Turnique - Wie sinnvoll?

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  • Hallo,


    vorweg: Ich kenne das Turnique, die zu beachtenden Grundsätze und habe es auch schon zur Übung angewandt. Mir geht es bei dem Thread um sinnvolle Szenarien für ein Turnique im Privatbereich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir so was zulegen soll, oder nicht. Deswegen die Frage: Was waren eure Gedanken bei der Anschaffung? Wann würdet ihr es einsetzen?


    Außerdem noch: Gibt es die Geräte auch zur Anwendung bei Kindern?

  • Hmmm, mittlerweile sind die Dinger (wieder) im Rettungsdienst Standard. Aber die Einsatzhäufigkeit ist vernachlässigbar gering. Es geht ja um extreme Blutungen der Extremitäten, die ein Druckverband nicht hinbekommt. Da reden wir von Sprengverletzungen, Abriss...


    Es gab nen guten Artikel in der 'Taktik und Medizin' (kann ich übrigens sehr empfehlen), dass selbst bei Terroranschlägen unter 12% der Verletzungen mittels Tourniquet sinnvoll zu versorgen sind.


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    Da stellt sich die Sinnfrage. Allerdings habe ich immer eins dabei, wenn die Kettensägen laufen. Man weiss ja nie - und die Verletzungsmuster sind fies. Dito bei der Jagd und auf dem Schießstand. Gab in der o. a. Publikation nen Artikel über nen Jäger, der vom Keiler angegangen wurde. Dem hat das Tourniquet am Bein das Leben gerettet.


    CAT funktioniert auch bei dünnen Gliedmaßen.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir so was zulegen soll, oder nicht. Deswegen die Frage: Was waren eure Gedanken bei der Anschaffung? Wann würdet ihr es einsetzen?

    Im Privatbereich wirst du hoffentlich nie in die Verlegenheit kommen, auf ein Verletzungsmuster zu treffen, wo du mit einem guten Druckverband nichts mehr reißen kannst. Es ist ja keine Schande, beim Druckverband Material und Wicklungen nachzulegen und den Druck auf die Wunde zu erhöhen.


    Wir haben auf unseren San-Rucksäcken in der HiOrg auch Tourniquets. Aber einsetzen mussten wir sie glücklicherweise nicht. Aber Haben ist natürlich besser als Brauchen. Und wenn man in die Verlegenheit kommt, eines zu benötigen, ist es natürlich hilfreich, eines dabei zu haben und auch korrekt anlegen zu können und somit tatsächlich ein Menschenleben retten zu können.


    Du musst die Lage für dich bewerten, ob es dir das Geld für ein gutes Tourniquet wert ist und ob du es dir zutraust, eines vernünftig anzulegen. Könntest du es bei einem Erwachsenen richtig anlegen? Vermutlich schon, wenn du es schon mal beübt hast. Aber könntest du es auch bei einem Kind korrekt anlegen?

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Danke für die Info StefanS . Dann denke ich, werde ich demnächst mal eines kaufen. Ein Kettensägeneinsatz wäre dann ein mögliches Szenario. Bin ich selbst gar nicht darauf gekommen.


    Bei einem Erwachsenen bekäme ich es sicherlich hin, bei einem Kind hingegen wüsste ich nicht wie ich es anlegen sollte UrbanTrapper. Ich denke im Notfall würde ich es machen wie ich es auch beim Erwachsenen "gelernt" habe. Im äußersten Notfall wahrscheinlich besser als nichts zu unternehmen.

  • Bei einem Erwachsenen bekäme ich es sicherlich hin, bei einem Kind hingegen wüsste ich nicht wie ich es anlegen sollte UrbanTrapper. Ich denke im Notfall würde ich es machen wie ich es auch beim Erwachsenen "gelernt" habe.

