Tarnen und Täuschen beim bei Anbau von Nahrung

  • Also Rettich würde ich schon erkennen, aber nur weil wir mal welchen verwildert auf nem ebensoo verwilderten Grundstück hinter unserem Garten hatten und uns da gern mal bedient haben (was bei dem steinigen Lehmboden echt ne Tortur war, zumal ich die 10Kilo Buddelstange kaum halten konnte). Wär mir aber zu scharf um mich davon ernsthaft zu ernähren oder gibts mildere sorten?
    Kartoffeln erkenne ich auch trotz meiner nur 23 Jahre. Haben in der Grundschule ein Klassenbeet gepflegt, wo die unter anderem standen (wenn man auf die Saison verteilt 20 Stunden damit verbringt, die Pflanzen von Kartoffelkäfern zu befreien, vergisst man nicht mehr, wie die aussehen), weiß allerdings nicht, ob diese Praxis nur in der ehem. DDR oder auch darüber hinaus üblich ist.


    Die weiter oben von Henning erwähnten Fagopyrum cymosum Scheinen mir eine Art des Buchweizens zu sein, wenn die auch als Salat taugen - umso besser!


    Für ein etwas Spezielleres Szenario kenne ich auch noch eine nette Anekdote: Als die Soviets damals diesen Teil Deutschlands besetzten, haben sie (Kommunisten halt) besonders bei den Pfarrern extrem hart zugeschlagen. Der hiesige zum Beispiel ist dem Hungertod durch seine Spargelzucht entkommen, über weißen(!) Spargel scheinen die Leute außerhalb des deutschsprachigen Raumes übler die Nase zu rümpfen als unsereins über traditionelle britische Küche.:grosses Lachen:


    Manchmal ist es also auch interessant, Sachen zu kennen und anzubauen, die sonst keiner essen würde/die falsch zubereitet ungenießbar sind, da man diese mitunter ganz offen in Monokultur anbauen kann. Eichelbrot zum beispiel oder eine Pilzzucht, aus weitgehend unbekannten Pilzen, die man als parasitären Befall des Brennholzlagers ausgibt... leider sind weder Spargel noch Pilze so wirklich mein Ding.:anxious_face_with_sweat:


    Ich habe gute erfahrungen mit verwilderten Nutzpflanzen, wie dem bereits angesprochenen Rettich oder grünem Spargel, der bei uns entlang der Feldwege wächst. Vielleicht kann man auch künstlich welche in der Umgebung verwildern und anschließend nur sammeln?!

  • Zitat von NoX;105391


    Die weiter oben von Henning erwähnten Fagopyrum cymosum Scheinen mir eine Art des Buchweizens zu sein, wenn die auch als Salat taugen - umso besser!


    Ja, ist auch ein Knöterichgewächs und mit Buchweizen ( Fagopyrum esculentum) eng verwand.
    Wird in Asien als Gemüse angebaut.

  • Spargel und Pilze? Da werf ich mal ein: 2200 kcal pro Tag und Nase, in einer Mangelsituation mit körperlicher Arbeit deutlich mehr. :staunen:


    Nochmal zum mitmeißeln, du brauchst Kohlenhydrate, Protein und Fett in substanziellen Mengen. Das lässt sich nicht unsichtbar auf der Fensterbank anpflanzen. Allein um eine Familie über den Winter zu bringen sind handfeste Anbauflächen notwendig. Ich verstehe ja den Wunsch Anbauflächen zu verstecken, aber realistisch gesehen ist das quatsch, weil es nicht geht. :anxious_face_with_sweat:


    Nebenbei, der Pfarrer wird sich nebenbei vermutlich noch eine Salami, etwas Käse und zu Spargel passenden Wein weggetan haben, denn Spargel verbraucht beim verdauen mehr Kalorien als er einbringt. In 100 Gramm sind schlappe 12 kcal. :Zunge raus:

  • :ohhh:naja ich kann nur das mir überlieferte weitergeben, wie man sich sicher vorstellen kann, war ich nicht dabei. Nichtsdestotrotz gibt es doch auch Pilze, die einen recht hohen Eiweißanteil und damit auch einen entsprechenden Nährwert haben... in einer Reportage habe ich mal ein Interview mit einem typen gesehen, der in einer Fabrik gearbeitet hatte, in welcher sie in der nachkriegszeit auf sägespänen einen Pilz züchteten, aus dem sie einen Fleischersatz herstellten der meiner Erinnerung nach wohl über 30% Proteingehalt hatte, nach dem Pilz hab ich auch schon gesucht aber da ich den Namen der Uni vergessen habe, an der sie das entwickelt haben bisher nichts gefunden.

