Bildung in D sinkt weiter

  • Das ist für mich erschreckender als alles andere.

    Gegen Stromausfall und Leerstand beim Toilettenpapier kann ich etwas machen.


    Aber hier?


    IQB-Bildungstrend - die wichtigsten Ergebnisse
    IQB-Bildungstrend 2021: Die Kompetenzen in Deutsch und Mathematik haben sich verschlechtert. Es gibt große Unterschiede zwischen den Ländern.
    deutsches-schulportal.de


    IQB - Bericht



    Kurzfassung :


    - Je nach Kompetenzbereich verfehlen im Schnitt 18 bis 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards.


    - Zugleich ist die Schere zwischen sozial benachteiligten und Kindern mit Zuwanderungshintergrund gegenüber Kindern aus privilegierteren Familien weiter aufgegangen.


    - Sachen und Bayern wieder vorn, Bremen wieder hinten.

  • Das Bildungsproblem konnte man in der Pandemie sehr gut sehen. Warum wohl erfreuen sich Verschwörungstheorien so großer Beliebtheit, bestimmt nicht weil deren Anhänger so große Leuchten sind :)


    Ein Bildungsproblem ist ein Teufelskreis, denn es fehlt einfach die Intelligenz daraus auszusteigen und endlich in Bildung zu investieren.

  • Das ist für mich erschreckender als alles andere.

    Gegen Stromausfall und Leerstand beim Toilettenpapier kann ich etwas machen.

    servus mueller,


    Da geb ich dir absolut Recht. Sehr traurige Entwicklung.


    Gerade als Papa trifft einen dieses Thema.

    Allerdings habe ich nicht selten das Gefühl, dass eine bessere Bildung alleine oft nicht viel Einfluss auf intelligente Entscheidungsfindung hat.


    Oft führt vermeintlich bessere Bildung zu mehr Status und somit zu einer gewissen Abhängigkeit.


    Aber das gilt natürlich eher für einzelbetrachtungen. Nicht jedoch wenn das gesamte Bildungsniveau in den Keller rauscht.

  • Gegen Stromausfall und Leerstand beim Toilettenpapier kann ich etwas machen.


    Aber hier?


    Zumindestens bei den eigen Kinder kann man da auch einiges tun.

    Hoffentlich unterstützen sie einen dann auch im Alter, wenn es hier weiter den Bach runtergeht.

  • In der 6. Klasse meine tochter gibt es noch kinder, die Nomen nicht erkennen können.

    Hausaufgabeheft haben manche nicht oder nicht dabei.


    Die gällt schon in die Kategorie Streberin, obwohl sie nicht sonderlich viel macht.


    Und die Lehrerin ,möchte ja den nicht so gut Schülern nicht die Motivation nehmen und sieht von schlechten noten für fehlende Hausaufgaben ab. :tired_face: :astonished_face: :angry_face:

    aus DE gesendet....

  • Ja, die eigenen Kinder. Die werden, wenn es so weitergeht, ihre Ausbildung im Ausland machen.


    Von denjenigen, die ich kenne, ist kaum mehr jemand nach D zurück gekommen. Entweder ist es ein toller Job oder die Liebe.


    Länder wie die Niederlande, aber auch Schweden und Dänemark, haben internationale Studiengänge aufgelegt. Und werben in D für ihre Studiengänge.


    Dazu passen wir die Ausbildung dem Niveau der Schule an:


    Immer mehr Abiturienten, immer mehr Spitzennoten – immer weniger Niveau: Deutschland im Akademisierungswahn
    BERLIN. In den Neunziger Jahren lag die Abiturientenquote in den einzelnen Bundesländern noch zwischen knapp 20 Prozent und knapp unter 30 Prozent, je nach…
    www.news4teachers.de


    News
    Mit welchen Problemen haben kleine und mittlere Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden zu kämpfen? Und wie gelingt es, die zahlreichen freien Stellen…
    www.bvmw.de


    Egal welche Art der Ausbildung, es läuft nicht.


