Warum man Tabletten nicht zerkleinern / zerteilen sollte

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  • Viele Menschen teilen oder zermahlen Tabletten, um sie leichter schlucken zu können oder Kindern in Getränken / Mahlzeiten versteckt zu verabreichen.


    Aber das sollte man nicht einfach so machen.


    Kapseln und Tabletten sollten grundsätzlich nicht zerkleinert werden, um die Einnahme zu erleichtern, außer es ist explizit in der Packungsbeilage beschrieben.


    Viele Tabletten und Kapseln besitzen nämlich einen speziellen Schutzüberzug, der dafür sorgt, dass der Wirkstoff nicht im Magen, sondern erst im Darm freigesetzt wird.


    Zerteilt man die Tabletten wirkt der Schutzüberzug nicht oder nur eingeschränkt und die Magensäure inaktiviert den Großteil des Wirkstoffs.


    Außerdem gibt es Tabletten die den Wirkstoff über den Tag verteilt freigeben (Retardkapseln). Ein Aufbrechen könnte eine zu große Menge des Wirkstoffs auf einmal freisetzen und eine Überdosierung hervorrufen.


    Selbst das Vorhandensein einer Bruchkerbe bedeutet nicht automatisch, dass die Tablette geteilt werden darf.


    Im Zweifel Arzt oder Apotheker befragen oder Tipps zum Schlucken großer Tabletten googeln.


    Mehr Informationen:


    Darf man Tabletten zerteilen?
    Manche bröseln oder zerfallen in ungleich große Teile. Andere sollte man gar nicht zerteilen, denn das kann Gefahren mit sich bringen. Beim Trennen von…
    www.apotheken.de

    So fällt Tabletten-Schlucken leichter
    Sie bleibt im Rachen hängen, man bekommt einen Würgereiz: Viele Menschen kennen das Problem, wenn sie eine Tablette oder Kapsel einnehmen. Ein Experte hat zwei…
    www.apotheken-umschau.de

  • ...

    Selbst das Vorhandensein einer Bruchkerbe bedeutet nicht automatisch, dass die Tablette geteilt werden darf.

    ...

    Beim Lesen der Überschrift dachte ich mir "Ist ja logisch! Kerbe heisst teilbar, keine Kerbe oder diese Gelkapseln heisst nicht teilbar."


    Aber nun frage ich mich, weshalb man eine Kerbe macht, wenn die Tablette dann doch nicht zerteilt werden darf. :thinking_face:

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Aber nun frage ich mich, weshalb man eine Kerbe macht, wenn die Tablette dann doch nicht zerteilt werden darf

    Steht im Artikel:

    Selbst auf Bruchkerben ist kein Verlass. Denn nicht immer dienen diese sichtbaren Einkerbungen in der Tablettenoberfläche dem Zerkleinern. Nicht selten sind die Bruchkerben nur dazu da, die Tablette von ähnlich aussehenden Medikamenten zu unterscheiden

  • Danke Ben

    Diesen Satz habe ich überlesen. Bin wieder mal zu schnell über den Text geflogen.


    EDIT: Da gäbe es sicher auch andere, sinnvollere Möglichkeiten. Evtl. mit beigemischten Farbstoffen oder sonst eine Prägung anstelle der Kerbe.
    Das sind aber nur meine flüchtigen, laienhaften Gedanken dazu.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Da gäbe es sicher auch andere, sinnvollere Möglichkeiten. Evtl. mit beigemischten Farbstoffen oder sonst eine Prägung anstelle der Kerbe.

    Ja, sinnvoll ist das nicht eine Bruchkerbe zu machen, ohne dass die Tablette teilbar ist.


    Bis gestern dachte ich auch Zerteilen kann nicht schaden. Aber ich wurde eines besseren belehrt und hab deshalb die Infos zusammengestellt, weil das wohl einige nicht wissen.

  • Ben Die Erklärung im Artikel ist ziemlich schwach und dünn. Es gibt bei Tabletten (und nur jene sind durch Laien sinnvoll in gleichgroße Teilstücke zu teilen) nur eine begrenzte Anzahl an sinnvollen Größen, Formen und Farben einschließlich Einkerbungen und Inprint-Beschriftungen. Es gibt alleine in Deutschland eine ungleich höhere Anzahl an zugelassenen Arzneimitteln in Tablettenform.

