Der vierbeinige Betrugshelfer (Tag 4)
Die letzte Nacht war mal wieder nicht so toll. Neben der schlechten Schlafposition kam die Kälte hinzu. Die Temperaturen sind auf etwa 15-16 Grad runtergegangen, sehr gering für unser Klima. Dadurch, dass die Hängematte von unten keinerlei Isolation bietet, habe ich gefroren.
Irgendwann bin ich nachts aufgewacht und dachte nur: Schweine. Hatte ich doch eine ganze Reihe geöffneter Kokosnüsse im Lager liegen. Es waren dann doch wieder nur unsere Hunde...Glück gehabt.
Nach einem weiteren Kaffee aus Kokoswasser...diesmal ohne Milchpulver und weniger Kaffeepulver..., war die erste Aufgabe das Lager aufzuräumen. Also alle alten Nüsse zum "Highway" gebracht und Ordnung geschaffen.
Gestärkt durch eine Dose Fisch und die letzen Käsecracker machte ich mich wieder an die Arbeit an der "Hauptstrasse". Ich musste dort weiter kommen und weitere Palmen finden. Später fiel mir dann ein, dass wir in diese Richtung einen uralten Betontank stehen haben. Dieser ist mit Regenwasser gefüllt, welches über die Jahre sich darin angesammelt hatte.
Sollst Du auf die Palmen pfeifen und dich daran bedienen? Ja, dachte ich, auch im Hinblick auf die Körperpflege. So langsam brauchte mein Körper auch von aussen mal Wasser. Nur Kokoswasser-Zähneputzen und Hände mit Erde reiben ist auf Dauer nicht so das wahre.
Schlagen andere doch ihr Lager in der Nähe eines Sees, Bachs oder Tümpels auf, so sollte der Wassertank meine neue Quelle werden. Immerhin hast du bis heute Abend ganze zwei Tage nur durch Kokosnüsse überlebt, das sollte als erster Test mal reichen, dachte ich.
Gegen Mittag hatte ich dann bis auf 5 Nüsse alle ausgetrunken. Auf meinem Weg zum Tank entdeckte ich eine weitere Palme. Ich dachte, OK, die bleiben als Nahrungsreserve dort, das Wasser kommt jetzt aus dem Tank.
Bepackt mit dem Filter und ein paar leeren Flaschen schlug ich mich bis zum Tank durch. Ich filterte 6l und nahm noch 3,5l als Brauchwasser mit. Eine leichte Trübung blieb im gefilterten Wasser zurück, ein Vergleich mit der ungefilterten Flasche brachte keinen Unterschied zu tage. Zumindest waren die Mückenlarven und sonstigen Schwebestoffe entfernt.
Das Wasser schmeckte ziemlich neutral. Meine erste Handlung im Lager war das Duschen. Ausgezogen und endlich Wasser und Seife. Eine Wohltat. Ich verbrauchte die 3,5l Brauchwasser komplett, war danach aber endlich richtig sauber. Ein gutes Gefühl und wie ich später überlegte, ganz eindeutig eine der wichtigsten Säulen in solch einer Situation. Körperpflege und das gute Gefühl sind nicht nur gesundheitlich ein Muss, sondern vielmehr auch ein wesentlicher Bestandteil eine Krisensituation auch mental besser überstehen zu können.
Später arbeitete ich noch an dem Hauptpfad weiter, um es bei folgenden Wassertransporten einfacher zu haben. Am Abend gab es Nudeln mit Maggi-Tomatensuppe. Ein Traum. Diese Asia-Nudeln können hingehen wo der Pfeffer wächst.
Definitiv würde ich mir solche Nudel-Pakete für einen BOB/INCH selbst abpacken, das ist für mich Luxus pur und ein Motivationsschub schlechthin. Diesen brauchte ich auch. Immer wieder war ich hin- und hergerissen...was als nächstes, niemand, den man Fragen könnte, umarmen kann oder die Situation teilen könnte. Nach ein paar Tagen wird es einsam...trotz Funkgerät. Ich bin definitiv nicht der Mensch um monatelang alleine zu sein.
Ich brauche nicht viele Menschen, aber in einer guten Gruppe oder halt mit dem Partner ist sowas für mich um Längen leichter zu ertragen. Ich will mir nicht vorstellen, wie es in einer wirklichen Krisensituation wäre. Überleben würde ich vielleicht, aber zu welchem Preis?
Ich unterhielt mich am Funk mit der Buschfrau über dieses Thema. Sie war auch alleine, interessiert was ich denn hier so mache...immer nur Funk...ist blöd. Mein Tabak ging auch noch zur Neige, scheiss Rauchen dachte ich. Letztendlich lief es auf ein "Cheaten" hinaus.
Kurze Zeit später kam einer unserer Hunde mit "Geschenken" vorbei. Die Buschfrau hatte ein Paket Tabak und ein Tütchen Fruchtgummi ans Halsband gebunden. OK, dachte ich, es ist meine Entscheidung es anzunehmen oder nicht. Ich war schwach...und griff zu.
Letztendlich war das natürlich nicht Sinn der Sache, in einer echten Situation bringt einem niemand Tabak oder Fruchtgummi. In diesem Fall war es mir egal. Die Idee einen Hund als Boten zu benutzen, der Nachrichten oder kleine Güter durch unwegsames Gelände von Camp zu Camp transportieren kann, war auch interessant...zumindest erklärte ich mir den S+P Bezug auf diese Weise;)
Während ich so mit der Buschfrau funkte, beobachtete ich wieder die kleinen Ameisen, die nun auch einen Weg in das Funkgerät gefunden hatten. Man konnte sie ganz nett hinter dem Displayglas beschauen. Diese kleinen Biester kommen überall rein, verursachen aber keinen grossen Schaden. Ich kenne sie auch aus anderen geraten, bis jetzt blieb aber alles intakt, bis jetzt. Ich dachte nur: Jegliche Elektronik sollte einer Schutzklasse entsprechen...fatal wenn etwas ausfällt nur wegen Ameisen.
Vorm Einschlafen kamen sie dann wieder. Die Gedanken wie es in einer richtigen Situation wäre, an die Welt da draussen. Ich glaube das ist ein Phänomen durch die Einsamkeit hervorgerufen. Wenn niemand da ist um abends den Tag zu reflektieren und das Morgen zu planen, ist man sich selbst überlassen. Ich fragte mich, ob ich in solch einer Situation nicht irgendwann verrückt werden würde. Der letzte Mensch auf Erden wollte ich nicht sein, soviel stand fest. Ich schlief ein.
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LG Buschmann