    Aber als Eltern können wir ja auch nicht sagen, tue was gutes für D, mache die schlechtere Ausbildung oder komme zurück.


    Das bedeutet aber auch für uns als Eltern, dass wir damit leben müssen, dass unsere Kinder im Ausland bleiben. Und wir werden im Alter wohl kaum noch ins Ausland verziehen und komplett neu anfangen.


    Die Vorbereitung hört halt nie auf. Daher rechnen wir nicht damit, dass unsere Kinder in unserer Nähe sein werden.

  • Zugleich ist die Schere zwischen sozial benachteiligten und Kindern mit Zuwanderungshintergrund gegenüber Kindern aus privilegierteren Familien weiter aufgegangen.

    Die Schere geht nicht wirklich auseinander, wie wir uns das vorstellen. Die sog. privilegierten Familien kompensieren die Teils unterirdischen Schulen mit viel Aufwand und Geld. Weil sie wissen, Wissen ist Macht bzw. eine gute und solide Ausbildung ist durch nichts zu ersetzen. Wem das nicht kümmert oder welche Familie sich nicht kümmern kann bekommt die Bildung, die noch vermittelt wird in den Schulen und das ist teils ziemlich unzureichend.


    Somit bewegt sich bei dieser Schere das eine Blatt nur wenig, das andere umso mehr. Wer erstmal in den Mühlen der Armut ist, aufgrund von Bildung und aufgrund von Familienverhältnissen, der bleibt oft dort und wenn ist es extrem schwer dort rauszukommen. Oft nicht ohne Hilfe von Freunden aus dem akademischen Bereich.


    Aber: Ein einfacher Bürger lässt sich halt leichter regieren. Somit gefällt das der Politik, die ohnehin seit Jahrzehnten wenig bis nichts in die Bildung investiert, ganz gut. Abgesehen von Quersubventionen als Investition für elektronisches Gelärch, was jetzt nicht unbedingt dem Erfolg der "Bildung" beiträgt. Aber sieht gut aus, blinkt, verbraucht Strom, produziert Abhängigkeiten, Lizenzverträge und weitere Geldflüsse. Der Betrieb eines elektronischen Whiteboards ist nunmal unheimlich attraktiv für die Industrie. Gott bewahre wäre das ne Tafel und Kreide, die 70 Jahre funktioniert. Und dann auch noch nix kostet im Vergleich. Da ist nichts zu verdienen. Die Schulen werden gemolken, die Schüler sind das Produkt der Bildungsindustrie, die natürlich gerne mit allem beispringt, was schnell als hochpädagogisch beworben und zertifiziert wird. Am Ende können Kinder in der 4ten Klasse nicht richtig schreiben und lesen dazu auch kaum die Grundrechenarten. Oh, das liegt bestimmt an, hier eine Ausrede einfügen und nicht am gesamten teils vollends gescheiterten Schulsystem.


    Technischen Klimbim rein, Lehrer raus. Unterbezahlen, in den Ferien entlassen, mal wie das letzte Personal behandeln, dann bei zu großer Abwesenheit kurz hofieren, dann wieder in den Ferien entlassen. Und so weiter. Aber für ein Breitbandanschluss ist plötzlich unendlich viel Geld da. Schon gibts Projekte zur Aufmerksamkeitsmessung bei Schülern und tolle Ideen zum Controling von Lernkurven. Schüler werden zu Kunden oder Lernrobotern. Schnell was auswendiglernen, die Meinung des Lehrers aufsaugen und das schnell wieder auskotzen. Querverweise bilden, eigene Gedanken und ideen entwickeln. Bloß nicht, Alarm der mündliche Bürger droht.