  • Zitat von Sam de Illian;105365

    Ja, man merkt, dass du nicht bei FB recherchiert hast :winking_face:


    Hallo Sam,


    ich habe mir sogar schon meine Grabsteininschrift ausgesucht:grosses Lachen:


    "Hier liegt der letzte Mensch, der kein Facebook-Account hatte und dessen persönliche Daten Mark Zuckerberg nicht kannte."


    Übrigens waren Grabsteininschriften früher wirklich deftiger als heute. Ich habe mal eine frühneuzeitliche (so ungefähr 15. Jahrhundert) in Passau gesehen: "Hier liegen meine Gebeine, ich wünscht, es wären deine." Einfach klasse, oder cooool, wie man neudeutsch sagt

    Zitat von Sam de Illian;105365

    Die englische Facebook-Seite für Kartoffeln hat >40.000 'Likes'
    Aber davon unbenommen: Weder Kartoffeln, noch andere "unterirdische" Gemüse werden von den typischen Stadtbewohnern (Kinder wie Erwachsene) erkannt.
    ...


    Und ganz ehrlich, Möhrenkraut erkenne ich noch, aber ob ich einen Rettich oder ähnliches auf Anhieb erkennen würde... fraglich./QUOTE]


    Ich hab da ein paar evolutionäre Vorteile :)


    Auf dem Dorf aufgewachsen, Mutter Biologielehrerin, sie überliess im Garten jedem Kind ein Beet, auf dem wir anbauen konnten, was wir wollten.



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von NoX;105410

    Nichtsdestotrotz gibt es doch auch Pilze, die einen recht hohen Eiweißanteil und damit auch einen entsprechenden Nährwert haben... in einer Reportage habe ich mal ein Interview mit einem typen gesehen, der in einer Fabrik gearbeitet hatte, in welcher sie in der nachkriegszeit auf sägespänen einen Pilz züchteten, aus dem sie einen Fleischersatz herstellten der meiner Erinnerung nach wohl über 30% Proteingehalt hatte, nach dem Pilz hab ich auch schon gesucht aber da ich den Namen der Uni vergessen habe, an der sie das entwickelt haben bisher nichts gefunden.


    Schade, an dem ganzen Verfahren hätte ich auch Interesse gehabt. Pilze habe ich bisher eigentlich immer nur als Geschmack ohne Substanz gesehen.

  • Ich glaube, dass es Augenwischerei ist, ein paar Pflänzchen in einem kleinen Garten zu haben und zu hoffen, damit eine länger anhaltende Krise überstehen zu können. Ebenso frage ich mich, was es für einen Sinn macht, beispielsweise einen Nahrungsvorrat für 4 Wochen zu haben und sich damit deutlich besser ausgestattet zu fühlen als die Nachbarn. Wenn der Notstand 4 Monate dauert, verhungert man dann eben 4 Wochen später, was ist damit gewonnen?
    Ich gehöre zu den Menschen, die täglich an der frischen Luft körperlich arbeiten. Meist reicht es mir, einmal am Tag "vernünftig" zu essen, aber das heisst: Fleisch oder Eier, Bohnen, Fett, Kartoffeln... nahrhafte Sattmacher. Man kann auch von Pilzen sattwerden (eine krause Glucke reicht je nach Größe für 2-4 Personen), aber ebenso wie bei Gemüse hält es eben nicht lange vor. Ich glaube nicht, dass man nach ein paar Wochen "Blumen essen" noch viel Kraft hat.
    Wenn es kleine Kinder gibt, wird es ganz eng.
    Ich fürchte, wenn eine länger anhaltende Notsituation eintritt, hat man ohne einen Kleinhof mit Nutzvieh in entsprechender Lage schlechte Chancen.
    Fagopyrum cymosum, Baumspinat, haben wir auch, erkennt tatsächlich keiner, sät sich bei uns aber immer neu aus und hat noch nie einen Wurzelausläufer hervorgebracht. Zum Sattwerden für mehrere Personen aber auch eher ungeeignet. Die Hühner mochten ihn leider auch sehr gern...

