Hallo,
Zitat von C71;111150
Ich würde deshalb möglichst noch dieses Jahr einen Unimog, oder einen T4 kaufen ansonsten laufen mir die Preise stets davon
im Moment ist das Gegenteil der Fall. Steigende Dieselpreise lassen die Nachfrage nach ausgemusterten Behörden-LKW eher zurückgehen. Der Export solcher Fahrzeuge ist auch nicht mehr so einfach wie früher (Ausfuhrbeschränkungen wg. Dual-Use-Problematik/Rüstungsgüter) und zunehmende Einfuhrbeschränkungen in klassischen Importländern (die meisten afrikanischen Länder z.B. erlauben keinen Import mehr von Fahrzeugen, die älter als 5 Jahre sind. Andere Länder lassen nur noch Fahrzeuge zu, die wenigstens Schadstoffklasse Euro3 entsprechen usw.
Aktueller (Negativ-)Rekord in der Szene ist ein MAN KAT1 2-Achser von der BW, der bei Ebay für 4.900 Euro über den Tisch ging. Das ist mal ein echtes Traumfahrzeug vieler Allrad-Laster-Freaks gewesen, leider sind 30-40l/100km, die so ein luftgekühlter 256-PS-Deutz-Motor schluckt, nicht mehr jedem vermittelbar.
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Gerne ein ex-Behördenfahrzeug....
Auf der Internetseite der VEBEG steht ja nichtmal eine Laufleistung dabei - Man weiss also nicht einmal welche Mühle einem da erwartet. Ohne Grund trennt sich der Bund ganz sicher nicht von diesen Fahrzeugen.
Die VEBEG ist kein Betonklotz, bei konkretem Interesse an einem Auktionsartikel bekommt man problemlos eine Telefonnummer der zuständigen Stelle, an der das zur Versteigerung stehende Teil steht. Da bekommt man dann schon die Infos, die man braucht, wenn man mit den Leuten spricht. Besichtigung ist auch immer möglich - nur (zumindest offiziell, wohl aus Haftungsgründen) keine Probefahrt - aber speziell die BW-Fahrzeuge werden ja bekanntlich totgewartet und haben i.d.R. ein Bordbuch, indem jeder Vorgang, einschliesslich jeder Tankfüllung eingetratgen werden muss. Das kann man sich zeigen lassen und man bekommt einen Eindruck über die Historie des Fahrzeugs.
Wenn man ein Fahrzeug der Bundeswehr kaufen will, sollte man unbedingt klären, welche Vergangenheit das Fahrzeug hat. Es gibt welche, die standen nur in Depots (haben als Mängel häufig Standschäden wie undichte Simmerringe und unbrauchbare Reifen), es gibt welche, die waren an einem Truppenstandort ganz normal im Dienst (Pendelverkehr zwischen Kasernen und Übungsplätzen) waren und die ganz nprmalen Verschgleissmängel haben und es gibt welche, die aus Auslandseinsätzen zurückkommen und entsprechend heruntergeritten sind, schief und krumm und mit Durchschüssen.
Mit etwas Glück bekommt man ein Fahrzeug der BW aus "Strukturüberhang", das sind übrige Fahrzeuge, die nach der Verkleinerung der BW einfach nicht mehr gebraucht werden und deshalb recht grosszügig ausgemustert werden.
Speziell bei den 2t-Unimogs der Baureihe U435 geht das Gerücht um, dass ein Reparaturkostenvoranschlag über 3.000 EUR die Ausmusterung bedeutet. Bei meinem Unimog (ist so ein 1300L) war der Ausmusterungsgrund eine abgescherte Steckachse vorne rechts und ein defektes Anhängersteuerventil der Druckluftbremsanlage.
