Finanzielle Absicherung für Wirtschafts- und Finanzkrisen

  • Ich möchte hier niemanden bekehren, aber Papier bleibt Papier, es hat für mich keinen Wert

    Mit der gleichen Argumentation kann man anführen: "Gold hat FÜR MICH keinen Wert". Letztendlich ist es der Welt aber egal, was ich denke oder auch nicht, was zählt ist, was funktioniert.

    Und diesbezüglich kann man schon sagen, dass andere Währungen (bzw. deren Sorten) für einen Notfallplan Sinn machen. Ob das eine nun auf Papier gedruckt ist oder nicht, ist ohne Belang. Währungen haben schon lange keinen "Tauschmittelcharakter" mehr, viele stellen sich das aber noch so vor und daher kommt dann auch immer der Irrglaube, dass "Papiergeld gedruckt" wird.


    Insofern haben Sorten (und zwar diejenigen, die im jeweiligen Land als Zahlungsmittel fungieren UND ausländische Sorten) in einem Notfallkit durchaus ihre Berechtigung und funktionieren schlicht anders, als Gegenstände mit einem intrinsischen Wert.


    Wer mit einem totalen Ausfall aller Währungssysteme rechnet (scheinbar hoffen da manche drauf und denken dann, dass ihr Gold/Silber Faktor xxx mehr wert wird), der braucht alles, aber kein Gold/Silber. Da würden Treibstoffe, Lebensmittel, Verbandsmaterialien, Kommunikationsmittel, .... Sinn machen.

  • der braucht alles, aber kein Gold/Silber. Da würden Treibstoffe, Lebensmittel, Verbandsmaterialien, Kommunikationsmittel

    Alles unten genannte ist Ware gegen Ware, so fing es mal an. Dann kamen Steine, Muscheln, Knochen usw. als "Währung", heute ist es Gold und Silber.

  • Man braucht in einer Krise einen Wertspeicher. Ob das am Ende Gold, Silber, Diamanten, Fremdwährung oder Bernhardinerscheisse ist das ist vollkommen egal. Das Gegenüber von dem man ein Gut oder eine Dienstleistung haben will muss die Sache als werthaltig ansehen und selber als Wertspeicher nutzen können, sofern es kein Tauschgeschäft Ware gegen Ware ist.


    Ob hier am Ende Edelmetalle oder Fremdwährungen (bei einer Krise der eigenen Währung) die Nase vorn haben kann keiner sagen, es gibt sowohl für Fremdwährungen als auch für Edelmetalle genügend historische Beispiele wo die Leute damit gut gefahren sind. Ob man sich nun für das eine oder das andere oder eine Mischlösung entscheidet muss jeder nach seiner Risikoeinschätzung selbst mit sich abmachen und dann hoffen, dass man im Krisenfall mit seiner Due Dilligence richtig lag. Wie gesagt, für beide Varianten gibt es Positiv- und Negativbeispiele.


    Bei mir persönlich ist die Mischung 80% Edelmetalle und 20% Fremdwährung aber das ist nur meine persönliche Risikoeinschätzung. Sollte die Kacke mal am dampfen sein wünsch ich mir vielleicht ich hätte das %uale Verhältnis lieber umgedreht. Wird sich zeigen, ich hoffen beides mal vererben zu können ohne es angehen zu müssen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Geh ich so halb mit, Fremdwährungen oder Währungen selbst haben eben keinen intrinsischen Wert und damit auch keine "Speicher". Währungen sind im weiteren Sinne "Schuldverpflichtungen" und keine Tauschobjekte. Das mag sich im Alltag erstmal gleich anfühlen, hat aber einen anderen Hintergrund.


    Eine Währung lebt von dem Vertrauen der Nutzer.


    Der große Nachteil von Sachwerten (unabhängig ihrer Wertdichte) ist die Bestimmung des Wertes. Das funktioniert in einem liquiden Markt gut, für manche Waren hat man sogar Charts (Gold, Silber, Öl, ...) aber im Krisenfall wird das alles schnell relativ. Je inliquider/exotischer so ein Tauschmedium ist, desto schwerer wird die Wertbestimmung.

