Beiträge von ChrisHamburg

    Hallo Hunted,
    es ist wirklich unglaublich, wieviel man mit ziemlich wenig Ausrüstung helfen kann. Das sollte man nie vergessen. Eine Kollegin hat mal in Lambarene ein Kind mit einer Sichelzell-Krise gerettet, indem sie ihm völlig unverträgliches Blut transfundiert und viel Cortison dazugegeben hat. Es gab nichts zu verlieren, das Kind wäre sonst auf jeden Fall gestorben. Und passendes Blut war einfach nicht vorrätig, Was die menschliche Natur alles aushält!


    Wenn ich die spannenden Beiträge von ferfal lese, der die Wirtschaftskrise in Argentinien durchgestanden habe, scheint mir eines der Hauptprobleme wirklich Infektionen aller Arten zu sein http://ferfal.blogspot.com/. (Die Seite ist ziemlich unorganisiert).


    So habe ich das auch in Indien erlebt. Die kleinste Schramme vereiterte, weil es keine Kanalisation gab, auf dem Feld die Bedürfnisse verrichtet wurden und alles durch die Luft flog. Es ist ja sehr heiß dort und alles trocknet schnell und wird zu giftigem Staub. Mal abgesehen von den ganzen kleinen und auch größeren Tieren, die da den menschlichen Körper besiedeln können. Einige gibt es ja auch hier. Hygiene ist wirklich das Aller- allerwichtigste ind einer Krise.

    Ok, gebt mir etwas Zeit, wie bei den meisten Ärzten ist auch mein Vorrat alles andere als vollständig. Ich brauche ein paar Tage, um so eine Liste zusammenzustellen.


    Was die Antibiotika angeht, finde ich den amerikanischen Beitrag fachlich schon in Ordnung. Man muß allerdings bedenken, dass in Amerika andere Antibiotika eingesetzt werden als bei uns. Die Resistenzen der Bakterien sind einfach andere. Ich habe zwei Jahre da drüben gearbeitet und mußte mich erstmal daran gewöhnen.
    In Indien kam man mit Penicillin u. Tetracyclin aus, Penicillin braucht man heute in Deutschland gar nicht mehr einzusetzen, viele Bakterien sind darauf und auf viele andere Antibiotika leider schon resistent. Deshalb sind Antibiotika wirklich etwas für Mediziner.



    Ich "klecker" schon mal ein paar weitere wichtige Dinge: unbedingt Läusemittel und Läusekämme. Es ist unglaublich, wie schnell diese Tierchen sich ausbreiten können, wenn die Bedingungen dafür da sind (z.B. weniger Hygiene). Aus Indien kann ich da aus eigener leidvoller Erfahrung nur sehr Unangenehmes berichten. OK, Haare ab geht natürlich auch. :face_with_rolling_eyes:

    Die Info mit den Antibiotika habe ich von einer englischen Webseite
    http://www.doomandbloom.net/20…se-medicinetm-part-3.html
    Auf der Seite wird auch über den Einsatz von Tierantibiotika diskutiert, ich habs grad nicht so schnell gefunden. Dein Hinweis ist sehr richtig´: die Zusatzstoffe können unverträglich sein, deshalb die Empfehlung der "Schweine-Medizin".


    Was mir noch einfällt: Steristrips, das sind schmale Streifen, mit denen man eine Wunde zusammenziehen kann zur besseren Heilung, gibt es auch im Tierbedarf (darf ich den Supermarkt hier nennen?) Und am besten gleich eine Pinzette dazu nehmen, sonst kommt man mit denen schlecht zurecht. Und viele, viele Einmalhandschuhe - wo es sie geerade billig gibt.


    Ok, in Indien haben wir auch die sterilisiert, früher in Deutschland übrigens auch. 1er nadeln haben wir so fit gemacht: mit einem kleinen Mandrin (Draht) wurde die Innenseite durchgängig gemacht, nachdem sie in Desinfektionslösung gelegen hatten. Ich weiß, ich weiß, die Prionen...kleine böse Tierchen kriegt man so nicht ab. Dann wurde die Spitze auf eine Schleifpapier nachgeschärft, die Nadeln auf eine Mullplatte gesteckt und ab ging es in den Dampfsterilisator. Das ist natürlich nicht das Optimum - aber besser als nichts.

