Das Ziel "autarkes Leben" ist wie Cephalotus bereits anmerkte nicht sinnvoll, da es meine Lebenszeit vermutlich drastisch reduziert.
Ausserdem ist "autarkes Leben" auch nur in ca. der Hälfte der Lebenszeit (15-65 Jahre) für die Masse möglich. Sollten Kinder im Spiel sein, hört die "Autarkie" in D spätestens bei der Kinderfürsorge auf.
Man sollte also zwischen "Wohlstandsgesellschaftaussteigern" im mittleren Alter und Menschen die nach Selbstbestimmung streben unterscheiden.
Die Masse der "Gesellschaftsaussteiger" experimentiert heute in einer Sonnenschein-Sozialwelt herum, die jederzeit eine Rückkehr-Option ins Sozialsystem bietet. Egal woran die Pläne der "Selbstversorger", "Aussteiger" oder "Auswanderer" auch scheitern, solange sie nach Rückkehr in die Gesellschaft den Weg zum Amt finden, gibt es die bedingungslose warme Wohnung, Essen und den Arzt. Als Gegenleistung wird lediglich verlangt, dass man evtl. noch vorhandene Arbeitskraft zur Verfügung stellt, falls diese lokal benötigt wird.
Sobald eine wirtschaftliche Krise eintritt verändert sich aber die Welt.
Der "autarke Aussteiger" wird plötzlich mit Themen wie neuen Vermögenssteuern, erhöhten Grundsteuern und Lastenausgleichgesetzen konfrontiert. Er tut gut daran sich in den Sonnenscheinzeiten zu überlegen, wie er als "Vermögender" im Mieterland Deutschland 1-2% jährliche Grundsteuern aufbringen würde. Oder 25 Jahre lang 2% Lastenausgleich. Bitte auch berücksichtigen, dass es evtl. zu behördlich vorgenommenen Neubewertungen von Immobilienbesitz kommen kann, damit die Steuern nicht zu niedrig ausfallen.
Selbstverständlich sinkt in der Krise die Arbeitskraftnachfrage und es kommt zu Massenentlassungen und sinkenden Reallöhnen. Das betrifft auch die Tauschgeschäfte in der "Nachbarschaftshilfe" und Schwarzarbeitnachfrage. Mangels verfügbarem Material oder fehlender Energie ist sogar das Arbeiten auf dem eigenen Grund oft erschwert.
Man sollte auch nicht damit rechnen Kredite zu bekommen oder bestehende Kredite verlängern zu können. Geld wird besonders in Wirtschaftskrisen sehr ungern an Leute mit Immobilienbesitz verliehen. Schließlich kann man als Geldverleiher diesen Besitz evtl. günstig erwerben, falls es nicht zum Kredit kommt. Der Staat unterstützt dann tendenziell denjenigen, der in Aussicht stellt als Besitzer seine Steuern zu bezahlen und unterstützt die Vertreibung der nicht Steuern zahlenden Altbesitzer.
Weitet sich die Wirtschaftskrise zur richtigen Depression aus sinkt die Sicherheitslage. Sowohl eingelagerte als auch angebaute Lebensmittel müssen dann mit zusätzlichem Aufwand versteckt oder bewacht werden. Es wird geklaut was nicht niet- und nagelfest ist. Solarzellen, Brennholz oder Kupferbleche finden noch mehr Abnehmer als heute im Sonnenschein. Feldarbeit wird erheblich erschwert, wenn man sich nicht mehr sicher bewegen kann. Isolierte Höfe können sowieso kaum selbst gegen Plünderung verteidigt werden. Weitet sich die Depression zum (Bürger-)Krieg aus droht zusätzlich noch Vertreibung.
Ich kann dazu nur jedem empfehlen, mal das Stadtzeitungsarchiv aus dem Jahr 1923 zu lesen. Ich phantasiere nicht herum, sondern beschreibe Alltagsrealität vor 90 Jahren. Angezündete Höfe um Spuren nach Plünderungen zu verwischen, aus Rache oder Neid gab es schon damals.
Die Basis für ein selbstbestimmtes Leben liegt im Erhalt von Gesundheit, möglichst weit nachgefragter Qualifikation, hoher Flexibilität und gutem Leumund der eigenen Person. Letzteres ist besonders für Auswanderer wichtig.
Zur Qualifikation gehört nicht nur die aktuell beruflich ausgeübte Tätigkeit. Man sollte die Welt in der man lebt verstehen. Dazu gehören Sprachkenntnisse, benutzte Alltagsgegenstände wie ein Auto oder IT genauso wie Gesetze. Wer gesellschaftliche Entwicklungen regional und global nicht versteht, Wirtschaft, Finanzen und Politik nicht interpretieren kann, wird sein "selbstbestimmtes Leben" vermutlich nur bei Sonnenschein leben können.
Vorbereiten (Preppen) bedeutet nicht sich im Krisengebiet möglichst gut einzuigeln und auf das Ende der Krise zu warten. Krisen wüten selten weltweit in derselben Intensität, aber sehr oft an einem Ort über viele Jahre. Fast immer ist vorbereitetes Absetzen in das langfristig zuvor auserkorene Fluchtland besser, als das Aussitzen im Krisengebiet. Egal ob es sich um Krieg, Hunger, Naturkatastrophen oder Verfolgung handelt.
Die Gewichtung im Forum liegt sehr stark auf dem BOB oder dem Bauernhof. Die Qualifizierten in Rumänien oder Griechenland setzen nicht auf "autarke Bauernhöfe" und brauchten auch selten den vorgepackten BOB. Es war wichtiger als erster Verkaufender noch einen guten Preis für die verkaufte Wohnung zu bekommen, bevor die Preise fallen und im Zielland als Erster eine der wenigen offenen Stellen zu bekommen, bevor die Masse nachziehen will.