    Mit anderen Worten: Du hast eine Silbermünze und willst deine Karre damit Tanken -> das funktioniert nur, wenn der Bauer (mit dem DIeseltank) diese Münze ebenfalls für wertvoll hält. Er wird diese nur annehmen, wenn er sich sicher ist, dass er mit der Münze irgendwo anders ebenfalls etwas bekommt (Liquider Markt).


    Die Erfahrung in Gegenden, in denen die eigenen Währungssysteme ordentlich straucheln ist eben jene, dass stabile Fremdwährungen idR. dann noch gut funktionieren, weil diese bekannt und handelbar sind.

    Gold/Silber/Edelsteine/... würde ich natürlich mit ins "Portfolio" packen, aber nur um sie im Fluchtfall mitzunehmen und in einem anderen Land in lokale Währung zu tauschen. Oder um sie zu halten, wenn man mit einem Crash der eigenen Währung fest rechnet, und danach wieder in die neue Währung zurück zu tauschen.

    Als direktes Tauschmedium meines Erachtens ungeeignet. Ich weis, dass manche in der romantischen Vorstellung leben, dass sie nach einem Jahrtausend-Crash irgendwo Ländereien für eine Goldmünze bekommen könnten, aber so wirds nicht kommen.

  • dass stabile Fremdwährungen idR. dann noch gut funktionieren, weil diese bekannt und handelbar sind.

    Da ist was dran, da könnten ein paar USD Sinn machen. Problem sehe ich darin, dass alle paar Jahre die Banknoten wechseln und ältere möglicherweise ungültig werden können. Oder ist das bei USD nicht so?

  • Du kannst ja auch zurück wechseln. Natürlich kostet das jeweils die Wechselgebühr, aber es ist ja kein Investment sondern eine zusätzliche Absicherung. Beim Tauschen wurde mir allerdings gesagt, dass es verschiedene Varianten des Dollar gibt - einmal für die US und dann aber noch für andere Länder. Die haben andere Fälschungssicherungen. Mehr weiß ich aber darüber nicht. Sieht eh wie Monopolygeld aus :grinning_squinting_face:

  • Beim Tauschen wurde mir allerdings gesagt, dass es verschiedene Varianten des Dollar gibt - einmal für die US und dann aber noch für andere Länder. Die haben andere Fälschungssicherungen.

    Wäre dem so - es scheint ja kein Geheimwissen zu sein - würde doch das Vertrauen in den Dollar massiv schwinden. Ein Dollar muss ein Dollar sein. Vom Gefühl her könnte ich mir noch vorstellen dass außerhalb der USA die Dollars eher regional zirkulieren und neue Varianten sich eher langsam durchsetzen. Also ein US Amerikaner eher andere Banknoten wechselt als jemand aus afrikanischen Ländern, beides aber echte Dollar sind ohne Abstufungen, nur halt verschiedene Druckgenerationen.

  • Vielleicht für einige interessant, die über ETF absichern: An der japanischen Börse wird der Topix-Index bereinigt. Das führt dazu, dass etwa 500 illiquide Unternehmen nicht mehr gelistet werden. Aus diesen Firmen können ETF Investierende ihre Investitionen abziehen. Das heißt deren Anteile dürften stark an Wert verlieren. Ich könnte mir vorstellen, dass man das auch bei anderen Indizes auf dem Zettel haben sollte.


    Für die Silberliebhaber: Es gab ein Schreiben vom Bundesfinanzministerium, in dem klargestellt wurde, dass für alle Silbermünzen, deren Sammlerwert unter 250 % des Materialwertes liegt, die 19% Mehrwertsteuer gelten und nicht wie oftmals gehandhabt nur 7%. Hier die Nachricht aus dem Handelsblatt.

