Zitat von Klappspaten;60890
Hallo Leutle,
ich hab einen Geigerzähler und würde ihn gerne auf Funktion testen. Nun meine Frage, hat jemand ein strahlendes Test-Teil wie zb. Porzelanteller mit aktiver Glasur oder ein schwach strahlendes Messobjekt ect?
Wär ne tolle Sache wenn mir jemand sowas zukommen lassen könnte (Unkosten übernehm ich natürlich)
...oder jemand hat ne Idee wo oder wie ich das Gerät testen könnte?
Grüße Klappspaten
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Einige gute Vorschläge wurden von anderen Teilnehmern schon gemacht (Glühstrumpf, Uran- oder Thoriummineralien, die aber alle den Nachteil haben, rein qualitative Funktionstests zu sein, da die Aktivität des Strahlers nicht bekannt ist.
Wie baue ich mir einen Referenzstrahler bekannter Aktivität? Ich gehe zum Laborbedarf und erwerbe eine Büchse Kaliumchlorid. Es kann auch gern das Carbonat oder ein anderes Kaliumsalz sein.
Kalium enthält zu 0,0118% das natürliche Radioisotop 40K, das durch Beta Minus Zerfall oder K-Einfang zerfallen kann, der K-Einfang unter Abgabe einer charakeristischen Gammastrahlung von ca. 1,5 MeV, was ganz anständig ist.
Ein Kilo Kaliumchlorid ethält also 16350 Bq 40K (nein, das ist kein Tippfehler!) und kann perfekt als Kalibrierstandard verwendet werden. Wer ein anderes Kaliumsalz verwenden will, muss halt ein wenig Stöchiometrie treiben oder mich fragen, ich liefere die Aktivitätsangabe nach.
Beide genannten Salze haben den Vorteil, dass sie frei und ohne lästige Nachfragen in jeder Apotheke oder im Laborbedarf bezogen werden können, beide haben sogar eine E - Zulassungsnummer als Lebensmittelzusätze. Ein kleines Schmankerl am Rande: Die Freigrenze für den Umgang mit Uran liegt in D beispielsweise bei 5000 Bq. Drüber ist das Präparat melde- und genehmigungspflichtig.
Hinweis: Dieses Verfahren eignet sich für empfindlichere Strahlungsmessgeräte, billige Geigerzähler, die vielfach im Armeesurplus, bei eBay oder von Elektronikversandhändlern angeboten werden, würde ich als Kernwaffennahtrefferdetektoren bezeichnen. Solche Geräte beantworten lediglich die Frage, ob der Aufenthalt in einem Gebiet unmittelbar oder zumindest mittelfristig gefährlich ist. Solche Geräte könnte man aktuell in Fukushima direkt an den Unglücksreaktoren brauchen, für Kontaminationsmessungen einen Kilometer weiter landeinwärts wären sie nicht mehr brauchbar, schon gar nicht bei Nahrungsmitteln.
Ansonsten sind die von anderen Teilnehmern schon empfohlenen Mineralien die preiswerteste Methode, legal an eine größere Aktivitätsmenge zu gelangen. Aber bitte Vorsicht im Umgang!
Ein 200g schweres Stück erzgebirgische Pechblende kann in 10 cm Abstand von der Probe locker 50 µSv/h ( 5 mrem/h) liefern. Das ist aber noch nicht die eigentliche Gefahr. Tochternuklide der Uranzerfallsreihe sind diverse kurzlebige Isotope des radioaktiven Edelgases Radon, die gasen aus dem Mineral aus, verteilen sich in der Raumluft und ihre Zerfallsprodukte, diverse radioaktive Schwermetalle, kontaminieren nach und nach sämtliche Oberflächen. Oder das Radon wird eingeatmet und zerfällt in der Lunge.
Also: Die Probe, wenn nicht unmittelbar daran gearbeitet wird, immer in einem gasdichten Behälter aufbewahren.
Ebenso gefährlich ist die (versehentliche) Einnahme von Stäuben. Viele radioaktive Mineralien sind z.b. ausgesprochen "bröselig", was daran liegt, dass die Radioaktivität nach und nach die Kristallstruktur zerstört. D.h. mit solchen Mineralien wird nur an einem feucht abwischbaren Arbeitstisch gearbeitet, bei der Arbeit wird nie gegessen, getrunken oder geraucht, nach der Arbeit wird der Tisch auf Kontamination durch Brösel untersucht, die Probe wieder sorgfältig verpackt und dann gründlichst die Hände gewaschen. Dass so eine Probe nichts in Wohnräumen zu suchen hat und vor dem Zugriff von Kindern gesichert werden muss, versteht sich von selbst.
Falls das für den einen oder anderen jetzt etwas oberlehrerhaft geklungen hat, es war nicht so gemeint. Lieber liefere ich ein paar Tipps unnütz mit, die jeder sowieso schon kennt, als dass sich einer von diesem thread zum Kauf eines Uranminerals verleiten lässt, der die Sicherheitshinweise nicht kennt.
Übrigens: Viele Mineralien aus Schwarzwald oder Erzgebirge, die keine primären Uran- oder Thoriummineralien sind, und von denen man Radioaktivität eigentlich nicht erwartet, strahlen trotzdem durch Uranbeimischungen im Ganggestein "wie die Sau". Das gilt z.B. für Bismut-, Nickel-, Cobaltmineralien und ähnliche. Wer Mineralien sammelt, sollte routinemäßig jede Probe auf Radioaktivität testen, bevor sie in die Vitrine wandert.
Gruß
Waldschrat