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Hallo Firehorse,


    ich gebe dir Recht, dass niemand glauben sollte, dass er nur mit einem kleinen Beet, oder Wildgarten seine Versorgung sicherstellen kann. Dazu gehört ein ausreichend großer Garten/Anbaufläche und dazu viel Fachkenntnis, Gerätschaft und intensiver Arbeitseinsatz.


    Aber mit deiner Aussage bezüglich des 4WochenVorats gehe ich nicht konform. Die Situation, dass die Nahrungsmittelversorgung gänzlich über mehr wie vier Wochen kollabiert und nichts, aber auch gar nichts an Nahrungsmitteln verfügbar ist wird es so kaum geben. Ich persönlich kann mir jedenfalls nur wenig Szenarien vorstellen, in denen die Ernte global und zu 100% ausfällt. Ich hallte Engpässe für wahrscheinlich und da hilft ein 4 Wochen Vorat enorm weiter, denn wenn den anderen die Energie ausgeht, weil sie nur noch auf 1000 kcal pro Tag arbeiten müssen, hast du immer noch genug, um deinen Vorat so zu strecken, dass du die Situation länger überstehst.


    Wenn du dann noch zusaätzlich ein kleines Nahrungsangebot aus dem Garten verfügbar ist, dann reicht der Vorat noch länger. Aber diese Aktivität vor den Nachbarn geheim zu halten halte ich für aussichtslos. Und wenn die Leute hunger haben werden sie ersuchen dir die Saatkartoffeln aus der Erde zu klauen. Da hilft nur Wache schieben und zwar am besten zusammen mit den Nachbarn, welche ja vermutlich auch Anbau betreiben werden.


    Zum Thema täuschen und tarnen: Bei uns in der Straße haben wohl vor einiger Zeit Erntetrecker Getreidesamen verstreut. Das hat dazu geführt, dass bei uns in der Straße und auch in einigen anderen Straßen Weizen am Straßenrand wächst. Wir hatten hier Mal den Thread, dass mann seine Umwelt preptechnisch optimieren könne. Damit war gemeint, dass mann auf ungenutzten Flächen Nahrungsmittel wild aussäht und sich praktisch nicht darum kümmert, es sei denn, dass die Sachen in der Krise gebraucht werden. Die Sache geht in Richtung Guerillagardening, nur dass hier die Nahrungsgewinnung im Vordergrund steht. Zum Preppen gehört nach meiner Meinung, dass man sich mit seiner Umgebung auseinandersetzt. Also auch, dass jeder weiß wo die Obstbäume in der Gegend stehen und wo sich ein paar Topinambur o.ä. vergraben lassen. Vielleicht haben wir ja noch die Zeit, damit die sich so ausbreiten, dass eine Krise leichter überstanden werden kann.


    Beste Grüße


    Harmlos

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Zitat von Firehorse;105425

    Ich glaube, dass es Augenwischerei ist, ein paar Pflänzchen in einem kleinen Garten zu haben und zu hoffen, damit eine länger anhaltende Krise überstehen zu können.


    Mir ging es darum deutlich zu machen das, wenn du schon anbaust um dich zu ernähren (was ich für richtig halte, auch wenn die Geldbörsen und Läden voll sind), du entsprechend umfangreiche Anbauflächen brauchst und das nicht verstecken kannst, selbst wenn du es willst.


    Zitat von Firehorse;105425

    Ebenso frage ich mich, was es für einen Sinn macht, beispielsweise einen Nahrungsvorrat für 4 Wochen zu haben und sich damit deutlich besser ausgestattet zu fühlen als die Nachbarn. Wenn der Notstand 4 Monate dauert, verhungert man dann eben 4 Wochen später, was ist damit gewonnen?


    Eigentlich eine echte Grundsatzfrage, hier ist meine Antwort, in der Hoffnung das sie hilft:


    Dein 4-Wochen Vorrat ist nicht dafür gedacht, dich über einen nuklearen Winter zu bringen. Er ist dafür gedacht den 2-Wochen Truckerstreik bequem zu überdauern, weil es dann im Laden erstmal nicht mehr alles gibt. Oder mal ein Monat Geldausfall (mir hat man mal das Konto in 2002 leergeräumt, habe ich wieder bekommen, aber erst nach Wochen). Oder mal 3 Wochen Schnee oder eine Überschwemmung. Also mehr Sachen die vergleichsweise Wahrscheinlich sind.


