Wie überlebt man eine Atombombe?

  • Wir haben hier im Forum schon viel darüber diskutiert, wie man sich vor mittel- und langfristigen Folgen einer Nuklearexplosion (Strahlung, Fallout) schützen kann.


    Eben bin ich über diesen Artikel gestolpert, in dem es um die direkten Folgen (Druckwelle) geht. Das aus meiner Sicht wesentliche Ergebnis, das ggf. auch auf andere Ereignisse, die eine Druckwelle auslösen, übertragen werden kann:

    »Selbst in einem Raum, der der Explosion zugewandt ist, kann man sich vor den hohen Fluggeschwindigkeiten schützen.« Wie? »Indem man sich in den Ecken der Wand positioniert, die der Explosion zugewandt sind.«


    Ist sicherlich ein sehr spezielles Szenario, aber wer weiß...

  • Ja, möglichst im Keller, da möglichst auf dem Boden an einer Wand mit möglichst großer Tiefe unter der Erde. Möglichst so, dass man selbst nicht aus dem Kellerfenster bzw. dem Lichtschachtfenster schauen kann. Letzteres auch auf der Seite, die der Explosion abgewandt ist, weil es nach der Druck- auch eine Sogwelle in entgegengesetzter Richtung gibt.


    Wenn man allerdings von Druck, Sog und Hitze erheblich betroffen ist, dürfte man danach auch ein sehr großes Strahlungsproblem bekommen.

  • Klingt sehr gut.


    Nur Stelle ich es mir sehr schwer vor genau den Moment einer Explosion ab zu passen und mich dahingehend vor zu bereiten.


    Das passiert einfach und mir wird vorher niemand bescheid geben. Zumindest wüsste ich nicht wie.

  • Gar nicht, weil ich bestimmt zu der Zeit nicht an dem Ort bin der mir ein weiterleben garantiert.

    Also warum über ungelegte Eier mir Gedanken machen. Mein Senf dazu.

  • Nur Stelle ich es mir sehr schwer vor genau den Moment einer Explosion ab zu passen und mich dahingehend vor zu bereiten.

    Den Moment der Explosion bekommst Du durch einen grellen Lichtblitz mit. Die Druckwelle kommt je nach Entfernung einige Zeit später an. Lt. dieser Info rechnet man bei einer überirdischen Atomexplosion mit einer durchschnittlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit von 350m/s bei der Druckwelle. Bist Du 3,5km vom Explosionsort entfernt, sind das 10 Sekunden zwischen Blitz und Eintreffen der Druckwelle bei Dir. Bei 7km Entfernung wären es sogar 20 Sekunden, wahrscheinlich sogar mehr, weil die ring-/kugelförmige Ausbreitung der Druckwelle immer größer wird und dadurch je "Flächeneinheit" der Wellenfront immer weniger Energie zur Verfügung steht, d.h. der Druckwelle geht immer schneller der Schwung aus, je größer die Druckwellen"blase" wird.

    Interessant ist auch, dass sich die Windrichtung nach einiger Zeit umkehrt und sich in einen Sog wandelt, wenn der Feuerball der Explosion nach oben steigt, zieht er umgebende Luft mit nach oben. Kennt man auch von den Atomtestfilmen aus den 1950ern aus Doomtown in Nevada: direkt nach der Druckwelle kehrt die Luftströmung um und wird zum Sog.


    Gar nicht, weil ich bestimmt zu der Zeit nicht an dem Ort bin der mir ein weiterleben garantiert.

    Die Soldaten, die 1955 dem Doomtown-Versuch beiwohnen "durften", waren 3km vom Ground Zero einerüberirdisch gezündeten 45kT-Bombe entfernt im Schützengraben und überstanden die Atomexplosion. Auch die Dummies in den Schutzräumen in Doomtown blieben in noch kürzerer Distanz zum Explosionsort quasi unversehrt, was die Hitze- und Druckwelle betrifft.


    Geht man nun von einem Szenario aus, in dem Putin den Einsatz taktischer Nuklearwaffen befiehlt, hätten wir es mit ähnlich großen Atombomben zu tun.

