Da ich das mehr oder weniger schöne Vergnügen hatte früher aus beruflichen Gründen das "Leben im Felde" zu "genießen", bin ich aus praktischen Erfahrungen heraus doch sehr erstaunt welchen "Blütenträumen" sich manche "Kurzzeit-Survivalisten" und "Einzelkämpfer" hingeben. ... Das pure "Überleben" als "Einzelkämpfer", mit minimalster Ausrüstung (am Mann) in Wald und Flur wird bei unbilliger Witterung (Kälte, Nässe) relativ schnell zur Tortur. Insbesondere Kälte, Nässe und ständiger Dreck zermürben auf die Dauer selbst gesunde hartgesottene junge "Naturliebhaber". ... Es gab da zwar Abstufungen, vom Leben im "Tipi"/"Dackelgarage" aus Zeltbahnen über hausen in selbst gebauten Erdbunkern bis hin zu "komfortabel" im 16-Mann-Mannschaftszelt (Zeltofen und 16-Mann-Liegen, Klapphocker und Tisch) bis hin zum "Mißbrauch" der Entaktivierungsanlagen für den ABC-Krieg als Duschanlagen, aber der Faktor "Dreck, mieses Wetter in Verbindung mit ständiger "Bewegung" sorgen dafür daß selbst das schönste Feldlager/Biwak nach Wochen der "Isolation" ("Feldlager" hieß auch nix Familie, nix Ausgang/Urlaub ... und meist "Sackstand") irgendwann seinen Reiz verliert. Bei richtigem Dreckwetter war die Truppe nach 14 Tagen bis 4 Wochen, trotz Abhärtung/Training und Gewöhnung an das "Leben im Felde", froh wenn es wieder in Richtung fester Unterkünfte ging.
Der Traum vom "Waldläufer" a la "Trapper" oder "Wolfsgänger" dürfte in unseren Breiten sehr schnell an Grenzen stoßen. Jagdpächter, Jäger, Grund- und Landbesitzer werden auf die Dauer nicht zusehen oder dulden daß da wer über längere Zeit in ihrem Revier "wildert" oder ihre Jagdhütten okkupiert. ... Und reinweg von der Jagd und dem Fischfang zu leben wird in den dichter besiedelten Teilen der BRD, angesichts der im "Kriesenfall" zunehmenden Jagd ("Überjagung") auch nicht über längere Zeit möglich sein. ... Das "Trapperleben" in den Rocky Mountains, Kanada oder auch Teilen Nordeuropas läßt sich eben nur temporär oder in Ausnahmefällen (ein paar gute Jagdreviere gibt es schon ... aber i.d.R. gibt es da auch Eigentümer/Jagdpächter !) realisieren. ... Ganz toll finde ich daß ein Teil dieser "Survivalisten" (und da meine ich jetzt nicht die Profis wie Lennartz, Nehberg o.ä.) i.d.R. eigentlich kaum über wirkliche Jagderfahrung oder längere "Schlechtwettererfahrung" unter freiem Himmel verfügen.
Desweiteren kommt dazu daß die meisten Menschen, selbst sogenannte "Einzelgänger", im Prinzip nicht dazu geboren sind wirklich über Wochen oder Monate allein mit sich selbst und der Natur auszukommen.
"Survivalkenntnisse" um tempörar kurze Zeit in der Natur zu überleben (Flucht-/Kathastrophenszenarien) halte ich für durchaus nützlich. Aber man sollte schon im Auge behalten daß ein richtiges Dach über dem Kopf, Wärme, eine ordentliche Schlafstätte, Wasch-/Duschmöglichkeiten, Toilette (und sei es das alte "Plumpsklo"), Koch- und Versorgungsmöglichkeiten incl. ordentlicher Verpflegung sowie "Sozialkontakte" und medizinische Versorgung "Errungenschaften unserer Zivilisation" sind. ... Nichts gegen den selbst gebauten "Feuerbohrer", aber wenn sich "Zurück zur Natur" mit "Leben wie ein Urmensch" und "Ich geh in den Wald" paart mag das ja eine Form von "Hardcore-Survival" sein, aber wirklich realistisch ist das meiner Meinung nach nicht. ... Das Leben unserer Altvorderen, vom Steinzeitmenschen bis hin zum Holzknecht oder Bergbauern des vorigen Jahrhunderts war härter als es heutige Kurzzeittrips a la "Urlaub im Steinzeitdorf" (mit "brutalst" geschlachteten Hauskaninchen .-) ) erahnen lassen. Insbesondere Familienväter mit Kleinkindern wird das "Weibchen" spätestens nach einer Woche "Winter-Camping" ohne Wohnwagen und Heizung im "Erdloch" die "Hölle" heiß machen ! ... Selbst "Öff-Öff" ist ja wohl sein Frauchen mit Kleinkind ausgerückt.