    Daher meine ich das 4 Wochen sehr wohl Sinn machen. Nicht für den nuklearen Winter, aber eben für die normalen Notsituationen die so passieren.


    Zitat von Firehorse;105425

    Ich fürchte, wenn eine länger anhaltende Notsituation eintritt, hat man ohne einen Kleinhof mit Nutzvieh in entsprechender Lage schlechte Chancen.


    Kommt drauf an was man als lang anhaltende Notsituation sieht. :face_with_rolling_eyes:

  • Ja, für echte Selbstversorgung braucht man richtige Felder.
    Als Hobbygärtner weiss ich sehr gut, wie schwer es sein kann, mit gift- und kunstdüngerfreiem Anbau (selbst auf kleinen gut betreuten Beeten) einen nennenswerten Ertrag rauszubekommen.
    Daher sollte der konventionelle Anbau nicht unnötig verteufelt werden, weil der immer noch den Hauptanteil der Versorgung sichert, gleichzeitig Bio-Anbau umso höher wertgeschätzt sein, weil mit mehr Arbeit und weniger Ertrag verbunden ist.
    Tarnen und Täuschen wird nie für den ganzen Bereich klappen, höchstens für kleine Teilbereiche.
    Daher rate ich jedem, der etwas Anbaufläche betreut:
    Vergesst normale Zäune, da klettert jeder Interessierte einfach drüber.
    Am besten sind Wildrosenhecken. Die sind dornig und besser als Stacheldraht. Um auch blickdicht zu werden, kosten sie zwar etwas Platz, aber die Vorteile überwiegen das. Bei richtigen Feldern sollte man jetzt schon vorbeugend die wahrscheinlichsten Zugangs-Bereiche als erstes einhegen. So wird für Radfahrer und Spaziergänger der Einblick verlegt und sie vergessen im Laufe der Zeit die Felder dahinter.
    Zufahrten für Traktor ruhig weiter ins Feld rein verlegen, auch wenn es bequemer wäre, direkt von der Straße aus zuzufahren. Für die Einfahrt versperrbare Gatter, dick mit Stacheldraht garniert.
    Im Laufe der Jahre wachsen dann die Laufkilometer der Dornenhecke, welche nebenbei gute Windbrecher sind. Jedes Jahr Stecklinge und Ableger vom bestehenden Teil der Hecke machen, so hat man gratis Pflanzmaterial für die neuen Abschnitte. Ebenso Herbst-Winter-Frühjahr die Samen abrupfen und an gewünschten Abschnitten ausstreuen, die man sonst erst zuletzt bepflanzen würde. Bis dahin sind vielleicht schon etliche gekeimt und Pflanzen erübrigt sich.
    Im Gegensatz zu üblichen Zäunen gibt es keine Arbeit mit Pfosten- und Gitterausbessern, sondern nur Kontrolle auf durchlässige Stellen, die leicht geschlossen werden, indem lange dornige Triebe der Nachbarpflanzen dort reingebogen werden. Nebeneffekt ist auch, daß Rehe keine Chance mehr haben, an den Kulturen zu fressen, wobei solche Besucher durchaus gewünscht sein könnten (hier bitte jeder selber weiterdenken...;-)
    Wenn die Zeiten der Feldplünderer da sind, lassen sich solche Grundstücke effektiv beschützen, indem man die bekannten Einfahrten kontrolliert und entdeckte Diebe leichter gestellt werden können. Wo man nicht leicht reinkommt, kommt man auch nicht leicht wieder raus wenn der Zugang versperrt wird …
    Somit hat jeder seinen Nervenkitzel und mehr. Das wird zusätzlich andere abhalten, die bisher nur mit dem Gedanken gespielt hatten, sich dort zu bedienen.

  • Ich habe gar nichts gegen einen 4- Wochen oder gar 4- Monats- oder Jahresvorrat :winking_face: Nur die Haltung "damit habe ich mehr als 90 % der Normalos" finde ich nicht hilfreich. Das meinte ich mit- dann verhungert man 4 Wochen später.


    Einige Vorräte zu haben ist für mich normal. Wir waren auch schon eingeschneit, das war kein Problem.
    Ich kann meine Flächen ( die im Übrigen auch noch nicht groß genug sind ) nicht verstecken. Es gibt einige Pflanzen, die fast keiner kennt, aber- im Notfall treibt der Hunger bestimmt auch Unbekanntes hinein... und die Tiere laufen hier überall herum, man kann sie nicht übersehen.


