungeeignet erwiesen Explosionen von innen stand zu halten, besonders wenn die Bunker schon viele Jahrzehnte alt sind. Sprengt die erste Explosion ein Loch in Tür oder Decke, können die Raketen dennoch starten.


    Gelagert werden die Raketen offenbar an folgenden Standorten.

    Die Raketen lagern in sechs Munitionsdepots in Meppen, Wulfen, Nörvenich, Köppern, Eft- Hellendorf und Wermutshausen

  • Wir sollten es als historischen Glücksfall betrachten dass die eingelagerte Munition in Deutschland das Ende der Lagerfähigkeit erreicht.

    Die Alternativen wären weniger erfreulich...

    Ist aber auch wieder ein Beispiel dafür, dass auch hier wie in so vielen Dingen auch, die Sache nicht vom Ende her bedacht wird: die Primär-"Entsorgung" ist natürlich der militärische Verbrauch. Also Kampfeinsatz oder Schulungs- und Übungszwecke. Aber was, wenn das nicht benötigt wird (zum Glück) oder nicht in dem Umfang möglich ist? Dann braucht man einen Plan für eine geregelte Sekundärentsorgung. Nur, solche Pläne gab es wohl nie... 🙄

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Besonders bemerkenswert ist, dass überhaupt nichts in der Hinsicht vorbereitet wurde, obwohl schon seit 20 Jahren klar ist, dass diese Raketen irgendwann entsorgt werden müssen.


    Deutschland hat ja sogar eine eigene Kampfmittelentsorgungsfirma. Diese hätte aber nur die Kapazitäten 21 Raketen pro Jahr zu entsorgen.

    Auch die bundeseigene Kampfmittelentsorgungsfirma Geka in Munster könnte im Zeitraum von März bis September 2022 lediglich 21 der Raketen vernichten. Bei insgesamt 32.641 zu vernichtenden Raketen sei dies, wie es aus dem Verteidigungsministerium heißt, kein substanzieller Beitrag.

  • Besonders bemerkenswert ist, dass überhaupt nichts in der Hinsicht vorbereitet wurde, obwohl schon seit 20 Jahren klar ist, dass diese Raketen irgendwann entsorgt werden müssen.

    ...

    Klassischer Denkfehler:

    "Das ist nicht dringend. Können wir aufschieben."

    Und schwups... Geht es vergessen.


    Oder alternativ: "Nicht unser Problem. Sollen sich die nach uns darum kümmern."

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • 21 Raketen pro Jahr.....

    Ist das jetzt ein Zeichen für

    besonders aufwändige Technik, oder für besonders langsame Arbeit?


    "woanders"®

    Würde man den Kram wahrscheinlich einfach auf den Haufen packen, und anzünden, oder einfach wie schon besprochen "verüben"

    Aber hier in D muss da noch wahrscheinlich 500000+€ pro Stück für die 200%tige Entsorgung ausgegeben werden...


    Gähn


    EZS

  • 21 Raketen pro Jahr.....

    Ist das jetzt ein Zeichen für

    besonders aufwändige Technik, oder für besonders langsame Arbeit?

    Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Wobei "besonders langsame Arbeit" auch eher "zu wenig qualifiziertes Personal für das Gehalt". Es ist doch das gleiche Drama bei der Truppe mit den Mannschaften und den Unteroffizieren in den unteren Rängen: In Deutschland ist ein Hauptgefreiter in A4 - Stufe 1 eingruppiert und liegt damit bei bummelig 2100€ Brutto ohne Zulagen an.


    Feldwebel bekommen auf A7 - Stufe 2 auch nur bummelig 2400€ Brutto ohne Zulagen. Und müssen dafür eine Berufsausbildung und mindestens drei Dienstjahre plus diverse Lehrgänge vorweisen.

    Bei der Bundeswehr wäre ein Waffeninstandsetzer (zum Beispiel fürs Zerlegen von diesen Raketen) oder ein Pionier (fürs geordnete Sprengen dieser Raketen) irgendwo zwischen Hauptgefreiter und Hauptfeldwebel zu vermuten. Also für wenig Geld sich potentiell den Kopf weghauen lassen. Sind Soldaten ja gewohnt, kennen sie ja, deswegen wurden sie ja Soldaten. Is klar. Nicht.


    Eine vergleichbare Stelle im zivilen Bereich der Bundeswehr würde für Leute mit einer Berufsausbildung wahrscheinlich bis maximal A9 in der Beamtenlaufbahn sein bzw. den entsprechenden Entgeltgruppen im Bundesangestelltentarifs des öffentlichen Dienstes. Bei A9 reden wir hier zum Einstieg über 2900€ Brutto. Und für A10 (bzw. vergleichbare Entgeltgruppen für Angestellte) reden wir hier schon über Stellen mit mindestens Bachelor-Abschluss als Einstiegsvoraussetzung.


    So, und jetzt fragt mal einer nochmal bitte, warum das so lange dauert oder es so wenig Leute gibt, die das machen wollen.

