37° - Mensch Gottfried

  • Moin im Thema,


    ich finde es doch sehr bemerkenswert, welche Reaktionen das gewählte Leben dieses einfachen "Aussenseiters" hervorruft, immer noch...


    Es gibt in unseren Landen ganz sicher zehntausende Menschen, die sehr ähnlich leben, und die wie man so schön sagt "Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen..."


    Ich finde es gut, daß solche Individualität auch heutzutage noch möglich ist, und das nicht über alles das Auge des Gesetzes, irgendeine sich zuständig fühlende Behörde wacht, und anordnet, und bestimmt.


    "Leben und leben lassen!" Das ist vielen von uns in einer zu sehr geordneten und bestimmten Welt leider abhanden gekommen, wir lassen uns bestimmen, ordnen uns unter, unter wen auch immer.


    Wenn ich die Chance hätte, genau SO zu leben, ich würde diese Chance ergreifen, leider lebe ich (noch) in einer völlig anderen Situation.


    Denkt mal darüber nach...


    Gruß



    Michel

  • Hallo Michel.


    Du schreibst: [...] " "Leben und leben lassen!" Das ist vielen von uns in einer zu sehr geordneten und bestimmten Welt leider abhanden gekommen, wir lassen uns bestimmen, ordnen uns unter, unter wen auch immer." [...]


    Unter wen? Wie wär's (im Falle des bewunderten "Außenseiters") ganz einfach mal mit dem Schicksal? Aber glaube mir: Wenn dem Herrn Gottfried auch bloß drei Nächte lang ein Zahn weh tut, eines seiner Tiere mal trübe schaut, ein Herbststurm sein Dach abdeckt, ein Blitz seine Scheune anzündet, sein Plattenspieler kaputtgeht, etc. - er wird jeweils augenblicklich sein ach so konsequentes "Außenseiterdasein" aussetzen und ganz selbstverständlich die, nach seinen Begriffen, absolut verachtenswerten Wohlstands-Privilegien voll für sich beanspruchen. Da spielen dann eben vorübergehend Wasser, Zeit und Geld pauschal mal keine Rolle.


    "Denkt mal darüber nach..."


    Gruß,


    WB.

  • Ich habe die Doku auch angesehen und finde sie sehr spannend. Ob er jetzt konsequent außerhalb der Gesellschaft leben will oder evtl. sein mit zwei verschiedenen Maßen bewertet ist mir egal. Denkanstöße gibt der Bericht auf jeden Fall. Was mir sehr gut gefällt ist die Art wie seine Söhne zu der Geschichte stehen und dass er verstehen kann, dass die nicht so bei ihm wohnen wollen, bzw. dass er sich in ihre Lage hineinversetzen kann.


    Ich habe mal einen Bericht in unser Lokalzeitung über ihn gelesen und danach gedacht, den müsste man ja mal besuchen, er wohnt nur wenige Kilometer von mir entfernt. Allerdings bin ich mir nicht so sicher ob das eine gute Idee ist, schließlich will ich seine kostbare Zeit nicht stehlen. Ich war schon 2 mal mit meiner Freundin bei dem im Beiträg erwähnten Salsaabend, leider habe ich ihn dort nicht angetroffen, das war allerdings nicht so schlimm da ich ja zum Tanzen dort war :face_with_rolling_eyes: .


    Falls ich den Mut mal aufbringe schreibe ich wie es gewesen ist.


  • Genau so sehe ich es auch. Heute sprudelt aus meinem Brunnen in etwa 30l/min Richtung Abwasser. Warum soll ich welches sparen??? Damit im Mali die mehr Wasser haben.


    Auch sehe ich nicht ein warum ich einen tollen EU Sparduschkopf haben muss wo Wasser raus träufelt weil in Spanien Wasserknapheit herschen kann.


    Aber politisch korrekt muss man heute Wasser sparen da geht nichts daran vorbei und Widerstand ist nutzlos. Es ist eine Erziehungsmaßnahme.


    Und da ich noch mit Bauern gross geworden bin wo einmal pro Monat im Hof im Bottisch gewaschen wurde. Naja.. als romantisch würde ich den gestank nicht nennen.
    Wir haben im Dorf noch so einen Alten der ungefähr wie dieser Gottfried leben dürfte, wenn der im Geschäft einkauft hält es nur die Verkäuferin aus, sie kann ja nicht anders.


    Also ich bin der Meinung man kann sicher um Einiges weniger verschwenderisch leben nur ich sehe nicht ein warum ich nicht Solarzellen auf mein Dach mache um zb eine Tiefkühltruhe und viele andrer nützliche Apparate zu betreiben.




    Moléson

  • Haben wir jetzt hier die "Nach-mir-die-sintflut-Denke" bzw. neue Egoisten an Bord, die solche ihnen unbekannte Leute wegen deren Einstellung verurteilen, oder was läuft in den letzten Beiträgen schief?


    Da könnte ich kotzen, sorry.

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Danke Peacefool


    für Deine klaren Worte,


    bei soviel Gift und Ablehnung gegen andere Lebenseinstellungen läuft es einem kalt den Rücken runter....