    Landmenschen der Umgebung kennen alle Acker- und Grundstücke, egal, ob eine Hecke drumherum ist oder nicht ( wobei ich ein Heckenfan bin, schon wegen der besseren Erträge "innen" plus den Heckenfrüchten selbst ).
    Ich setze darauf, dass das Land hier nur sehr schwach besiedelt ist, und zwar von Leuten, die selbst Gärten, Äcker und Nutztiere haben ( hoffe also auch auf Tauschmöglichkeiten ), und auf die relative Einsamkeit meines Zuhauses und meine guten Hunde.
    Vorstellbare langanhaltende Notsituationen, die ich mir vorstellen kann sind Zustände wie in Griechenland, kriegsartige Zustände, und das Erreichen des Rentenalters...

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Ich sehe es so, dass es vollkommen gleichgültig ist, was 90 % der Menschen haben (abgesehen davon, dass es natürlich vorteilhaft wäre, wenn alle volle Lager hätten, dann bräuchten wir auch diesen Thread nicht). Wenn Du mit 9 Leuten in der Wüste bist, und die Leute haben nichts zu trinken dabei, Du aber 2 Liter, dann bist Du zwar deutlich besser ausgerüstet, wirst aber, so keine schnelle Hilfe naht, einen halben oder einen Tag später ebenso verdursten wie die Anderen. Falls sie sich nicht an Deinem Wasser bedienen.


    Da die meisten von uns vermutlich unter 60 sind, gehören wir wohl überwiegend zu den Wohlstandsmenschen, die noch nie wirkliche Entbehrungen über längere Zeit kennengelernt haben.
    Schaut man sich um oder in der Zeit zurück, kann man davon ausgehen, dass rein rechnerisch jede Generation mindestens eine solche Zeit durchgemacht hat. Wieso sollten ausgerechnet wir davon ausgespart werden?


    Woran man glaubt (oder glauben möchte) und was im Leben möglich ist; dazwischen können Welten liegen.


    Deshalb finde ich es gefährlich, wenn man sich aufgrund eines kleinen Vorrats sicher fühlt. Echte Sicherheit gibt es ohnehin nicht im Leben, aber ich meine, dass es schön ist, wenn man seine Nahrung wenigstens teilweise selbst erzeugt. Sonst ist sie ggf. irgendwann aufgebraucht und man begibt sich ebenfalls bei Anderen auf Nahrungssuche.

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  • Zitat von Firehorse;105613

    Ich sehe es so, dass es vollkommen gleichgültig ist, was 90 % der Menschen haben (abgesehen davon, dass es natürlich vorteilhaft wäre, wenn alle volle Lager hätten, dann bräuchten wir auch diesen Thread nicht). Wenn Du mit 9 Leuten in der Wüste bist, und die Leute haben nichts zu trinken dabei, Du aber 2 Liter, dann bist Du zwar deutlich besser ausgerüstet,


    Hallo Firehorse,


    mit 60l Wasser* bist Du normalerweise auf der sicheren Seite, aber auch wenn es sich jetzt für den einen oder anderen seltsam anhört, die lebenserhaltende Flüssigkeit in der Sahara heisst Diesel. Plus der Fähigkeit, ein Auto in Funktion zu halten und ggf. zu reparieren.


    Übrigens: 5-6 Liter Trinkwasser pro Nase und Tag sind ein vernünftiger Schätzwert. Wenn das Auto mehrfach am Tag ausgegraben werden muss,, sind 10 Liter durchaus drin.


    Das Wasser für Hygienezwecke ist da noch nicht einkalkuliert.


    Zitat von Firehorse;105613

    Woran man glaubt (oder glauben möchte) und was im Leben möglich ist; dazwischen können Welten liegen.


    .... Echte Sicherheit gibt es ohnehin nicht im Leben, ....


