Jetzt hast Du mich neugierig gemacht
Bei einer Eheschließung müssen die Standesbeamten beim Aufgebot diverse Datenbanken abfragen, ehe sie sozusagen den Ehewunsch zur Kenntnis nehmen dürfen und einen Termin für die Trauung festsetzen dürfen.
Der Standesbeamte saß also vor seinem Computer und wir sahen ihm die Verzweiflung im Gesicht stehen und dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Irgendetwas war so gar nicht normal und in Ordnung.
Höflich, wie man als gemeiner Mensch ist, fragt man mal nach, ob denn alles in Ordnung sei. Das große "P" auf der Stirn des guten Mannes. Nein, nichts sei in Ordnung, er könne nicht auf die Datenbank in gewohnter Weise zugreifen. Er finde uns nicht in der Datenbank. Wir existierten für ihn quasi nur dem Namen nach. Aber alles andere, also Geburtsdatum, Wohnadresse und was man so als Standesbeamter sonst noch so gebrauchen könnte für die alltägliche Arbeit, wurde ihm von der Datenbank vorenthalten.
Ich fragte als "scheinheilig", ob das vielleicht mit der Auskunftssperre zusammenhängen könnte. Ich dachte bis zu diesem Zeitpunkt, dass so eine Auskunftssperre nur für Anfragen von Privatpersonen gilt. Ja, im Wesentlichen schon richtig, aber das bedeutet in weiten Teilen auch gegenüber Behörden untereinander. Beziehungsweise "kann" es bedeuten. Dazu später mehr.
Dem Standesbeamten fiel erst einmal alles aus dem Gesicht: "Wie Auskunftssperre? Warum haben Sie eine Auskunftssperre?" - Antwort: "Weil... Gründe."
Reaktion: "Oh, das erklärt es. Dann muss ich mal eben telefonieren."
Also rief er bei einer anderen Dienststelle an (keine Ahnung, ob beim Amtsgericht oder bei der Polizei) und bekam dort dann fernmündlich die erforderlichen Daten und die Bestätigung, dass wir das sind, was wir vorgeben zu sein. Ich zum Beispiel zu diesem Zeitpunkt rechtskräftig geschieden von meiner ersten Frau. Ich hatte beim Standesamttermin zwar mein Scheidungsurteil dabei, aber nicht die Ausfertigung, wo der Stempel mit der Rechtskraft drauf war. Dieses eine Datum hatte den Standesbeamten also heftig ins Schwimmen gebracht.
Warum hatte ich das mit der Polizei explizit erwähnt: Die haben auf die meisten Daten, vor allem Namen und Adressen, selbstverständlich Zugriff, aber bei denen ploppt dann ein Vermerk "Auskunftssperre" oder so ähnlich auf. Musste meine Frau einige Monate später erleben, als sie von einem Polizisten am Telefon früh morgens geweckt wurde mit der Frage, ob er ihre Kontaktdaten an Person XY weitergeben dürfe, die gerade über die Polizei eine Halterabfrage machen ließ, damit sie den Unfall ihrer Kfz-Haftpflicht melden könnte...
Auskunftssperren haben auch so ihre Nachteile. Auch und gerade in einer Pandemie, wenn eh alles personell dünn besetzt ist...