alten Honda-Stromerzeuger EG1900X wiederbeleben

  • Kürzlich fand ich ein Angebot über ein älteres Honda-Stromaggregat EG1900X angetrieben von einem GX140 Motor mit der Diagnose "macht kein Strom".


    Nachdem der Motor problemlos ansprang und ruhig lief, wurden wir uns bei 60€ einig. Die Übergabe fand abends im Dunkeln bei -14°C in einer Kleingartenkolonie statt, inklusive Vorführung und der Info dass das Aggregat wohl die letzten Jahre (Jahrzehnte?) im Freien lediglich mit einer Plane abgedeckt verbracht hat. Der Vorbesitzer des Gartens hat den Garten mitsamt Inventar altershalber abgegeben und der neue Besitzer konnte mit den Aggregat nichts anfangen. Wie sich das für ein Honda gehört, sprang der Motor beim ersten Zug an, auch wenn das steifgefrorene Zugseil dann erst mal nicht mehr aufspulen wollte, mit etwas zureden dann aber schon.


    Über die Stromerzeuger dieser Baureihe (EG1200X, EG1900X etc.) findet man einige Storys auf Youtube. Es ist schon unglaublich, wie robust und leidensfähig die Motoren sind: da wurden solche Aggregate aus einer Schlammlawine gezogen, in der sie tagelang kopfüber steckten, nach der Bergung abgekärchert, frisch mit Öl und Sprit befüllt und sie laufen wieder.


    Ganz so schlimm war die Vorgeschichte meines EG1900X wohl nicht, aber der Motorstopp-Schalter fehlte komplett und die Kabel der Ölmangel-Warnung wurden wohl als unnötig empfunden, denn sie waren einfach abgeknipst worden. Aber immerhin schauen die Litzen noch soweit heraus, dass man dort neue Leitungen anlöten und mit Schrumpfschlauch isolieren kann. Der Motor lief trotzdem anstandslos, nur das Abstellen über den Benzinhahn war etwas unkonventionell: man muss den Motor auf diese Weise "verhungern" lassen, um ihn auszubekommen.


    Zuhause hab ich das Aggregat nun näher inspiziert und der Grund für "macht kein Strom" offenbarte sich auch recht schnell: der große Entstörkondensator ist abgeraucht und hat den Bereich um sich herum mit schwarzem Ruß überzogen. Abgesehen davon ist kein Schaden feststellbar. Der Entstörfilter ist ein relativ komplexes Bauteil, enthält es doch im Inneren neben zwei Kondensatoren und zwei Spulen noch einen Widerstand. Immerhin konnte ich einen vergleichbaren Entstörfilter auftreiben, der die nächsten Tage eintreffen soll. Den Motorschalter mit der Ölwarn-LED konnte ich schon besorgen, so kann ich die ursprüngliche Verkabelung und Abschaltmöglichkeit wieder restaurieren. Diese Kleinmotoren werden abgeschaltet, in dem über den Schalter ein Ende der Zündspule auf Masse gelegt und damit die Zündspule kurzgeschlossen wird, dadurch kann kein Zündfunke an der Zündkerze mehr entstehen und der Motor geht aus und bleibt nach ein paar Umdrehungen stehen. Die Öl-Warnung schaltet bei niedrigem Ölstand eine rote LED ein, sie stoppt aber nicht den Motor (wie das heute üblich ist).

    Reparaturkosten: Schalter + Entstörfilter = 27€


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    Wenn das Teil dann mit neuem Kondensator wieder Strom produziert (wovon ich ausgehe, die Wicklungen des Generators machen einen guten Eindruck, die AVR-Einheit sieht zumindest äußerlich auch noch gut aus), dann bekommt der Motor noch nen Ölwechsel, eine neue Zündkerze und einen frischen Luftfiltereinsatz. Dann kann es wieder ein paar Jahrzehnte im Freien verbringen...

  • Die Öl-Warnung schaltet bei niedrigem Ölstand eine rote LED ein, sie stoppt aber nicht den Motor (wie das heute üblich ist).

    Nur so aus akademischem Interesse, ich kenn die Geräte ja nicht wirklich, aber so eine Funktion sollte doch nach deiner Beschreibung ziemlich simpel nachzurüsten sein, oder? Statt Schaltung der Warn-LED einen passenden Transistor dranmachen, der bei Auslösung den Schalter zum Abschalten auslöst (bzw. die Zündspule kurzschließt). Überseh ich was?

  • Ja, wäre wahrscheinlich so möglich. Muss ich mir mal genauer anschauen. Evtl. könnte man auch direkt über den Öl-Stand-Schalter schalten. So wird es ja heute gemacht, denkbar wäre auch eine Nachrüstung mit dem aktuellen "Oil Switch". Allerdings müsste ich dazu Motor und Generator voneinander trennen, um in das innere vom Kurbelgehäuse zu kommen. In den einschlägigen Beschreibung zur Reparatur der Öl-Schalter ist das als pain-in-the-ass Arbeit beschrieben, weil der Schalter von innen montiert werden muss.

  • Zur Not würde auch ein Relais helfen. Wenn der Ölmangelschalter auslöst könnte das Relais mit einem Öffnerkontakt die Stromversorgung der Zündspule unterbrechen.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • So nun kann ich endlich eine Vollzugsmeldung machen: Restauration des alten Honda-Stromers abgeschlossen. Einmal ziehen und das Teil schnurrt. Sprichwörtliche Honda-Qualität. Baujahr um 1985, wie ich nun herausfinden konnte und vermutlich die letzten 1-2 Jahrzehnte nur mit einer alten Plane abgedeckt im Freien auf einem Gartengrundstück gelagert.