    Ein Kollege aus der Firma, in der ich noch arbeite, meinte neulich zu mir, er könnte theoretisch quasi sofort bei einer Firma anfangen, die sich mit Bombenentschärfungen und so nem Kram befasst. Zu tun gäbe es genug. Einzig, ihm fehlen die notwendigen Scheine, um SOFORT anfangen zu können.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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  • Ben :


    Zu Beruhigung kann man sagen das die Mun-Bunker in D so weit von besiedelten Gebieten gabaut wurden das Kollateralschäden so gut wie ausgeschlossen sind. Hier bei mir im Dunstkreis des Truppenübungsplatzes Bergen im Kreis Celle sogar dort auf dem Gelände. Mit großer Entfernung zu Wichtigem / Zivilem. Ob nun dort, in der Schleswig-Holsteinischen Pampa, oder im Bayerischen Wald man ist immer weit von besiedelten Gebieten weg, alleine schon weil diese Anlagen Primärziele im Falle kriegerischer Handlungen sind.


    Blöd nur das die Bauvorschriften,Betriebs - " genehmigungen" ,Prüfungsfristen ect. noch aus den 1950er Jahren stammen,also aus Zeiten des Aufbaus der Bundeswehr nach dem WK II !

    Da haben sich Generationen von Beamten "drauf Ausgeruht" ohne Handlungsbedarf keine Taten.


    Momentan ist nur eine Firma in D in der Lage und ( jetzt kommts ) hat auch die nötigen Genehmigungen so etwas zu bearbeiten. Die bis etwa 2038 ausgebucht . Dort werden z Zt erst Funde aus dem Ende der 1990er Jahre abgearbeitet und die Lagermöglichkeiten sind voll ausgeschöpft. Legal würde nicht mal eine Anlieferung des und Zwischenlagerung des Materials möglich sein. Also völliger Rückstau dort.


    Man hat ja 3 Probleme auf einmal :


    Ein Transportweg für das Zeug wäre nur im " Soll- Zustand" legal, halb aufgeweicht erlischt auch jede Ausnahmegenehmigung für BW eigene Handling und Transportmittel.


    Es gibt in der BW kein ausgebildetes Personal für Entsorgungsvorgänge - das wurde (und wird) nach "Bereitstellung" und nach EU weiter Ausschreibung an Privatunternehmen vergeben. " Bereitstellung" im allgemeinen beschränkt sich dann auf " Tür aufschliessen" . Ex geschützte Transportmittel wie Gabelstapler,Ladekräne,Flurförderzeuge die das verladen dürften wurden im Zuge der Umstrukturierung des BW-Fuhrparks aus Kostengründen ausgesondert. Die Prüf und Instandhaltungsfristen waren allesamt seit langem abgelaufen.


    Durch den Verfall der Munition ist diese ja nicht nur " Explosiv" im Sinne der GGVS sondern auch noch toxisch.


    Zitat Wiki.


    ( sind auch die toxikologischen Eigenschaften, sowohl des Endstoffes Glycerinnitrat (welcher u. A. durch Aufnahme über die Lunge schnell zu einem massiven Blutdruckabfall und somit im schlimmsten Fall zum Kreislaufkollaps und Tod führen kann), als auch weitere Gefahrenquellen – wie die Nitriersäure und deren hoch toxische 'nitrose Gase' (Stickstoffdioxide) keinesfalls zu unterschätzen. Da Glycerinnitrat auch transdermal (über die Haut) absorbiert werden kann und schon in relativ geringen Dosen letal wirkt, ist neben einer Atemschutzmaske auch speziell-imprägnierte Arbeitskleidung zum Schutz der Extremitäten erforderlich. )


    Zitat Ende.


    Jetzt hat man also noch ein Stoffgemisch "gezüchtet" das nichtmal per Abfallschlüsselnummer zuzuordnen ist, daher scheidet ein Transport von vornerein aus. ( Also ich würde für so eine Ladung sicher kein Begleitpapier unterschreiben, genausowenig wie irgendeine Person bei der BW als sog.

    " Verlader"


    Meine Prognose :


    1. Man sitzt es aus --> hofft insgeheim das sich das Problem von selbst in Rauch und Schotter auflöst.


    2. Ist der politische Druck groß genug wird man - ähnlich wie die " GeKa" in Munster eine Art Eigenbetrieb der BW gründen und vor Ort eine mobile Entsorgungsanlage aufbauen um den Transport zu umgehen.

    Dauer von mir geschätzt etwa 10 Jahre bis Beginn der Arbeiten, Kosten etwa das 500 bis 750-fache des Beschaffungspreises der Munition.


    3. Man wird nicht um eine Zwischenlösung herumkommen, denkbar und das einfachste wäre es die entsprechenden Depots papiermässig in eine Art Zwischenlager umzuwandeln. Also Abdeckung mit sehr viel Sand in einer sarkophagähnlichen Aufschüttung, dadrin mit eingearbeitet seitliche Ausgleichsentlüftungen ( so im Stil dieser 2m Durchmesser Wellmetallrohre ) um Detonationsgase seitlich abzuleiten. Wenig Aufwand,Handlung erfolgt --> keine Unterlassung vorwerfbar,Problem auf die nächste Beamtengeneration verschoben.


    In diesem Sinne :nauseated_face:

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Und werden bei einer Detonation giftige Stoffe frei? Weiß das jemand?


    Dazu müßte man wissen, was in den Sprengköpfen und Triebwerken ist.

    Bei der Explosion von TNT und Hexogen entsteht z.B. u.a. Cyanwasserstoff.