    Wie oft höre ich bei Gesprächen zwischen Arzt und Patient (während ich die Dokumentation durchführe) "Ne, keine Ahnung, wie die Medikamente heißen. Die weißen Tabletten sind das da vorne..."


    Aber klar sollte sein: Steht es nicht ausdrücklich in der Packungsbeilage, dass die Tabletten geteilt werden dürfen, dann sind sie als unteilbar zu sehen. Und dass es sich bei der Dareichungsform um eine Retar-Tablette handelt, ist kein Ausschlusskriterium. Meine Dauermedikation zum Beispiel ist eine Retard-Tablette und die MUSS ich sogar laut Packungsbeilage teilen, um auf meine tägliche Höchstdosis zu kommen. :person_shrugging:


    Daher: Im Zweifel immer in der Apotheke fragen. Der Arzt weiß das manchmal auch nicht zu 100% und verweist auf die Packungsbeilage oder den Apotheker. (Gerade im Bereitschaftsdienst haben wir natürlich keinen Computer mit Zugriff auf die einschlägige Datenbank zur Hand und ich kenne bei uns im Landkreis nur einen Arzt, der sich auf seinem Smartphone eine App mit der entsprechenden Datenbank installiert hat. Ich müsste ihn mal beim nächsten Mal fragen, welche App das ist. Vielleicht ist sie kostenlos und auch für nichtmedizinische Personen freigegeben.)

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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  • Im Notfall (wenn es keine Alternativen gibt), kann man die meisten Tabletten teilen. Allerdings wird dann die Pharmakokinetik (D.h. die Aufnahme und Verarbeitung im Körper) evtl. geändert.


    Es gibt im Internetet sehr viele Seiten von Spitälern, die als Informationsgrundlage dienen.


    Dies soll keine medizinische Empfehlung sein, aber einfach zur Info.

  • kann man die meisten Tabletten teilen

    Teilbare Tabletten schon. Die anderen aber nicht da der Wirkstoff nicht zwangsläufig homogen verteilt ist sondern irgendwo punktuell im Trägermaterial sitzt.


    Aufgrund dieses Threads habe ich heute mal meine Ärztin zu dem Thema gefragt. Das war ihre Antwort.

    I feel a disturbance in the force...

  • Sogar die mit einer Teilungs-Kerbe sind die nicht zwangslaeufig homogen.

    Es steht ueblicherweise im Beipackzettel, ob die Teilbarkeit auch auf die Dosierung passt (die Angabe ist aber keine Pflicht).

  • Im Notfall (wenn es keine Alternativen gibt), kann man die meisten Tabletten teilen. Allerdings wird dann die Pharmakokinetik (D.h. die Aufnahme und Verarbeitung im Körper) evtl. geändert.

    Aber klar sollte sein: Steht es nicht ausdrücklich in der Packungsbeilage, dass die Tabletten geteilt werden dürfen, dann sind sie als unteilbar zu sehen.

    Teilbare Tabletten schon. Die anderen aber nicht da der Wirkstoff nicht zwangsläufig homogen verteilt ist sondern irgendwo punktuell im Trägermaterial sitzt.


    Da ich/wir genau diese Thematik mal bei einer befreundeten "Medizinerparty" mit Jungs/Mädels vom MSF die eben genau diese Proplematik aus der Praxis in Notfall/Krisengebieten her kennen diskutiert/besprochen hatten, hier die damalige soweit einstimmige Meinung zu:


    Handelt es sich um eine Tablette bei der nicht sicher ist (Unbekannt/KeinBeipackzettel) ob diese Teilbar ist aber diese warum auch immer geteilt/gedrittelt/geviertelt werden sollte/muß wegen z.B. zu wenig verfügbar im Notfalllager oder auch Dosierung für Kinder anpassen usw.


    Dann sollte die Tablette besser gemörsert/zerstossen werden und dann die benötigte/mögliche Dosierung in stillen Wasser gelöst, verabreicht werden.

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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  • Bei der Zerteilung von Tabletten geht es ja nicht primär um die Dosierung sondern wo der Wirkstoff freigesetzt bzw. aufgenommen wird, im Magen oder im Darm.