    Am Ende können die Schüler alles mögliche, wobei können auch wieder so eine Sache der Definition ist. Was mit Geldanlage zu tun hat, wirkliches Verständnis der Vermögensbildung oder überhaupt haushalten mit Vermögen, das wird natürlich nicht unterrichtet. Das unterrichtet Mama und Papa der privilegierten Familien, während die anderen Familien am Tropf der Sozialleistungen strampeln, um über die Runden zu kommen, keine Zeit und selbst auch kein Wissen über die Themen. Das Nieschenwissen, warum der eine auf der einen Scherenseite und der andere auf der anderen bleibt.


    Also schnell aus der Schule in die Fabrik, nämlich das scheint das primäre Ziel der deutschen Bildungsindustrie zu sein. Vor allem soll man weniger hinterfragen und schnell im Akkord Schaffen. Was genau man tut muss man auch nicht mehr wissen, die Prozesse sind so zermalen, das die Sinnhaftigkeit des Tuns bei vielen "Jobs" in Frage gestellt werden könnte. Aber egal, es fragt ja keiner nach.


    In der Pyramide des Wohlstands ist oben wenig Platz. Das war schon immer so und damit das so bleibt, gibt es Bildung für den Bürger und Bildung für die Oberschicht, die zwar immer kleiner wird, aber durchaus ihren Platz hält.


    Wer Möglichkeiten hat europaweit zu arbeiten oder mal hier in Canada oder USA mal flux in eine Firma zu wechseln, der ist Unabhängig von dem hierzulange wirtschaftlichen Geschehen. Fachkräfte und zwar die besonderen Nieschenfachkräfte werden überall gebraucht und sind knapp. Und was knapp ist, wird gut bis sehr gut bezahlt.


    Somit wird sich vor allem eins nicht ändern, die Bildung. Am Ende bewirbt man noch das Fehlen der Rechtschreibung damit, das man in der Modernen Zeit nicht mehr schreiben muss, haben doch ne Spracherkennung. Und rechnen, wer muss das schon, gibt doch Excel. Und wenn man das nicht mehr bedienen kann, was ich hier an meiner Arbeit überall teils gut sehen kann, dann versucht man sich durchzuwurschteln und kommt irgendwie durch. Dafür hat die Industrie wieder digitale Helfer, Clouds und andere Gadjets, die provokant gesagt die allgemeine geistige Behinderung der Durchschnittsbevölkerung kompensiert. Die kann sich dann über die Nichtigkeiten auf Twitter und Facebook aufregen.


    Zack alle sind beschäftigt und jeder hat sein Hamsterrad und das moderne Telefon, Handy wird zur modernen digitalen Scheuklappe für den immerwärts beworben mündigen Bürger, der ohne Gadjet nicht mal seinen Bus bekommt oder die Uhrzeit kennt, wozu auch Uhren...über die sozialen Medien führt, wie der Esel der hinter der Möhre her läuft, aber nicht merkt, das sie an einer Angel hängt. Und die haben dann die Wahl, die eigentlich gar nicht wählen, sondern getrieben werden von Trollfarmen und global Player,wie Meta zur Wahlurne, wo sie ihre Stimme vielleicht abgeben, aber eigentlich gar nicht so recht verstehen, was sie da wählen oder warum. Wozu auch, die sollen gefällst den Laden unten am Laufen halten. Wer sich fragt, wie die Welt auszusehen hat, der geht auf TikTok oder guckt sich die auf Intragram an. Somit lösen sich Trugbilder gegenseitig ab und am Ende ist vor allem ein wichtiges Gut verbraucht, die Lebenszeit.


    Sodann kann man einfach die Ressource, die Human Ressource, auswechseln, wie eine kaputte Glühbirne.


    So schließt sich der Kreis, während die einen durch den Reißwolf gehen oder im Hamsterrad den größten Teil ihres Lebens verbringen, _gestalten_ die privilegierten ihr Leben, weil sie die richtigen Stellschrauben kennen, die auch eine Wirkung besitzen, dazu halt auch eines, was viele nicht haben, Einfluss, Bildung oder Nieschenwissen und Startkapital, um zu investieren, statt nur zu konsumieren. Manche kennen gar nicht den Unterschied zwischen Investition und Konsum.