  • Hallo allerseits,


    In diesem Beitrag sprachen wir ja (gefühlt vor ein paar Monaten) auch über die Höhe der Einkommen und zusätzlich über die Branchen- und regionalen Unterschiede. Meine These war ja, dass einerseits die Einkommen - insbesondere im Süden - generell sehr ordentlich sind und die Branche durchaus der (frei nach Lauterbach) "Gamechanger" sein können. Folgende Erhebung ist nun im Handelsblatt erschienen und untermauert meine Behauptungen:


    Durchschnittsgehalt: So hoch ist es aktuell in Deutschland


    Was natürlich auch bedacht werden muss, ist: die durchschnittlichen Löhne spiegeln ja die jeweils gesamte Branche wieder. Das heißt, bei ein Durchschnitt von 82000 € im Finanzsektor schließt ja auch die Gehälter der Sekretärinnen und Assistenten ein, will heißen, als Akademiker beträgt das Gehalt Sechsstellig. Selbes trifft auf das produzierende gewerbe zu, da hier etwa die Hälfte der Mitarbeiter eine Ausbildung inne hat und im Shopfloor tätig ist. Engineeringbereiche haben hier - zumindest im Süden ab einer bestimmten Größe - Recht schnell ebenfalls Sechsstellige Jahreseinkommen.


    Dies hauptsächlich zur Info für euch.


    Guten Start ins Wochenende!

  • Was natürlich auch bedacht werden muss, ist: die durchschnittlichen Löhne spiegeln ja die jeweils gesamte Branche wieder. Das heißt, bei ein Durchschnitt von 82000 € im Finanzsektor schließt ja auch die Gehälter der Sekretärinnen und Assistenten ein, will heißen, als Akademiker beträgt das Gehalt Sechsstellig.

    Das kann man daraus auf keinen Fall ableiten. Das lässt sich schon mathematisch herleiten, außer man geht davon aus, dass die Finanzbranche fast nur aus Sekretären besteht.


    Wenn der Schnitt bei 82.000 Euro liegt, dann mindert jeder Sekretär mit 50.000 Euro diesen nur vergleichsweise moderat, jede Investmentbankerin und Direktorin hingegen mit 200.000€ oder 400.000€ Gehalt hebt den massiv an.


    Nach unten gibt es ein Limit, nach oben nicht


    Man kann also davon ausgehen, dass der Median des Gehalts unter dem Durchschnitt liegt und das wiederum bedeutet, dass die meisten Akademiker in der Branche unter 100.000 Euro verdienen werden. Die meisten, nicht nur einige.


    Du behauptet ja sogar alle.


    Für alle Gehälter in Deutschland fand ich auf die Schnelle das hier:


    2/3 der Gehälter liegen unter dem Durchschnitt!

    Das wird innerhalb der Finanzbranche vermutlich nicht viel anders sein.


    pasted-from-clipboard.png


    Quelle: Durchschnittsgehalt in Deutschland: So hoch ist das Durchschnittseinkommen - Business Insider


    Es ist aber aus zahlreichen Befragungen und Studien klar, dass Leute ihre Gehälter nicht einschätzen können. Insbesondere Gutverdiener schätzen die Gehälter der anderen viel, viel höher ein als sie tatsächlich sind.


    Der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst von Vollzeitbeschäftigen(!) Angestellten lag 2022 bei 4105 Euro.


    2/3 aller Arbeitnehmer hatte weniger Verdienst als dieser Durchschnitt!


    Wer 100.000 Euro Brutto im Jahr hat ist in Deutschland schon ganz(!) weit oben dabei und ist per Definition einkommensreich. Für die oberen 10% in Deutschland braucht man jedenfalls keine 100.000 Euro Jahresbrutto.


    Zur regionalen Verteilung hat die ZEIT ein kostenpflichtiges Tool, die Übersicht ist hier (die Grafik ist frei verfügbar):


    pasted-from-clipboard.jpg


    Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/202…rgleich-daten-entwicklung


    Auch da gilt. Das Maximum (und das ist nicht München, sondern kleinere Gemeinden) liegt hier nur ca. 35% über dem deutschen Durchschnitt. (ich gehe mal davon aus, ohne die Daten zu haben, dass dort die Immobilienpreise eher bei +100% oder +200% des Durchschnitts liegen werden)