    Wie eingangs beschrieben, kam ich sehr günstig an das Teil mit der Fehlerbeschreibung "Motor läuft, es macht aber keinen Strom" - also genau richtig für einen E-Techniker.

    Der Blick unter die Haube des Schaltkastens offenbarte ja ein flammendes Inferno, das da kurzzeitig geherrscht haben musste, als sich der große Entstörkondensator bei seinem Platzen entzündet hatte (bzw. sein Inhalt, da ist meist ein Isolieröl drin). Ausserdem waren von dem /den Vorbesitzern alle störenden Teile wie die Leitungen des Ölstand-Sensors bündig abgeschnitten worden und der Motor-Schalter fehlte komplett.

    Nach dem ich einen passenden Entsörkondensator auftreiben konnte, hatte ich auch den Motor-Schalter als Ersatzteil bestellt. So lagerte das ganze Projekt mehr oder weniger bis letzte Woche, weil sich immer wieder andere Projekte auf der ToDo-Liste vorgedrängelt hatten.

    Vor allem um die Rettung des Ölstandsensors bzw. seiner Anschlüsse machte ich lange Zeit einen Bogen. Letzte Woche trug ich dann meine Elektronik-Lötstation und Lupenlampe in die Werkstatt in der Scheune und versuchte mein Glück, die in der Verschraubung des Sensors noch erkennbaren Leitungsenden ein Stück abzuisolieren, zu verzinnen und neue Leitungen anzulöten und das Ganze mit Schrumpfschläuchen zu isolieren.

    Alternative wäre der Einbau eines neuen Ölstandsensors, aber dazu muss der Motor mehr oder weniger komplett zerlegt werden inkl. Ausbau Kurbelwelle, weil man den Sensor von innen einsetzt und außen verschraubt. Oder eben den Motor ganz ohne Ölmangelsensor betreiben, wie es die Vorbesitzer gemacht haben.


    Die Operation gelang und die Verdrahtung war mit Hilfe eines Schaltplans aus einer im Web auffindbaren Service-Anleitung für die GX-Motoren schnell wiederhergestellt. Das Prinzip ist recht simpel: die von einem mitlaufenden Magnetgenerator/Unterbrecher erzeugte Spannung wird in der Zündspule hochtransformiert und zur Zündkerze geleitet. Um den Motor abuzstellen, wird der Magnetgenerator über den Motorschalter auf Masse geschaltet, die Zündspannung bricht zusammen, der Motor geht aus. Dasselbe macht auch der Ölmangelschalter: er zieht die Zündspule ebenfalls auf Masse, gleichzeitig geht die "Oil Alert" LED an, die im Massepfad des Ölmangelschalters liegt. Damit muss ich auch meine Aussage korrigieren, dass bei schaltendem Ölsensor nur die LED angeht, nicht aber der Motor. Das ganze funktioniert recht gut. Natürlich leuchtet die LED dann nur, wenn der Ölmangelschalter schaltet und da der Motor dann abstirbt, geht auch die LED wieder aus. Da bei grenzwertigem Ölstand der Ölsensor immer wieder mal kurz schaltet, leuchtet die LED jedesmal gut sichtbar auf und der Motor stottert kurz (wg. Zündaussetzer).


    Dann musste noch der schlappe Seilzugstarter motiviert werden, das Seil wieder einzuziehen. Da nichts gebrochen oder sonstwie verschlissen war, zerlegte ich ihn komplett, reinigte und fettete die Innereien neu (Silikonfett bzw. Spray) und baute ihn wieder zusammen, was zugegebenermaßen erst klappte, als ich die diversen YT-Videos beiseite legte und mich streng an die Anweisung im Honda-Service-Manual hielt (die Japaner haben sich nämlich selbst für diesen Fall was pfiffiges ausgedacht, wenn man die Spiralfeder mehrere Umdrehungen aufziehen und dann die Spule mit dem aufgewickelten Zugseil drüber stülpen muss. In den Erklärvideos findet man teils wilde Lösungen mit Hilfsbohrungen, durchgesteckten Drähten, um die Feder während des Zusammenbaus unter Spannung zu halten usw. Bei Honda geht das ganz simpel, ohne Verletzungsgefahr.


    Langer Rede kurzer Sinn: der Stromerzeuger macht jetzt, was er soll: er produziert Strom. Im Leerlauf und ohne Last ist die AVR-geregelte Ausgangsspannung mit 239V zwar relativ hoch (für einen 220V-Stromerzeuger aus den 1980er Jahren, bevor auf 230V umgestellt wurde). Aber +/-10% darf die Netzspannung vom Nennwert abweichen. Mit 500W Last (Halogenstrahler) stellt sich die Spannung auf 236V ein. Als Dauerlast sind 1,7kW zulässig, wenn der Spannungseinbruch linear verläuft, würde ich dann etwas über 220V erwarten. Muss ich mal noch mit einem Heizlüfter probieren.


    Kostenbilanz des Reparaturprojekts:

    - Gerät im Urzustand: 60 €

    - Motor-Schalter + Kondensator: 27 €

    - Zündkerze, 0,6l Öl und Luftfilter: 18 €

    = 105 € und einiges an Reparaturwissen dazugelernt.


    Ach ja, etwas schwarze Farbe aus einer angefangenen Spraydose bekam der Rahmen des Geräts noch ab.


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