Butterpreise in Deutschland deutlich gesunken

  • Die Begründung kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Heißt das im Umkehrschluss nicht, dass die Preise im Vorjahr künstlich hoch getrieben wurden und nun (bei zweistelligen Inflationsraten) massiv gesenkt werden können? :thinking_face:

  • ie Begründung kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Heißt das im Umkehrschluss nicht, dass die Preise im Vorjahr künstlich hoch getrieben wurden und nun (bei zwestelligen Inflationsraten) massiv gesenkt werden können?

    Denke schon. Kürzlich griff der dt. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir einen Vorschlag des Bundesverband Verbraucherzentralen auf, Übergewinne im Bereich der Lebensmittelproduktion und der Landwirtschaft abzuschöpfen(!). Aus seinem Haus hieß es, dass die Teuerung (Energie, Rohstoffe etc.) in diesem Bereich zwar mit typisch 60% zugeschlagen hätte, die Endverbraucherpreise jedoch teilweise um 160% erhöht wurden. Und erstaunlicherweise ist es momentan diesbezüglich sowohl in der Lebensmittelbranche als auch in der Landwirtschaft seeehr still - sonst rollen immer gleich die Traktoren vor den Reichstag, jetzt heißt es wohl "besser in Deckung bleiben".


    Da bleibt das Gefühl nicht aus, dass da einige die Hände und Taschen weit aufhalten, um einen Extragewinn mitzunehmen.


    So wie in der Strombranche sich gegenwärtig die "harten Ökostromanbieter", die eigene Wasserkraftwerke und Windparks etc. betreiben, den Vorwurf gefallen lassen müssen, warum _auch_ sie die Strompreise für Verbraucher massiv angehoben hätten, obwohl sie den höheren Börsenstrompreis, den sie für Kontingente bezahlen müssten ja auch mit gewaltig höheren Einnahmen für ihre Stromverkäufe kompensieren könnten.

    So wie EWS den Bestandskundenpreis von 30Cent zum 1.1.2023 auf 46Cent angehoben hat und nun per Rundschreiben "die Gute Nachricht" von der Strompreisbremse verbreitet, die den Strompreis nun auf 40 Cent deckelt. Da wird ein schnelles Geschäft gemacht: 16 Cent Preiserhöhung und 6 Cent davon lässt sich EWS vom Staat bezahlen.

  • Da ist nichts künstlich hochgetrieben. Die Bauern haben halt damals höhere Preise durchsetzen können - vielleicht in übertriebener Erwartung von Problemen bei der Futtermittelversorgung, vielleicht aus anderen Gründen.


    Bei den aktuellen Verhandlungen ist das nicht mehr gelungen. Daher können die Händler auch die Preise senken - nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern um Käufer zu sich un nicht zur Konkurrenz zu locken und damit Marktanteile zu sichern oder zu gewinnen.


    Die Preisgestaltung in Lieferverträgen ist, wie Aktienkurse, immer eine Spekultion auf die Zukunft. Wenn eine Stabilisierung von Inflation und Zinsniveau sowie eine Stabilisierung der Rohstoffversorgung erwartet werden, sinken die vereinbarten Preise oder steigen zumindest nicht weiter an.

  • Die Bauern haben halt damals höhere Preise durchsetzen können - vielleicht in übertriebener Erwartung von Problemen bei der Futtermittelversorgung, vielleicht aus anderen Gründen.

    Ich vermute, dass es die Angst im Handel vor Lieferengpässen war, dass höhere Preise durchgesetzt werden konnte und das allgemein eh alles teurer wurde. Das Risiko wollte keiner eingehen, also hat man nachgegeben, bevor irgend ein Aufstand kommt und dann die Regale leer bleiben.

  • Es muss ja kein Aufstand der Lieferanten kommen. Die können ja entweder mit anderen ihre Deals abschließen oder aus dem Milchgeschäft aussteigen. Dann würde das Produkt knapp.


    Der Hintergrund für den Preisverfall dürfte auch ein ganz einfacher Schweinezyklus-Effekt sein: Die Milchpreise waren vergleichsweise hoch, Fremdkapital billig. Deshalb haben viele Bauern investiert. Das führt inzwischen zu einer Überproduktion und folglich sinken die Preise.

  • ...mein Hirn hat "Baupreise in Deutschland deutlich gesunken" gelesen. Bin nur hier zum Wundern :face_with_tears_of_joy:

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Nicht 100% das Thema aber doch verwandt:


    Butter im Test: Fast alle Marken fallen durch

    Alles in Butter? Leider nein. Steigende Preise, rekordverdächtige Gehalte an Mineralöl und Mängel im Geschmack rütteln am Image der "guten Butter". Die meisten Produkte in unserem Test sind ihr Geld gar nicht wert, finden wir.

  • Bei der Überschrift in der zeitung dachte ich erstmal an den Streit vor einigen Jahren. Lebensmittel vom landwirt sollen einen vernünftigen Preis haben, damit für alle in der "kette" was überbleibt. Qualität, herkunft, verarbeitung... und nicht verrammsct werden... billig billig billig...

    Also dachte ich so da kann doch was nicht?

    Gruß David

  • "Für den Landwirt soll was übrigbleiben" ist natürlich ein berechtigtes und ehrenwertes Argument. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass viele der Landwirte zum Teil erheblich investiert haben, nachdem die staatliche Bewirtschaftung (Milchquote) weggefallen ist, in der Hoffnung auf dicke Gewinne. Dabei mag mancher nicht einkalkuliert haben, dass das freie Agieren auf dem Weltmarkt nicht nur Chancen bringt, sondern dass dann die Preise auch stärker nach unten durchrauschen können. Wenn das passiert und man seine Kredite für die Investitionen nicht mehr bedienen kann, ist das Gejammer natürlich groß. Das heißt natürlich auch, dass die Einnahmen durch die "fairen Preise" weitgehend an die finanzierenden Banken weitergegeben werden, und das sind im Landwirtschaftsgeschäft oft die Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken, die sich gerne so lokalverbunden und partnerschaftlich präsentieren.


    Gilt natürlich nicht für alle Landwirte. Viele krensen auch ohne überdimensionierte Ställe und Melkroboter finanziell knapp herum. Das ist auch bitter.