    Man kann also davon ausgehen, dass selbst in der einkommensreichsten Gemeinde in Deutschland ca. 2/3 der Vollzeitarbeitnehmer weniger als 5500 Euro Brutto pro Monat bekommen.


    man kann es drehen und wenden wie man will. Bestimmte Regionen Deutschlands ist der Erwerb von Wohneigentum unbezahlbar für den Großteil der Leute geworden (Erben ausgenommen) und künftig wird zunehmend auch das wohnen selbst dort schlichtweg unbezahlbar werden


    MfG


    PS: Hier gibt es einen kostenlosen interaktiven Gehaltsrechner:

    Gehaltsvergleich - Statistisches Bundesamt (destatis.de)


    Hab mich damit mal gespielt, als Beispiel:


    pasted-from-clipboard.png


    und das Ergebnis:


    pasted-from-clipboard.png


    Das ist schon ein sehr guter Verdienst, aber von 100.000 Euro brutto ist das immer noch recht weit weg.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    11 Mal editiert, zuletzt von Cephalotus ()

  • Dein Bericht in allen Ehren, aber ich komme aus der Stuttgarter Ecke. Manche hier im Forum wissen ja bereits, dass ich einen direkten Einblick in die Gehaltszahlen habe, da ich diese in meiner Funktion als Unternehmer verantworte und zum anderen einen Lehrstuhl für entsprechende wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen inne habe. :)

    Wenn wir uns über den Finanzsektor in der Stuttgarter Region unterhalten, arbeitet hier kein Akademiker für 5226 oder 5819 Euro im Monat.

    Zum Vergleich: in der Fertigung als gelernter Metaller bei Daimler vor der Haustür verdient man nach ein paar Jahren Entgeltgruppe 9, was 3886,50 Euro entspricht. Dazu kommt im arithmetischen Mittel 15 % Leistungszulage, was dann 4470 Euro entspricht. Tariflich stehen dann entweder 13,5 Gehälter, die meisten zahlen 14, an, was dann zu über 62000 Euro führt.

    Unsere Absolventen fangen aktuell nach dem Studium mit einem mittelmäßigen Bachelorabschluss (!) im industriellen Umfeld mit 65000 an und erhalten spätestens jedes zweite Jahr eine Entgeltstufe mehr.

    Was wir vielleicht klar Stellen müssen: unter Finanzsektor ist für mich nicht die Feld, Wald und Wiesen Raiffeisenbank zu verstehen sondern Investoren und Fonds- sowie Rating und Prüfungsgesellschaften.


    Provokant formuliert: als ich nach dem Studium noch angestellt war (noch vor dem Doktorabschluss) - und das ist nun schon ein paar Jährchen her - wäre ich in meiner Region für 5500 im Monat morgens nicht aufgestanden.

  • Naja ich würde sagen 2/3 kommt gut hin.

    3 meiner Männer arbeiten Vollzeit, 2/3 haben weniger wie 4105€ und einer ist knapp drüber.

    Davon 1 Meister und 2 Techniker...........


    Wenn ich oben den Gehaltsrechner mit den Daten meinen Mannes füttere kommt -- schnell rechnen --

    hat er unter 70% von dem was da rauskäme........


    Da ist der Median immer besser zum vergleichen.

    Der liegt laut Google bei 3653€ im Monat / Vollzeit / Deutschland

  • nachtvogel: von welcher Region sprechen wir?

    Meine Beispiele basieren auf Tarifzahlen aus Württemberg und sind daher recht verlässlich;)

    Um eins noch klarzustellen: wir reden natürlich von Bruttozahlen - alles andere macht natürlich keinen Sinn. :winking_face:

    Ach ja, und bei den schönen Mittelwerten und Medianwerten sind alle Branchen berücksichtigt. Das Gastro und Handel mit Metall und Elektroindustrie nicht viel zu tun haben, sollte außer Diskussion stehen.


    Ich hab mich gerade nochmal mit dem Metaltarif befasst um die übertariflichen Faktoren herauszunehmen: Studienanfänger beginnen in Württemberg mit EG13, was 5028 Euro entspricht. Wieder die 15 Prozent und die garantierten 13,5 Gehälter macht dann knapp 80000 im Jahr.