    Hallo Sentencer,
    was sich jedeR´in Supermärkten für Tierbedarf leicht holen kann:
    Steriles Verbandsmaterial u. elast. Binden, antibiotische Creme zur Wundversorgung. Von fertigen Päckchen zum Nähen würde ich eher abraten, potentiell infizierte Wunden läßt man besser "von unten", also spontan heilen.
    Desinfektionsspray für den Hautrand an den Wunden, nicht in die Wunden. In den Wunden stört es die Wundheilung und Abwehr von Keimen erheblich.
    Kochsalzlösung zum Spülen von verschmutzten Wunden bekommt man sehr günstig im Internet als Bedarf für Kontaktlinsenträger. Die ist steril.
    Auch Antibiotika für den Veterinärbedarf kann man verwenden, am besten die für Schweine, die sind uns Menschen am ähnlichsten:Cool:. Hier muß man sich aber mit den Dosierungen und den Antibiotika schon ganz gut auskennen, das ist also eher etwas für "Fachpersonal".

    Da ich selbst Ärztin bin, will ich auch mal meine 2 cent dazu geben. Zu meiner Grundlage: ich bin jahrelang Notarztwagen gefahren und habe mehrere Monate in Indien unter vorsintflutlichen Bedingungen gearbeitet.


    Es ist davon auszugehen (Bericht der Fachkommission an den Bundestag zu den Folgen eines längeren Stromausfalls), dass im Fall des Falles alle Verbrauchsmaterialien äußerst schnell verbraucht sind (just in time), nach 2 Wochen sieht es schon sehr mau aus, zumal wahrscheinlich in diesem Szenario viel mehr Verletzte kommen werden durch Schnitt- u. Brandverletzungen.


    Haltet Euren Impfschutz aufrecht, ich habe schon Leute an Tetanus sterben sehen - gruselig!


    Auch Krankenhäuser haben nur für 3-7 Tage Vorräte an Medikamenten und Verbrauchsmaterialien, vom Benzin für das Notstromaggregat ganz zu schweigen (meistens nur 3 Tage).


    Wer lebenswichtige Medikamente braucht, sollte diese sehr großzügig bevorraten.


    In worst-case-Szenarios gibt es viele Probleme mit Infektionen, die kleinste Wunde eitert bei nicht fachgerechter Behandlung. Viele Leute sterben an Infektionen. Und man hat reichlich mit Durchfall zu tun, vielleicht Cholera und damit verbundene Todesfälle. Desinfektionsmittel, Bleiche zur Stoffdesinfektion, Verbandsmaterialien, antibiotische Creme, Antibiotika sind sindvoll. Im Veterinärbedarf bekommt man viele dieser Dinge viel günstiger und genauso gut wirksam. Außerdem Elektrolytpulver für Kinder und Erwachsene.
    Und- es gibt ja keine Glasspritzen mehr, die man wieder sterilisieren kann und Kanülen, die man reinigt und sterilisiert. So haben wir es in Indien gemacht und uns den Nachschub für den nächsten Tag sicher gestellt. Man kann auch unter sehr primitiven Bedingungen die Versorgung aufrecht erhalten, aber selbst dafür braucht man die Ausgangsmaterialien.


    Ich sollte mich mal auf die Suche nach sterilisierbaren Spritzen und Kanülen machen...
    Christiane

    In der Handtasche: Portemonnai mit div. Karten, Stifte, kleines Schreibheft, Kalender, Reinigungstücher. In eigenener Hülle Führerschein, KFZ-Schein, Impfausweis, Spenderausweis.
    Bonbondose: Alkoholtücher, Aspirin, Paracetamol, div. Pflaster, Otriven, ggf. aktuelle Tablettenreserve, Schweizer Taschenmesser, kleines LED-Licht, Feuerzeug.
    Linke Manteltasche: Taschenlampe, Handschuh, rechte Manteltasche: Pfefferspray, Handschuh (neulich mußte ich das Spray doch "entsichern", habe es dann aber nicht gebraucht).
    Bonbondose: Alkoholtücher, Aspirin, Paracetamol, div. Pflaster, Otriven, ggf. aktuelle Tablettenreserve, Schweizer Taschenmesser, kleines LED-Licht, Feuerzeug.