    Das war aber ein längerer Gedankengang....


    Gruß

    SBB

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Wenn ich sehe, was meinen Kindern heute in der Schule an "Wissen" vermittelt wird und mir damals wurde, kann ich sagen, dass ich rückblickend in meinem Leben davon nur einen Bruchteil benötigt habe.

    (Heutige?) Schul"bildung" hat nichts mit der Befähigung zu tun, das Leben und den Alltag bestmöglich zu bewältigen.

    Leider raubt die Schule viel geistige und zeitliche Resourcen, die ich gerne sinnvoller nutzen würde für meine Kinder.

  • Ein großes Problem sind die Eltern. Da gibt es leider sehr viele, denen ist die Bildung ihrer Kinder schlicht egal, nach dem Motto "Das ist Aufgabe der Schule, nicht mein Problem." Dabei würde ich mal sagen, dass 60% des Rüstzeugs, das ein Kind im Leben braucht, muss von den Eltern bzw. dem Umfeld in dem das Kind aufwächst, kommen.


    Ein weiterer Punkt ist schlicht ein Kulturwandel, den die allermeisten Schulen als Institution nicht mitvollziehen. Stichwort Bücher. Welcher 10jährige liest heute noch ein Buch? So aus Papier, mit vielen kleinen Buchstaben drin. Gebildet und unterhalten wird bei den Kids übers Handy: Tiktok, Insta, YT.

    Das kann man bedauern und - mal wieder - den Untergang des Abendlandes herbeibeten. Zu meiner Schulzeit waren es Comics, die die "Lesekultur" zerstörten und dann ab den 90ern das Privatfernsehen. Auch damals fand man das ganz schlimm. Es gibt immer eine große Fraktion Bremser im Bildungsbereich, die sich an ihre Pfründe klammert und jegliche Veränderung als "des Teufels" ablehnt. Aus deren Sicht wird halt einfach das "Schülermaterial" von Jahr zu Jahr schlechter, fertig aus.


    Und es gibt eine aus unerklärlichen Gründen sehr mächtige Fraktion der Bildungs-Experimentierer, die mit schlafwandlerischer Sicherheit einen Rohrkrepierer nach dem anderen erzeugt:


    In den 1970ern führte man an Grundschulen hektisch die so genannte "Mengenlehre" im Fach Mathematik ein und quälte eine Generation Erstklässler mit sinnlosen farbigen Dreiecken, Quadraten und Kreisen und ließ sie Schnittmengen bestimmen. Damit sollte das abstrakte Denkvermögen für das bevorsthende Computerzeitalter verbessert werden.


    20 Jahre später führte man Englisch als erste Fremdsprache an den Grundschulen ein, damit es nicht zu stressig wird, ohne den Lernerfolg zu messen oder gar zu benoten. Nannte sich "Englisch lernen im Sprachbad".


    Vor knapp zehn Jahren dann der nächste GAU: "Schreiben nach Gehör". Wieder wurde mehreren Jahrgängen die Grundlage in fehlerfreier Rechtschreibung entzogen. Sätze wie "Liba Pahpa, gen wia moagen inn den zo?" waren aus Schulsicht völlig ok und das Kind wurde für seine Kreativität gelobt. Bis dann in der weiterführenden Schule in Klasse 5 die harte Landung mit dem so genannten "Orientierungsdiktat" kam: 250 Worte, ab 10 Fehlern gab es eine Sechs. Resultat: 28 weinende Kinder, die in Klasse 5 mit einer schriftlichen 6 starten dürfen und es mit viel Mühe und einigen Zweiern dann im Zeugnis auf eine Vier bringen.

    Nachdem immer offensichtlicher wurde, wie verheerend "Schreiben nach Gehör" ist, wurde es gestoppt, Begründung gegenüber den Schülern "Weil ihr so schlecht in Deutsch seid, müssen wir wieder strenger durchgreifen."