Die ganzen Armee-LKW-Händler kaufen alle bei der VEBEG ein, als Privat mann darf man das auch. Die aktuellen Zuschlagspreise der VEBEG erfährt man hier: KLICK. Ein Händler packt hierbei noch mal zwischen 1.000 und 5.000 EUR Aufpreis drauf, je nachdem, was noch zu reparieren ist. Da neben den Fahrzeugen ja auch ganze Ersatzteilarsenale der BW versteigert werden, sind viele Verschleissteile in neu aus BW-Lagerbeständen recht günstig zu bekommen, da muss man als Alt-LKW-Halter allerdings ein wenig zum Detektiv und Schnäppchenjäger werden und auf Vorrat einkaufen: hier mal eine neue Spurstange für 40 Euro, da mal einen Satz Ölfilter für 10 Euro, einen Auspufftopf für hundert Euro usw. Dann schrecken einen die zum Teil utopischen Ladenpreise der Fahrzeughersteller für Ersatzteile nicht mehr ganz so sehr.
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Auf mobile.de hab ich schon so manches interessante Fahrzeug entdeckt für unter 20.000,- erhält man dort ständig Unimogs mit Funk- oder Sanitätskoffer, mit 20, 30, 40tausend Kilometer. Komisch, wie kommen die an solche Fahrzeuge? Ich meine wenn bei der VEBEG offensichtlich nur Schrott versteigert wird. Ofmals wird man bei der VEBEG noch darauf hingewisen "nicht fahrbereit" etc...
Siehe oben. Die Behörden haben genaue Vorgaben, warum was ausgemustert werden muss. "Schrott" ist dabei oftmals ziemliche Auslegungssache. Ich hab z.B. damals für meinen Shelter eine Einstiegstreppe aus Alu aus BW-Beständen sehr günstig erworben, sie wurde ausgemustert, weil die "Absturzsicherung fehlt". Sprich das Geländer. Das zu dieser Treppe gehörende Geländer konnte für noch weniger Geld bei einem anderen Teilehändler kaufen und dranschrauben. Wer die internen Beschaffungswege und Bürokratieprozeduren in Armeen kennt, kann sich vorstellen, dass es einfacher ist, ein Teil auszumustern, als es zu reparieren, allein schon weil der, der repariert, dann dafür auch haftet. Bei einem Treppengeländer über 5 Stufen mag das noch harmlos erscheinen, bei der Hydraulik für einen Drehturm eines Kampfpanzers ist es das dann schon nicht mehr. Und dann gehts halt nach Prinzip.
Und die Feststellung "nicht fahrbereit" kann von schlicht fehlenden Starterbatterien bis zum Getriebschaden reichen (wobei gravierende Mängel meist schon in der Kurzbeschreibung angegeben sind. Und wie gesagt, auf Nachfrage erfährt man eigentlich vom jeweiligen Standortzuständigen schon alles.
Und es gibt auch VEBEG-Mitarbeiter, die auch das Hobby "Militärlastwagen" haben, die sind auch in den einschlägigen Foren aktiv. Da kann man auch schon mal weitere Insiderinfos bekommen.
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Habe gerade zwei interessante Unimogs gesehen. Die stehen bei einem Ford-Händler irgendwo in Ostdeutschland. (da sollte man meinen das es ein seriöses Geschäft ist) aber in der Anzeige stand "KM-Stand abgelesen, keine Gewähr" Hmm, diese Aussage macht mich stutzig. Ausserdem hat der Händler mir telefonisch mitgeteilt das er Fahrzeuge dieser Art sowiso nicht an Privatleute, sondern nur an Händler verkauft. Keine Ahnung warum....
Ganz einfach: dieser Satz zum "abgelesenen" Kilometerstand ist in der Gebrauchtwagenbranche üblich. Was soll der Händler auch anderes sagen (können)? Er hat den Wagen i.d.R. ja nicht selbst gefahren und muss sich auf die Angaben seines Lieferanten und die des Kilometerzählers verlassen können.