    Das sind alles keine Zahlen von irgendwelchen Erhebungen für die ganze Republik sondern angenommene und akzeptierte Tarifabschlüsse in BW.


    Der Norden und Osten der Republik mag hier anders zahlen aber im Südwesten sieht es eben so aus.


    Seht euch doch Mal die Menge an offenen Stellen der Württemberger Unternehmen an und damit meine ich nicht die großen Automobilisten:

    Zeiss in Oberkochen hat nur am Standort 820 offene Stellen (das Unternehmen hat gesamt etwa 30000 FTE)

    Voith hat mit seinen 20000 Mitarbeitern aktuell über 200 offene Stellen am Standort Heidenheim

    Stihl hat 16000 Mitarbeiter und 360 offene Stellen in der Region

    Kärcher mit 15000 hat 265 offene Stellen.


    So können wir noch dutzende Unternehmen durchgehen und stellen fest, dass es aktuell so viele Stellen gibt, dass die - selbst wenn wir an der Uni alle unsere Studenten jetzt auf den Markt werden würden (und da sind sehr viele Pflaumen dabei) - nicht Mal alle Positionen der Region besetzen könnten.


    Nun noch die Zahlen für einige meiner Familienmitglieder, weil die weiß ich verlässlich und sind alle in der Region:

    Mein 26 jähriger Neffe, ein Jahr als Mechatronikingenieur, verdient 80 t€

    Mein Bruder, 50, Softwarehaus als Analyst mit einfachem Diplom mehr als 110 t€

    Cousin, 45, Mechaniker bei Daimler, 65 t€

    Schwester, promovierte Volkswirtin, leitet ein Team von Investmentanalysten in einem mittelständischen Investmenthaus im Stuttgarter Raum hat 140 t€

    Meine eigene letzte Funktion als leitender Angestellter (mit acht direkten Mitarbeitern und darunter entsprechend) in der freien Wirtschaft vor etwa acht Jahren war damals schon mit 150 t€ bezahlt. Der heutige Inhaber hat vermutlich mehr - der Hund. :winking_face:

  • Dein Bericht in allen Ehren, aber ich komme aus der Stuttgarter Ecke. Manche hier im Forum wissen ja bereits, dass ich einen direkten Einblick in die Gehaltszahlen habe, da ich diese in meiner Funktion als Unternehmer verantworte und zum anderen einen Lehrstuhl für entsprechende wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen inne habe. :)

    Wenn wir uns über den Finanzsektor in der Stuttgarter Region unterhalten, arbeitet hier kein Akademiker für 5226 oder 5819 Euro im Monat.

    Ich sitze im Gebäude einer öffentlichen Bank. Von 1200 Angestellten werden dort ca. 90% im Bereich TG6 bis TG9 bezahlt:


    pasted-from-clipboard.jpg



    Quelle: https://www.dbv-gewerkschaft.d…iche-Banken_2022-2024.pdf


    Jetzt ist meine Stadt nicht Stuttgart, aber die Tariftabelle gilt bundesweit und sie endet eben in allen Bundesländern bei TG9, danach ist ÜT und AT.


    Die Tabelle für Tarifangestellte in privaten Banken sieht übrigens ähnlich aus:


    https://www.dbv-gewerkschaft.de/wp-content/uploads/Gehaltstabelle_private-Banken_2022-2024.pdf


    Ich nehme mal an, Banken gehören auch in Stuttgart zum Finanzsektor? Steigen die Akadmiker dort alle als Berufsanfänger gleich AT ein?

    Provokant formuliert: als ich nach dem Studium noch angestellt war (noch vor dem Doktorabschluss) - und das ist nun schon ein paar Jährchen her - wäre ich in meiner Region für 5500 im Monat morgens nicht aufgestanden.

    Gratulation zu den oberen 1% in Deutschland undwohl auch zu den oberen 1% im Forum.


