Hi,
zum Thema Handfunkgeräte fürs BoB bzw. generell für SHTF habe ich mir folgende Gedanken gemacht:
1. Wartung
Was nützt das beste Funkgerät, wenn es ungenutzt im Rucksack/Schublade sein Dasein fristet und im Bedarfsfall hervorgeholt wird um dann zu merken, dass der Akku leer ist? Leider haben alle Akkus, die für HFGs eingesetzt werden die unangenehme Eigenschaft der Selbstentladung. Egal wie modern und welche Akkutechnologie, wenn er lange genug Zeit hat um sich zu entladen, wird er irgendwann leer sein. Um das zu vermeiden muss man die Akkus zumindest einmal pro Monat ans Ladegerät hängen. Akkus halten auch unter diesen Bedingungen nicht ewig daher empfiehlt sich zusätzlich ein jährlicher Test, wie lange der Akku im Realbetrieb durchhält. Bemerkt man hier eine nennenswerte Abnahme der ursprünglichen Betriebsdauer gehört der Akku ersetzt.
Ein wichtiges Feature bei der Auswahl eines HFG ist für mich daher die Verfügbarkeit eines Batteriegehäuses für handelsübliche Zellen, das anstatt des Akkus verwendet werden kann. Das bringt zwei Vorteile:
- AA-Zellen sind grundsätzlich leichter verfügbar als ein proprietärer Akkupack eines bestimmten Herstellers. Den gibts fix nicht an der Tanke.
- AA-Zellen gibt es als Lithiumbatterien mit einer Lagerfähigkeit von 10 Jahren ohne nennenswerten Kapazitätsverlust und mit 5facher Kapazität gegenüber herkömlichen Batterien
2. Robustheit
Bei diesem Einsatzszenario sollte ein HFG schon einiges aushalten. Es wird runterfallen. Es wird nass werden. Vielleicht fällts auch mal ins Wasser. all das sollte dann nicht zum Problem werden. Wird in Hollywood ja gern als Klischee verwendet; GPS/Funkgerät/Menschheitsrettungswundergerät fällt runter und zerspringt in seine Einzelteile...
Das HFG sollte also Stoßfest (MilSpec) und Wasserdicht (IPx7) sein
3. Bedienbarkeit
Jeder von uns kennt das. Wir kaufen uns ein neues Spielzeug und beschäftigen uns eingehend damit. Alle Funktionen sind klar, kein Problem. Aber wie siehts zwei Jahre später aus? OK, einschalten geht noch (ups der Akku ist ja leer...:banghead:) aber wofür waren nochmal all diese Knöpfe und waren das jetzt Millihertz oder Kilowatt und wieso rauscht das Ding eigentlich die ganze Zeit? :confused:
K.I.S.S. lautet die Devise! So wenig Funktionen und Knöpfe wie möglich, nur so viele wie unbedingt nötig.
Erstellt auf einem A6-Blatt ein Kochbuch für die wichtigsten Funktionen, lamminiert es ein und legt es zum Gerät.
Folgende Features halte ich für wichtig:
- Sprachübertragung
- Anschlussmöglichkeit für externe Sprechgarnitur
- Abschaltbare Displaybeleuchtung
- Leistungseinstellung (zB: 0,05-0,5-5W)
- Abnehmbare Antenne mit Normanschluss
- Batterieleergehäuse erhältlich
- MilStd/IPx7
- Ladebuchse am Gerät die auch Betrieb ohne bzw mit leerem Akku erlaubt
- Mechanischer Ein/Ausschalter
Ich könnte jetzt noch zwei Seiten 'Nice to Have' aufzählen aber wie gesagt, KISS!!
4. Reichweite
Das Feature schlechthin, das jedem als erstes in den Sinn kommt, wenns um Funkgeräte geht.
Leistung ist durch nichts zu ersetzen. GILT ZWAR IN DER AUTOTUNERSZENE aber in der Funkerszene gilt: Antenne ist durch nichts zu ersetzen!
Wenn es um die Reichweite geht ist die Antenne das wichtigste Teil. HFG-Hersteller wissen das zwar, gehen hier aber einen Kompromiss zwischen Performance und Design ein. Die original Antennen sind daher meist nicht ideal und sollten gegen After Market Produkte austauschbar sein. Zur Antenne gehört auch ihr Standort. Je höher und je mehr freie Sicht umso größer die Reichweite aber das ist dann eher eine Frage der Bedienung und nicht relevant für die Kaufentscheidung.
Ein weiterer Faktor sind die verwendeten Frequenzen. Je höher die Frequenz umso mehr gilt, "Funkwellen verhalten sich wie Licht". Gerade in bebautem Gebiet sind daher Geräte mit niedrigeren Frequenzen vorteilhafter. Ich würde ein Gerät im 2 Meter Band nehmen.
5. Energieversorgung
Irgendwann werden die bevorrateten Lithiumbatterien zur Neige gehen. Spätestens dann braucht man eine Methode zum Laden der Akkus. Das ist wieder ein eigenes Thema aber als Anregung, in jedem Auto ist eine 12V Batterie. Es wäre also sicher nicht verkehrt, ein Ladekabel für diesen Zweck ins BoB zu legen. Am besten eines mit Verpolungsschutz, das direkt an die Batteriepole geklipst werden kann.
6. Ortbarkeit
Das Thema taucht in Foren immer wieder auf aber ich halte es in halbwegs realistischen Szenarien für wenig relevant. Sofern man nicht über das nötige Equipment verfügt ist das Anpeilen eines Senders nämlich eine recht schwierige und langwierige Prozedur. da wir hier von HFGs sprechen kann man davon ausgehen, dass sich der zu peilende Sender auch noch bewegt. Eine Ortung ist da nicht realistisch. Hat jemand spezielles Equipment zur Ortung dann kann er uns Orten, egal welches HFG wir verwenden. Selbst Militärtechnologie a la Spread Spectrum ist damit ortbar.
7. Abhörsicherheit
Noch so ein zwiespältiges Thema. Für die meisten Szenarien halte ich das ebenfalls für wenig wichtig aber man kann es zumindest argumentieren. Mir ist allerdings kein einfach erhältliches HFG bekannt das über eine effektive Verschlüsselung oder Scrambling verfügt. Abhilfe schaffen Zusatzgeräte die man anstatt oder zwischen die externe Mikrofon/Lautsprecherkombination steckt.
8. Fernmeldegesetz & ähnliches
Ist mir im SHTF-Szenario sowas von Latte....
Der Besitz des Gerätes sollte aber auf jeden Fall legal sein.
Und vergesst nicht hin und wieder damit zu üben. Nehmt die Dinger auf Wanderungen oder Stadtspaziergänge mit. Sammelt Erfahrung. Lernt den Umgang.
Und zuletzt:
DENKEN - DRÜCKEN - WARTEN - SPRECHEN - WARTEN - AUSLASSEN (klingt logisch aber meine Fresse.... wie oft wird das selbst von Profis falsch gemacht)
LG Nudnik :help: