Saat, Saatgut, Samen

  • Guten Tag,
    in diesem Thema möchte ich das Wichtigste über Saat, Saatgut, Samen für die Stadtbewohner herausfinden.
    Ich möchte mir ein kleines Vorrat (30-50 kg) verschiedener Samen anlegen.


    Primär sollen sie als Tauschmittel dienen mit relativ hohen Tauschwert.
    Der hohe Tauschwert wird erreicht durch Seltenheit, genetisch sauber, unmanipuliert, Qualität, hohe Keimwerte.

    In der Not müssen sie auch essbar sein, entweder roh nur eingeweicht, gekocht oder als Keimlinge


    Die Samen müssen einige Kriterien erfüllen:


    - die Pflanzen, Knollen, Gemüse, Früchte, Samen müssen satt machen.
    Sie müssen einen hohen Eiweisgehalt haben.

    Als Beispiel: Gurken, Radiesli, Rettich, Kohlrabi, Tomaten, Erdbeeren sind es nicht.


    - keine genetisch veränderte Samen, kein gewöhnliches Getreide, Gemüse, keine Knollen wie Kartofel kurz gesagt
    alles wovon jeder Bauer 100te Kilos oder Tonnen hat


    Bis jetzt haben nur Hülsenfrüchte - Bohnen aller Art, Linsen, Erbsen, Soja, Couscus und aus Getreide - Quinoa, Amaranth alle Kriterien erfüllt.


    Was mich interessiert ist noch Haltbarkeit z.B. vakuumieren JA/NEIN, welche Keimwerte kann man nach 5 Jahren erwarten usw.


    Das ist im Moment alles was mir einfällt.


    Gruss von


    Grosspapa kurz "GP"

  • Hallo grosspapa,


    Würde Dir vorschlagen zu Deinem Saatgut noch heilkräftige Kräuter für die Verdauung und die üblichen Wehwehchen hinzuzunehmen. Kamille, Beifuß, Girsch, Brennnessel, Rauke, Löwenzahn.....(als kleine Vitaminbeigaben im Getreide, z.B. in Bratlingen.)
    Außerdem können Wildkräuter sehr gut als Beikraut zwischen dem Getreide wachsen ohne besonders gedüngte Erde.
    Auch die Wurzeln der Nachtkerze (Schinkenwurzel) können im Winter gegessen werden.
    Nicht zu vergessen Topinambur, weil es keinerlei Pflege bedarf und keine besonderen Bodenansprüche stellt. Leider können die Knollen nur in der Erde bevorratet werden.


    Die Keimfähigkeit vom Saatgut nimmt im Laufe der Jahre unterschiedlich stark ab. Da gibt es Listen im Netz.


    In der Stadt Getreide und Gemüse zu ziehen, stelle ich mir sehr schwierig vor wenn alle Bewohner mit hungrigen Mägen um die Blöcke ziehen.


    Liebe Grüße, Anne

  • Ich würde noch Buchweizen ( ein Knöterichgewächs ) einlagern:
    - Kann ganz oder geschrotet gekocht und zu süßem Brei oder herzhaftem Eintopf verarbeitet werden - macht lange satt!
    - ist auch für Menschen mit Zöliakie/Glutenallergie verträglich
    - die Pflanze gedeiht auch auf armen Böden und hat wenig Krankheiten und Schädlinge
    - blühender Buchweizen ist eine sehr gute Bienenweide
    Einziger Nachteil: Ernte sehr mühselig


    Außerdem: Ölkürbis wegen des Fruchtfleisches, aber vor allem wegen den ölreichen Samen
    Aus dem gleichen Grund: Leinsamen und Sonnenblumenkerne (letztere z.Zt. günstig als Vogelfutter im Ausverkauf)


    Als Tauschgut würde ich aber nicht auf allgemein bekannte Gemüsesorten wie Möhren und Kohlrabi verzichten, weil die Leute damit vertraut sind und diese Samen haben wollen.
    Radischen sind das früheste und schnellste Wurzelgemüse - in Schweden haben wir sie wochenlang in allen erdenklichen Zubereitungen gegessen, weil alles andere noch nicht so weit war...
    Steckrüben sind im kollektiven Gedächtnis als Krisengemüse verankert, lassen sich gut lagern und eine Rübe gibt eine Mahlzeit für eine Familie...
    Weiß+Rotkohl lassen sich gut einmieten oder als Sauerkraut einmachen und sind eine unverzichtbare VitaminC-Quelle im Winter...
    Porree, Grünkohl, Rosenkohl +Markstammkohl können noch aus dem Schnee geerntet werden.
    Herbstrüben können noch als zweite Frucht nach frühen Ernten, etwa Frühkartoffeln, gesät werden.
    Gemüsezwiebeln bringen viel Masse und spenden wegen dem hohen Zuckergehalt Energie - z.B. 2 heiße Gz. gut einwickeln+in die Jackentaschen gesteckt, bleiben lange warm als Handwärmer + Imbiss in Feld + Wald...

  • Zitat von hinterwäldler;94850

    Ich würde noch Buchweizen ( ein Knöterichgewächs ) einlagern:
    Einziger Nachteil: Ernte sehr mühselig


    Viel schlimmer: Ihn schälen. Wer kennt eine praktikable Methode ?

  • @GP
    Gute Idee, macht aber in der Grössenordnung keinen Sinn.
    Ich müsste jetzt länger suchen, aber über den Daumen gepeilt verliert das Saatgut nach 5 Jahren etwa 20% seiner Keimfähigkeit.
    Das ist natürlich sortenabhängig, abhängig von der Lagerung, und noch einigen anderen Faktoren. Die 20% sind nur eine Faustregel.
    Vergessen wir hierbei auch einmal irgendwelches Getreide aus irgendwelchen Pyramiden.
    Zur Lagerung... am besten in der Verpackung in der es geliefert wird. Die Kleinpackungen sind in der Regel schon optimal verpackt.
    Die Grosspackungen ... ok, vakuumieren geht.
    Die Lagerfähigkeit bzw. der Ausfall kann durch einfrieren verbessert werden (-18Grad und weniger).


    Gruss

  • Und wo bekommt man solche Packungen am besten her?
    Dem Zeug welches man im Baumarkt bekommt, traue ich da nur bedingt...

  • Vielen Dank allen die etwas geschrieben haben.
    So viel habe ich so schnell nicht erwartet.
    Zuerst muss ich alles richtig "verdauen".


    Gruss von GP

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir jetzt ein paar Samen bei Arche Noah in Osterreich bestellt.


    http://shop.arche-noah.at/


    Die ARCHE NOAH setzt sich seit über 20 Jahren für die Erhaltung, Verbreitung und Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein.
    Außerdem hat die Gesellschaft sehr gute Bücher geschrieben.


    http://www.arche-noah.at/etomite/


    Unter anderem ein Handbuch über Bio-Gemüse-Gärtnerei und ein Handbuch über Samengärtnerei! Das Buch ist wirklich super...äußerst empfehlenswert für Selbstversorger und Überlebenskünstler...


    http://shop.arche-noah.at/index.php/buecher.html


    Dort findet man wirklich alles...


    Gruß
    aya

  • Hallo, zwischendurch habe ich den richtigen Begriff gefunden.


    SAMENFESTES SAATGUT


    d.h. unmanipuliert, natürlich, Samen von Samen von Samen von Samen ........ immer gleich brauchbar

  • Zitat von grosspapa;94834

    Der hohe Tauschwert wird erreicht durch [...] genetisch sauber [...]


    Ich glaube nicht, dass es wen interessieren wird, ob dein Gemüse gentechnisch verändert wurde
    Und die, die es interessiert, werden nicht die Möglichkeit haben, zu überprüfen ob am Genom rumgefuhrwerkt wurde oder nicht.

  • Zitat von grosspapa;94834


    Als Beispiel: Gurken, Radiesli, Rettich, Kohlrabi, Tomaten, Erdbeeren sind es nicht.


    Schließe mich da hinterwäldler an: Radieschen sind rasch und schnell angebaut und geerntet. Tomaten sind seeehr bekannt (würde mal sagen: zu 100%) und beliebt sowie wahre Vitaminspender. Ausserdem kann man sie platzsparend am Balkon in Töpfen ziehen. Habe sie daher in mehreren Varianten in meinem Vorrat.
    Gurken und Erdbeeren müssen sicher nicht sein, da bin ich wieder bei dir.


    Zitat von grosspapa;94834


    Bis jetzt haben nur Hülsenfrüchte - Bohnen aller Art, Linsen, Erbsen, Soja, Couscus und aus Getreide - Quinoa, Amaranth alle Kriterien erfüllt.


    Soja würde ich nicht einlagern, da Sojabohnen spezielle Bakterien brauchen, mit welchen sie in Symbiose leben und bei uns im Boden nicht natürlich vorkommen. Der Boden und/oder das Saatgut müsste also vor der ersten Aussaat beimpft werden.
    Amaranth ist schwierig zu ernten, weil die Reife der Körner nicht annähernd gleichzeitig erfolgt. Aber als Blattgemüse kann man ihn durchaus ziehen - erfüllt dann aber nicht deine Vorgabe.
    Ich bleibe daher der Einfachkeit halber bei Bohnen, Linsen und Erbsen.



    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hallo,
    vielen Dank allen die etwas geschrieben haben.
    Noch eine Eingeschaft sollen die Samen haben, sie sollen noch UNGEBEIZT (d.h. unbehandelt) sein, für den Fall dass man die einkeimen und essen will.
    Ich hoffe, dass ist endlich alles was man wissen muss.
    An dem hohen Tauschwert müssen noch arbeiten.
    Mir ist noch Tabak (wiederstandsfähig, z.B. "Machorka" die auch in Sibirien wächst)
    in Sinn gekommen obwohl ich Nichtraucher bin und gegen Rauchen.


    Schöne Grüsse von


    GP

  • Wenn du deine Vorräte im Bio-Laden kaufst

    • zahlst du eine Menge Geld
    • bekommst du sehr trockenes (=lange lagerfähiges), verzehr- und keimfähigs Saatgut


    Leider hat dein Plan mMn eine entscheidende Schwachstelle:
    Die Keimrate von Saatgut sinkt tlw. sehr schnell ab.
    Manche Samen sind nur einige wenige Tage lang keimfähig. Andere mehrere Jahre.
    Aber nach 5 Jahren ist bei fast Allem Schluss mit lustig.


    Ggf. könntest du alles vakuumiert tiefkühlen. Kostet aber Geld, Platz und Strom (sowie eine Tiefkühltruhe).
    Kurz: Geld.


    Ich setze daher auf lange haltbare Gebrauchsgegenstände wie zum Beispiel Rasierer, Werkzeuge udgl.
    Eine gute Handsäge könnte mir die benötigten Vorräte für ein Jahr einbringen.


    Saatgut habe ich nur in dem Ausmaß wie ich es selbst im Garten brauche.



    LG


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hallo Maresi, danke für Deine Beiträge.


    Gibt es irgendwo Tipps für die brauchbaren Gegenstände ?


    Die Samen besitzen eine hohe Wertdichte und alles was Du gegen die Samen schreibst, kann man auch als Chance sehen.
    Verlust der Keimfähigkeit nach einigen Tagen natürlich nicht, nach 7-8 Jahren ja, das ist gut so, das ist die Chance.


    Danke und Gruss von


    Grosspapa

  • Hallo,


    Bei richtiger Lagerung ( kühl und dunkel) sind Samen sehrwohl lange Keimfähig.


    Tomatensamen bis zu 6 Jahre und Mais bis zu 10 Jahren.


    Unlägst habe ich im Hause meiner Mutter gestöbert und was haben meine Augen entdeckt, eine Tüte schwarzen Rettichs.
    Diese stammten von einer Wahlveranstaltung und waren vom Jahr 1992, also 10 Jahre alt und lagen in der Küche in irgendeiner Schublade, also keinesfalls ideal gelagert.


    Habe einen Keimtest durchgeführt, von 10 Samen keimten noch ganze 7 Stück.


    Die Saatgutindustrie will uns nur alle Jahre neues Saatgut verkaufen, ich verwende oft älteres Saatgut und habe auch gute Erfahrungen damit.
    Kommt wahrscheindlich auch auf die Qualität an?


    Soweit es geht versuche ich eigenes saatgut zu gewinnen. Besonnders bei Kartoffeln ist es sehr interessant, da kommt jedes Jahr was anderes raus.


    LG
    Fischer