Anfang/Mitte der 80iger ... 14 Tage bei Minus 24 - 27 ° Celsius im "8-Mann-Zelt" aus Zeltbahnen ... beheizt nur durch "Körperwärme" und Teelichter/Kerzen in Konservendosen ... wir haben es überlebt ! ... Nachts als "Feldwache" im Schützenloch, nur gewärmt vom brennenden Fettrest eines "Schmalzfleischdosenofens" ... oder als "Versprengter" auf der mit Erde überhäuften Glut des "Jägerfeuers" ... wir haben es überlebt. ... Im Frühjahr mit zwei Kameraden zwei Nächte im Schneematsch (wie die "Schwulen" aneinandergekuschelt und alle halbe Stunde gedreht damit auch die Außen liegenden Kameraden mal warmen "Rücken" kriegten), nach unten die Atomschutzplanen auf Reisig und zugedeckt nur mit den Zeltbahnen, geschlafen. ... "Überlebt" haben wir es. Aber der Spaß (da wir alle konsequente Heteros) hielt sich in Grenzen !
Wie gesagt ... vom blanken "Überleben" über "Leben im Zelt" bis hin zu halbwegs gut ausgestatteten Mannschaftszelten oder Baracken ... spätestens nach 14 Tagen bis 4 Wochen echtem eckligem "Mistwetter" (damals gab es noch kein "Goretex" oder "Rücksicht" wegen "Wetterunbilden" ... dafür Mitternächtens mal nen heißen Tee oder leckere "Puddingsuppe" ins Kochgeschirr oder die braune Plastetasse als Durchhaltemotivation) mußte man eine Einheit mindestens für 2 Tage aus dieser "Naturidylle" in feste beheizte Unterkünfte schaffen um ihre "Kampffähigkeit" ... dabei vorrangig eigentlich ihre psychologische "Kampfbereitschaft" (weil SVK "Schnauze voll Kamerad") ... wieder herzustellen. ... Eine warme Dusche, Rasur mit heißem Wasser, saubere Klamotten, guter Schlag aus der Truppenküche und ein/zwei Nächte in einem ordentlichem Bett ... und aus dem "Kampfschwein" wurde zumindest halbwegs wieder ein gepflegter deutscher Landser mit guter Laune. ...
Wer Nässe, Kälte, Regen in Verbindung mit Wind, noch dazu ausgepowert, naß, frierend unterschätzt ist im "E-Fall" ganz schnell und böse in der Bredouille ! ... Selbst dem britischem SAS (und die Kameraden gelten als echt zähe hartgesottene "Überlebenskünstler") sind da schon bei diversen Überlebenstrainings oder Einsätzen gute Männer verreckt. ... Im Wald mit einer Lebensmittelvergiftung, schweren Erkältung/Lungenentzündung/Grippe, Jagdverletzung oder auch "nur" verknacksten/gebrochenem Fußgelenk ist für einen allein agierenden "Survivalisten" auch ganz schnell mal "Ende der Übung".
Ich bin zum Teil in Wäldern groß geworden und bin auch heute noch gern in Wald und Flur. Ich würde auch gern im Wald wohnen ... aber wenn dann in einem festen Haus oder einer soliden Jagdhütte. ... In meinem Alter möchte ich nicht mehr des Winters und bei Wind und Wetter in Erdlöchern, Zweighütten oder Zelten biwakieren. ... Zumindest nicht über längere Zeit !
Blacky - der Wohnkomfort inzwischen zu schätzen weiß -
P.S. ... "Draußen" hieß bei uns wirklich ... nur bekleidet in Felduniform mit Waffe und Gerödel ... tagelang in Dreck, Nässe, Hitze, Staub, Schlamm im Sand bzw. in den Wäldern rumkriechen und Gefechtsaufgaben erfüllen! ... Und da wurde eben auch in der Stellung oder bei "Wind und Wetter" unter dem freien "Himmel von Mutter Natur" geschlafen. Wenn man Glück hatte mit Zeltbahn, Decke oder Schlafsack. Und wenn man Pech hatte "ohne Schlafzeug" ! ... (Bei der NVA war man da etwas "brutal".)