    Damit es Kindern, Eltern und Lehrern nicht langweilig wird, sollen in Baden-Württembergs Grundschulen demnächst die Noten zur Abwechslung abgeschafft werden. Auch wieder so eine Idee, die einer Generation Kids das Leben schwermacht, Lehrer frustriert und Eltern in den Wahnsinn treiben wird.


    Der Staat agiert in Sachen Schule vollkommen hilf- und planlos und die staatlichen Institutionen schauen halt zu. Meine Frau war an der Grundschule unseres Sohnes im Förderverein aktiv. Der Förderverein hat die Mittagsbetreuung und -verpflegung der Kinder komplett alleine organisiert. Alles in ehrenamtlicher Tätigkeit: mehrere Minijob-Stellen für Betreuung und Aufsicht geschaffen, die Finanzierung übernommen, das Catering organisiert. Von Schule und Kommune wurde das als selbstverständlich hingenommen, es wurden sogar weitergehende Forderungen laut: "Könnt ihr nicht auch noch hier und da die Betreuung leisten?" Im Schwimmunterricht stellte der Verein regelmäßig vier Hilfsaufsichtskräfte am Beckenrand zur Verfügung, weil sonst kein Schwimmunterricht möglich/zulässig gewesen wäre.

    Ich bin nun im vierten Jahr Elternbeirat am Gymnasium. Als ich das erste Mal dort hinkam, hatte ich ein Deja-Vù-Erlebnis: nicht nur dass der Schulbau vom gleichen Architekten stammte, wie auch meine Schule in den 80ern (ein Musterbeispiel des Beton-Brutalismus), auch die Ausstattung und Methodik hat sich seither nicht verändert. Bis auf die Overhead-Projektoren, die mittlerweile durch Kameras und Beamer ersetzt wurden. Ansonsten: die gleichen Betonwüsten als Pausenhof, die gleichen kaputten Mülleimer und Tischtennisplatten, die gleichen undichten Flachdächer, wie man an den Eimern im Treppenhaus unschwer erkennen konnte.


    Um auf den "Kulturwandel" zurückzukommen: die Lehrkräfte entwickeln mit der Zeit eine Routine, wie sie ihren Unterricht gestalten, mit Schülern umgehen und ihren Stoff bis zur Notenkonferenz "durchkriegen". Nebenbei sind sie damit beschäftigt, lästige Eltern abzuwimmeln und aus ihrer Sicht untaugliche Schüler auszusortieren.


    Sofern die das nicht selber tun: der letzte Suizid an der Schule unseres Sohnes ist gerade mal eineinhalb Wochen her, eine 16jährige hatte sich zuhause erhängt. Anlass für die Schule am Tag des Suizids, die Lehrer aufzufordern, das mit ihren Klassen zu thematisieren, O-Ton des Klassenlehrers unseres Sohnes (8. Klasse): "Heute hat sich leider eine Mitschülerin das Leben genommen. Hat jemand Gesprächsbedarf dazu oder Fragen?" - fassungsloses Schweigen in der Runde - "Keine Fragen? Gut, dann können wir ja mit Mathe weitermachen." An die Eltern ging dann noch eine E-Mail raus, in der die Schulleitung mit dürren Worten mitteilte, "dass sich eine Schülerin unserer Schule suizidiert" hat und dass die Eltern doch bitte ihren Kindern den nötigen Raum geben sollen, dieses schlimme Ereignis zu verarbeiten. "Mit freundlichen Grüßen"