    Es kann also tatsächlich entscheidend sein, auf der richtigen Seite einer massiven Wand zu stehen und im Windschatten von evtl. zersplitternden Fensterfronten. Den Aspekt der radioaktiven Strahlung und des kontaminierten Fallouts Stunden nach der Explosion lasse ich mal außen vor.

  • Es kann also tatsächlich entscheidend sein, auf der richtigen Seite einer massiven Wand zu stehen und im Windschatten von evtl. zersplitternden Fensterfronten. Den Aspekt der radioaktiven Strahlung und des kontaminierten Fallouts Stunden nach der Explosion lasse ich mal außen vor.

    Das darf man aber nicht außen vor lassen. es werden dann auch nicht nur eine sondern mehrere Bomben fallen. es spielt da auch keine Rolle mehr ob ich gleich bei der Bombe oder etwas später unter qualen sterbe.

  • Das Handy lässt mich nicht verlinken, aber kennt ihr das 50er Jahre Filmchen "Duck and Cover"? :winking_face_with_tongue:

    Auf YouTube zu finden...

  • . es spielt da auch keine Rolle mehr ob ich gleich bei der Bombe oder etwas später unter qualen sterbe.

    Ich bin selber ein Kind des kalten Kriegs, d.h. in den 1970er/1980ern aufgewachsen mit der ständigen irrationalen Bedrohung durch den globalen Atomkrieg. Die Gefahr gab es damals schon, sich dem Schicksal zu fügen, weil es vermeintlich unentrinnbar ist. Damals gab es auch Befürworter für eine Selbstaufgabe bei einem sowjetischen Angriff ("Lieber rot als tot"). Putin will, dass wir Angst vor seinen Atomwaffen haben, er will uns damit zur Unterwerfung unter sein Diktat zwingen. So nach dem Motto: gebt ihm doch die Ukraine, damit er sein Groß-Russland rekonstruieren kann und wir haben dann Ruhe. Werden wir aber nicht haben. Der Spuk muss beendet werden.

  • Was die Strahlung bzw. den Fallout betrifft. muss man auch zwischen

    Bodendetonation

    bodennaher Detonation

    Luftdetonation

    Höhendetonation (NEMP)

    unterscheiden.


    Bei der Strahlung kommen dann noch die Entfernung zum Nullpunkt (Ground Zero), Halbwertsschichten, Halbwertszeiten, Windrichtung, Witterung usw. zum tragen.


    Viele Faktoren können dabei über Leben oder Tod entscheiden.

    :waving_hand: bis dann - nutze die Zeit - Wissen schafft Zukunft - epwin - 6DPNC6RE - epwin02@web.de; :winking_face:

  • Ich bin selber ein Kind des kalten Kriegs, d.h. in den 1970er/1980ern aufgewachsen mit der ständigen irrationalen Bedrohung durch den globalen Atomkrieg. Die Gefahr gab es damals schon, sich dem Schicksal zu fügen, weil es vermeintlich unentrinnbar ist. Damals gab es auch Befürworter für eine Selbstaufgabe bei einem sowjetischen Angriff ("Lieber rot als tot"). Putin will, dass wir Angst vor seinen Atomwaffen haben, er will uns damit zur Unterwerfung unter sein Diktat zwingen. So nach dem Motto: gebt ihm doch die Ukraine, damit er sein Groß-Russland rekonstruieren kann und wir haben dann Ruhe. Werden wir aber nicht haben. Der Spuk muss beendet werden.

    Da verstehst du mich völlig falsch. ich bin auch in der Zeit aufgewachsen, also für mich nichts neues. und Angst habe ich nicht, schon garnicht vor Putin. Ja ich weiß das er uns alle gerne unter seine Fuchtel haben will.

    Das hat aber nichts mit meiner Aussage zu tun. Sollte es dazu kommen das wir in dem Strudel der Atombombenabwürfe geraten dann sehe ich keine Chance für ein angemessenes Leben danach. Schon garnicht wenn man von allen Seiten mit Bomben beplastert wird. Dann lieber einen schnellen Tod als langes Sichtum. Vielleicht noch mit Schmerzen die keiner lindern kann.