    Deswegen bin ich philosophisch Agnostiker. Ich glaube an gar nichts im Leben, Alle unsere Ideen und alle meine Meinungen und Vorbereitungen sind hypothetischer Natur und können sich entweder in der Realität bewähren oder an ihr scheitern


    Schaun wir mal


    Matthias



    * nachträgliche Ergänzung, Mit 60l Wasser meinte ich eine Tour von zwei Personen mit drei 20l-Kanistern, die an jedem verfügbaren Brunnen unter geeigneten Desinfektionsmaßnahmen nachgefüllt werden.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Firehorse;105613

    Ich sehe es so, dass es vollkommen gleichgültig ist, was 90 % der Menschen haben (abgesehen davon, dass es natürlich vorteilhaft wäre, wenn alle volle Lager hätten, dann bräuchten wir auch diesen Thread nicht). Wenn Du mit 9 Leuten in der Wüste bist, und die Leute haben nichts zu trinken dabei, Du aber 2 Liter, dann bist Du zwar deutlich besser ausgerüstet, wirst aber, so keine schnelle Hilfe naht, einen halben oder einen Tag später ebenso verdursten wie die Anderen.


    Wenn du mich fragst, lieber Wasser haben als nicht. Jede Minute kann die Minute sein die du brauchst um nochmal 30 Jahre zu bekommen. Diesen Fatalismus a la ,,macht ja doch keinen Sinn'' verstehe ich nicht.


    Zitat von Firehorse;105613

    Schaut man sich um oder in der Zeit zurück, kann man davon ausgehen, dass rein rechnerisch jede Generation mindestens eine solche Zeit durchgemacht hat. Wieso sollten ausgerechnet wir davon ausgespart werden?


    Eben, deswegen ja auch das mit dem Vorrat. 4 Wochen sind besser als 0 Wochen. Wenn du das hast kannst du auf 8 gehen. Dann auf 12. Und so weiter, je nachdem wie groß dein Risikoempfinden ist. Es macht keinen Sinn einfach zu sagen das man ja eh nur 4 Wochen überlebt, da kann man es auch ganz bleiben lassen.


    Zitat von Firehorse;105613

    Deshalb finde ich es gefährlich, wenn man sich aufgrund eines kleinen Vorrats sicher fühlt. Echte Sicherheit gibt es ohnehin nicht im Leben, aber ich meine, dass es schön ist, wenn man seine Nahrung wenigstens teilweise selbst erzeugt. Sonst ist sie ggf. irgendwann aufgebraucht und man begibt sich ebenfalls bei Anderen auf Nahrungssuche.


    Irgendwie bin ich nicht so richtig sicher was eigentlich dein Punkt ist. Meiner sollte klar sein, 4 Wochen-Vorrat für Einsteiger um sich gegen Risiken mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit abzusichern. Deiner ist keinen Vorrat zu haben, sondern auf Nahrungsanbau zu setzen um sich gegen Risiken mit geringer Wahrscheinlichkeit abzusichern?


    Zitat von Waldschrat;105614

    Deswegen bin ich philosophisch Agnostiker. Ich glaube an gar nichts im Leben, Alle unsere Ideen und alle meine Meinungen und Vorbereitungen sind hypothetischer Natur und können sich entweder in der Realität bewähren oder an ihr scheitern


    Das klingt mehr nach Nihilismus, aber ich will hier keine intellektuellen Haare spalten. Habe nur so wenige davon. Also intellektuelle, normales Haar habe ich reichlich :grosses Lachen:.

  • Zitat von Firehorse;105425

    Ich glaube, dass es Augenwischerei ist, ein paar Pflänzchen in einem kleinen Garten zu haben und zu hoffen, damit eine länger anhaltende Krise überstehen zu können.


    Die paar Pflänzchen im Garten geben Dir heute die Gelegheit, vieles mal praktisch auszuprobieren.
    Der Weg von zu wissen, wie es theoretisch geht zur praktischen Umsetzung für mich schon einige Male recht ernüchternd.





    Zitat von Firehorse;105425


    Ebenso frage ich mich, was es für einen Sinn macht, beispielsweise einen Nahrungsvorrat für 4 Wochen zu haben und sich damit deutlich besser ausgestattet zu fühlen als die Nachbarn. Wenn der Notstand 4 Monate dauert, verhungert man dann eben 4 Wochen später, was ist damit gewonnen?


    Kleinere Krisen (Truckerstreik, 4 Wochen kein Strom, Mob auf der Straße) halte ich für viel warscheinlicher, als das sich morgen ganz Europa am Rande der
    Steinzeit wiederfindet.


    Und selbst wenn es dicker kommt, geben Dir die 4 Wochen die Option, erst einmal das gröbste abzuwarten, Informationen zu sammeln die dann zielgerichet zu handeln.

