Alle hier aufgeführten Fakten sind persönliche Erlebnisse und Eindrücke. Berichtet wird nicht über das Hochwasser der Elbe ab ca 2 Tage später, sondern über das Ausmaß der Zerstörung und deren Auswirkung durch die Überflutung der Weißeritz in den Stadtteilen Löbtau und Cotta.
Am Samstag, den 10.08.02, kündigte der Wetterdienst für die nächsten 24h ca 100mm/qm an. Gegen Sonntag Abend begann es zu regnen.
Montag füllten sich u.a. 2 große Talsperren vor Dresden vollständig und auf Grund fehlender Absprache bzw nicht vorhandener Kommunikation (wie der Untersuchungsausschuß lt. Kirchbach Bericht festgestellt hat) wurden beide Becken zwangsweise entleert bzw schwappten über und drohten zu brechen.
Mit einer Vorwarnzeit von ca 45 min kam die erste Flutwelle in Dresden an. Reaktion der Behörden gleich null! Einige Dörfer vor Dresden und Stadtteile von Freital waren da bereits verwüstet!
Die Weißeritz, ein eher unscheinbares kleines Flüßchen (normaltiefe ca 20 cm) überflutete diverse Stadtteile von Dresden u.a. den Hauptbahnhof. Zu dieser Zeit wußte aus der Bevölkerung keiner irgendetwas davon.
Dienstag morgen waren Teile vom Stadtteil Löbtau und Cotta überflutet. Der 'kleine Bach' hat Autos und LKWs mitgerissen und gespielt als wären sie aus Pappe.
Keine 3 Stunden nach 9 Uhr waren noch geöffnete Supermärkte, Tankstellen Kioske usw völlig leer gekauft! Auf den Straßen standen die Autos und bewegten sich keinen Meter. Keine Tankstelle konnte Benzin liefern, da entweder selbst betroffen oder Strom weg.
In den Stadtteilen Löbtau, Cotta sowie angrenzende wie z.B. Gorbitz (die weit vom Überflutungsgebiet entfernt sind) gab es keinen Strom (mit nur ganz wenigen Ausnahmen). Die Trinkwasserversorgung wurde z.T. zwangsweise eingestellt. Fernwärme und Gas wurden nur noch extrem dünn geliefert bzw ganz eingestellt. Das Handynetz ist völlig überlastet gewesen, Telefonieren unmöglich, sms Mitteilungen brauchten z.T. über 18 Stunden um zugestellt zu werden oder eben garnicht. Das Festnetz war zum Teil direkt betroffen bzw konnte nicht mehr funktionieren, da Strom für die Verteilerstationen fehlte. Der öffentliche Personennah- und Fernverkehr war vollständig erloschen.
Die Behörden (und jetzt möchte ich mich sehr zurückhaltend ausdrücken) waren völlig überfordert. Vorsichtig gesagt: an diesen Tagen gab es hier eine gesetzesfreie Zone.
Dramatische Szenen auch im Supermarkt, wo verzweifelte Eltern mit Karte bezahlen wollten und nichts ging, das keine aktive Verbindung zur GEZ bestand (Gesellschaft für elektronische Zahlungssysteme in Berlin).
Zu diesen Stadtteilen gab es nur noch eine Autobahnanbindung, ca 15 km entfernt. Sicher für jeden vorstellbar, das da garnichts mehr ging.
Dadurch gab es zunächst auch keine Nachlieferung von Lebensmitteln, da Supermärkte nach dem System 'order on demand' arbeiten.
Am besagten morgen bin ich ca 10.30 Uhr aufgestanden da ich erst gegen 5 Uhr im Bett war. Etwa eine Stunde später kommt meine Frau mit den Kids wieder und erzählt mir, sie habe seit 3 Stunden im Stau gestanden, obwohl sie nur um die Ecke Brötchen holen wollte. Hab das natürlich nicht ernst genommen und machte mich auf den Weg zur
Arbeit. Erst eine halbe Stunde später wußte ich warum hier das Chaos ausgebrochen war. Stunden vorher hat die Weißeritz gewütet... Soviel zum Thema, wenn da was passiert, ist man vorgewarnt.
Etwa 10 Tage später hat die Elbe den höchsten Stand erreicht. Zwangs - Ewakuierung von tausenden Familien / ganzer Stadtteile incl Krankenhäuser in Turnhallen, Gasthäusern, Schulen usw.
Zu dieser Zeit hat hier die Bevölkerung zusammen gehalten. Da haben Rechte mit Linken und 'völlig quer denkende' Seite an Seite ohne Streß geholfen wo man nur konnte. Ein Wunder!
Da ich mein Refugium als Wochenendhaus ganzjährig nutze hatte ich großes Glück alles da zu haben. Es ist am Rand von Dresden gelegen und ca 100m höher als die Stadt.
Mal abgesehen von Tampons hat nichts gefehlt.
Auch wenn es 'nur' ein regional stark begrenzter Vorfall war hat dieser mir deutlich gezeigt, daß man sich einerseits wirklich gut vorbereiten muß und daß die Ereignisse bzw die Krise auch ohne Vorwarnung über Nacht kommen kann.
Um die größen und die Lage der Stadtgebiete sowie den Verlauf der Weißeritz genau nachzuvollziehen, bitte einfach zu googlen, da findet jeder was er sucht.