Ich habe meine komplette Familie bereits mit dem Support-Aus von Windows 7 auf Linux umgesattelt.
Das funktioniert zwar, ist aber nicht unbedingt wenig Arbeit und ich stoße auch jetzt immer mal wieder auf kleinere oder größere Probleme, die das intensive beschäftigen mit dem Betriebssystem erfordern.
Ein immer wieder auftretendes Problem ist der Netzwerkdrucker. Da kommt es leider regelmäßig mal vor, dass der nicht so drucken möchte, wie Benutzer das wünscht. Insbesondere bei PDFs ist das häufig ein Problem. Falls man daher mit dem Gedanken spielt auf Linux (egal welche Derivate) umzusteigen, sollte man das im Blick behalten und sich gleich intensiv damit beschäftigen, ob der aktuelle (oder zukünftige) Drucker gut mit Linux zusammenspielt.
Ein anderes Problem ist die Software: Es gibt eben für Linux nicht unbedingt von allem dieselbe Software wie für Windows. Bei mir ist es z.B. die Steuersoftware, daher habe ich dafür (und zum Zocken) noch eine einzelne Kiste mit Windows 10 im Haus stehen. Aber auch beim Thema Homeschooling haben wir das gemerkt: Die Schule meiner Tochter hat mit Beginn des Online-Unterrichts erwartet, dass jeder Schüler auf seinem Rechner Webex installiert. Die Desktop-Variante gibt es allerdings leider nicht für Linux, nur Windows und Mac. Für Firefox gibt es eine Erweiterung mit eingeschränktem Funktionsumfang, die wir jetzt nutzen. Trotzdem ist es etwas Aufwand gewesen, das zum Laufen zu bringen und vor allem den Lehrern zu verklickern, dass "PC" nicht gleichbedeutend mit "Windows" ist. Auf der anderen Seite gibt es für Linux eigentlich für fast jeden Anwendungsfall kostenfreie Software aus dem Open-Source-Bereich. Wenn man da bereit ist, sich reinzufuchsen und darüber hinweg zu sehen, dass die Software überall so poliert und geschliffen ist wie kommerzielle Programme, dann kann man damit viel Geld sparen.
Aus meiner Sicht hat sich der Umstieg insgesamt gelohnt. Alleine die Tatsache, dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass die Kisten regelmäßig nach Redmond funken, wie sich unser Benutzungsverhalten besser monetarisieren lässt (Stichwort "Telemetrie") und die jetzt fast vollständige Verwendung von Open-Source-Software, lässt mich Nachts besser schlafen Außerdem ist das für mich Training und Weiterbildung für meinen Beruf.
Bei den Linux-Derivaten kann ich für Einsteiger Ubuntu (Debian-basiert) sehr empfehlen (gibt es auch in verschiedenen Varianten, z.B. "Ubuntu Studio" für Kreative) und falls man schon etwas tiefer drinsteckt, ist Manjaro (Arch-basiert) eine interessante Distribution. Bei Ubuntu kommen alle paar Jahre neue Major Releases raus, die man dann ähnlich wie bei einem Windows-Versionswechsel über das alte System drüber (oder komplett neu) installieren muss. Von der Fehlergefahr beim Update ist das nicht besser und nicht schlechter als bei Windows. Im Gegensatz dazu hat Manjaro rolling Releases, d.h. das System wird laufend und ohne große Versionssprünge aktualisiert. Dadurch kommt man garnicht erst in die Versuchung ein Upgrade aus Angst vor dem großen Systemcrash zu lange rauszuzögern Auf der anderen Seite ist so ein rolling Update in seinen internen Abhängigkeiten deutlich komplexer und auch da können Fehler auftreten. Da muss man dann halt ggfls. Google bemühen und rausfinden, wie sich das Problem beheben lässt.
UPDATE:
Einen Punkt hab ich noch vergessen: Hardwareunterstützung. Die ist unter Linux meist etwas verzögert im Vergleich zu Windows, vor allem bei Grafikkarten und Laptops. Auch da sollte man sich also informieren, bevor man sich ein neues Gerät kauft.