    Da nutzt mir auch die Erklärung nichts das Soldaten nur drei Kilometer vom Exposionsherd entfernt in ihren Gräben aufgehalten haben. Die sind alle in den Monaten und Jahren danach an Krebs gestorben oder direkt von den Auswirkungen. Damals waren das eben die Laborratten.

  • Sich nicht dort aufhalten wo sie platzt.

    Überleben ist bei dieser Frage eine Definitionsfrage - wie lange, welche Lebensqualität?

    Und warum, zum Kuckuck, steht diese Frage im Thema Haus, Garten, Selbstversorgung?

  • Aus dem Buch 'Der Dinge-Erklärer' von Randall Munroe, so dass es sogar mein Sohn (8) versteht.


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    Um es mit Helge Schneider zu sagen: Ein Erdbeben ist auch eine tolle Sache - wenn man nicht dabei ist.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Es wird nie bei einer Atombombe bleiben.
    Daher gilt für mich folgender Plan:

    Den besten Rum rausholen und das letzte Feuerwerk meines Lebens im Freien bestaunen.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit dem Thread eine so heftige Diskussion auslöse. Ich hatte auch ausschließlich eine Nuklearexplosion im Kopf, sondern auch konventionelle Detonationen, die bei entsprechender Größe ja ebenfalls eine Druckwelle nach sich ziehen.

  • ...sondern auch konventionelle Detonationen, die bei entsprechender Größe ja ebenfalls eine Druckwelle nach sich ziehen.

    Ich empfehle hier die dementsprechenden :smiling_face_with_sunglasses: Folgen von "MythBusters" der Spezialeffekte-Experten Jamie Hyneman und Adam Savage welche unzählige & unterschiedlichste Detonationen mit so wirklich allen nur möglichen Sprengstoffen mit immer sehr viel Spaß nachgestellt/ausprobiert haben z.B.: :) :gut:


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    Diese zumeist unter doch recht ordentlich experimentellen Vorgaben/Gegebenheiten nachgestellten Explosionen oft in Einbeziehung von Toteszonen ergaben dann doch auch sehr überraschende/interessante Ergebnisse z.B. das schon ein Mülleimer oder Hydrant im Weg der Detonationswelle den Unterschied zwischen Leben & Tot ausmachte oder das die vermeintlich zum Schutz aufgesuchte Mauer dann erst die Druck/Feuerwelle regelrecht als eine verstärkte und dann tödliche Welle auf den Schutzsuchenden umlenkte... :astonished_face:


    Also sobald Du eine entfernte Explosion siehst, solltest Du dich möglichst flach auf den Boden werfen, Gesicht in den Dreck mit verschränkten Händen übern Kopf, deinen Mund zum druckausgleich öffnen und Deine Ohren mit den hochgezogenen Schultern vor dem Knall schützen. Du hast etwa 1 Sekunde je 340 Meter Distanz Zeit, bevor das sichtbare Ereignis zu einem hörbaren Schall und damit eben auch Druckereignis wird.


    Mehr geht eigentlich nicht zu Tun ohne das Zeitfenster einer Vorwarnung zu haben und ist dann eben Lucky Fool oder Shit happens :exclamation_mark:

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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    Einmal editiert, zuletzt von derSchü ()

  • Also sobald Du eine entfernte Explosion siehst, solltest Du dich möglichst flach auf den Boden werfen, Gesicht in den Dreck mit verschränkten Händen übern Kopf, deinen Mund zum druckausgleich öffnen und Deine Ohren mit den hochgezogenen Schultern vor dem Knall schützen. Du hast etwa 1 Sekunde je 340 Meter Distanz Zeit, bevor das sichtbare Ereignis zu einem hörbaren Schall und damit eben auch Druckereignis wird.


    So haben wir es auch gelernt.

    Und dann den Poncho aus der Tasche kramen und die Maske auf. Blöd für die Brillenträger.

  • ...die Brille kommt in die leere Tasche, in der Maske is ja die Maskenbrille eingesetzt :smiling_face_with_sunglasses:


    Welche Maskenbrille? Dafür mussten wir Nachschieber wohl nicht mehr gut genug gucken können, wenn wir den Tonner fuhren. 🙈 Hat wohl in den 1990ern zu viel Geld gekostet. 😬

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)