    Wenn ich zwar die richtige Dosierung der Tablette habe, aber die Tablette sich dann im Magen auflöst statt im Darm ist die Dosierung ja wieder hinfällig weil die Aufnahme anders ist oder nicht?

  • Bei der Zerteilung von Tabletten geht es ja nicht primär um die Dosierung sondern wo der Wirkstoff freigesetzt bzw. aufgenommen wird, im Magen oder im Darm.


    Wenn ich zwar die richtige Dosierung der Tablette habe, aber die Tablette sich dann im Magen auflöst statt im Darm ist die Dosierung ja wieder hinfällig weil die Aufnahme anders ist oder nicht?

    Yep gute & berechtigte Einwände und um das nochmal Klarzustellen ich Bezog mich nur/gerade auf die primäre Dosierung zudem auf eine vorliegende Notfallsituation bei der eine Nichtverabreichung des Medikaments eher unverantwortlich da lebensbedrohlich wäre und ja es gilt natürlich dennoch:


    Magensaftresistente Tabletten sind Tabletten mit einer veränderten Wirkstofffreisetzung, die verhindern, dass die enthaltenen Wirkstoffe bereits im Magen freigesetzt werden. Dank eines säureresistenten Überzugs der Tabletten oder ihrer Bestandteile zerfallen sie erst im leicht sauren bis alkalischen Darm. Gründe dafür sind, dass einige Wirkstoffe durch die Säure abgebaut oder zu früh aktiviert werden. Des Weiteren sollen unerwünschte Wirkungen im Magen verhindert und Wirkstoffe gezielt im Dünn- oder Dickdarm freigesetzt werden. Magensaftresistente Tabletten werden in der Regel ganz und mindestens 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen.

    Sie sollen nicht geteilt, zerkleinert oder gekaut werden.


    Allerdings sind solche magensaftresitente Tabletten in der Regel dann doch auch an eben ihrem Überzug/Coating zu erkennen und dann natürlich nicht oder aber mit dabei eben abzuwägenden möglichen Wirkungseinschränkungen vs. Unterlassung in gemöserter/zerstossener Dosierung anwendbar, was auch in eben einem nicht zuzuordneten Zweifelsfall für Kapseln bzw. deren Inhalt gelten muss!

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    Gruß derSchü

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  • Laienhafte Frage:

    Annahme: ich soll von einem Medikament, das erst "ab Darmpassage" wirken soll, aus irgend einem Grund nur die Häfte nehmen. Gibt es nicht vielleicht "leere Medikamentenkapseln" zu kaufen, in welche ich die zermörserte Tabletten-Hälfte einfülle und so eine Auflösung gleich im Magen verhindere ?

    Anmerkung zu "verlorenen Beipackzetteln": zu allen Arzneien finden sich im Internet die notwendigen Angaben. Ich plane, von meinem Arznei-Potpourri eben diese Informationen auf A4 (gut lesbar !) auszudrucken.

    .... gibt das Leben dir eine Zitrone, mach' draus eine Limonade.

  • [...] Gibt es nicht vielleicht "leere Medikamentenkapseln" zu kaufen, in welche ich die zermörserte Tabletten-Hälfte einfülle und so eine Auflösung gleich im Magen verhindere ?

    Gibts, in dem Fall wäre der Suchbegriff "Leerkapsel magensaftresistent", z.B.:

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    Ob das aber für dein hypothetisches Medikament eine Lösung ist, kann dir vermutlich nur der verordnende Arzt sagen :person_shrugging:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Wir verlassen uns im Berufsalltag auf solche Listen:


    Teilbarkeit und Zermörserbarkeit von Medikamenten:

    https://www.ksa.ch/sites/default/files/cms/spitalpharmazie/docs/teilbarkeit_von_medikamenten-spitalapotheke-ksa.pdf


    Ist für die Schweiz. Es gibt sicher auch ähnliche für Deutschland, respektive viele Präparate dürften die gleichen sein oder ähnlich aufgebaut.

    Am besten durchsucht man die Liste mit der Suchfunktion Ctrl-F oder Command-F und den Wirkstoff eingeben.

  • Hab ich auch noch was zu gefunden allerdings wohl eher für Mediziner interessant aber vielleicht für die Eigenmedikation auch aufschlussreich:


    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

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    Gruß derSchü

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