Und der Verkauf "nur an Händler" oder "nur Export" bedeutet schlicht, dass sich der Händler die im Geschäft mit Endkunden üblichen Rückgabe- und Gewährelistungsansprüche vom Hals halten will. Macht ein Händler bei für ihn "exotischen Fahzeugen" fast immer. Und für eine Ford-Werkstatt ist ein Unimog nunmal exotisch.
Auf den ablesbaren Kilometerstand würde ich mich ohnehin nicht verlassen. Am genauesten ist das schon angesprochene BW-Bordbuch, das man vor dem Kauf zur Einsicht verlangen sollte. Ist aber manchmal verschollen und manche Händler verschweigen seine Existenz auch, weil sie sonst unqualifizerte Fragen seitens des Käufers fürchten.
Gerade bei Unimogs gibt es weitere Indikatoren für Verschleiss und Zustand. Die meisten Motoren haben ab Werk einen eigenen mechanischen Betriebsstundenzähler, vorne am Motorblock unter der Einspritzpumpe. Ein Motor mit 1.000h ist gut eingefahren, einer mit 8.000h sollte dringend zur Revision, bei 10.000h ohne Wartung/Revision kann man mit jederzeitigem Exitus der Maschine rechnen.
Fahrzeuge bei der BW werden regelmässig verschiedenen Wartungen unterzogen und bekommen dann eine Material-Erhaltungs-Stufe 1...4 zugeteilt. Je höher die MES-Nummer, um so aufwendiger die Revision. Unser Unimog ist Bj. 1984 und bekam 1995 eine MES4. Das bedeutet, das Fahrzeug kommt zurück ins Herstellerwerk, wird komplett zerlegt und "neu aufgebaut". Dabei werden alle verschleissanfälligen Teile erneuert: Brems-/Druckluftanlage, Lager, Dichtungen, Korossionsschutz usw. Die MES wird anschliessend mit einer Metallplakette seitlich am Armaturenbrett auf der Beifahrerseite dokumentiert.
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Kurzum: Es gibt ja einige hier die ex-Behördenfahrzeuge fahren. Kann mir vielleicht jemand einen Händler empfehlen?
Charly Alfers
Franz Aigner
Philip Fackin
sind die drei grossen BW-LKW-Spezialisten in D, die sich auf VEBEG-Fahrzeuge spezialisiert haben. Fa. Alfers hat wohl das grösste Lager an Unimogs und Teilen, geht es um MAN KAT1-LKW führt kein Weg an Franz Aigner vorbei und eine schöne Auswahl von Fahrzheugen aus allen Epochen der BW hat der leicht kauzige Philip aus dem Hanfbachtal.
Ne Nummer kleiner sind
Schindler
WOBI Wolfgang Bitzer
Niemz
Heidtmann
Dann gäbs noch die etwas exklusiveren Anbieter
Merex/Mertec
Hellgeth
...die beide absoulut offen sind für private Allrad-Laster-Fahrer und spitzen Service (weltweit) bieten, wenn auch nicht grade billig.
Aber alle, die sich mit dem Gedanken tragen, nen alten Armee-Laster zu kaufen, sollten sich keine Illusionen machen, dass es mit dem Kauf des Fahrzeugs getan ist. Man muss sowas "wollen" und sich dann auch leisten können (wollen):
- Fahrzeug-Kauf
- Fahrzeug-Wartung/Reparatur/Umbauten/Modernisierung
- Versicherung/Steuer/TÜV (über 3,5t jährlich!)/jährliche Sicherheitsprüfungen (über 12t)
- Fahrbverbote (Umweltzonen/Sanierungsgebiete/innenstädte/Sonntags-&Ferienfahrverbote für LKW usw.)
Nur mal ein Beispiel:
Angenommen man kauft einen Unimog 1300L aus BW-Beständen. Das Fahrzeug ist oliv oder flecktarn lackiert, letztere ist ausfuhrgenehmigungspflichtig. Also steht eine Umlackierung an. Kann man selber mit der Rolle oder man lässt lackieren. Kostet zwischen 4.000 und 10.000 Euro, vor allem wenn man eine helle Lackierung will, wirds aufwendig, weil der alte Lack runter muss.