  • Zitat von tecneeq;105618

    Das klingt mehr nach Nihilismus, aber ich will hier keine intellektuellen Haare spalten. Habe nur so wenige davon. Also intellektuelle, normales Haar habe ich reichlich :grosses Lachen:.



    Hallo Tecneeq,


    ich empfehle Dir mal ein dünnes (160 Seiten im Taschenbuchformat ) und auch für Nichtphilosophen (ich bin auch keiner) leicht lesbares Bändchen


    http://www.amazon.de/Einf%C3%B…=8-1&tag=httpswwwaustr-21


    Du wirst Dir nach der Lektüre sämtliche physische wie metaphysische Haare kratzen und feststellen, dass wir Wissen können, was nicht der Fall ist, dass aber unser Wissen darüber, was der Fall sein könnte, bestenfalls auf Mutmassungen und Hypothesen beruht, die jederzeit an einer für uns nicht erkennbaren Realität scheitern können. Falls sich das für Dich jetzt etwas esoterisch anhört, das ist das "Geschäftsmodell" der Naturwissenschaften. Du kannst da einen Laien von einem Insider relativ leicht auseinanderkennen: Der Laie redet von Natur"gesetzen", das Mitglied der "Scientific Community" von Hypothesen oder "ganz anständig getesteten Theorien".



    Wenn Du tiefer einsteigen willst


    Karl R. Popper; Conjectures and Refutations
    Gerhard Vollmer; Was können wir wissen? (2 Bände)
    Gerhard Vollmer; Evolutionäre Erkenntnistheorie
    Rupert Riedl; Wahrheit und Wahrscheinlichkeit
    Konrad Lorenz; Die Rückseite des Spiegels
    Humberto Maturana; Was ist Erkennen?
    und, und, und ...


    Falls Du philosophisch und hier speziell an der Disziplin der Erkenntnistheorie interessiert sein solltest, weitere Diskussion gern per PN.


    Viele Grüsse


    Matthias

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    Benjamin Franklin (1775)

  • Und ich dachte immer, ich könne mich verständlich ausdrücken...:staun:


    @ Matthias : die 2 Liter sollten nur ein Rechenbeispiel sein, ich würde vermutlich lieber die doppelte Menge wie benötigt mitnehmen als zu knapp...


    @tecneeq : Es geht mir nicht darum, dass ich Kurzzeitvorräte für sinnlos halte. Ich habe sie teilweise auch, z.B. in Bezug auf Hundefutter (große Mengen Fleisch, die immer nach 2-3 Wochen aufgefuttert sind).
    Es geht mir um die Scheinsicherheit eines Kurzzeitvorrates, bzw. um die Frage, wie es weitergeht, wenn "die Verantwortlichen" was auch immer nicht schnellstens in Ordnung bringen. Ich verlasse mich sehr ungern auf die Hilfe Anderer.
    Natürlich finde ich Vorräte gut. Je mehr, desto besser. Aber für mindestens ebenso wichtig halte ich es, diese anhaltend selbst aufstocken zu können.


    Henning : Meine Gartenerfahrungen sehen ganz ähnlich aus. Vom Kohlweißling über nächtliches Schneckensammeln, verfressene Hühner (lauter kleine Zäunchen und Hochbeete) und Wühlmäuse im Zucchini- Beet (habe die Pflanzen in Drahtbettchen gesetzt) gab es schon viele Überraschungen. Jedes Jahr, auch je nach Klima, andere.
    4 Wochen kein Strom in D würde ich eher Richtung Steinzeit mit Epidemien und radioaktiver Verseuchung denn als kleinere Krise einordnen.
    In der Geschichte ist es immer mal vorgekommen, dass ehemalige Hochkulturen sich in wesentlich einfacheren Verhältnissen wiederfanden.
    Daneben gab es noch nie so viele Menschen wie jetzt und so rasch schwindende Ressourcen. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es so bequem weitergeht wie gewohnt.