    Nur wenige Lehrkräfte erlebe ich als engagiert oder wenigstens empathisch ihren Schülern gegenüber. Die Engagierten büßen das ziemlich schnell: sie werden von der Schulleitung zugebuttert mit Zusatzaufgaben, wie dem Aufsetzen und Betreuen der Schul-Webseite oder der Organisation von schulweiten Großveranstaltungen. Viele Schulen sind innerlich kaputt und aus der Zeit gefallen. Vielleicht liegts auch an den eingangs erwähnten ignoranten Eltern, die ihre völlig verbogenen Kids an der Schule abgeben, damit sie zuhause ihre Ruhe haben. Ich kann jedem nur raten, sich möglichst viel selbst mit der Bildung seiner Kinder zu beschäftigen. Das heisst nicht, dem Kind ständig im Nacken zu sitzen, damit es "lernt". Sondern ihm die Welt zu zeigen, ihm die Augen zu öffnen, Zusammenhänge erklären und sich ausprobieren lassen. Auch wenn dann die Torxschrauben mit nem Kreuzschlitz-Bit im Akkuschrauber ins selbt gebaute Igelhaus gedroschen werden("Hä Wieso? Der Bit passt doch in die Schraube rein."

  • Ein großes Problem sind die Eltern.

    Das Problem ist eine Dreiecksbeziehung zwischen Eltern, Lehrer und Staat.


    Jeder schiebt dem anderen die Schuld zu, keiner will sich von seiner Position bewegen und dadurch leidet das komplette System.

    Die Eltern schieben die Kinder in die Schule ab, Lehrer wollen keinen Handgriff mehr machen und der Staat überlegt wo er noch einsparen kann. Wie und ob man das wieder umdrehen kann weiß ich nicht. Im Moment geht der Trend eher dahin, dass man die Messlatte noch tiefer legt damit möglichst viele drüber kommen. Damit verlagert man das Problem in andere Bereiche und plötzlich haben wir einen Fachkräftemangel, weil niemand mehr bis 3 zählen kann.


    Bildung ist die Wurzel aber auch die Lösung unserer Probleme.

  • Dehm stimt doch gar nix! Und schraiben wi höhren war doch subbr! Wem wundert dem wirglich??

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Schreiben nach Gehör? Die reinste Katastrophe. Das erleichtert meiner Meinung nach nicht den Zugang zur Schriftsprache.


    Motivierte Lehrer? Nicht erst ein Problem jüngerer Zeit. Schon während meines Studiums Ende der 1990er Jahre hatte ich Kommilitonen, die Biologie und Chemie oder Deutsch (meistens) auf Lehramt studierten. Vorzugsweise auf Gymnasiallehramt.


    Auf die Frage, ob sie u.a. Kindern gerne Wissen vermitteln würden bekam ich dann gerne mal zur Antwort "Nö, aber jede Menge Urlaub, halbtags arbeiten, als Gymnasiallehrer gibt's gut Geld und überhaupt wäre nur Biologie studieren für mich viel zu anstrengend...."


    Da fehlten mir dann regelmäßig die Worte. Hatte mich mein Philosophielehrer doch schließlich ausdrücklich davor gewarnt, irgendwas auf Lehramt zu studieren, wenn ich nicht absolut davon überzeugt sei. Dieses romantische" halbtags arbeiten, viel Urlaub und viel Geld relativiert sich sehr schnell, wenn man sieht, was Lehrer nach Erfüllung ihres Stundendeputats in der Schule noch so alles machen müssen...


    Und WhatsApp, E-Mail und Co haben die Verfügbarkeit einer Lehrkraft nicht gerade eingeschränkt.


    Vieles von dem, was ich seinerzeit in der Schule lernte, habe ich heute vergessen. Vor allem aus den Fächern Musik, Kunst etc. habe ich sowas von vergessen und ich fühle mich gar nicht schlecht dabei.


    Vor allem hat mir meine Schule, allen voran mein Philosophielehrer, das Lernen beigebracht. Und das war auch gut so. Denn 13 Jahre Schulzeit wurden im Studium im ersten Semester aufgeraucht. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Auf die Frage, ob sie u.a. Kindern gerne Wissen vermitteln würden bekam ich dann gerne mal zur Antwort "Nö, aber jede Menge Urlaub, halbtags arbeiten, als Gymnasiallehrer gibt's gut Geld und überhaupt wäre nur Biologie studieren für mich viel zu anstrengend...."