    Du und Dein Umfeld gehören halt dann noch zu denen, die sich auch heute noch Immobilieneiegntum leisten können, wobei für Deine Beispiele im das EFH in der Stuttgarter Region dann wohl auch schon dem Reihenhaus weichen muss, außer die Eltern können ne halbe Million spenden.


    Für die 99% anderen sieht die Welt dann eben nicht so rosig aus, auch nicht für den gelernten "Metaller" beim Daimler im IGM, was ja für viele auch schon ein "Jackpot" ist.


    Das ist übrigens kein Neid. Hauspreise liegen in Stuttgart bei 6817€/m², hier in Dresden bei 3927€/m²


    Mal jeweils bescheidene 120m² angenommen macht das 818k€ vs. 471k€ (ich fürchte, die realen Preise für was "Vernünftiges" ohne Sanierungsstau liegen eher noch merklich darüber)


    Wenn ich in beiden Fällen mal EK = KNK "wegkürze" habe ich für einen Kredit mit 30 Jahren Laufzeit und 3,8% Zins dann monatliche Belastungen von 3847€ vs. 2215€


    Eine Familie mit Hauptverdienst von 80k€ mag sich das bei uns hier grad noch leisten können/wollen, aber dann darf 30 Jahre nicht viel schief gehen


    (Annahme: Haushaltsnettoeinkommen bei 1,5 Gehältern = 6000 Euro/Monat, davon wären dann ca. 3000 Euro Kosten nur fürs Wohnen (Kreditrate+ Instandhaltungsrücklage+Nebenkosten macht bereits 50% des Einkommens aus, empfohlen werden meines Wissens eher 30-35%)


    In Stuttgart braucht man ohne Erbe nicht wirklich darüber nachdenken. da braucht es dann schon zwingend die 120k€ Bruttoverdienst und in beiden Fällen sollte der/die Nebenverdiener/in auch noch gut was beisteuern, wenn man die Bude auch noch beheizen will, die standesgemäßen zwei PKW unterhalten möchte, Urlaube und von was die "Mittelschicht" halt so träumt. (und wenn man will, dass die Bank das überhaupt finanziert)


    Für Leute, die nach Tarifgruppe bei den Banken eingestellt sind ist das Haus weder bei mir machbar und in Stuttgart braucht selbst ein DINK Pärchen nicht mal darüber nachdenken. Ich gehe davon aus, dass die meisten EFH in München, Stuttgart & Co heute eher durch Erbschaften als durch hohe Einkommen bezahlt werden können.


    Und nicht vergessen: Auch die Städte wie Stuttgart und München bestehen nicht alle aus Geschäftsführinnen, Investmentbankern und Abteilungsleiterinnen im IGM Unternehmen. Die meisten leute haben auch dort "normale Gehälter". Siehe die bereits genannten Statistiken und auch diese Leute wollen irgendwo wohnen.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    8 Mal editiert, zuletzt von Cephalotus ()

  • Danke für deinen ausführlichen Beitrag. Aber wie ich bereits ein paar Beiträge früher geschrieben habe, ist für mich eine 08/15 Raiffeisenbank (international sprechen wir hier von commerical bank) kein Teil der Investmentbtanche (int.: Investment bank) ist. Aber das nur am Rande.

    Was mich wundert: wir wissen dch alle, dass das Jahresgehalt von vier Faktoren abhängt und zwar Branche, Lage, Unternehmensgröße und persönliche Verhandlung/Ausbildung. Ich habe mich Eingangs ja auf Tarifzahlen des produzierenden Gewerbes bezogen. Hier gibt es schöne Studien, dass Ingenieure als Einstiegsgehalt abhängig dieser Faktoren zwischen etwa 45 und 65 t€ im Jahr verdienen. Das ist eine Spreizung von 50 Prozent (Quelle bspw VDI). Die 45 t€ sind eben in Mecklenburg Vorpommern im Bauingenieurbereich und 65 t€ in Stuttgart und München beim Automobilist. Und das weiß ich doch bevor ich meine Entscheidung zum Beruf abschließe.