  • Zitat von Peacefool;133137

    Haben wir jetzt hier die "Nach-mir-die-sintflut-Denke" bzw. neue Egoisten an Bord, die solche ihnen unbekannte Leute wegen deren Einstellung verurteilen, oder was läuft in den letzten Beiträgen schief?


    Da könnte ich kotzen, sorry.


    Weil du meinst ausser dem skurilen Faktor wird irgendjemand seine Lebensweise ändern nach einem solchen Film ???


    Oder was hast du dagegen beides zu kombinieren, gewisse Annehmlichkeiten der Modernität gepaart mit Nachhaltigkeit. Das geht nämlich sehr gut ohne zur Steinzeit zurück zu kehren.


    Was glaubst du was bei den Leuten passiert, wenn sie unser lokales Unikum der so lebt wie in dem Film (aber aus Gewöhnung und nicht aus philosophischen Gründen) treffen und umfallen weil er einfach für unsere Nase bestialisch stinkt.


    Nachahmenswert???


    Sicher nicht.


    Und hast du mal überhaupt Leute gesehen die ich würde sagen zu 95% Selbstversorger waren. Ich schon, das waren Bauern mit 8 Kindern vor über 40 Jahren und als ich die das erste mal gesehen hatte gab es noch nicht mal einen Traktor, geschweige denn ein Auto, Fernsehen gab es auch nicht und Elektrizität beschränkte sich auf ein paar Glühbirnen, denn es gab keine elektrische Maschine wie wir sie heute kennen. Laufendes Wasser ? Ja einen Hahn in der Küche (Luxus!!!!), Klo = Plumpsklo draussen usw...


    Damals haben wir unseren Sommer in einem Haus daneben verbracht und ich habe als Kind den ganzen Sommer mit den Bauern Kindern verbracht. Wunderschöne Zeit für mich und der Grundstock für meine heutige Art zu leben.


    Aber ein 100% Kopie des damaligen Leben würdest du heute niemanden zumuten können. Und selbst damals mussten die irgendwo Geld her kriegen um sich an zu ziehen, den Bauernhof am Laufen halten und gewisse Nahrungsmittel die sie nicht selbst herstellten zu kaufen.


    Also wenn mir jemand verkaufen will das er seine Teller ableckt weil er Wasser sparen will, kann er das tun aber beeindruckt bin ich nicht. Selbst wenn er in einer Gegend wohnt wo er Grundwasser sich holen muss, geht das mit einem Rohr einem Sonnenpanel und einer 12 V Pumpe.


    Sowieso bei der Freundin lässt er sich gut gehen mit Tee (wächst bekanntlich in D) und Zucker (wie geht das noch mit der Zuckerübe...) und die wollte nämlich nicht so leben wie der Gottfried.


    Und köstlich finde ich den Satz:


    ICH KANN NUR SPASSBAUER SEIN WEIL ICH GEERBT HABE


    oder das er seine Unterhose alle 14 Tage wechselt...


    Kurz und gut es gibt einen Himmelweiten Unterschied zwischen Leuten die so "in etwa" leben müssen und einem Stadtmenschen (denn er ist einer das kann man nicht übersehen) der so tut als ob, denn wenn er konsequent wäre müsste er sehr schnell etwas produzieren und mehr als für den Eigenverbrauch.



    Für mich sind Lichtjahre zwischen diesem skurrilen Experiment und nachhaltiger Lebensweise im heutigen Jahrhundert.


    Und ja ich heize zu grossem Teil mit Holz, habe einen grossen Gemüsegarten, einen grossen Obstgarten, eine Sonnenheizung auf dem Dach, eigenes Wasser und hole mein Fleisch vom Bio Bauern der 300m weiter weg wohnt.


    Wenn man aufhören würde 50% aller Nahrung weg zu schmeissen könnte man das doppelte dafür bezahlen und zu 100% auf Nachhaltig und Bio umsteigen.
    Damit lässt sich aber kein Fernsehabend füllen.



    Moléson

  • Lies Dir Deinen eigenen Beitrag zuvor doch noch mal durch moleson (neben Dir war übrigens Pimponello gemeint, mit dem was er an anderer Stelle postete, mit gleicher verachtender Tendenz).


    Dein Beitrag geht immer nur in die Richtung: "Warum soll ich?"


    Es ist ja fein was Du alles hast und machst, Dein letzter Beitrag war soweit auch fast in Ordnung, aber wenn andere Leute mit gutem Beispiel vorangehen (100% autark ist nicht möglich, nirgendwo) und Du Deine Verschwendung bzw. den Überfluss mit unsinnigen Vergleichen aus dem Ausland rechtfertigst, mit Ländern die echten Wassermangel haben, während wir im Überfluss leben, dann hast Du die Zusammenhänge nicht verstanden. Denn wenn andere keines mehr haben kommen die zu uns oder graben es an Stellen ab, die uns sonst zufließen.


    Mich störte schlicht die unsentimentale egoistische Sichtweise. Thats it.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.


  • Super Einschätzung!
    Gottfrieds Lebensweise lässt sich mit dem Wort Doppelmoral zusammenfassen.
    Er sagt es ja selbst: ICH KANN NUR SPASSBAUER SEIN WEIL ICH GEERBT HABE.