    1:1 bei mir.

    In den 1970ern führte man an Grundschulen hektisch die so genannte "Mengenlehre" im Fach Mathematik ein und quälte eine Generation Erstklässler mit sinnlosen farbigen Dreiecken, Quadraten und Kreisen und ließ sie Schnittmengen bestimmen. Damit sollte das abstrakte Denkvermögen für das bevorsthende Computerzeitalter verbessert werden.


    Oh, habe ich da gelitten. Das verstehe ich bis heute nicht. Und meine Eltern waren am Boden, als in der 2. Klasse über mich gesagt wurde, höchstens Hauptschule.


    Nun, fürs Studium hat es dennoch gereicht....


    Das sind aber alles Geschichten aus der Vergangenheit. Ich frage mich, wer die Zukunft gestalten soll. Wir sprechen in anderen Fäden von dem, was kommen soll, ohne klar zu sagen, von uns kommt da eher nichts.


    Für mich ist dieses Thema eines der größten Herausforderungen. Krieg, Energiewende, usw, das packen wir schon. Und wenn wir alles hierfür aus dem Ausland kaufen.


    Aber am Bildungsstand der Gesellschaft hängt eben alles.

  • Da fragt man doch besorgt, warum Schüler in Indien, Pakistan und China so enorme Leistungen abliefern, wenn hier auch sehr viele Privatschulen existieren - aber die unterrichten ja auch, und unsere aus der Röhre schauen.


    Vielleicht sollte man sich wieder mehr mit dem Wesentlichen beschäftigen (Vermittlung von adäquatem Lernstoff im Frontalunterricht bis Klasse 7/8, dann Übergang zu Neigungsfächern ohne den Lehrplan mit sinnfreiem "Tanze Deinen genderneutralen Namen" vollzustopfen). Heute wird auch jeder Lehrer direkt in Frage gestellt, von den Eltern, den Schülern, dem Anwalt der Eltern,... in Indien ist eine gute Schulleistung wohl mit sozialem Ansehen verknüpft. Bei uns klagt man sich seine Noten lieber zusammen. Halbwegs vernunftbegabte Abiturienten werden da sicher nicht auf Lehramt studieren bei DEN Aussichten.


    Früher war alles besser? Mitnichten! Aber so radikal falsch, wie es einem zur Zeit suggeriert wird, war es wohl auch nicht.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Früher war alles besser? Mitnichten! Aber so radikal falsch, wie es einem zur Zeit suggeriert wird, war es wohl auch nicht.


    Ich denke nicht, dass man mit Methoden von vorgestern groß weiterkommt. Menschen und Gesellschaft haben sich weiterentwickelt, und Du wirst im Berufsleben ja auch nicht mit Methoden und Arbeitsweisen von vor 50 Jahren erfolgreich sein.

  • Ich denke nicht, dass man mit Methoden von vorgestern groß weiterkommt. Menschen und Gesellschaft haben sich weiterentwickelt, und Du wirst im Berufsleben ja auch nicht mit Methoden und Arbeitsweisen von vor 50 Jahren erfolgreich sein.

    Da gebe ich dir grundsätzlich recht aber ein bisschen weniger "alternativer Unterricht" und etwas mehr Disziplin täten an der ein oder anderen Stelle schon ganz gut.

  • Ich möchte ja gar nicht auf das Niveau von manchen asiatischen Ländern. Da ist die Selbstmordrate unter Schülern auch höher.

    Von brutalem Lerndruck halte ich nichts.


    Mir fehlt es an einen guten Wissensvermittlung in der Schule und zu Hause.

    Und damit es nicht immer auf die Lehrer geht: sie sind eben auch nur gefangen in ihrem System.

    Warum sollten sie anders Handeln, wenn sie nicht müssen?