    Grundsätzlich richtig. Ich spielte auch eher auf die psychologische Komponente an. Es muss, nach meinem Dafürhalten, schon bei einem Erwachsenen eine gewisse Hemmschwelle überschritten werden, um genug Zug aufzubauen. Bei einem Kind könnte es da eine größere Hemmschwelle geben. Erst recht, wenn man dem Kind nicht richtig begreiflich machen kann, dass man gerade das einzig Richtige macht. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Grundsätzlich richtig. Ich spielte auch eher auf die psychologische Komponente an. Es muss, nach meinem Dafürhalten, schon bei einem Erwachsenen eine gewisse Hemmschwelle überschritten werden, um genug Zug aufzubauen. Bei einem Kind könnte es da eine größere Hemmschwelle geben. Erst recht, wenn man dem Kind nicht richtig begreiflich machen kann, dass man gerade das einzig Richtige macht. 🤷

    Ja stimmt, daran hatte ich nicht gedacht. Ich hatte im FFW-Dienst bisher zum Glück noch nie mit verletzten Kindern und generell sehr selten mit Verletzten zu tun. Auf das technische beschränkt gelingt es mir im Einsatz einen kühlen Kopf zu bewahren. Bei der eigenen Familie, bzw. den Kids sieht es dann bestimmt anders aus, wobei ich mir wünschen würde soweit handlungsfähig bleiben zu können, als das ich was sinnvolles ausrichten kann.

  • Üben am Kind scheidet aus. Der Schmerz durch das Tourniquet ist bei richtiger Anwendung extrem fies. Von evtl. Schädigung mal abgesehen.


    Kinder haben in Gefahrenbereichen einfach nix zu suchen - ich meine jetzt Jagd, Schießstand, Kettensäge. Und für die allermeisten starken Blutungen reicht der Druckverband. Denkt immer dran: das ist alles präklinisch - es MUSS dann eine qualifizierte Weiterversorgung geben!


    Deswegen bin ich auch bei Hämostyptika wie Celox oder gar Quickclot so massiv zurückhaltend.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Deswegen bin ich auch bei Hämostyptika wie Celox oder gar Quickclot so massiv zurückhaltend.

    Der Kram gehört aufs Gefechtsfeld, meiner Meinung nach. Das haben wir noch nicht einmal auf unseren RTWs/N-KTWs und schon gar nicht den KTWs.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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  • Der Kram gehört aufs Gefechtsfeld, meiner Meinung nach. Das haben wir noch nicht einmal auf unseren RTWs/N-KTWs und schon gar nicht den KTWs.

    Absolut, und nur da hin (und in die SEKs).


    Celox aus der koagulierten Wunde wieder rauszuprokeln und dann das Gefäß zu versorgen ist Sache von Chirurgen.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Tourniquet können schon im zivilen Bereich Sinn machen.

    Ich verweise auf meinen Beitrag im Wiki „Blutung schwer“ im Bereich Erste Hilfe.

    Beispiele: Motorradfahrer mit Amputation, Kettensägenunfälle, Jagdunfälle, Schwere Blutung bei eingeklemmter Person usw.


    Tsrohinas

  • Hier im LKS sind einem 13jährigen beide Hände im Maishäcksler abgerissen worden.

    Da konnte der Vater gerade so die Blutung stoppen.

    Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegen bleiben soll.

  • Üben am Kind scheidet aus. Der Schmerz durch das Tourniquet ist bei richtiger Anwendung extrem fies. Von evtl. Schädigung mal abgesehen.

    Um es noch mal klar zu sagen: Ich hatte damit nicht gemeint üben zu wollen und mit Kindern schon gar nicht. Bitte nicht falsch verstehen. Das würde mir nie einfallen. Ich meinte nur, dass ich das im Rahmen einer Übung einmal anwenden durfte. Ansonsten hatte ich mit den Turniques bisher keine Berührung. Fit mit dem Umgang fühle ich mich nicht und wenn ich so die weiteren Kommentare hier verfolge, dann kommt für mich eine Anschaffung doch immer weniger in Frage.


    Ich glaube inzwischen, dass der Besuch eines guten erste Hilfe Kurses vielleicht mehr bringen wird. Bin am überlegen mich in die Richtung mal zu informieren.


    Trotzdem danke für eure Denkanstöße, genau das wollte ich mit dem Thread ja in Erfahrung bringen.

  • Mache erst einen speziellen Kurs. Evtl mit "Schauspielern", die auch einmal zappeln und das T. lösen wollen.