    @ Kanada : 4 Wochen sind nur 30, nicht 120 Tage, dennoch ist das natürlich ein wesentlich bessere Ausgangsposition. Zumindest hat man die Kraft, an "bessere Orte" flüchten zu können. Gäbe es aber beispielsweise einen langanhaltenden Stromausfall, würden sehr schnell die meisten Versorgungsmöglichkeiten nicht mehr funktionieren, u.a. hiesse das im Sommer keine Ernte ( wobei D schon seit langer Zeit nicht mehr in der Lage ist, sich selbst mit Nahrung zu versorgen ).
    Ich glaube übrigens nicht, dass die Deutschen mit dem 3- Tagesvorrat sich nach Ablauf der 3 Tage lieb hinsetzen und hoffen und beten, während der Bevorratete unerkannt satt und zufrieden die Krise aussitzt...

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  • Das ist nicht richtig. Würden wir nicht exportieren könnten wir alle Lebensmittel die benötigt werden in ausreichenden Mengen bereitstellen. Von der Zwiebel bis zum Zwieback, Öl, Mehl, Fleisch, Fisch, Milch, Zucker, Gemüse und Obst. Jedenfalls solange das Erdöl nicht zum bauen von SUVs verplempert wird, sondern die Agrarindustrie Vorrang hat.


    Es würde aber, je nach dem wie sich eine Krise anschleicht, eine möglicherweise spürbare Umstellungsphase durch Markneuordnung geben.


    Klar, Orangen und iPads gibt es dann nicht mehr ;).


    Es gibt aber Markttendenzen die dafür sorgen das lokale Infrastruktur, z.B. Milchindustrie, abgebaut wird, zugunsten von Milcheinkäufen in z.B. Polen oder Ungarn. Ist die Infrastruktur erst mal weg, braucht es Jahre um so etwas wieder aufzubauen, eine Umstellungsphase würde entsprechend länger dauern.


    Irgendwo haben wir auch einen Thread mit den entsprechenden Links ... aber wo?

  • Der Selbstversorgungsgrad in D lag bei Fleisch zwar fast bei 100% (wobei jedoch nicht berücksichtigt wird, dass auch Futtermittel importiert werden), jedoch bei Eiern unter 60%, Gemüse 39%, Obst 22%.


    Die Landwirtschaft funktioniert so, wie sie gerade betrieben wird, nur aufgrund von Prämienzahlungen, Massentierhaltung und ordentlichen Düngergaben. Eine kunstvolle Angelegenheit.
    Dazu kommt noch der Flächenverbrauch für Energiepflanzen.


    Ich denke auch, dass im Falle einer Krise die Landwirtschaft sich sehr verändern könnte, käme auf die Art der Krise an. Fällt Monate der Strom aus, ist die Landwirtschaft tot. Wird nur der Sprit doppelt so teuer, wird die Ware eben auch doppelt so teuer, und wir können uns an Steckrüben und Kartoffeln erfreuen. Wer braucht schon Orangen und iPads? :devil:


    Vielleicht sollte man Steckrüben anbauen. Die klaut so schnell keiner.

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  • Hab noch mal nachgeschaut. Es gibt im Moment runde 17 000 000 ha Landwirtschaftlich genutzte Fläche. Das sind 47% von Deutschland. Das könnte man mühelos auf 60% steigern. Aber bleiben wir bei 47%.


    So, ich habe mal mit 82 000 000 Einwohnern gerechnet. Ein ha sind 10 000 m². Also 17 000 000 * 10 000 = 170 000 000 000 m².


    Also, 170 Milliarden Quadratmeter. Geteilt durch Einwohner: 170 000 000 000 : 82 000 000 Einwohnern = ~2073 m² per Einwohner.


    Ja, das ist reichlich Anbaufläche wenn man weiterhin mit industriellen Methoden arbeiten kann UND entsprechende Jahre Zeit hat das System langsam auf Autarkie umzustellen. Eventuell sogar genug um einmal die Woche ein Stück Fleisch zu essen. Strom ist dabei nicht wichtig, ich verstehe nicht warum es das sein sollte. Wichtig ist Öl. Für Dünger, für Landmaschienen, für Verarbeitung und auch für Lagerung (man will ja nicht die Zwiebeln vergammeln sehen nur weil man nicht kühlen konnte).


    Bis auf Schmier- Dünge und andere Hilfsstoffe ließe sich der Großteil der Energie aber auch aus Gas entnehmen, und davon könnte man genug bereitstellen. Aber der Wille zur Autarkie ist nicht da, und es macht im Moment eigentlich auch kaum Sinn. Trotzdem sollte man Pläne in der Tasche haben, falls echt mal was in die Hose geht.