    Ich denke nicht, dass man mit Methoden von vorgestern groß weiterkommt. Menschen und Gesellschaft haben sich weiterentwickelt, und Du wirst im Berufsleben ja auch nicht mit Methoden und Arbeitsweisen von vor 50 Jahren erfolgreich sein.

    Ist das wirklich so?


    Haben sich die Arbeitsweisen in allen Gebieten wirklich so zum besseren geändert?


    Okay, ich lese jetzt nicht mehr in Büchern sondern am PC.

    Der Zahnarzt macht einen lasergestützten Abdruck und keinen mehr aus "Gips".

    Konstruktionen werden am PC gemacht und nicht mehr mit Bleistift und Papier.


    Aber unterscheiden sich die Arbeitsweisen wirklich so von denen früher?

  • Von brutalem Lerndruck halte ich nichts.

    Von so einer Kindheit und Jugend halte ich auch nichts:

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    Aber unterscheiden sich die Arbeitsweisen wirklich so von denen früher?

    Körperliche Misshandlung von Schülern? Ja, die Schulzeit unterscheidet sich enorm.


    Selbst in meiner Schulzeit zwischen 1994 und 2007 gab es hier riesige Unterschiede.


    In der Volksschule (ab 6 Jahre bis 10 Jahre) mussten wir noch im Eck stehen bei Fehlverhalten. Ohrfeigen waren durchaus noch Usus, obwohl nicht mehr gerne gesehen.



    Es hängt tatsächlich großteils vom Lehrer ab, ob ein Schüler sich für ein Fach begeistern kann, meiner Meinung nach.


    Persönliche Anekdote:


    Ich hatte in der HTL einen fürchterlichen Elektrotechniklehrer und hatte nicht viel Lust mich mit der Materie zu beschäftigen. Gleichzeitig hatte ich einen phänomenalen Maschinenbaulehrer aus der Industrie, der dir die praktischen Anwendungen der Berechnungen und Konstruktionszeichnungen bildhaft vermitteln konnte. Er hat es tatsächlich geschafft, dass Schüler aus unserer Klasse sich auf die zwei Tage in der Woche gefreut haben, als wir mit ihm Unterricht hatten. Da gab es auch Schüler, die sich krank in die Schule schleppten, nur um seinem Unterricht folgen zu können.

  • Körperliche Misshandlung von Schülern? Ja, die Schulzeit unterscheidet sich enorm.


    Mein Hinweis auf die Arbeitsweise bezog sich nicht auf die Schule sondern auf die Arbeitsweise in den jeweiligen Berufen.


    In der Volksschule (ab 6 Jahre bis 10 Jahre) mussten wir noch im Eck stehen bei Fehlverhalten. Ohrfeigen waren durchaus noch Usus, obwohl nicht mehr gerne gesehen.


    Beides kenne ich nicht aus der Schule - und ich war etwas früher dran.


    Erinnern kann ich mich nur daran, dass ein Schüler, der mehrmals ermahnt wurde, vor die Tür gehen musste. Oder sich im Sekretariat melden musste, um dort beaufsichtigt zu werden.


    Besser als heute, wo Lehrer damit drohen, die Eltern anzurufen, welche sofort das Kind abholen müssen. Egal ob diese dann von der Arbeit weg müssen oder nicht. Sollten die Eltern nicht kommen, würde das Jugendamt und die Polizei verständigt werden. So geschehen in der Grundschule meiner Kinder.


    Das musst ja echt eine krasse Schule gewesen sein, auf die du gegangen bist.

  • Das musst ja echt eine krasse Schule gewesen sein, auf die du gegangen bist.

    Nein, körperliche Bestrafung war gelebtes "Unterrichtsmittel" an Österreichs Schulen bis in die 70er (!) Jahre.


    Aber wie man sieht gab es selbst 20 Jahre später noch Lehrer, die sich nicht anders zu helfen wussten.