Den ersten Teil seines Vortrags finde ich sehr gut, aber im weiteren Verlauf nimmt mein Unbehagen immer weiter zu und steigert sich zu leichtem Grusel.
Woher kommt das?
Er hat recht damit, dass das "Ja, aber-" Sagen seuchenhaft dazu missbraucht wird, um die eigene Standpunktlosigkeit und Bequemlichkeit zu rechtfertigen.
Daraus jetzt aber den Schluss zu ziehen, jede Selbstkritik aufzugeben und sich pauschal zum "Sieger" zu erklären
(verbrämt mit ein paar sarrazinhaften primitivdarwinistischen "Erklärungen"),
übertreibt masslos ins andere Extrem:
Woran bitte soll man festmachen, was als Erfolg zu gelten hat und was demzufolge ein "Siegertyp" sein soll?
Seine Fixierung auf Äusserlichkeiten finde ich da überhaupt nicht weiterführend.
Nach seinen Kriterien bin ich ein Totalversager.
Er zielt auf die berüchtigten "Sekundärtugenden, mit denen man auch ein KZ leiten kann".
Exakt dieselbe Motivationsrede (angereichert mit ein paar Koranfloskeln)
könnte auch ein Salafist halten, der Selbstmord-Attentäter motivieren möchte.
Auch ein Anders Breivik hält sich "zweifellos" für einen Siegertypen.
Schramm hat nicht begriffen, dass der Zweifel keine Schwäche, sondern die größte zivilisatorische Errungenschaft der abendländischen Aufklärung ist.
Die Bereitschaft, geistig aus sich herauszutreten und zu versuchen, sich selbst objektiv zu sehen und die eigene Prioritätensetzung zu hinterfragen.
Richtig verstanden, sind "Ja, aber..." und "Warum nicht?" nämlich keine Gegensätze: Genau, WARUM nicht? Was spricht dagegen?