    Zur Häusle-Situation: ich habe in einem anderen Beitrag bereits mehrmals angemacht, dass Hausbaukosten 1:1 davon abhängen, ob ich selbst mich einbringe oder bauen lasse. Mensch Leute, wir sind in einem prepper Forum! Wenn ich nicht mal ein paar Gewerke beim Hausbau übernehmen kann, sollte ich mich unbedingt hier professionalisieren bevor ich Dosen in den Keller stelle.

    Für viele ist Streichen und Tapezieren das Maximum was man selbst machen kann. Ja kein Wunder, dass der Bau so teuer ist.

    Damals habe ich als Beispiel eine PV Anlage aufgeführt. Ich habe meine erste Anlage selbst aufs Dach gebaut und angeschlossen. Das Projekt waren dann 8000 Euro. Zur gleichen Zeit hat mein Nachbar die selbe Anlage aufbauen lassen und 18000 dafür gezahlt. Lohnkosten und völlig untalentiertes Verhandlungsgeschick sind hier schuld. Den heutigen Samstag Vormittag habe ich genutzt und zwei neue Kellertüren gesetzt. Vier Stunden Arbeit, kaum Invest und eine willkommene Abwechslung zum Institut und Hörsaal.


    Und wir haben übrigens nicht reich geerbt. Mein Einstieg ins Berufsleben war eine klassische gewerbliche Ausbildung und anschließend erst Studium, Promotion, etc.

    Unsere erste Immobilie wurde von mir und meiner Frau in mühsamer Eigenarbeit umgebaut.


    Zum Abschluss: wirkliches preppen ist für mich Bildung und Erfahrung, dann kommt eine Weile nichts.

    Meiner Meinung nach sehen leider viele im preppen an erster Stelle eher Dosen in Keller stellen und ein tolles Rambo Messer neben dem Bett zu haben. :)

  • Ich habe mich Eingangs ja auf Tarifzahlen des produzierenden Gewerbes bezogen. Hier gibt es schöne Studien, dass Ingenieure als Einstiegsgehalt abhängig dieser Faktoren zwischen etwa 45 und 65 t€ im Jahr verdienen. Das ist eine Spreizung von 50 Prozent

    Solche Zahlen halte ich für realistisch und normal.


    Das ist aber schon was ganz anderes wie Deine ältere Aussage, auf die ich ja antwortete:

    ... im Finanzsektor ... will heißen, als Akademiker beträgt das Gehalt Sechsstellig. Selbes trifft auf das produzierende gewerbe zu,

    100t€ verdient eben bei weiten nicht "jeder Akadmiker" im Fnanzsektor oder produzierenden Gewerbe, auch nicht in Stuttgart


    Zur Häusle-Situation: ich habe in einem anderen Beitrag bereits mehrmals angemacht, dass Hausbaukosten 1:1 davon abhängen, ob ich selbst mich einbringe oder bauen lasse. Mensch Leute, wir sind in einem prepper Forum! Wenn ich nicht mal ein paar Gewerke beim Hausbau übernehmen kann, sollte ich mich unbedingt hier professionalisieren bevor ich Dosen in den Keller stelle.

    Für viele ist Streichen und Tapezieren das Maximum was man selbst machen kann. Ja kein Wunder, dass der Bau so teuer ist.

    Es ist nicht nur eine Frage des Könnens sondern auch eine des Wollens. Mir z.B. wäre es zu riskant und zu stressig, ein Haus zu bauen. Ich kauf lieber was Fertiges, da kenne ich (hoffentlich) die Kosten und weiß, was ich dafür habe.

    Bei Dir ist "schaffe, schaffe, Häusle baue" vermutlich halt ein Hobby und mit einem ein Hobby beschäftigt man sich dann auch gerne mal tausende Stunden in seinem Leben. Ich mache lieber andere Sachen in meiner Freizeit.

    Auch die Investmentbankerinnen und Unternehmensberater haben nach der 60 Stunden Woche wahrscheinlich auch nicht so wahnsinnig viel Bock darauf, am Sonntag 15 Stunden lang das Dach zu decken und Schlitze zu hauen. Ausnahmen bestätigen die Regel.


