Habe für Euch keine Mühe gescheut und am Freitag mal einen Test meiner Selbstbergeausrüstung durchgeführt.
Die Vorbereitung dazu war recht einfach: Man nehme rund 30 cm tiefen, nassen und verwehten Schnee und fahre mit Schwung hinein. Dank Motorschutzblech bildet sich nach wenigen Sekunden ein äußerst tragfähiger Schneekeil unter dem Auto, das Endergebnis seht Ihr im Anhang. Der Wagen lag mit Rahmen und vermutlich auch Radaufhängungen auf dem verdichteten Schnee auf und alle vier Räder haben nurmehr durchgedreht.
Die hilfreichsten Utensilien aus meiner Werkzeugsammlung im Kofferraum waren in dieser Situation eine Lawinenschaufel aus Alu (rund € 30,- im Sportfachhandel), ordentliche Winterarbeitshandschuhe (FerdyF Cold Worker), zu vorgerückter Stunde ausreichend Licht (Petzl Taktikka, billige LED-Arbeitsleuchte, Fenix TK15) eine Wolldecke und ein zweckentfremdeter Air Jack (Ballonwagenheber).
Den Air Jack hätte ich eigentlich zweckkonform verwenden und damit den Wagen nach minimalem Ausschaufeln anheben wollen. Danach hätte ich etwas Material, notfalls einfach nur verdichteten Schnee, unter die Reifen gepackt und wäre rückwärts wieder rausgefahren. Da Nissan das Auspuffende am Pathfinder aber aus Gründen der besseren Geländetauglichkeit sehr stark angeschrägt hat, war leider der Konus meines eher billigen Air Jack (€ 65,- bei Conrad) um ein paar Millimeter zu kurz. Daher konnte nur dann Druck aufgebaut werden, wenn ich das kleine verbleibende Loch mit der Hand zuhielt. Selbst mit Lederhandschuhen wurde das aber unangenehm warm und hätte bei steigendem Druck wahrscheinlich auch nicht lange geklappt. So habe ich den Airjack eben als wasserdichte Unterlage für die Wolldecke genommen und habe mich zum Schaufeln auf diese Kombination gekniet.
Nach insgesamt rund eineinhalb Stunden war der gesamte Unterboden freigeschaufelt und mein Auto stand wieder mit vollem Gewicht auf seinen vier Rädern. Damit konnte ich dann recht problemlos wieder rückwärts in der selben Spur auf die Straße zurückfahren.
Wahrscheinlich hätte auch deutlich weniger schaufeln schon genügt um wieder freizukommen, allerdings habe ich versucht möglichst systematisch und komplett auszuschaufeln und habe dabei eine Menge Fotos gemacht, falls ich noch ein Tutorial dazu schreibe. Zumindest war es ein Test für meine bestehende Ausrüstung und ein Technik-Training für mich, sowohl was Fahrtechnik als auch Bergetechnik betrifft, unter recht sicheren und kontrollierten Bedingungen. Im Notfall hätte ich das Auto bis Samstag stehen lassen können und bei Tageslicht und weniger Wind/Kälte weitergraben. Da die ganze Aktion beim Reitstall stattgefunden hat wäre das warme Stüberl mit Tee außerdem nur 50 Meter entfernt gewesen, falls ich mich zwischendurch trocknen und aufwärmen hätte wollen. Dank guter Kleidung (Schiunterwäsche, Neopren-Jacke, Bergschuhe, Wollhaube, Sturmhaube auf Reserve, insgesamt fünf Paar eigener Handschuhe in unmittelbarer Reichweite) war der Wind aber kein Problem und den Wärmehaushalt konnte ich durch das Tempo beim Schaufeln recht gut kontrollieren.
Mein Fazit:
- Den Air Jack muß ich dringend modifizieren oder mir eine alternative Druckquelle besorgen (Volumenpumpe, Kompressor).
- Zusätzlich zum funktionierenden Air Jack wären Sandbleche vorteilhaft, die sparen die Suche nach Material zur Unterfütterung der Reifen.
- Ein kräftiger Baum wäre vorhanden gewesen, allerdings hat die mitgeführte Handwinde nur 4 Meter Reichweite (Billigausführung aus dem Baumarkt), zumindest Baumgurt und Verlängerungsseil wären noch nötig gewesen. Die Anschaffung einer richtigen Elektroseilwinde scheue ich noch wegen Platzbedarf und Gewicht. Wenn überhaupt Elektrowinde, dann nur eine abnehmbare Variante mit Kunststoffseil und Montagemöglichkeiten vorne und hinten.
- Die Schaufel war wohl bei weitem das wichtigste Werkzeug und eine gute Investition. Das letzte Mal, als ich meinen Wagen unvorsichtigerweise auf einem Schneehügel festgesetzt hatte, hatte ich nur einen Klappspaten im Auto. Der ist zwar toll bei Eis und wirklich hartem Schnee, für große Mengen lockeren Schnee aber völlig ungeeignet, da schaufelt man ewig.
- Gute Kleidung ist durch nichts zu ersetzen! Erst gegen Ende der Aktion hatte ich den Anflug eines Kälte- und Feuchtegefühls an den Füssen, obwohl ich nur Jeans anhatte (über der Schiunterwäche, wie erwähnt) und die Schuhe außen völlig durchnässt waren. Die Handschuhe waren zwar gut nass, offenbar aber nur an der Oberfläche, die Hände waren trocken und warm.
Heute Nachmittag geh ich wahrscheinlich nochmal schaufeln ... oder im Schnee spielen, je nachdem wie ich es erwische. Ein paar alternative Bergeideen sind mir zu dieser Ausgangssituation ja noch gekommen. Im ewigen Streben nach höchstmöglicher Effizienz suche ich natürlich nach der minimalen Ausrüstung (besonders hinsichtlich Platzbedarf und Gewicht, aber auch akzeptabler Kosten) um die größtmögliche Palette an Problemen damit bewältigen zu können. Da ist Multifunktionalität von jedem einzelnen Ausrüstungsgegenstand gefragt.
Anhang:
Die Heldin des Tages mit einem auf 50 cm ausgerollten Maßband. Am Grund des Loches sieht man den Schotter des Weges leicht durchleuchten, der Hügel links ist der Rest einer Schneewächte die sich die ganze Reithalle (links außerhalb des Bildes) entlangzieht und etwa einen Meter hoch ist. Vom Weg bis zum Trittbrett meines Autos sind es etwa 50 cm gut verfestigter Schnee.
NACHTRAG:
Bin vom Schaufeln zurück, für die alternativen Bergeideen brauch ich eindeutig neues und mehr Werkzeug. Die Lawinenschaufel hat unter Einsatz ihres Lebens ganze Arbeit geleistet, nach dem dritten Schaufeleinsatz heute (plus ein Einsatz am Freitag) hat sie aber schon das zeitliche gesegnet und ist gebrochen. Sandbleche in irgendeiner Art stehen jetzt jedenfalls ganz oben auf meiner Einkaufsliste, damit hätte ich mir heute wahrscheinlich die ein oder andere Stunde schaufeln erspart.