Da essbare Wildpflanzen gerade Mode sind, sicherlich eine ganze
Reihe der Forenmitglieder sich Literatur dazu angeschafft hat und ich hier
immer wieder Sachen wie
"ansonsten habe ich im Rucksack noch Notnahrung für 2 Wochen. ( Einige Wildpflanzen kenne ich und für
die anderen habe ich ein bebildertes Bestimmungsbuch dabei.)"
"Bücher wälzen um Pflanzen zu lernen"
"auch brauche keine Vorräte, ich lernen jeden Tag 2 Pflanzen" (sinngemäß, nicht mehr gefunden)
lese mal einige Anmerkungen dazu:
1. Bestimmen
Pflanzen, die ich kenne, erkenne ich meistens auch auf den Abbildungen wieder.
Umgekehrt brauche ich oft eine 2. oder 3. Quelle oder auch mal den Schmeil.
Kann an mir liegen, vielleicht können das andere besser.
Abgebildet ist immer die blühende Pflanze, gesammelt wird aber oft die Jungpflanze
(später ist sind dann die Pflanzen oft zu faserich , holzig, bitter usw. um halbwegs essbar
zu sein). Pech dann, wenn die Jungpflanze eine unscheinbare Blattrosette ist, die
ganz anderes aussieht, als die blühende Pflanze und auch kaum eins der Unterscheidungsmerkmale
aufweist.
Auch variierenmache Pflanzen je nach Standort doch ganz schön weit (sowohl
vom Aussehen als auch Geschmack)
2. Sammeln
Die Pflanze sicher bestimmen zu können, ist leider nur die halbe Miete.
Ohne Wissen, welche Pflanzen in seiner Umgebung wann und wo möglichst
massenhaft vorkommen, wird das Sammeln doch ein sehr mühsames Geschäft.
Ab und zu mal eine Handvoll auf einen Spaziergang mitzunehmen ist was
anderes, als gezielt Tag Genug zum Essen zu finden. Da muss man unter Umständen erhebliche
Strecken zurück legen, vom Zeitaufwand fürs Sammeln mal ganz abgesehen.
3. Wieviel braucht man
a) Krautige Pflanzen
mal geschätzt mit etwa 120 -180 kcal/kg und ein Bedarf von 2200 kcal = 12 -18 kg
Ups, wer das schafft, bitte mal melden.
b) Samen, Speicherknollen, Zwiebeln usw.
hier ist Nährstoffdichte schon deutlich höher, aber
- reifen viele Samen doch sehr ungleichmäßig ab
- sind die im Vergleich zu Kulturpflanzen winzig (schon mal 1 kg Brennesselsamen gesammelt
oder 1kg Löwenzahnwurzeln) ?)
- müssen die essbaren Teile oft sehr mühsam abgetrennt werden
-> sehr viel Arbeit pro kcal
4. Wieviel kann man essen
Irgendeine pharmazeutische Wirkung wird eigentlich so gut wie jeder Wildpflanze
nachgesagt. Wenn z.B. die maximale Tagesdosis für Gänse-Fingerkraut mit 4g angeben
wird (also ca. 30 g frisch), würde ich da nicht jahrelang jeden Tag 1-2 Kilogramm
davon essen, wenn einen seine Leber lieb ist.
5. die Pflanzen kennt ja kaum einer
In Zeiten, wo die Kinder glauben, das die Kühe lila sind, sicher richtig.
Nur wenn alle Hunger haben, ist da die Lernkurve sicherlich recht steil.
Und wenn jemand jeden Tag mit einen Korb voll Grünzeug nach Hause kommt,
wird man fragen stellen oder einfach mal schauen, was man so alles sammelt.
6. Ein Garten/Feld kann leicht geplündert werden
Eine gute Sammelstelle / Haselnußstrauch usw. mindestens genauso leicht.
So, und nun darf mich die "ich habe ein Buch und alles ist gut"-Fraktion zerreißen.