    Denn es tut echt weh. Versuche es im Rahmen dieses Kurses einmal an dir selber, dann weißt du, was ich meine.


    Dann kannst Du es anwenden, und weißt, dass evtl bei starken Beinen eines nicht reicht.


    Dann entscheide, ob du 2 - 3 kaufen möchtest.

  • Tourniquet .... was es nicht alles gibt (musste erst Onkel Google fragen).

    Bei meinem allerersten EH-Kurs 1964 verwendeteten wir damals für den Zweck Dreieckstücher, die zu einem Strang zusammengezwirbelt wurden (oder notfalls eine Krawatte !) und dann um die Gliedmaße gebunden wurden. Sodann wurde ein Stock (Ast, Metallstab etc) durchgeschoben und entsprechend verdreht und fixiert, sodass der angelegte Strang wirklich, wirklich fest saß und das Blutgefäß verschloss.

    Ich erinnere mich, dass uns eingeschärft wurde, einen Zettel am Patienten zu befestigen mit der genauen Uhrzeit der EH-Maßnahme. Ich glaube, wenn keine medizinische Hilfe in Sicht war, hätte man es nach 2 Stunden wieder lockern müssen (sollen).

    Komisch, bei allen Auffrischungs-Kursen später wurde diese EH-Technik nie besprochen :thinking_face: - wird wohl einen Grund haben.

    kirschengeschmack - wenn es Dich beruhigt, leg Dir so ein Ding zu - es kostet ja nicht die Welt.

    Wie ich selbst auch schon an anderer Stelle gepostet habe: auch als Nicht-Medizinerin würde ich bei einem Erstickenden (wenn Heimlich-Griff ohne Erfolg geblieben ist) einen Luftröhrenschnitt versuchen.

    Wir können nur hoffen, dass wir nie in die Lage eines derartigen Notfalls kommen.

    .... gibt das Leben dir eine Zitrone, mach' draus eine Limonade.

  • Denn es tut echt weh. Versuche es im Rahmen dieses Kurses einmal an dir selber, dann weißt du, was ich meine.

    Meine Meinung dazu: Ein Kurs, bei dem man gezeigt bekommt, wie man das Tourniquet richtig anlegt und dies vielleicht sogar an Mimen machen darf ist schon mal eine gute Idee. Noch besser ist der Kurs, bei dem die Kursteilnehmer sich die Dinger gegenseitig anlegen müssen. Klingt blöd, ist aber so: wenn man selbst mal gemerkt hat, wie scheißenweh so ein Tourniquet tut, wenn man es korrekt angelegt hat, dann kann man es auch bei einem Verletzten in einer Realsituation (hoffentlich) richtig anlegen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich habe mich inzwischen tatsächlich entschieden, so ein Ding nicht zu kaufen. Wie vorher Stefan schon geschrieben hat, kommt es schon bei den Profis (ich nehme an, es waren die zivilen gemeint) nur selten vor. Sicherlich kann ich mir Krisenszenarien vorstellen, bei denen ich mit Axt und Kettensäge in den Wald ziehen muss um Holz zu machen, aber ob es soweit kommt, was ich nicht hoffen will und ob dann ein Notfall eintritt, bei dem ich ein Turnique bräuchte sind mir zu viele OBs und dann bekomme ich das Ding vielleicht doch nicht richtig angelegt.


    Dann lieber einen weiteren 1. Hilfe Kurs machen und das Wissen auffrischen. Zusammen mit der Ausbildung in der FFW bin ich dann wahrscheinlich ausreichend trainiert.



    zippygirl Ich meine der eigentliche Vorteil eines solchen Turnique ist die kurze Zeit in der man es anlegen kann, WENN man es anlegen kann. Das ist so weit ich weis einer der Hauptgründe, warum das Militär so was hat.


    Was du beschreibst wurde bei meinen 1. EH-Kursen zwar angesprochen, dass so was geht. Wir hatten den Druckverband dann aber einfach mit einem Päckchen Mullbinde ausgefühert, dass auf die Wunde gelegt und kräftig mit eingewickelt wurde.