Bis ich etwa 9 Jahre alt war, war meine Mutter noch "normal". Hatte natürlich keine Erfahrungen, was "normal" in anderen Familien bedeutet.
Sie hat sich Mühe gegeben. Beim kochen und bei der Hilfe der Hausaufgaben für mich in der Grundschule.
Vielleicht, oder ziemlich sicher, gab es wesentlich früher schon handfeste, körperliche Auseinandersetzungen zwischen meinen Eltern.
Mich erschreckt, dass ich mehrere davon noch bildlich in meinem Kopf sehen kann. Wie meine Mutter mit einem Messer auf meinen Vater einsticht. Im Bereich der Schulter und das Messer war nicht sonderlich scharf. Er hat es also ohne grossen Schaden überlebt.
Danach erinnere ich mich, dass ich wesentlich schlechter mit meiner Mutter ausgekommen bin. Sie war sehr dünnhäutig und aggressiv mir gegenüber. Etwas, das ein Kind nicht verstehen kann, das nichts "schlimmes" gemacht hat. Sie wurde immer unausgeglichener und hat sich in den Alkohol geflüchtet.
Dumm nur, weil sie die Person war, die z.B. dafür verantwortlich war mich zum Kieferorthopäden zu fahren.
Ich weiss nicht mehr vor was ich mich mehr gefürchtet habe. Davor mit einer angetrunkenen Mutter im Auto zu fahren oder dem fiesen Kieferorthopäden.
Irgendwann kam der Tag als ich eines ihrer hochprozentigen-Alk Verstecke gefunden habe....unter der Spüle.
Einiges an Spülmittel in den Cognac geschüttet. Keine Ahnung, ob sie ihn trotzdem getrunken hat.
Ich habe damals nur gesehen WER mir mein Leben zur Hölle macht. Nicht WARUM.
Das habe ich dann so mit 14 oder 15 kapiert. Mein Vater ist das PROBLEM. Keiner kann ihm irgendwas recht machen und dazu ist er extrem versetzend und sexistisch. "Wenn Du nicht mitspielst, dann kaufe ich mir einfach ne vollbusige Blondine". Er kam tatsächlich mit einem Kurschatten daheim an und wollte, dass sich die mit ins Ehebett legt.
Ich hätte ihm wahrscheinlich mit einem scharfen Messer die **** entfernt, aber meine Mutter war schon so angegriffen/erschöpft, dass sie lieber mehr Alkohol getrunken hat um den Schmerz zu betäuben.
Ende vom Lied, nachdem meine Mutter, als ich 16 war, schon im Koma im Krankenhaus lag. Muss was mit dem Alk zu tun gehabt haben. (Genauere Infos habe ich nicht bekommen. Waren ja von Vater.)
Danach waren (etwa 3 Jahre später) die Nieren kaputt und sie musste Dialyse machen, plus Bluthochdruck.
Sie ( ?) hat sich für eine Bauchfelldialyse entschieden (macht man daheim, privat). Vater wollte nämlich seine Rente im Ausland geniessen und brauchte eine Köchin und Putzfrau.
Bauchfelldialyse führt aber häufig zu Entzündungen. Hatte sie einige. Aus Hörigkeit........."kannst die Bauchfellalyse auch im Ausland machen". Und weil sie weiter getrunken hat. Benebelt achtet man leider nicht auf alles.
Schlussendlich ist sie daran gestorben, dass ihre Bauchspeicheldrüse schon in den Zustand der Verwesung übergegangen ist. Obwohl das vorher sehr schmerzhaft sein soll, hat sie das keinem gesagt. "Einfach" aufgegeben.
Meine Mutter ist tot.
Denke für sie war es viel schwieriger. Sie hat für sich aber keine Lösung gefunden.
Ich lebe noch und habe viel daraus gelernt.
"Schau Dir genau an, von wem Du Dich abhängig machst/bist."
Wer Dir nicht gut tut, den verbanne aus Deinem Leben (Habe auch deshalb keinen Kontakt mehr zu meinem Vater - viel mehr noch vorgefallen, als ich geschrieben habe, auch mir persönlich gegenüber)
Man kann aus solchen Erfahrungen lernen und TROTZDEM sich auf Schule und Studium konzentrieren.
Was braucht man (meiner Meinung nach) dafür?
Gesunden Realitätssinn? Bin ich ein Produkt meiner Eltern? (Ich hoffentlich nicht, denn ich hätte meinen Vater von den Männern in in blau oder grün abholen lassen). Er war im Ausland ja schliesslich auch wegen häusslicher Gewalt im Knast. SOLCHE Menschen ändern sich kaum. Warum auch nach 20 Jahren?
ER ist nicht das OPFER - wie meine Mutter. ER ist der Täter.
Wie geht es mir? ER war lange eine Hauptperson in meinen Träumen. Ist ER der Ursprung meiner Angststörungen/Panik?
Ich lebe damit.
Es geht mir seit 4 Jahren (mit Tabletten.....die halbe Dosis, wie vom Arzt verschrieben) auf jeden Fall viel besser. Ganz ohne Tabletten kamen davor völlig "unmotiviert" Panikattacken, mit dem Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.