    Zum Abschluss: wirkliches preppen ist für mich Bildung und Erfahrung, dann kommt eine Weile nichts.

    Meiner Meinung nach sehen leider viele im preppen an erster Stelle eher Dosen in Keller stellen und ein tolles Rambo Messer neben dem Bett zu haben.

    Meine Gegenthese:


    Zuerst kommt Gesundheit, ohne Gesundheit ist alles andere nichts.

    Danach kommt Geld. Viel Geld zu haben macht das Leben immer wesentlich einfacher, auch in der Krise. Das weißt Du ganz sicher auch :)

    Parallel dazu steht das soziale Umfeld und das Leben genießen. Man hat nur eins und irgendann ist es vorbei.


    Alles andere vom Haus bauen oder kaufen über Dosen, Messer, "Skills" ist weitgehend unbedeutender Kleinkram, wo man halt sein Hobby mit einer dazu passenden Rechtfertigung kombiniert. Aber auch da spricht ja nix dagegen, wenn es Spaß macht und keinem weh tut. Mach ich ja auch.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Der Norden und Osten der Republik mag hier anders zahlen aber im Südwesten sieht es eben so aus.

    Deine Zahlen sehen schon gut aus. Ich hatte mich vor exakt zwei Jahren bei einem DAX-Konzern im Metallbereich in Hannover als Ingenieur beworben. Mitte Dreißig, paar Jahre als Techniker und bissi Berufserfahrung als Ing. Ich würde sogar sagen, recht fachspezifisch und ein einem Bereich, den man idR nciht so einfach findet, weil es nciht so viel davon gibt. Ich war vorher beruflich eher im "Süden" unterwegs (München/Frankfurt)


    Von den dir genannten Zahlen war ich WEIT entfernt, günstigere Mieten hin oder her.

    Das war dann auch so mau, dass ich letztendlich abgelehnt hatte, wobei das Team dort einen sehr netten Eindruck machte. Aber ich hätte beim Grundgehalt weniger verdient als Techniker damals im Süden.

    Das war IG-Metall-Tarif, ganz genau bekomme ich das nicht mehr zusammen, aber am Ende waren irgendwas 52t€ im ersten Jahr auf dem Zettel. Das sollte sich dann "schnell" steigern, weil "neu in der Firma" und so. Aber Leute, irgendwie muss man sich ja auch entwickeln. Ich dachte da eher an 70t€-75t€ im ersten Jahr mit Luft nach oben. So weit können die Vorstellungen auseinander gehen.

  • Da hast du recht Gesundheit und Geld führt die Liste an. Da sind wir - toitoitoi - ganz ordentlich aufgestellt. :)


    Mittlerweile haben wir auch eine sehr schöne Worklife Balance dank der Tätigkeit als Prof. - an ein paar Klichees ist dann doch was wahres dran.


    Heute kümmere ich mich noch um die Vorbereitung für den heutigen Abend mit Gästen und dem ersten Gemüse aus dem Garten, eigenes Brot von meiner Frau und selbst gebrauten Bier sowie der Kostprobe des ersten eigenen Weins vom vergangenen Jahr. :)

    Morgen kann ich dann vom Wein berichten.


    Schöne Diskussion hier im Forum - ich bin sehr gerne hier. :gut:

  • Wir kommen aus Bayern und meine Männer sind zwei in der Metallbauindustrie und einer Elektrobranche....

    Und ich rede natürlich auch vom Brutto - Netto ist ja immer relativ.

    ach ja der andere Sohn wird dipl Steuerinspektor, verbeamtet, entspricht A9 und das ist aktuell 36.000 € Brutto im jahr.

    Einmal editiert, zuletzt von nachtvogel ()

  • Metallbau ist meines Wissens nach Baubranche. Da gilt der angesprochene Tarif nicht wirklich.

    Und dass der Staat schlecht zählt, ist ja allseits bekannt. Hätte ich nur meine Professorenbesoldung mit W3 müsste ich den Gürtel auch eng schnallen....

    Aber wegen dem Zahltag sollte man nicht zum Staat gehen.