Dann ist die BW-Originalbereifung mit 12,5x20 Zoll mickrig und das Profil nicht besonders toll, ausserdem dürften die Reifen alt sein. Besser steht (und fährt) der Unimog auf 14,5x20-Reifen, die auf die gleiche Felge passen. Ein beliebter Reifen ist der Conti MPT81, Stückpreis derzeit knapp über 600 Euro. Davon braucht man nun 5 Stück. Sind 3.000 Euro
Nun wird der Mog das erste Mal zivil zugelassen (falls man das nicht vom Händler machen lässt). D.h. man braucht die BW-Papiere zur zivilien Zulassung (liefert die VEBEG bzw. der Händler mit), je nach Zulassungsbehörde noch eine KBA-Unbedenklichkeitsbescheinigung, ein §21-Gutachten vom TÜV inkl. Ablastung auf 7,5t und Abgasuntersuchung. Kostet alles in allem grob 300 Euro.
Jetzt hat man ein Fahrzeug, das als LKW "offener Kasten" zugelassen ist.
Will man eine Zulassung als Oldtimer, muss das Auto 30 Jahre alt sein und man darf nur 8.000km im Jahr fahren. Will man eine Zulassung als Wohnmobil, muss man eine Kabine draufbauen oder einen Shelter montieren, der den TÜV-Anforderungen an Wohnmobile entspricht (Stehhöhe im Küchenbereich, festes Bett, Wasser-/Abwasseranlage, fester Kocher mit Innenraumzulassung, Notausstieg, sicherer Zugang über Treppe/Leiter).
Will man mit diesem Wohnmobil unter den Schutz eines Schutzbriefes z.B. des ADAC schlüpfen, darf das Fahrzeug nicht höher als 3,20 m sein, das kollidiert meist mit der Stehhöhe im Koffer aufgrund der hohen Pritsche bei Militärlastwagen.
Die laufenden Kosten pro Jahr:
- TÜV 120 Euro
- Steuer 500 Euro (Oldtimer 120 Euro)
- Versicherung 200 Euro (Haftpflicht)
- Schutzbrief 100 Euro
Jede Tankfüllung (160l) kostet knapp 250 Euro.
Ist man mit dem Fahrzeug öfter unterwegs, sollte man unbedingt ein jederzeit verfügbares finanzielles Polster von 5.000 Euro haben, um bei Problemen nicht sofort bankrott zu sein: eine Stunde mobiler LKW-Werkstatt-Service nachts auf der Autobahn kostet knapp 500 Euro. Abschleppen ist sehr schnell vierstellig. Die meisten Hobby-Allrad-Laster-Fahrer sind deshalb recht gut vernetzt, es gibt Netzwerke/Telefonlisten freiwilliger Pannenhelfer usw. Die Solidarität untereinander ist da echt gross, jeder hat ne Abschleppstange, ein steckbares gelbes Blinklicht und die meisten kennen auch die rechtlichen Regeln ("schleppen" ist ohne Sondergenehmigung verboten, aber "abschleppen" als Nothilfe bis zur nächsten geeigneten Werkstatt ist erlaubt usw.). Auch gibt es in vielen Gegenden sogenannte Schrauberhallen oder -Plätze, wo sich LKW-Besitzer zusammengetan haben, gemeinsam eine Halle mieten und sich bei Reparaturen unterstützen.
Lange Rede kurzer Sinn: ein Allrad-LKW ist ein anspruchsvolles Hobby, das in starker Ressourcen-Konkurrenz zu Familie und Beruf steht. Mal schnell nen Laster kaufen und glücklich sein funktioniert in den wenigsten Fällen.
Grüsse
Tom